Dindra Drachenreiterin. Manfred Lafrentz
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Читать онлайн книгу Dindra Drachenreiterin - Manfred Lafrentz страница 8

Название: Dindra Drachenreiterin

Автор: Manfred Lafrentz

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783847615316

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СКАЧАТЬ schmecken und am liebsten ausspucken. Stattdessen nahm er einen großen Schluck aus seinem Bierkrug und verfiel in Schweigen. Dindra kannte Etrus Ansichten. Sie glichen denen aller anderen Hofbesitzer des Dorfes und vermutlich der ganzen Ebene. Sie sahen nur ihre Höfe und waren gleichgültig gegenüber den Bedürfnissen der Drachenstationen, die sie mit ihren Erträgen versorgen mussten, wofür sie sich aber nicht genug entschädigt fühlten. Dindra glaubte Ryll, was er über die Stationen erzählte und hätte gerne mehr darüber gewusst. Zunächst musste sie jedoch den Tisch decken und half dann den Mägden dabei, das Essen aufzutragen. Sie aß sonst oft bei ihnen in der Küche, aber heute hatten sie einen Gast, und Etru legte Wert darauf, dass es dann förmlich zuging.

      Als die drei um den großen Tisch in der Kaminhälfte der Halle saßen, sah Ryll Etru erwartungsvoll an. Dieser schien mit sich zu ringen, aber dann murmelte er widerstrebend den Drachensegen, was er ansonsten höchstens an Festtagen tat. Ryll wiederholte die Worte und Dindra stimmte ein. Durch eines der Fenster konnte sie Maquon sehen, der gerade den Kopf hob und zum Haus herüberschaute, als lauschte er den Worten, die ihn ehrten. Dindra lächelte. Einen Drachen vor sich zu sehen, während man den Segen sprach, war eine besondere Erfahrung, und sie dachte wieder daran, wie es wäre, in Goldfels zu leben. Die Sehnsucht, die sie dabei verspürte, erschreckte sie. „Es ist ein Traum”, ermahnte sie sich. „Nichts weiter als ein Traum.”

      Das Gespräch bei Tisch entwickelte sich zäh, denn Etru blieb eine Weile lang wortkarg und widmete sich ganz dem Verzehr des saftigen Bratens, zu dem Bohnen und knuspriges warmes Brot gereicht wurde.

      „Es schmeckt großartig”, verkündete Ryll. Etru nickte gnädig.

      Da die beiden ansonsten standhaft schwiegen, beschloss Dindra, die Unterhaltung in Gang zu bringen.

      „Was ist eigentlich die Aufgabe von Drachenreitern?”, fragte sie Ryll.

      Er legte Messer und Gabel beiseite und schien erfreut über die Gelegenheit, davon zu sprechen.

      „Wir sorgen für die Drachen in den Höhlen der Station und wir lenken sie zu den Orten, die von der Stationsleitung für ihren Einsatz ausgesucht werden.”

      „Lassen sie sich wirklich lenken?” Dindra kam es sonderbar vor, dass die riesigen Geschöpfe den Befehlen von Menschen gehorchten.

      „Natürlich muss man lernen, wie man es macht, und natürlich lassen sie sich nur von einem Reiter lenken, den sie akzeptiert haben und auf den sie durch die Drachenzähmer eingestimmt wurden.”

      „Es soll sehr gefährlich sein”, sagte Etru. „Es heißt, wenn die Drachen von den Blitzen essen, seien sie unberechenbar. Ich habe gehört, dass so manche Drachenreiter bei den Einsätzen ums Leben gekommen sind.”

      Dindra wunderte sich, woher er so viel darüber wusste. Mit ihr hatte er nie über die Drachen sprechen wollen.

      „Das mag vorgekommen sein”, gab Ryll zu. „Aber in meiner Zeit auf Goldfels habe ich so etwas nicht erlebt. Während der Gewitter sind wir durch die Magie des Drachengesangs geschützt. Ein Drache würde einen Reiter niemals absichtlich in Gefahr bringen.” Dindra hörte, wie er unter dem Tisch nervös mit den Füßen scharrte. Offenbar dachte er an Maquons unerklärliches Verhalten einige Stunden zuvor. „Wenn etwas passiert, ist es normalerweise die Schuld des Reiters. Nachlässigkeit bei der Kontrolle der Sättel oder schlechte körperliche Verfassung, die zu Unfällen beim Landen oder beim Auf- und Absteigen führen. Deshalb sind Drachenreiter meist junge Leute, die in der Schule der Station durch Übungen gedrillt werden.”

      „Nichts für Mädchen”, sagte Etru in einem fast wütend klingenden Ton, der Dindra erstaunt aufblicken ließ.

