Dindra Drachenreiterin. Manfred Lafrentz
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Читать онлайн книгу Dindra Drachenreiterin - Manfred Lafrentz страница 11

Название: Dindra Drachenreiterin

Автор: Manfred Lafrentz

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847615316

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      „Du siehst aus wie sie”, sagte er. „Damals, als sie kam.” Er lächelte schwach. „Ich weiß, du wirst gehen. Ich habe es gesehen, an jedem Tag seit dieser verfluchte Drachenreiter hier war. Ich habe es in deinen Augen gesehen, als er von den Drachen sprach, und ich habe es wiedererkannt. Ich habe es schon einmal gesehen.”

      „Wo?”, fragte Dindra. Ihr Herz klopfte so heftig, dass es ihre Stimme zittrig machte.

      Etru seufzte. „Deine Mutter.” Er sank in sich zusammen und sah plötzlich unendlich müde aus. Dindra setzte sich vor ihn auf den Boden.

      „Meine Mutter?” Sie wagte kaum zu fragen. Sie hatte so lange darauf gewartet, dass er von ihr sprechen würde.

      Etru sah sie lange an, während sie den Atem anhielt und ihren Vater am liebsten geschüttelt hätte, damit er endlich anfing zu sprechen.

      „Kirin war Drachenreiterin”, sagte er. „Sie kam von Goldfels. Ich habe mich gleich in sie verliebt, als ich sie sah.”

      „Kirin”, sagte Dindra. „Ich kannte nicht mal ihren Namen.” Sie fing an zu weinen. Sie konnte nicht anders. So viele Geschichten, aber die eine, die sie am liebsten gehört hätte, hatte er nie erzählt.

      „Erzähl mir von ihr!”, befahl sie unter Tränen. Die Worte steckten ihr im Hals fest und wollten sie fast ersticken. Sie wusste nicht, ob sie wütend oder dankbar sein sollte.

      Etru nickte bedächtig. „Es war in der Zeit der heißen Sonne, die damals noch heißer brannte als sonst. Die Höfe bekamen nicht genug Regen und die Hofbesitzer hatten in Goldfels um Hilfe gebeten. Ich hatte damals große Angst um meinen Hof.” Dindra wusste, dass Etrus Eltern früh gestoben waren. Er hatte den Hof übernommen, als er noch sehr jung war.

      „Eine Drachenreiterin kam und erklärte uns, dass die Zahl der Drachen gering war in jenen Tagen. Wenn die Drachen alt und schwach werden, werden sie in die Berge entlassen, sagte sie. Ich nehme an, sie wollen dort sterben und nicht in der Station. Sie sagte, Drachenfänger seien ausgeschickt, um junge Drachen zu fangen, und man würde tun, was man könne. Bis dahin müssten die Gewitter so gut es ging auf der Ebene verteilt werden.

      Wir waren unzufrieden. Ich habe aufbegehrt, weil ich den Eindruck hatte, dass man uns im Stich ließ, und habe die Versammlung wütend verlassen. Die Drachenreiterin ist mir zu meinem Hof gefolgt und hat mit mir geredet, mir versichert, dass sich alles bald zum Besseren wenden würde. Sie war verständnisvoll, als ich ihr meine Lage erklärte. Ich habe zum ersten Mal gemerkt, wie schön es ist, jemanden zu haben, mit dem man über alles reden kann.

      Sie hat mich nach den Schnitzereien gefragt. Ich hatte damals damit angefangen, weil ich Spaß daran fand und merkte, wie geschickt ich darin war. Ich erzählte ihr Geschichten zu den Gesichtern, so wie dir. Sie saß da und hat mir zugehört, so aufmerksam, und sie hat mich angeschaut, als ob sie am liebsten bleiben wollte.” Er lachte kurz auf. „Vielleicht hat sie sich in meine Einsamkeit verliebt, ich weiß es nicht.

      Nach ein paar Wochen kam sie zurück und erzählte uns, dass es inzwischen genug neue Drachen gebe, und wir wieder mit mehr Regen rechnen könnten. Ich hab sie gefragt, ob sie bei mir bleiben wolle, und sie hat eingewilligt. Ein paar Tage später kam sie wieder, ohne Drachen. Sie hat die Kleidung der Ebene angelegt, und wir haben geheiratet. Es war nicht genug Zeit, dass ihre Haare lang wachsen konnten, so wie deine. Wir waren glücklich miteinander, in der wenigen Zeit, die uns verblieb, aber ich hatte immer den Eindruck, als ob sie die Drachen vermisste, und als ob ihr Herz gebrochen wäre, auch wenn sie das nie zugegeben hätte. Aber als sie bei deiner Geburt starb, glaubte ich, dass es auch daran lag.”

      Etru weinte, und Dindra legte dem Kopf auf seine Knie und streichelte seine Hände.

