Der schwarze Atem Gottes. Michael Siefener
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Название: Der schwarze Atem Gottes

Автор: Michael Siefener

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783864020551

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СКАЧАТЬ Jagd, schoss es Maria durch den Kopf. Sie konnte sich nicht mehr bewegen, war gebannt von Angst und Grauen. Sie sind auf der Jagd, auf der Jagd nach Seelen. Immer näher kamen sie, wichen manchmal etwas nach rechts oder links aus, doch fanden jedes Mal wieder zu ihrem Kurs zurück. In wenigen Minuten würden sie auf Maria und den Mönch stoßen.

      »Was ist das?«, flüsterte Maria noch einmal.

      »Ich weiß es nicht«, antwortete Pater Hilarius atemlos.

      Die raschelnden Geräusche wurden lauter. Jetzt war es bald so weit.

      Maria wollte ihr eigenes Ende nicht sehen. Sie schlug die Hände vor das Gesicht.

      Dann war das Rascheln ganz nahe gekommen.

      Sie waren da.

      7. Kapitel

      Es waren zwei. Der eine machte einen seltsamen Eindruck auf Pater Hilarius, aber den anderen erkannte er sofort. Es war sein Schüler Martin. Dieser wollte den Pater bereits umarmen, doch Hilarius konnte ihn gerade noch davon abhalten und trat einen Schritt zurück. Das Erste, was er sagte, war: »Wo ist Bruder Suitbertus?«

      Martin musste ihm von den grauenvollen Geschehnissen der Nacht berichten. Hilarius war entsetzt, als er vom Tod seines Konfraters erfuhr. Dann erzählte er, was ihm selbst widerfahren war, und schließlich deutete er auf den buntscheckigen Gaukler und fragte: »Und wer ist der da?«

      »Federlin bin ich genannt, stets zu Euren Diensten, heiligmäßiger Hilarius. Bin nur ein armer Schlucker und wandere durch die Welt, aber manchmal bin ich durchaus zu etwas nützlich – zum Erschnüffeln von Weihrauchschwenkern zum Beispiel.« Er machte einen tiefen Diener und zog seine Mütze ab. Es wirkte wie eine Verspottung. Hilarius kniff die Augen zusammen. Diese Gestalt war seltsam. Er fasste sofort eine heftige Abneigung gegen den so kecken Gaukler.

      Irgendwo knackte etwas. Martin fuhr zusammen und sah sich besorgt um. Auch Hilarius wurde nervös. Federlin reckte sich wieder auf, warf Maria eine Kusshand zu und sagte: »Keine Sorge, es sind nur niedere Tiere.«

      Wieder ertönte ein Knacken. Hilarius glaubte nun, Umrisse im Wald zu sehen. Das Licht war zu schlecht, um Gewissheit zu geben, doch dort hinten bewegte sich etwas. Und dort! Und dort! »Hier stimmt etwas nicht«, murmelte Hilarius. Martin schaute sich gehetzt um. »Wie vorhin!«, zischte er. »Als ich den Wölfen begegnet bin.« Er sah Federlin ängstlich an. Dieser lachte kurz auf.

      »Wölfe! Habt ihr Angst vor Wölfen? Es gibt andere Geschöpfe, vor denen ihr Angst haben solltet.« Geziert setzte er seine Mütze wieder auf.

      Es war eindeutig; da bewegten sich Wesen im Unterholz – und sie bewegten sich auf die kleine Gruppe zu! Hilarius hörte, wie Martin ein Vaterunser nuschelte; seine Zähne klapperten. Maria schlang die Arme um sich, als friere sie schrecklich. So musste es sein, wenn sich die Mächte der Finsternis sammelten.

      Dann brachen sie aus dem Unterholz hervor und umzingelten die kleine Gruppe. Hilarius wusste nicht, ob er aufatmen oder noch mehr Angst haben sollte.

      Es waren keine Dämonen, keine Geschöpfe des Teufels und der Finsternis.

      Oder etwa doch?

      Es waren die Mordbuben, die ihn entführt hatten. Hilarius erkannte sofort deren Anführer wieder, der nun breitbeinig in einer Entfernung von mehreren Ellen vor ihm stand und grinste. Er hielt ein Messer in der Hand. Die übrigen waren mit Keulen, Messern und einem Schwert bewaffnet.

