Angst macht große Augen. L.U. Ulder
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Читать онлайн книгу Angst macht große Augen - L.U. Ulder страница 16

Название: Angst macht große Augen

Автор: L.U. Ulder

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738016017

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СКАЧАТЬ vorn, die sie griffbereit auf der Rücksitzbank deponiert hatte.

      „Warte doch. Das ist noch ein ziemliches Stück, habe ich auf der Karte gesehen. Wir sollten den Rollstuhl nehmen, zumindest für den ersten Teil des Weges. Du überanstrengst dich.“

      „Ich bin hier schon zigmal gewesen, ich weiß, wie weit es ist. Ich will auf eigenen Beinen dorthin gehen.“

      Sie ließ sich nicht bremsen. Bevor Stefan es um den Wagen herum schaffte, stand sie bereits, zwar etwas wackelig, aber auf eigenen Beinen abgestützt auf ihren Gehhilfen, neben der offenen Tür und bemühte sich, den Reißverschluss ihrer Jacke zu schließen.

      Er breitete lächelnd die Arme aus.

      „Wirklich, du Verrückte?“

      „Na klar, los gehts.“

      Mühsam bewegte sich Anna-Lena vorwärts, leicht bergan die Düne hoch.

      „Ist hier immer so wenig los?“, wollte Stefan wissen und drehte den Kopf zurück.

      Der Parkplatz war nahezu leer, nur eine Handvoll Pkw verloren sich auf der großen Fläche. Menschen waren weit und breit nicht zu sehen.

      „Im Sommer ist hier bestimmt mehr los, wenn es wärmer und nicht so windig ist“, antwortete sie schwer atmend. „Aber wenn es so überlaufen ist, würde ich mich hier nicht wohlfühlen. So ist es genau richtig, kein Gedränge und Geschrei. Pure Natur, na ja fast.“

      Sie erreichen die Kuppe der Düne und konnten endlich bis an die Spitze der Landzunge schauen. Direkt vor ihnen lag ein alter Betonbunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Gezeiten hatten sich alle Mühe gegeben, unterspülen und in Schieflage bringen konnten sie ihn, zerstören aber nicht.

      Anna-Lena schaute wehmütig hinunter auf die von zwei Seiten umspülte Landzunge, trotz des frischen Windes war ihre Stirn schweißnass und glitzerte im Sonnenlicht.

      Stefan drückte sich von hinten zärtlich an sie heran und umarmte sie.

      „Du musst mir nichts beweisen. Ich sehe doch, wie schwer es dir fällt. Wenn du dich noch weiter so quälst, ist es nur eine Frage der Zeit, bis du dich erkältest. Warte hier einen Moment und genieße die Aussicht, ich hole den Rollstuhl, damit kommen wir hoffentlich ein ganzes Stück an dem Bunker vorbei. Und dann sehen wir weiter.“

      „Ok“, sagte sie nur und lächelte versonnen.

      Dann blickte sie Stefan hinterher, wie er mit federnden Schritten die Düne hinunter lief zum Auto.

      Es dauerte nicht lange und sie bewegten sich auf den von unzähligen Füßen verfestigten Trampelpfad am alten Bunker vorbei. Ein ganzes Stück dahinter vollführte der schmaler werdende Strand einen leichten Rechtsbogen. Hier wurde der Untergrund weicher. Sie beschlossen, den Rollstuhl einfach stehen zu lassen.

      Stefan nahm Anna-Lena auf die Schultern, so gingen sie weiter bis an die Spitze.

      „Hier ist Dänemark zu Ende“, meinte er, als er sie vorsichtig abgesetzt hatte.

      „Ja. Es ist ein toller Platz. Zwei Meere vereinigen sich, die Ostsee und die Nordsee laufen hier zusammen.“

      „Es sind eher Kattegat und Skagerrak, würde ich sagen. Man gut, dass du nicht von Weltmeeren gesprochen hast.“

      „Ach, du Schlaumeier. Schau lieber mal, wie dort hinten das Wasser zusammenströmt. Es sieht so friedlich aus, dabei ist die Strömung verdammt gefährlich.“

      Gemeinsam standen sie aneinander gelehnt und schauten hinaus aufs Meer.

