Dindra Drachenreiterin. Manfred Lafrentz
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Читать онлайн книгу Dindra Drachenreiterin - Manfred Lafrentz страница 10

Название: Dindra Drachenreiterin

Автор: Manfred Lafrentz

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847615316

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СКАЧАТЬ den Drachen sein, sie reiten, sie fangen und zähmen und ihre Gegenwart spüren, auf jene Weise, wie sie Maquon gespürt hatte, als sie sich selbst durch ihn auf der Ebene sah. Es war verwirrend gewesen, ein bisschen erschreckend sogar, aber zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie sich in jenem Augenblick vollständig gefühlt. Keine Löcher, keine leeren Stellen. Alles schien gestopft und geheilt. Sie wollte, dass es immer so wäre. Deshalb wollte sie nach Goldfels.

      „Nicht wegen Ryll“, dachte sie. „Oder dem, was er erzählt hat“.

      Sie versuchte, den Gedanken an ihn wegzuschieben, weil sie Angst hatte, dass sich ein neues Loch zwischen ihren Gedanken auftun könnte.

      Er war abweisend gewesen, als er ging. Gegenüber Etru und auch gegen sie. Höflich hatte er sich für die Beherbergung bedankt. Etru hatte nur kühl genickt mit seinem Steingesicht und war dann auf die Felder gegangen. Dindra begleitete Ryll auf das Grasland hinaus, dorthin, wo sie den Sattel zurückgelassen hatten, aber sie redeten kaum miteinander. Maquon folgte ihnen brav und ruhig wie ein Lamm, woran sich nichts änderte, als Ryll den Sattel aufschnallte, sich mit knappen Worten von Dindra verabschiedete und dann an dem Seil hoch auf den Hals des Drachen kletterte. Dindra hätte gerne noch etwas gesagt, Ryll von ihrem Wunsch erzählt, ihm nach Goldfels zu folgen, aber sie fand nicht die richtigen Worte.

      „Er hat auch ein Steingesicht”, dachte sie. Vielleicht hatten alle Männer so ein Gesicht, das sie aufsetzen konnten, wann immer sie ihre Gefühle verbergen oder die von anderen nicht zur Kenntnis nehmen wollten.

      Auf Rylls Befehl in jener alten Sprache der Drachenzähmer hin, breitete Maquon seine Schwingen aus und stieß sich kraftvoll vom Boden ab. Der Luftzug der rauschenden Flügel wirbelte Dindras Haar hoch und drückte das Gras auf den Boden, und während der Drache sich in engen Kreisen zum blauen Himmel hinaufschwang und dann nach Osten wandte, fühlte sie sich auf schmerzhafte Art allein gelassen, ein Gefühl, das sie seitdem nicht verlassen hatte.

      Bedächtig kaute sie ihr Brot und schaute auf die Traurigen, die sich über den Bach beugten und ihre Zweige ins Wasser hängen ließen.

      „Ich bin wie diese Bäume“, dachte sie. „Ich stehe an einer Stelle und kann nicht weg und ich beuge mich immer tiefer bis ich den Himmel nicht mehr sehen kann.“

      Während sie noch ihren trübseligen Gedanken nachhing, kamen eine Frau und ein Junge vom Dorf her den Bach entlang auf sie zu. Dindra erkannte Alfru und seine Mutter. Alfrus Vater gehörte die Mühle, die ein Stück weiter zum Dorf hin am Bach stand und von diesem nur nach einem Gewitter angetrieben werden konnte. Die meiste Zeit war der Bach nur ein Rinnsal, und ein Ochsengespann musste die mühsame Arbeit verrichten, durch die die Mühle angetrieben wurde. Der Junge war das einzige von den Kindern des Dorfes und der Höfe, das Dindra als einen engeren Freund bezeichnen konnte. Früher waren sie oft zusammen über die Grasebene gerannt, auf der man laufen und laufen konnte, ohne das man den Drachenbergen am Horizont näher zu kommen schien. Sie war Alfru immer ein Stück voraus gewesen, weil sie die Vorstellung nicht loswerden konnte, sie würde im Gras untergehen wie in Wasser, wenn sie nicht schnell genug liefe. Deutlich erinnerte sie sich daran, wie die Halme an den Saum ihres Kleides trommelten und der Wind in ihrem Rücken sie schob und ihr die Haare vors Gesicht wehte. „Wenn du noch weiter rennst, werden dich die Drachen holen!”, hatte Alfru oft geschrien, und einen Moment lang glaubte sie dann, wenn sie nur schnell genug liefe, würde sie sich in einen Drachen verwandeln und zum Himmel hinauf fliegen, bis sie völlig außer Atem stehen blieb und sich einholen ließ, den Blick auf die fernen Berggipfel im Osten gerichtet.

      Es war seltsam, dass sie jetzt daran dachte. In letzter Zeit hatte sie Alfru selten gesehen. Er war wortkarg geworden, hatte sie, wenn sie sich zufällig trafen, nur angeschaut, als wüsste er nichts zu sagen.