      „Oh, nein, Etru Etrussohn”, widersprach Ryll. „Unter den Drachenreitern sind mindestens ebenso viele Mädchen wie Jungen. Das Reiten ist anstrengend, geistig und körperlich, man muss Mut haben und sich gut konzentrieren können, aber in Goldfels denkt niemand, dass ein Mädchen dazu nicht in der Lage wäre.”

      Etru schüttelte nur den Kopf und machte wieder sein Steingesicht.

      „Natürlich kann man es nicht sein ganzes Leben lang machen”, sagte Ryll.

      „Was machen die Drachenreiter wenn sie älter sind?”, fragte Dindra neugierig.

      „Einige werden Drachenfänger. Sie beobachten wilde Drachen in den Bergen und wählen solche aus, die für die Stationen geeignet sind. Ich selbst werde demnächst eine Ausbildung zum Drachenfänger beginnen.” Er grinste stolz und schien sich darauf zu freuen. „Die Drachenfänger sind ein raues Volk. Sie sind viel in den Bergen unterwegs und bleiben in Goldfels meistens für sich. Es ist nicht leicht, von ihnen akzeptiert zu werden. Ich hoffe, dass es mir gelingt. Drachenzähmer werde ich jedenfalls nie. Das werden sowieso nur wenige, die die besondere Gabe haben. Sie bleiben die meiste Zeit in der Station, gewöhnen die Drachen an Menschen und beobachten sie, um zu erkennen, wann sie von den Blitzen essen müssen. Die Drachenzähmer werden hoch geachtet. Andere ältere Drachenreiter werden Ausbilder an der Stationsschule. Die meisten möchten nicht mehr von Goldfels und von den Drachen weg, obwohl es einige gibt, die sich von der Stationsleitung einen Hof in der Ebene übertragen lassen und mit den Mitteln dafür versorgt werden, wenn sie es wünschen.” Er zuckte mit den Schultern. „Es ist nicht für alle ehemaligen Drachenreiter Platz.”

      „Und gibt es nicht solche, die die Station verlassen?”, fragte Etru mit angespannter Stimme. Seine grauen Augen waren herausfordernd auf den Gast gerichtet, und er runzelte die Stirn so grimmig, dass sein Haaransatz tief nach unten gezogen wurde.

      „Natürlich gibt es die”, sagte Ryll. „Es sind auch nicht alle Anwärter geeignet, Drachenreiter zu werden. Sie müssen die Station dann sogar verlassen, falls sie nicht als einfache Arbeiter bleiben wollen. Die meisten sind Kinder der Hofbesitzer und gehen lieber zurück nach Hause. Es werden immer neue Anwärter gesucht.” Er zögerte. „Dindra scheint sehr geeignet, Etru Etrussohn. Ihr hättest sie mit dem Drachen sehen sollen. Ich glaube, sie könnte sogar Drachenzähmerin werden.”

      Dindra hielt den Atem an und hätte Ryll am liebsten unter dem Tisch gegen das Scheinbein getreten. Die Adern auf Etrus Stirn schwollen gefährlich an, und sein Kopf verfärbte sich rot.

      „Meine Tochter kennt ihren Platz”, knurrte er. „Ich halte nichts davon, ihr Flausen in den Kopf zu setzen.”

      Dindra hatte nichts anderes erwartet. Trotzdem spürte sie einen Stich der Enttäuschung bei den entschiedenen Worten ihres Vaters. „Ein Traum”, sagte sie sich. „Nur ein Traum.”

      „Aber ...”, begann Ryll zu protestieren.

      Etru schlug mit der Faust auf den Tisch. Die Silberteller hüpften und die Bestecke klirrten. „Ihr habt gehört, was ich gesagt habe, Drachenreiter Ryll Tarmanssohn von Goldfels! Ich erwarte, dass Ihr das respektiert!” Er starrte seinem Gast in die Augen, bis dieser den Kopf senkte.

      „Natürlich, Etru Etrussohn”, murmelte Ryll. Während er darum rang, seine Würde zu bewahren, wirkte er plötzlich sehr jung.

      Etru schien nicht besänftigt. „Wenn die Drachen sich im Kopf eines Mädchens eingenistet haben, kann es nicht mehr glücklich werden”, sagte er so heftig, dass Dindra ihn erschrocken anstarrte. Seine Stimme klang verbittert, und sie fragte sich, was ihn so aufbrachte. Hatte er ihr Interesse an den Drachen bemerkt, ahnte er vielleicht, dass es jenes Loch zwischen ihren Gedanken gab, das sich nur durch den Anblick der Wolkenrufer stopfen ließ?

      Sie beendeten die Mahlzeit in unbehaglichem Schweigen. Die Dämmerung hatte eingesetzt und Schatten СКАЧАТЬ