Der schwarze Atem Gottes. Michael Siefener
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Название: Der schwarze Atem Gottes

Автор: Michael Siefener

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783864020551

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      »Bist du sicher?«, fragte Federlin, als habe er die Gedanken des Mönchs gelesen. Martin wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Stattdessen fragte er: »Wo hast du die Räuberbande gesehen?«

      »Was nützt es dir schon, wenn ich es dir sage? Du findest sie ja doch nie.«

      »Ich kann es aber versuchen.«

      »Du kämst nicht weit.«

      »Warum nicht?«

      »Hast du eben nicht selbst gesagt, dass es hier von Wölfen wimmelt?«

      »Und du hast gesagt, es gäbe hier keine …« Jetzt war der Gaukler dem Mönch vollends unheimlich geworden. Pater Hilarius hätte gewusst, ob Federlin vielleicht auch dieser Hexensekte angehörte … »Nun sage mir schon, in welche Richtung sie geflohen sind!«

      »Wie wäre es, wenn ich dich zu ihrem Versteck führe?«, meine Federlin leichthin.

      »Zu ihrem Versteck?«, wiederholte Martin ungläubig. »Du kennst es?«

      »Ich kenne alles in diesen Wäldern. Aber es müsste sich für mich schon lohnen, und ich sehe nichts, womit du mich entgelten könntest.«

      »Der Dank und die Liebe unseres Herrn Jesus Christus werden dir gewiss sein, mein Bruder.«

      »Sehr schön, aber mit diesem Dank und dieser Liebe kann ich meinen stets fordernden Körper nicht zufriedenstellen, Mönchlein. Da muss schon etwas Handfesteres her.«

      »Ich habe aber nichts«, sagte Martin schnippisch.

      »Du vielleicht nicht, dein Kloster aber schon. Wie wäre es, wenn du mir einige Goldmünzen und etwas Schmuck versprächest – aus der Schatulle deines Abtes, der mit irdischen Gütern reicher gesegnet ist als du.« Es machte den Eindruck, als kicherte Federlin bei diesen Worten in sich hinein.

      »Das kann ich nicht«, sagte Martin und kratzte sich am Kinn. Er spürte, dass die Bartstoppeln immer länger wurden.

      »Dann kannst du auch nicht deinen Ersatzgott retten – diesen Pater, der so schrecklich dick und dürr zugleich ist.« Federlin bückte sich, steckte das Kartenspiel zurück in den Ranzen, nahm diesen auf und hängte ihn sich über den Rücken. Dann ergriff er seinen Dudelsack, klemmte ihn unter den Arm und ging.

      »Halt!«, rief Martin ihm hinterher. »Du kannst mich doch nicht einfach hier allein zurücklassen!«

      »Kannst mit mir kommen, wenn du willst«, rief Federlin über die Schulter. Weder drehte sich der Gaukler um noch hielt er an. Seine Gestalt drohte mit der Nacht zu verschmelzen.

      »Warte!« Martin rannte ihm nach. Seine Schritte federten auf dem feuchten, weichen Gras. »Unter Umständen gibt es doch eine Möglichkeit …«

      Federlin sah offenbar noch immer keinen Grund, sich umzudrehen.

      Jetzt hatte Martin ihn erreicht und zupfte an dem stark geflickten Wams des Gauklers. »Ich bin mir inzwischen sicher, dass sich das Kloster sehr dankbar für die Rettung des Paters Hilarius zeigen wird – nicht nur in geistlicher Hinsicht.«

      »Kannst du mir das garantieren?« Jetzt war Federlin endlich stehen geblieben. Er sah Martin tief in die Augen. In seinem Blick lag etwas erschreckend Spöttisches, etwas Blasphemisches. Der Mönch bemerkte im silbernen Licht des hinter den Wipfeln versinkenden Mondes, dass das linke Auge des Gauklers dunkelgrün war, das rechte hingegen schwefelgelb. Ob es richtig war, mit einem solchen Menschen einen Handel einzugehen? War das nicht genauso, wie wenn man einen Pakt mit dem Teufel abschließt? Aber was blieb Martin denn übrig, wenn er dem Pater helfen wollte?

      »Ja, du hast mein Wort als Benediktiner darauf«, sagte er schließlich.

      »Das ist herzlich wenig«, erwiderte Federlin. Der Spott in seinem Blick war noch beißender geworden. »Du solltest dir gewiss sein, dass meine Rache fürchterlich sein wird, wenn du dein Wort nicht hältst.«

      Martin nickte.

