Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme - Jodocus Temme страница 107

Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme

Автор: Jodocus Temme

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238149

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СКАЧАТЬ Mein Ehrenwort?« rief Mahlberg.

      Da wies der Domherr auf die kranke Frau.

      »Der General will nicht anders«, sagte er, »und fragen Sie sich selbst, ob er anders kann.«

      Mahlberg schwieg. Ob er sich unterwarf?

      Er wechselte einen Blick mit Gisbert.

      Die beiden Freunde schienen einverstanden zu sein.

      Der Domherr zeigte mit keiner Miene, dass er die Blicke bemerkt habe.

      »Und Du, Gisbert?« fragte er seinen Neffen.

      »Ich begleite Mahlberg.«

      »Du bliebest also nur bis zur Grenze bei uns?«

      »Dort werden wir Eure Gesellschaft verlassen.«

      »Dir hörtest doch, dass Gisbertine mit dem General kommt?«

      »Ja, Onkel Florens, und sage Du ihr, dass ich mich sehr darüber freue und dass ich sie bitten lasse, der Kranken ihre ganze Pflege und Sorgfalt zu widmen.«

      »Willst Du ihr das nicht selbst sagen?«

      »Nein.«

      »Teufel!« fluchte der Domherr leise. »Wäre es schon jetzt zu spät für Gisbertine? Ohne dass er einmal weiß, welchen Auftrag sie mir für ihn mitgegeben hat? Ob ich ihn ihm noch mitteile? Ich sähe klar!«

      Er tat es doch nicht.

      »Sie werden in einer halben Stunde hier sein«, sagte er. »Treffen wir die Anstalten zur Abreise.«

      Sie trafen die Anstalten zur Abreise.

      Nach einer halben Stunde kam der Wagen des Generals.

      Als man den Postillion blasen hörte, trat Mahlberg an das Bett der Kranken.

      Sie schlief noch immer. Ihr Schlaf war ein ruhiger.

      Die Ruhe, der neue, bequemere Verband hatten ihr wohlgetan.

      Mahlberg küsste die Schlafende auf die Stirn. Es war nur ein leiser Hauch.

      Sie erwachte dennoch.

      Ihr mattes Auge sah ihn so glücklich an.

      »Du bist in Sicherheit, Agathe, und ich darf Dich verlassen, um auch für mich ein Asyl zu suchen. Gisbert wird mich begleiten.«

      Ein seliges Lächeln verklärte ihr Gesicht.

      Er küsste sie noch einmal.

      Er verließ mit Gisbert das Zimmer.

      »An der Grenze sehen wir Dich, Onkel Florens.« sagte Gisbert noch zu dem Domherrn.

      »Gut.«

      Zwei Minuten nach ihrer Entfernung trat Gisbertine in das Zimmer.

      Die Kranke war wieder eingeschlummert.

      »Der Onkel Steinau wünscht nicht auszusteigen, wenn es nicht notwendig ist«, sagte Gisbertine zu dem Domherrn.

      »Es ist nicht notwendig«, erwiderte ihr der Domherr. »Wir können aufbrechen, sobald der Arzt kommt. Er wird im Augenblick kommen.«

      Dann hatte Gisbertine eine Frage.

      »Hast Du meinen Auftrag an Gisbert ausgerichtet?«

      »Nein.«

      »Aber ich sehe ihn nicht hier.«

      »Er erklärte mir, dass er Dich nicht sehen wolle.«

      »Ehe Du ihm von mir gesprochen hattest?«

      »Ehe ich ihm von Dir gesprochen hatte.«

      Gisbertine erblasste, wurde rot, biss die Lippen zusammen.

      »Ah! Und er wusste, dass ich kam?«

      »Er wusste es.«

      Der Arzt kam.

      Er hatte versprochen, die Kranke nach Preußen zu begleiten.

      Die Kranke wurde in den Wagen getragen. Der Domherr und der Arzt setzten sich zu ihr.

      Der Domherr hatte vorher Gisbertine zu dem Wagen des Generals zurückgeführt.

      Sie hatte keine Frage mehr an ihn gehabt.

      Die Wagen fuhren ab.

      Es war gegen Morgen, als sie die Grenze erreichten.

      Nach Preußen wie nach Russland konnte man zu jener Zeit nur durch doppelte Zolllinien gelangen.

      An dem Zollhause wurden die beiden Wagen von einer Schar von Zollbeamten umringt.

      »Haben Sie versteuerbare Sachen bei sich?«

      »Reiseeffekten, weiter nichts«, sagte der Domherr.

      »Wir müssen visitieren.«

      Das hieß aussteigen und dann Koffer und Kisten und Kästen aufschließen, damit jene das, was sich darin fand, Stück für Stück an- und durchsehen konnten.

      Da blickte der General aus seinem Wagen.

      Die Zollbeamten waren lauter »zwölf Jahre gediente« Unteroffiziere. Das ist ein vortreffliches Institut in Preußen. Es versorgt alle Zweige der Staatsverwaltung mit Beamten, sämtliche Ministerien in Berlin, sämtliche Ober- und Unterbehörden in den Provinzen, Gerichte, Magistrate, Post und Polizei, Universitäten und Gymnasien, Gefängnisse und Zollämter; allerdings zuerst nur mit Unterbeamten; aber Unterbeamte können avancieren und selbst Minister werden, und von einem zwölf Jahre gedienten Unteroffizier wissen wir bestimmt, dass er Minister wurde.

      Als der General aus dem Wagen blickte, wurde er erkannt.

      Unter den alten Unteroffizieren entstand ein Gemurmel: »Der General von Steinau!«

      Einige machten etwas bittere Gesichter, andere desto freundlichere, selbst glückliche.

      Ein alter General hat manche gute und manche schlechte Stunde gehabt, und seine Untergebenen haben die einen wie die andern empfinden müssen. Der General von Steinau hatte sie gehabt von der Zeit an, da Fuchtel und Korporalstock regierten, bis zu der Zeit, da Vaterlandsliebe und Begeisterung Preußens Heere von Sieg zu Sieg führten.

      Der erste der Grenzbeamten trat an den Wagen des Generals.

      »Gehört auch der andere Wagen zu Ew. Exzellenz?«

      »Ja.«

      »So wünsche ich Exzellenz untertänigst eine glückliche Reise.«

      Da СКАЧАТЬ