Название: Der schwarze Atem Gottes
Автор: Michael Siefener
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783864020551
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»Er ist ein Edelmann«, sagte Josef und legte den Arm enger um sie. Seine Hand rutschte von ihrer Schulter hin zu dem Ansatz ihres Busens. Dort verweilte sie wie angeklebt. »Er wirkt vielleicht etwas düster, und in mancher Hinsicht erinnert er mich an unseren Gast dort unten, aber er ist unendlich gebildet und scheint jede einzelne Wissenschaft, die es auf unserer Welt gibt, studiert zu haben. Du wirst ihn kennenlernen – morgen. Aber jetzt wollen wir erst einmal Spaß haben.« Und seine Hand rutschte noch tiefer.
Maria versuchte, sich aus seiner Umarmung zu befreien.
»Was ist? Willst du mir etwa nicht das gönnen, was du einem schäbigen Mönchlein gewährt hast?«, fragte Josef erbost und hielt sie noch fester. Seine rechte Hand hatte sich jetzt in ihren Ausschnitt gestohlen und drückte die Brust heftig. Es tat weh.
Ja, sie wollte. Nein, sie wollte nicht. Sie wusste nicht mehr, was sie wollte. »Aber doch nicht hier, nicht vor den anderen …«, beschwerte sich Maria.
Die anderen, die ihr mit offenen, geifernden Mündern gegenübersaßen, lachten schallend.
»Glaube nicht, dass meine Gesellen noch nie ein nacktes Weib gesehen haben«, raunzte Josef sie an und zerrte an ihrem Ausschnitt. Er beugte sich zu ihr herüber und küsste sie. Sie roch seinen säuerlichen, nach Wein und Gewalt stinkenden Atem. Dann war seine Zunge in ihrem Mund.
Es ekelte sie. In den vergangenen zwei Tagen hatte sie sich manchmal gewünscht, Josef möge sie nehmen, doch er hatte sich ihr gegenüber stets höflich und sittsam benommen. Jetzt fiel seine Maske von ihm ab. Und jetzt gefiel es ihr gar nicht mehr.
Er zwang sie dazu, sich vor ihn zu knien, und nahm seine dicke, kurze Rute aus der Hose. »Mach den Mund auf, du Hure«, knurrte er sie an. Es bliebt ihr nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Er drückte ihren Kopf so nahe an sein Gemächt heran, dass sie keine Wahl hatte. Sie nahm die Rute in den Mund. Josef keuchte und ächzte. Maria würgte. Die Rute wurde in ihrem Mund noch etwas dicker, aber zum Glück nicht länger.
Er zwang sie dazu, sich wieder zu erheben und auszuziehen. Dann legte er sie unter dem anfeuernden Beifall seiner Spießgesellen mit dem Rücken auf den Tisch und stieß sie mit aller Kraft. Dabei brüllte er wie ein Tier. Sein grober Bauernkittel, den er nicht ausgezogen hatte, rutschte bei jedem Stoß raschelnd hin und her.
Die anfängliche sachte Erregung, die Maria widerwillig gespürt hatte, als er zum ersten Mal in sie eingedrungen war, wich schnell tiefstem Abscheu. Das da über ihr war kein Mensch, es war eine Bestie. Sie betete, dass es schnell vorübergehen mochte. Als sie seinen warmen Saft in sich spürte und er dabei wie ein Irrsinniger grölte, hoffte sie, dass sie es hinter sich hatte.
Aber sie irrte sich. Gründlich.
Josef zog seine erschlaffte Rute aus ihr heraus und keuchte zu den Männern an der anderen Seite des Tisches: »Jetzt könnt ihr sie haben.«
Das ließen sich die Männer nicht zweimal sagen. Nur das schüchterne Gänschen machte einen noch längeren Hals als üblich und blieb reglos auf seinem Stuhl sitzen, als wäre er auf dem Holz angewachsen; und den einfältigen Spatzel schien es ebenfalls nicht danach zu gelüsten, es den anderen gleichzutun. Doch Hütlein, Christoffel, Hans, Mohammed und auch das Pfäfflein fielen über Maria her. Einer oder zwei hielten sie jeweils fest, während die anderen sich nacheinander und manchmal auch gleichzeitig an ihr vergingen. Dabei soffen sie weiter ihren Wein. Marias Schreien und Wimmern störte sie nicht, ja es schien sie nur noch stärker anzuregen. Wenn sich Maria allzu unwillfährig zeigte, schlugen ihr die Räuber ins Gesicht oder kniffen sie heftig in die Brust. Schließlich gab sie jede Gegenwehr auf und lag auf dem Tisch wie ein Stück totes Fleisch, an dem sich jedermann nach Belieben bedienen konnte.
