Angst macht große Augen. L.U. Ulder
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Angst macht große Augen - L.U. Ulder страница 13

Название: Angst macht große Augen

Автор: L.U. Ulder

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738016017

isbn:

СКАЧАТЬ war einen kurzen Moment verblüfft, weil sie sich nicht vorstellen konnte, dass die Frau allein mit einem Pkw durch die Großstadt fahren könnte, verwarf den Gedanken aber sofort wieder als Blödsinn.

      Sie hielt auf der linken Straßenseite in Höhe der Frau an und öffnete die Fahrertür.

      „Sagen Sie, wo Adresse ist, dann gebe ich Ihnen das Geld“, wurde sie grußlos empfangen, wieder in diesem arroganten, herablassenden Ton, über den sich Valerie zunehmend ärgerte.

      „Das können Sie nachher noch. Wir gehen zusammen zur Wohnung“, beschied sie resolut.

      Valerie stieg aus und schloss die Tür.

      „Lassen Sie die Spielchen. Ich will sofort wissen, wo Azamat ist.“

      Die Stimme wurde lauter. Valerie fiel auf, dass sie umso flüssiger sprechen konnte, umso mehr sie sich aufregte. Dazu gestikulierte sie heftig mit den Händen.

      Die Detektivin schluckte die passende Antwort hinunter. Sie wollte diese nervige Angelegenheit so schnell wie möglich hinter sich bringen. Ohne weiter auf die Frau zu achten, marschierte sie in Richtung des Hauses los.

       *****

      Das Handy klingelte viele Male, bis Valentin Klein sich bequemte, das Gespräch anzunehmen. An der Rufnummer hatte der russisch-stämmige Immobilienmakler sofort erkannt, wer dran war. Der Anruf kam für sein Empfinden viel zu früh.

      „Habt ihr es schon wieder versaut?“

      „Nein“, antwortete der Anrufer schwer atmend auf russisch.

      „Diese verdammte Detektivin will nicht abhauen. Sie steht mit Rimma an der Straße und quatscht rum, dass sie mit zur Wohnung will.“

      „Dann lasst euch was einfallen. Das kann ja nicht so schwer sein.“

      „Sollen wir sie platt machen? Den Jungen juckt es schon in den Fingern.“

      „Seid ihr verrückt? Wir haben schon genug Aufsehen erregt. Denkt daran, ihr seid Rimmas Brüder. Haut ihr meinetwegen welche auf die Fresse, wenn sie ihr die Wohnung gezeigt hat. Aber so, dass sie es keiner mitbekommt und sie keinen Krach schlagen kann. Und dann schnappt ihr euch den Dulli und bringt ihn mit, wie wir es besprochen haben. Dort wird keiner umgelegt. Die Trottel in der Wohnung werden die Schnauze halten. Die haben viel zu viel Angst.“

      Der bullige Klein beendete das Gespräch und schüttelte verärgert den Kopf. Der Mann, der im Alter von knapp Vierzig mit gefälschten Papieren, die ihn als Spätaussiedler auswiesen, nach Deutschland gekommen war, bewegte sich geschickt in zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Der ehemalige Kampfsportler beherrschte neben russisch sehr gut deutsch und genauso gut englisch. Nach etlichen Jahren beim Militär bewarb er sich mit Offiziersdienstgrad bei der Spezialeinheit der russischen Streitkräfte, der GRU Speznas. Nach knallharter Ausbildung führte er eine kleine Einheit, die zur asymmetrischen Kriegsführung und Terrorismusbekämpfung im ersten Tschetschenienkrieg eingesetzt wurde. Gezielte Tötungen missliebiger Personen gehörten ebenso zu den Tätigkeitsfeldern wie das Einschüchtern Oppositioneller. Mit seinen Leuten, sein ständiger Schatten war Wladimir, genannt Wladi der Riese, operierte er dabei weitgehend unabhängig. So gelang es ihm, Vermögenswerte getöteter Geschäftsleute an die Seite zu schaffen. In Deutschland angekommen, beschloss der ebenso clevere wie skrupellose Klein, seine kriminelle Karriere mit einer bürgerlichen Fassade zu tarnen. Die Entscheidung, als Immobilienmakler aufzutreten, ließ ihm ungeahnte Freiheiten, sowohl in finanzieller wie auch in zeitlicher Hinsicht. Er war dadurch kaum zu überprüfen. Ein weiteres Standbein war seine nur an den Wochenenden geöffnete Diskothek vor den Toren der Hansestadt. Er hatte sie „Mir“ genannt und alle dachten bei dem Namen an die ehemalige sowjetische Raumstation. Darauf angesprochen, wurde er nicht müde zu beteuern, dass er nur die Übersetzung des Wortes „Frieden“ im Sinn gehabt hatte bei der Namensgebung. Er wünsche sich nichts mehr als eine friedliche Welt und ganz besonders seinen Gästen einen friedlichen Aufenthalt in seinen Räumlichkeiten. Die Wahrheit war, dass er einen Bericht über die mittlerweile stillgelegte Diamantenmine Mir im fernen Jakutien gesehen hatte. Das riesige, künstlich geschaffene Loch in der Landschaft hatte ihn fasziniert und wie die Mine sollte die Diskothek dazu beitragen, Wohlstand zu erzeugen, seinen Wohlstand. Nebenbei sollten mit ihr die Einkünfte aus seinen zahlreichen dunklen Geschäften gewaschen werden. Seit dem Missgeschick mit dem Toten vor ein paar Tagen lief einiges schief in seiner Parallelwelt, er musste aufpassen, dass nicht alles aus dem Ruder lief, was er sich innerhalb der vergangenen Jahre mühevoll aufgebaut hatte. Noch schützte ihn sein fein gesponnenes Sicherheitsnetz, er musste auf der Hut sein, damit es so blieb.

