Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme
Автор: Jodocus Temme
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027238149
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»Gefesselt?«
»Auch an meine Karriere.«
»An Deine Ehre, hatte ich gemeint. Freilich Du weißt Ehre und Karriere wohl nicht voneinander zu trennen?«
Der Herr von Schilden antwortete nicht.
Die Erwähnung der Ehre hatte ihn wohl wieder an etwas anderes erinnert.
»Du hattest eine Bitte an mich.«
»Sogleich. Beantworte mir vorher noch eine Frage. Wenn Du heute Nachricht erhältst, was wird dann?«
Er ging auf die Frage ein. Gutmütigkeit war das schwerlich bei dem Geheimrat von Schilden; er musste es also schon weit im ehelichen Gehorsam gebracht haben.
»Es wird von dem Inhalt der Nachricht abhängen, Hedwig.«
»Und der Inhalt kann sein?«
»Die Flüchtlinge sind gefunden oder sie sind nicht gefunden.«
»Wenn sie nicht gefunden sind?«
»So fahren wir zusammen weiter nach Hofgeismar. Ich erwarte dort fernere Nachrichten.«
»Und wenn sie gefunden sind?«
»So würde ich wahrscheinlich sofort an Ort und Stelle müssen, und Du müsstest allein zu dem Bade reisen.«
»Hm, mein Freund, Du wünschtest meine Bitte zu erfahren?«
»Ja, Hedwig.«
»Der Graf Westernitz geht gleichfalls nach Hofgeismar. Möchtest Du ihn nicht bitten, dass er mich mitnehme?«
Der Herr von Schilden ärgerte sich nicht wieder, er wurde zornig.
»Weib!« rief er.
Sie lachte.
»Warum ereiferst Du Dich? In Hofgeismar träfe ich ja doch mit ihm zusammen, und eifersüchtig bist Du nie.«
Er schämte sich seines Zorns.
»Eine Frage«, sagte er kalt. »Woher weißt Du, dass der Graf nach dem Bade will?«
»Woher? Wenn Du ihn bittest, dass er mich mitnehme, wird er hingehen.«
Er hörte die Antwort der Bosheit nicht mehr.
Es war an die Tür geklopft.
Es trat ein Zollbeamter in das Zimmer.
Die Augen des Herrn von Schilden leuchteten.
»Sie bringen mir Nachricht?«
»Zu Befehl, Herr Geheimrat.«
»Haben Sie die Flüchtlinge gefunden?«
»Wahrscheinlich. Aber erlauben der Herr Geheimrat mir, dass ich erzähle.«
»Erzählen Sie.«
»In der vorgestrigen Nacht, gegen Morgen, sind an dem Zollamte in der Nähe von Beverungen drei Extrapostwagen, aus dem Hannöverschen kommend, die Grenze passiert. In dem einen hat eine kranke Dame mit einem älteren Herrn und einem Arzte gesessen, in dem zweiten ein alter Herr und eine junge Dame, in dem dritten zwei Herren. Die sämtlichen drei Wagen haben zusammengehört und sind nach Beverungen gefahren. Den alten Herrn in dem zweiten Wagen hat man am Zollhause erkannt; nur ihn allein. Es ist der General von Steinau gewesen.«
Der Herr von Schilden traute seinen Ohren nicht.
»Der General von Steinau? Es ist nicht möglich!«
»Die Hälfte der Beamten hat ihn erkannt, Herr Geheimrat. Sie haben unter ihm gedient, manche Schlacht mitgemacht. Er hat sie erkannt, mit ihnen gesprochen.«
»Weiter, weiter!« rief der Herr von Schilden.
Der Zollbeamte erzählte weiter.
»Die Herrschaften sind im Gasthofe zu Beverungen eingekehrt, unter dem Namen: General von Steinau mit Familie aus Berlin. Dort hat sich gezeigt, dass die kranke Dame eine schwer Verwundete war. Es kommt zwar niemand zu ihr. Der Arzt und die zweite Dame, die zu dem General Onkel sagt, pflegen sie und weichen nicht von ihr. Aber der Arzt hat sich viele Scharpie geben lassen, und die horchenden Leute des Hauses haben von einer Wunde, wie sie meinen, an der Schulter sprechen gehört. Die Verwundete soll übrigens in einem sehr bedenklichen Zustande sich befinden, und an eine Weiterreise sei noch lange nicht zu denken, will man wissen. Ich habe dennoch zwei Aufseher als Wache zurückgelassen. Das sind unsere Ermittlungen. Ich bin hierher geeilt, um des Herrn Geheimrats weitere Befehle zu empfangen.«
Die Augen des Geheimrats waren leuchtender geworden; es war ein unheimliches Feuer, das in ihnen brannte.
»Die sämtlichen Fremden sind noch in Beverungen?« fragte er den Beamten.
Der Mann besann sich.
»Die angekommen sind, Herr Geheimrat. Ich hatte vergessen, zu bemerken, dass der dritte Wagen mit den beiden jungen Herren in Beverungen gar nicht eingetroffen ist.«
Die Nachricht stimmte die Freude des Herrn von Schilden herab.
»Wo ist der Wagen geblieben?«
»Ich und meine Leute haben es nicht erfahren können. Hoffentlich erhalten der Herr Geheimrat von anderer Seite Nachricht darüber.«
»Erfrischen Sie sich unten«, sagte der Geheimrat zu dem Beamten.
Der Beamte ging.
Der Herr von Schilden musste überlegen, mit seiner Fran.
Er hatte allen Streit mit ihr, allen Zorn über sie vergessen. Er war ein tüchtiger Polizeimann.
Seine Frau schien wenigstens in diesem Falle sein Interesse zu teilen. Ob sie einen besonderen Grund für sich hatte?
»Sie sind es unzweifelhaft, Hedwig. Die verwundete Frau! Die erste Nachricht, die mir von Berlin nachgeschickt wurde, sagte zwar, der Entflohene selbst sei erschossen. Es kam aber bald die Berichtigung. Auf allen Stationen, auf denen man ihre Spur verfolgt hatte, wusste man nur von einer kranken, verwundeten Frau, der Frau des Entflohenen, die ihn ohne Zweifel befreit hatte.«
»So hättet Ihr die Frau jetzt sicher«, sagte die Geheimrätin. »Aber nicht den Hochverräter. Was habt Ihr an ihr?«
»Wir haben auch ihn. Er ist nicht weit von ihr. Er verlässt sie nicht in der Lebensgefahr.«
»Du scheinst ihn genau zu kennen!«
Der Herr von Schilden verfärbte sich leicht.
»Auch dass der General Steinau bei ihnen ist, oder dass sie bei ihm sind, ist mir klar geworden«, sagte er.
»Die Frau hat den Mann nicht allein gerettet. Es ist kein Zweifel, dass der Herr von Aschen СКАЧАТЬ