      „Das letzte Mal war ich hier vor sechs Jahren, zusammen mit Valerie. Wir hatten ein paar Tage Urlaub und sind zum Surfen hergekommen. Weil der Wind schwächelte, haben wir uns stattdessen die Gegend angesehen.“

      „Das war ein Jahr vor …, also vor dieser Geschichte, die der Italian Job genannt wird, ja?“

      Anna nickte nur.

      „Willst du nicht mal mit mir darüber sprechen, was damals genau geschehen ist? Ich meine, immer höre ich nur irgendwelche bedeutungsschweren Andeutungen. Sogar in der Presse stand schon mehr darüber drin, als ihr beide dazu gesagt habt. Von mehreren Toten war die Rede. Wir planen eine gemeinsame Zukunft, da solltest du es mir doch erzählen können.“

      Sie legte ihren Zeigefinger quer über seine Lippen.

      „Pssst. Das war das einschneidendste Erlebnis meines ganzen Lebens. Seitdem war ich auf den Rollstuhl und auf fremde Hilfe angewiesen. Ich habe mir etwas geschworen, und wenn ich dabei platze.“

      Sie drückte sich noch enger an Stefan.

      „Ich rede darüber erst wieder, wenn ich endlich wieder ein normales Leben führen kann.“

      Ihre dunklen Augen funkelten entschlossen.

      „So. Und jetzt lass uns zurück. Noch schnell einen Abstecher ins Skagenmuseum, da zeige ich dir das blaue Mädchen im Original und danach machen wir es uns im Haus gemütlich.“

       *****

      „Das ist aber merkwürdig.“

      „Wieso? Was ist denn?“

      „Ich finde das Bild nicht.“

      „Welches Bild?“

      „Also sag mal, bist du schwer von Begriff?“

      Anna-Lena verdrehte genervt ihre großen Augen.

      „Hab ich dir doch vorhin gesagt und du gehst du jeden Tag im Flur daran vorbei. Das kleine blaue Mädchen.“

      „Ach so. Na und?“

      Stefan machte einen abwesenden Eindruck, er schien sich nicht recht für die ausgestellte Kunst zu interessieren. Seit einer halben Stunde schob er seine Freundin nach ihren Anweisungen kreuz und quer durch das kleine Museum von Skagen. Sie dirigierte ihn von einem Raum zum anderen, ohne dass sie sich länger vor einem Bild aufhalten wollte.

      „Den Kunstdruck haben wir damals hier gekauft. Valerie hatte es schon viel früher entdeckt. Ihre Eltern waren hier oft mit ihr gewesen. Sie meint, es erinnere sie an ihre Kindheit. Und jetzt ist es verschwunden.“

      „Vielleicht haben sie es verkauft.“

      „Quatsch. Ein Museum verkauft doch nicht die eigenen Bilder.“

      „Ich kann ja mal jemanden dort vorn fragen.“ Er nickte mit dem Kopf in Richtung Eingangsbereich, dort wurden die Kunstdrucke und Poster verkauft.

      „Weißt du, wie es heißt?“

      „Logisch. Porträt von Tove Bentzon, so ähnlich jedenfalls.“

      Achselzuckend drehte sich Stefan um und trabte gelangweilt in Richtung der kleinen Eingangshalle. Dort war nur eine Museumsbedienstete anwesend, die gerade eine ältere Dame bediente. Er schaute sich in der Zwischenzeit die angebotenen Drucke an. Als die Verkäuferin endlich frei war, versuchte er, sich in seinem Schulenglisch verständlich zu machen, aber offensichtlich konnte die Frau ihn nicht verstehen. Er СКАЧАТЬ