Als schließlich Christoffel sie das zweite Mal mit seiner gewaltigen Rute genommen und wund gescheuert hatte, lagen die anderen bereits im Weinrausch auf dem Tisch oder dem Boden. Auch Christoffel brach endlich über Maria zusammen. Sein massiger Körper erdrückte sie fast. Sein Atem stank wie eine Kloake. Es gelang ihr, sich auf dem Tisch unter ihm hervorzuwinden. Mit zitternden Beinen stand sie da und heulte. Sie klaubte ihre Kleider vom Boden auf. Der Rock und das Hemd waren von Wein und Erbrochenem besudelt, aber das Mieder und die beiden Ärmel, die etwas abseits auf den kalten, nackten Steinfliesen gelegen hatten, waren zum Glück noch recht sauber. Nachdem sie den schlimmsten Schmutz abgewischt hatte, zog sie sich an. Dann schaute sie sich um. Alle Männer waren inzwischen in einen weinseligen Schlaf gesunken. Einen Augenblick lang wünschte sie sich, es wäre ihr irgendwie möglich, ihre Peiniger auf einen Streich zu töten. Auf keinen Fall wollte sie länger bei dieser Bande bleiben. Wie schändlich hatte Josef sie getäuscht! Sie hatte gehofft, in dieser Gesellschaft Schutz zu finden; stattdessen hatte sie sich ihnen schutzlos ausgeliefert. Schluchzend setzte sie sich auf einen der Stühle. Das schnarchende Gänschen, das neben ihr auf einem Stuhl hockte und den Kopf in die auf dem Tisch liegenden Arme gelegt hatte, regte sich leicht, aber es erwachte nicht.
Die Situation war günstig. Sie sollte von hier verschwinden. Aber wohin sollte sie gehen? Maria wischte sich die Tränen aus den Augen. Sie hatte doch niemanden, dem sie sich anvertrauen konnte, und die Verbrecher würden bald ihre Spur entdeckt haben, und ihre Rache wäre sicherlich furchtbar. Da fiel ihr der alte Mönch mit dem dicken Bauch und dem hageren Gesicht ein, der unten im Verlies hockte. Vielleicht konnte er ihr helfen? Aber sicher, er war schließlich ein Mann Gottes, und wenn er ihr auch beim ersten Anblick unangenehm und sogar unheimlich erschienen war, so war er wenigstens kein so wilder Bruder wie diese schnarchenden Gesellen. Entschlossen stand Maria auf. Ja, das war die einzige Möglichkeit.
Sie hatte gesehen, wie Josef den Schlüssel, der sowohl das Portal als auch die Tür zum Verlies des Paters aufschloss, in seinem Kittel verstaut hatte. Irgendwie musste sie an diesen Schlüssel herankommen.
Josef lag auf dem Boden, mit dem Bauch nach unten. Sie stellte sich rechts neben ihn und versuchte, an die Außentasche heranzukommen.
Er lag genau darauf.
Maria zerrte vorsichtig an dem Kittel, doch er ließ sich nicht weit genug bewegen. Aber Josef schien etwas bemerkt zu haben.
Er drehte sich um.
Maria sprang entsetzt auf. Ihr Herz raste. Der Atem stockte ihr. Was sollte sie ihm bloß sagen? War das ihr Ende? Sie wartete darauf, dass er die Augen aufschlug.
Aber sie blieben geschlossen. Sein Schnarchen wurde nun, da er auf dem Rücken lag, sogar noch lauter. Als er sich umgedreht hatte, war ihm der große, schwarze Schlüssel aus der Tasche gefallen. Wie ein nutzloses Werkzeug lag er auf den Steinfliesen. Sofort ergriff Maria ihn und hastete zur Tür, die hinunter in die Kellergewölbe führte. Bevor sie sie hinter sich schloss, warf sie einen Blick zurück.
Niemand war aufgewacht.
Die Fackel im Gang brannte noch und beleuchtete flackernd die schweren Türen, die von ihm abzweigten. Hinter welcher saß der Pater? War es die zweite oder die dritte an der linken Seite gewesen? Sie trat an eine der Türen heran und klopfte zaghaft. »Seid Ihr hier drin, Pater?« Keine Antwort. Sie versuchte es bei der nächsten Tür. Sie glaubte, dahinter ein Geräusch zu hören. Sie klopfte noch einmal und sprach etwas lauter. Nun hörte sie ein seltsames Grunzen. Beherzt steckte sie den Schlüssel in das Schloss und sperrte die Tür auf.
Der Pater saß gegen die hintere Wand gekauert. Er schien gerade unter seine schwarze Kutte gegriffen zu haben, denn er zerrte den Stoff sofort herunter, als er die Störung bemerkte. Maria spürte, wie Ekel in ihr hochstieg. Er war doch auch nur ein Mann. Sollte sie ihm wirklich helfen? Würde er dann auch ihr helfen? Oder würde er sie genauso missbrauchen wie die anderen? Es war zu spät, um darüber nachzudenken; sie hatte sich bereits СКАЧАТЬ