      »Wie schön, dass wir uns so schnell wiedersehen, Pfaffe!«, sagte der Anführer mit einer Stimme, die schneidend wie eine Klinge war. »Wie ich sehe, hast du dir Verstärkung zugelegt: ein noch schwächeres Pfäfflein und einen Herumtreiber, den der leichteste Windstoß umwerfen wird.« Dann wandte er sich an Maria und machte eine leichte Verbeugung vor ihr. »Und ich freue mich, dich wiederzusehen, Lichtstrahl meines Lebens, Blume meines Winters. In meiner unendlichen Güte biete ich dir an, zu vergessen, was du mir angetan hast, wenn du freiwillig zu uns zurückkommst. Ich schenke dir das Leben. Wenn du dich uns widersetzt, wirst du sterben. Ich werde dir einen qualvollen Tod bereiten. Deine schlimmsten Befürchtungen werden wir bei Weitem übertreffen.«

      »Du nimmst den Mund recht voll, Bube«, sagte Federlin unbekümmert, während er ein eingebildetes Stäubchen von der Blase seines Dudelsacks abwischte.

      Hilarius sah den Gaukler besorgt an. Sein freches Mundwerk würde sie noch in des Teufels Küche bringen! Er sah, dass auch Martin dem fahrenden Gesellen einen erschrockenen Blick zuwarf. Maria wich vor dem Anführer zurück, bis sie mit dem Rücken gegen Martin stieß. Martin schlang in einer unbewussten Bewegung die Arme um sie, ließ sie aber sofort wieder los, als er bemerkte, was er getan hatte. Sein Gesicht lief rot an.

      »Stopft ihm sein freches Maul!«, bellte der Anführer wütend. Seine Männer kamen mit erhobenen Waffen heran. Und dann brach die Hölle los.

      Hilarius hob die Arme schützend vor den Kopf; deshalb bekam er nicht genau mit, was eigentlich geschah. Er hörte Schreie, wusste aber nicht, von wem sie kamen. Waffengeklirr ertönte, als ob die Räuber gegeneinander kämpften, denn weder Martin noch der Gaukler oder Maria waren bewaffnet. Zerreißende Geräusche, wie wenn Kleider in Fetzen geschnitten wurden; Brüllen und Schnauben, dann Rascheln und Keuchen, dass sich rasch entfernte. Hilarius blinzelte durch die Armbeuge.

      Die Verbrecher waren fort. Martin lag am Boden neben einem der Mordbuben. Maria kniete sich zuerst neben den Verbrecher, dann neben Martin. Hilarius stellte sich an ihre Seite, schaute kurz auf die beiden herunter und dann auf Federlin, der wie unbeteiligt etwas abseits stand und seinen Dudelsack wieder an sich nahm, den er kurz zuvor abgesetzt hatte. Er bemerkte den fragenden, verwirrten Blick des Paters und sagte lächelnd:

      »Sie hatten wohl nicht mit Gegenwehr gerechnet. Es ist immer ein großer Fehler, seinen Feind zu unterschätzen.« Er drückte gegen den Balg seines Instruments, und ein klagender Ton schraubte sich in die kalte Nacht.

      Martin schlug die Augen auf. Er starrte in das Gesicht Marias, das knapp über seinem schwebte. »Was … was ist passiert?«, stammelte er.

      »Sie sind fort«, antwortete ihm Maria. Sie streckte die Hand aus und wäre ihm beinahe übers Haar gefahren, doch sie ließ die Hand nur über seinem Kopf schweben; dann zog sie sie fort und drehte sich zu dem zweiten Niedergestreckten um. Er hatte eine schreckliche Wunde am Hals, aus der viel Blut geflossen war. Nun lag er still. Er war tot. »Mohammed«, flüsterte Maria. In ihrer Stimme lagen Abscheu, aber auch Unverständnis und Angst. Von den anderen Mordgesellen war nichts mehr zu sehen.

      Martin erhob sich benommen und zupfte seine schwarze Kutte zurecht. Das Zingulum hatte sich gelöst; er band es wieder um seine Hüfte und starrte dabei Federlin ungläubig an. »Was war das? Was hast du mit ihnen gemacht?«

      Der Gaukler entlockte seinem Instrument einen weiteren jaulenden Ton. »Ich habe viele Fähigkeiten. Kämpfen ist eine davon«, sagte er nur. Dann klemmte er sich den Dudelsack unter den Arm und meinte: »Wenn sie den ersten Schreck überwunden haben, werden sie wiederkommen. Wir sollten von hier verschwinden. Ich kenne einen guten Unterschlupf ganz in der Nähe, wo wir uns ein wenig ausruhen können. Kommt.« Ohne die Reaktion der Mönche oder Marias abzuwarten, ging er los. Die anderen warfen sich fragende Blicke zu. Hilarius zuckte schließlich die Achseln und folgte dem Gaukler; Martin und das Mädchen kamen sogleich hinterdrein.

      Federlin schien keine Schwierigkeiten zu haben, sich in der stockdunklen Nacht zurechtzufinden. Das Gelände wurde ein wenig hügelig. Auf Hilarius wirkte es so, als lägen unter dem Waldboden schlafende СКАЧАТЬ