Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme - Jodocus Temme страница 116

Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme

Автор: Jodocus Temme

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238149

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СКАЧАТЬ Dir nicht sagen.«

      »Welche Nachricht hattest Du gestern Abend erhalten, Henriette?«

      »Der König kommt hierher.«

      »Wie käme der König hierher?«

      »Ich kann Dir auch das sagen. Der Inspektor von Ovelgönne war in Warburg gewesen. Da hatte er es gehört. Die großen Herren haben auch ihre Last und ihre Leiden. Die Schwester des Königs ist die Kurprinzessin. Der Kurprinz — er hat vor ein paar Jahren eine Mamsell aus Berlin mitgebracht, und seitdem geht er mit seiner Frau um, wie ein Mann nicht mit seiner Frau umgehen sollte. Neulich bei Tafel hat er sie sogar etwas sehr schlimm behandelt. In Kassel spricht man laut davon. Da hat nun die arme brave Frau an ihren Bruder, den König, geschrieben, und der König ist gekommen, um mit seinem Schwager ein ernstes Wort zu sprechen. Damit es aber nicht bekannt werde, hat er den Kurprinzen hierher zu der Sägemühle beschieden, die er noch von einem früheren Aufenthalte in Hofgeismar kennt. Die beiden Herren kommen hier ganz inkognito zusammen. Und darum, Louis, sprechen wir davon auch nicht weiter.«

      Auf einmal mussten sie aufblicken.

      »Was war das?«

      »Was.«

      »Dort in der Laube.«

      »Herr des Himmels!« rief der Kellner.

      »Was hast Du, Louis?«

      Schon bald nach der Ankunft des Mädchens war in der Laube, in deren Nähe das Paar hinter dem Fliederstrauche stand, eine leichte Bewegung laut geworden. Die beiden jungen Leute hatten sie nicht gehört. Sie hatten sich auch in dem Eifer ihres Gesprächs nicht umgesehen, und so war es ihnen entgangen, dass einer der beiden Herren in der Laube vorn im Eingange erschienen war.

      Es war nicht der kleinere, der bei dem Nahen der vier jungen Offiziere vorhin vorgetreten war, den andern durch seine Gestalt verdeckt und durch seinen kalten und vornehmen Blick die vier jungen Herren in die Flucht geschlagen hatte. Der große, stattliche, so einfache und doch so ganz besonders vornehme Herr stand da, schaute nach dem hübschen, so innig an fremdem Leide teilnehmenden Mädchen aus, und sein eigenes mildes und schwermütiges Gesicht zeigte nicht mindere Teilnahme für das Mädchen. Da hörte er, wie sie auf einmal von der Ankunft des Königs sprachen, und mit einer unwillkürlich raschen Bewegung war er im Innern der Laube verschwunden. Als das Mädchen das Geräusch hörte und sie dann beide nach der Laube blickten, sahen sie. nichts mehr von ihm.

      Dem Kellner war doch plötzlich ein Blitz durch den Kopf und ein Stich durch das Herz gefahren.

      »Herr des Himmels!« musste er ausrufen. »Was ich habe, Henriette?«

      Er zeigte nach der Laube.

      »Dort!«

      »Was ist dort?«

      Er wollte es ihr sagen.

      Er konnte nicht dazu kommen.

      Der Graf Thalhausen stand vor ihm.

      »He, mein Bursche, bedient man so seine Gäste? Im Augenblick marschiere Er auf seinen Posten und hole Er unsere Schokolade.«

      Der Graf sprach es laut, in seinem ganzen Übermut, mit dem vollen Hohn seines Übermuts.

      Der Kellner wurde kreideweiß. .Er machte eine heftige Bewegung; er wollte gegen den Grafen vortreten.

      Das Mädchen hielt ihn zurück.

      »Louis!« rief sie bittend.

      Der Graf hatte einen Augenblick überrascht gestanden.

      Das Drohende in den Gesichtszügen, in den Bewegungen des Kellners, eines Kellners, war ihm wohl unbegreiflich gewesen. Als er nicht mehr daran zweifeln konnte, erregte es seinen Zorn.

      »Flegel«, rief er, »Er untersteht sich, mir zu drohen?«

      Der Kellner hatte sich gefasst.

      »Mein Herr, Sie werden weiter von mir hören. Komm, Henriette!«

      Er hatte vollkommen ruhig gesprochen.

      Ebenso ruhig ging er mit dem Mädchen zu dem Hause.

      Der Offizier kehrte zu seinen Kameraden zurück.

      Auf dem Wege war er noch unter dem Eindrucke seiner Überraschung, aber einer zweiten über die letzten Worte und die sonderbare Ruhe des Kellners. Er war fast betreten. Bei den Freunden aber hatte er seinen Übermut wieder.

      »Der Bursche wird uns nicht wieder warten lassen. Dem habe ich einmal seinen Standpunkt klargemacht und in Gegenwart seines Schätzchens.«

      Dann wurde er doch wieder still.

      Die Herren mussten zwar auf ihre Schokolade nicht warten, aber der Kellner Louis brachte sie ihnen nicht, ein Knecht des Hauses kam damit.

      »Warum kommt der Louis nicht?« rief zwar der Graf. Der Knecht konnte nur antworten, dass er es nicht wisse.

      Aber da fragte der Herr von Homberg:

      »Thalhausen, was hast Du mit dem Louis gemacht?«

      Und der Graf wurde still und dachte nach.

      In der Laube, in der die beiden älteren Herren sich befanden, war unterdes Folgendes vorgefallen.

      Der große, stattliche Herr war rasch von dem Eingange in das Innere der Laube zurückgekehrt.

      »Hm, Witzleben, haben gehört?«

      »Zu Befehl, Majestät.«

      Die Offiziere hatten sich also in ihrem ersten Gedanken nicht geirrt.

      »Wir sind verraten, Witzleben.«

      »Wahrscheinlich wieder einmal durch den übergroßen Eifer eines Landrats.«

      »Landräte in der Regel dumm!«

      Witzleben widersprach nicht.

      Der König liebte keinen Widerspruch zumal wenn er verdrießlich war. Witzleben wusste das. Der König war verdrießlich.

      Aber nicht ganz. Er dachte auch an etwas anderes.

      »Hat Pläne gemacht, das Mädchen«, fuhr er fort.

      »Als sie von meiner Ankunft hörte. War eine wichtige Nachricht für sie — und für den Kellner. Ist ihr Geliebter. Was für Pläne? Warum ich wichtig für sie? Witzleben, warum antworten nicht?«

      Witzleben wollte antworten — wohl, dass er keine Antwort habe.

      In demselben Augenblicke hörte man draußen an dem Fliederbusch die höhnische Stimme des Offiziers: »He, Bursche, bedient man so seine Gäste?«

      »Was ist das?« sagte der König, und als er weiter gehört hatte, las man in seinem stillen Gesichte mehr und mehr den Ausdruck einer großen Entrüstung.

      »Einer meiner Offiziere benimmt sich so? Ungesittet! Ungesittet! СКАЧАТЬ