      »Na gut, dann will ich das Leben deines Ersatzgottes gnädigerweise retten«, sagte Federlin, seufzte laut auf und ging weiter. »Folge mir und habe keine Angst.«

      Und sie verließen die Lichtung und gingen in den düsteren, sterndurchglühten Wald hinein. Es ist, als wolle die Morgendämmerung nie kommen, dachte Martin, während er auf sein schwarzes Schicksal zustolperte.

      6. Kapitel

      Auf dem wilden Ritt durch den Nachtwald wusste Maria bald nicht mehr, ob sie noch aus Fleisch und Blut oder bereits zu einem Gespenst geworden war. Die Angst vor ihren mordlüsternen Spießgesellen und vor diesem schrecklichen alten Mönch war über ihr zusammengeschlagen und hatte sie unter sich begraben. Sie hatte die Finger in Josefs blauen Bauernkittel verkrallt und kauerte hinter ihm auf dem harten und schmalen Sattel. Sie flogen den anderen voraus und waren so schnell wie eine Hexe auf dem Weg zum Sabbat. Maria bekam kaum mehr Luft. Der Galopp des Pferdes rüttelte sie, die es nicht gewohnt war zu reiten, mit schrecklicher, unwiderstehlicher Macht durch.

      Sie hatte nicht die Zeit gehabt, Josef, den Anführer der Bande, zu fragen, ob er von dem furchtbaren Mord seiner Gesellen wusste oder ob er ihn gar befohlen hatte. Ihr ging das schweinische Grunzen und Quieken des abgestochenen Mönchs nicht aus dem Sinn. Sofort nach der Tat und nachdem die Räuber in der Herberge Feuer gelegt hatten, waren sie auf ihren Pferden davongestürmt, zuerst die Landstraße hinunter, dann geradewegs in den vor Schwärze starrenden Wald. Sie hatten ihren Auftrag ausgeführt; der widerliche alte Mönch war gefangen genommen und ritt in diesem Augenblick zusammen mit Christoffel auf dessen Pferd hinter ihnen her.

      Maria fühlte sich schrecklich schuldig. War sie es nicht gewesen, die den armen Mönch dem Tode überliefert hatte? Wenn sie gewusst hätte, was diese Gesellen des Teufels geplant hatten, hätte sie nicht mitgespielt. Doch nun war es zu spät für Reue. Sie hatte bei dieser schändlichen Tat mitgewirkt und fragte sich, ob sie je wieder ihres Lebens froh werden konnte. Zugegeben, sie hatte schon oft das Gesetz verhöhnt, aber noch nie war sie für den Tod eines anderen Menschen verantwortlich gewesen. Sie hielt nicht viel von den feisten, vollgefressenen Mönchen, die den armen Leuten die Höllenqualen in den schillerndsten Farben malten, nur damit die Bauern und einfachen Handwerker für ihr Seelenheil so viel Geld und Gold und Schmuck und Land spendeten wie möglich. Es war eines, die Mönche dafür zu verachten, dass sie sich an den Armen mästeten, aber es war ein anderes, einen von ihnen einfach umzubringen. Obwohl es manchmal nicht den Anschein hatte, so waren auch sie Geschöpfe Gottes.

      Maria hielt sich ängstlich an dem Räuberhauptmann fest. Er war so heiß; seine Wärme glühte durch die Kleidung hindurch. Heiß wie ein Teufel, nicht wie ein Mensch aus Fleisch und Blut. Am liebsten wäre sie vom Pferd gesprungen, doch sie ritten zu schnell. Außerdem war da noch etwas anderes.

      Etwas, das dieser ungelenke Mönch in ihr entfacht hatte und das nun nach einer Befriedigung wie noch nie lechzte. Sie kannte sich selbst nicht mehr. Sie drückte sich noch enger an Josef.

      Endlich hatten sie ihr Ziel erreicht. Josef zügelte sein Pferd, und es hielt schnaubend und zitternd an. Maria sah, wie dicke Schweißperlen aus seiner Mähne tropften und auf seinem struppigen Hals im Mondlicht glitzerten. Auch die anderen Pferde kamen zum Stillstand. Josef saß ab und half Maria galant vom Pferd. Sie sah, wie der Mönch unsanft aus dem Sattel gestoßen wurde und zu Boden fiel. Er stieß einen hohen Schrei aus, in dem unendliche Qual lag – viel mehr, als man aufgrund dieses Sturzes hätte СКАЧАТЬ