      „Sie muss dich sehr geliebt haben, wenn sie bei dir geblieben ist, obwohl sie die Drachen vermisste. Wie sah sie aus?”

      Etru stand auf und ging zu der Truhe, die unter einem der Fenster stand. Er kramte eine Weile darin herum, dann holte er eine rechteckige Holzplatte hervor.

      „Ich konnte es nicht mehr ansehen, nachdem sie gestorben war, deshalb habe ich es aus dem Balken herausgeschnitten.” Er gab Dindra die dünne Holzplatte.

      Sie erschrak, als sie das geschnitzte Gesicht darauf anschaute. Es glich ihrem eigenen so sehr, als wäre es ein Porträt von ihr.

      „Vielleicht hätte ich sie nicht heiraten sollen”, sagte Etru. „Es kam mir immer vor, als müsste ich ihre Liebe mit den Drachen teilen. Sie erzählte mir oft von ihnen. Wie glücklich es sie gemacht hatte, auf einem Drachen zu reiten. Ich machte ihr sogar Vorwürfe.” Sein Gesicht verzog sich schmerzhaft bei der Erinnerung. „Sie versicherte mir, dass sie ihre Entscheidung nicht bedauere, und es gab Momente, in denen ich ihr glaubte und es mir vorkam, als sei sie vor irgend etwas geflohen und froh, es hinter sich gelassen zu haben. Aber sie hat oft nach den Drachen gesehen, wenn sie am Himmel vorüberzogen. Ich habe ihren Blick gesehen, und es hat mir das Herz zerrissen. Als sie starb, konnte ich es kaum ertragen. Wenn du nicht gewesen wärst, hätte ich nicht mehr leben wollen. Ich war außer mir und ich war wütend auf die Drachen. Ihretwegen hatte sie mir niemals ganz gehört. Der Groll, den ich empfand, hat mich hart gemacht, ich weiß.” Er öffnete seine Hand und zeigte Dindra ein Amulett, das er ebenfalls aus der Truhe genommen hatte. Es war ein kleiner silberner Reif, der eine Drachengestalt umfasste. Kopf, Beine, Flügel und Schwanz waren mit dem Reif verbunden.

      „Es hat Kirin gehört, und du sollst es jetzt tragen.” Er legte Dindra die Kette, an der das Amulett hing, um den Hals.

      Sie hielt es vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger und betrachtete es. Es war das Einzige was sie von ihrer Mutter hatte. Zum ersten Mal etwas Greifbares. Sie war dankbar und ein wenig traurig, weil Etru es ihr jetzt erst gab. Kirin hatte es berührt. Es hatte an ihrem Hals gelegen und ihr Herz hatte dagegen geschlagen.

      „Woher kam sie?”, fragte sie. „Wo lebt ihre Familie?”

      „Ich weiß nicht viel. Sie wollte nie darüber reden. Ich weiß nur, dass sie aus der Ebene östlich der Berge kam. Vielleicht war sie eine Waise und wollte deshalb nicht darüber sprechen.” Etru lächelte wehmütig. „Wir sind eine Familie von einsamen Seelen, Din. Wir verlieren immer die, die wir lieben.”

      Sie konnte seine Traurigkeit nicht ertragen. „Ich werde nicht gehen”, sagte sie. „Ich werde bei dir bleiben.”

      Etru schüttelte den Kopf. „Doch, du wirst gehen. Ich wollte dich immer bei mir haben, wie einen Ersatz für deine Mutter, aber das ist falsch. Du bist ihr so ähnlich, Dindra, dass es mir wehtut, dich anzusehen. Als ich dich vorhin sah, mit den abgeschnittenen Haaren ...” Er stockte. „Genau so sah sie aus, als ich sie kennen lernte. Ich habe den Drachen deine Mutter weggenommen und nun nehmen die Drachen dich mir weg. Ich habe es immer geahnt. Es ist wie eine Schuld, die ich begleichen muss.” Er rieb mit der rechten Hand über seine Stirn, als wollte er etwas wegwischen. „Ich war so glücklich in der kurzen Zeit, in der ich mit deiner Mutter zusammen war.”

      „Hast du mich gehasst, weil ich sie getötet habe?”, fragte Dindra beklommen.

      Er lächelte und schüttelte den Kopf. „Ich bin ein Bauer, Dindra, aber kein Dummkopf. Du bist ein Geschenk, das sie mir dagelassen hat. Ich würde dich gerne bei mir behalten so lange ich lebe. Vierzehn Zeiten der heißen und kühlen Sonne sind nicht genug. Nicht mal hundert mal vierzehn wären genug, aber es geht um dich, das, was du willst. Du sollst es selbst bestimmen, so wie deine Mutter. Sie hat sich für etwas entschieden, und du sollst es auch können. Ich habe bei der ersten Entscheidung gewonnen, bei der zweiten verliere СКАЧАТЬ