      „Wenn ich bleibe, werde ich vielleicht seine Frau”, dachte sie. Etru würde ihn wahrscheinlich akzeptieren, obwohl sein Vater keinen Hof besaß. Lieber Alfru als Goldfels. Und die Mühle konnte einer seiner zahlreichen Brüder übernehmen. Etru würde vermutlich zufrieden sein.

      Sie merkte, dass sie Alfru unwillkürlich mit Ryll verglich, und ärgerte sich. Alfru war ein einfacher Bursche der Ebene, ein bisschen kantig, mit dichten schwarzen Augenbrauen, grauen Augen und einem dunklen störrischen Haarschopf. Und er hatte kein Steingesicht oder zumindest hatte er es ihr gegenüber nie aufgesetzt. Sie mochte ihn und vielleicht wäre er ein guter Ehemann.

      Als die beiden herangekommen waren, grüßte Alfrus Mutter Dindra freundlich, aber zurückhaltend, während Alfru scheu lächelte und sich so linkisch verbeugte, dass Dindra ihn noch lieber hatte. Aber in der Art wie seine Mutter einfach weiterging und Alfru mit sich zog, erkannte Dindra die Ablehnung, die sie immer bei den Frauen des Dorfes und der Höfe gespürt hatte, ihr ganzes Leben lang, als würde sie, aus einem Grund, den sie nie verstanden hatte, nicht richtig dazugehören. Nein, es würde nicht funktionieren. Es war eine Möglichkeit, aber sie würde nicht glücklich dabei werden. Und Alfru auch nicht, obwohl er es vielleicht dachte.

      Als sie die beiden aus den Augen verlor, holte sie Etrus Schnitzmesser aus der Tasche ihrer Tunika hervor. Vorsichtig strich sie mit dem Daumen über die Schneide. Sie war so scharf, dass sie eine kleine Wunde hinterließ. Mit der linken Hand ergriff Dindra ein dickes Büschel ihrer Haare und setzte das Messer an.

      „Was hast du getan?”

      Etru starrte sie fassungslos an. Sein Gesicht verlor jede Farbe.

      „Ein bleicher Stein”, dachte Dindra. Sie hatte sich von der Bank in der Halle erhoben, wo sie mit klopfendem Herzen darauf gewartet hatte, dass ihr Vater ins Haus kam. Auf ihrem Nacken, der sich seltsam schutzlos und leicht anfühlte, spürte sie die warme Luft des Raumes. Die rauen Spitzen ihrer abgeschnittenen Haare kitzelten sie an den Ohrläppchen und auf den Wangen. Und sie fielen ihr in die Stirn, aber sie wagte nicht, sie zurückzustreichen, damit sie langsam wieder nach vorn fielen wie Gras, das der Wind flachgedrückt hatte.

      „Es ist Vorschrift für Drachenreiter”, sagte sie.

      Etrus Hände begannen zu zittern. Die Bewegung setzte sich in seinem ganzen Körper fort, bis es aussah, als ob er von einer unbezähmbaren Wut geschüttelt wurde. Er ging an ihr vorbei zum Kamin und nahm den Stock von seinem Platz an der Wand.

      „Das ist sie also”, dachte Dindra. Die Grenze, die sie überschritten hatte. Sie war nicht überrascht. Es kam ihr vor, als hätte der Stock all die Jahre nur für diesen einen Augenblick da gehangen. Sie senkte den Kopf, als Etru auf sie zutrat.

      „In Ordnung”, sagte sie leise und wartete auf die Schläge, obwohl es ihr nicht gelingen wollte, sie sich vorzustellen. „Ich werde ihn trotzdem lieben”, sagte sie sich. Aber sie hatte Angst, dass sich etwas ändern würde, etwas, das sich nicht mehr rückgängig machen ließ.

      Sie wartete und sah nur die Holzbohlen des Fußbodens, auf dem Etrus Stiefel standen, so unverrückbar wie zwei Felsen. Dann hörte sie ein Knacken. Zwei Bruchstücke fielen zwischen Etrus Stiefel, braun verdunkelt vom Ruß. Nur die Stellen, an denen sie zersplittert waren, leuchteten in einem fahlen Weiß. Dindra starrte sie verständnislos an. Ein seltsames Geräusch, ein ersticktes, unterdrücktes Würgen, ließ sie aufschauen. Etru hatte die Hände vor dem Gesicht, und seine Schultern zuckten.

      „Ein Stein kann nicht weinen”, dachte sie verwirrt.

      „Vater!” Sie schlang ihre Arme um seinen Hals.

      „Ich wusste immer, dass ich es nicht tun könnte”, stammelte Etru. „Niemals.”

      Er löste sich von ihr, ließ sich schwerfällig auf die Bank fallen und wischte sich mit den Händen übers Gesicht. Dann schaute er sie an. Sie hatte ihn СКАЧАТЬ