       *****

      Die schwarzhaarige Frau schluckte wohl oder übel Valeries Bedingung und setzte sich in Bewegung, um ihr zu folgen. Die Privatdetektivin überquerte die Straße und ging schräg auf einen Hauseingang des roten Wohnblockes vor ihr zu. Ihre Begleiterin war mittlerweile aufgeschlossen und drehte sich immer wieder um. Am Haus angekommen drückte Valerie gegen die Tür, sie war nur angelehnt und ließ sich aufdrücken. Zwei halbwüchsige Jungen kamen ihnen im Hausflur entgegen und schoben sich vorbei.

      „Wo müssen wir hin? Hoffentlich nicht ganz nach oben?“, fragte auch schon die Schwarzhaarige, noch in der Tür stehend.

      „In den ersten Stock“, antwortete die Gefragte arglos.

      Nicht ahnend, dass die Fragestellerin blitzschnell die linke Hand hinter ihrem Rücken verschwinden ließ und aus der geballten Faust einen Finger herausstreckte.

      Valerie ging weiter in den Hausflur hinein zu der nach oben führenden Treppe. Dass sich hinter ihrem Rücken mehrere breitschultrige Männer dem Haus zügig näherten, nahm sie nicht wahr. Sie war bereits an den Wohnungen im Erdgeschoss vorbei und auf dem ersten Absatz zum oberen Stockwerk, als sie bemerkte, dass die Schwangere ihr nicht folgte.

      „Was ist los?“, fragte sie nach unten. Sie sah nur die Hand der Frau am Treppenlauf.

      „Geht gleich wieder. Es strampelt, muss kurz Luft holen.“

      Leise traten die Männer ins Haus und bewegten sich hinein in den toten Winkel der Treppe, auf der Valerie stand.

      „So, geht wieder. Ich komme.“

      Erstaunlich flink erklomm die Schwarzhaarige die Stufen und näherte sich der Wartenden. Gemeinsam erreichten sie die erste Etage.

      „Wo ist es jetzt? Rechts oder links?“

      Die Stimme klang plötzlich ungewöhnlich laut.

      „Es ist die rechte Wohnung.“

      „Also rechts“, wiederholte die Frau wie ein Papagei, und wieder sprach sie so laut, dass man es im ganzen Haus hören musste.

      Valerie drehte sich irritiert zu ihr um und bemerkte, dass mehrere Männer zügig die Treppe nach oben kamen. Osteuropäer, dachte sie sofort, groß und breit.

      „Wer ist das? Gehören die zu Ihnen?“

      Die Schwangere drehte sich um und hob erschrocken die Hände.

      „Meine Brüder. Geht weg!“, rief sie viel zu gekünstelt in hohem Tonfall.

      Die Detektivin begriff schlagartig, dass etwas nicht stimmte. Schnell trat sie an die Wohnungstür, an der kein Name verzeichnet war. Sie wollte den Klingelknopf drücken, aber das schaffte sie nicht mehr. Sie spürte, wie eine Hand brutal СКАЧАТЬ