Dindra Drachenreiterin. Manfred Lafrentz
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Читать онлайн книгу Dindra Drachenreiterin - Manfred Lafrentz страница 6

Название: Dindra Drachenreiterin

Автор: Manfred Lafrentz

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847615316

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СКАЧАТЬ Gedanken, gleich neben dem Loch, das sich nur durch den Anblick von Drachen stopfen ließ. Sie hätte gerne eine Mutter gehabt, wie die anderen Kinder des Dorfes. Die Frauen der Höfe waren freundlich zu ihr, aber sie behandelten sie oft ein wenig zurückhaltend, als wäre sie eine Fremde. Dindra wusste nicht einmal den Namen ihrer Mutter, denn Etru wollte einfach nicht über sie reden. Als sie alt genug gewesen war, um nach ihr zu fragen, hatte er nur gesagt, sie sei gestorben, als Dindra zur Welt kam. Es hatte nicht wie ein Vorwurf geklungen, und sie hatte es auch nie so aufgefasst. Aber sie fühlte sich bei dem Gedanken an diese unbekannte Fremde, die ihre Mutter war, immer so, als ob sie betrogen worden wäre. Die anderen Mütter der Höfe starben nicht, wenn sie Kinder bekamen. Warum ausgerechnet ihre? Sie konnte noch nicht einmal sagen, dass sie ihre Mutter entbehrte, denn sie wusste nicht, wie es war, eine zu haben. Auf den anderen Höfen bekam sie nur mit, wie die Mütter ihre Kinder schalten oder ihnen auch mal eine Ohrfeige verpassten. Darauf konnte sie verzichten. Aber sie wusste nicht, wie es war, wenn die anderen Kinder zu Bett gingen oder Wunden hatten, am Leib oder zwischen ihren Gedanken. Wurden sie dann von ihren Müttern in den Schlaf gesungen, getröstet und geheilt? Dort war es, wo Dindra den Betrug witterte, wo sie die leere Stelle spürte, besonders dann, wenn jemand sagte, es tue ihm leid. Sie konnte sich eigentlich nicht beklagen. Etru war nicht immer streng. Oft war er sogar ein sehr liebevoller Vater. Es gab zwar den Stock, aber er hatte ihn nie benutzt.

      „Ich könnte mit deinem Vater reden”, sagte Ryll. „Wegen Goldfels. Jeweils zu Beginn der kühlen und der heißen Zeit der Sonne werden neue Anwärter aufgenommen.”

      Dindra hob abwehrend beide Hände. „Nein! Erwähne das bloß nicht!”

      „Warum nicht?”, fragte Ryll verwundert. „Viele Eltern wären stolz, wenn ihre Kinder Drachenreiter werden könnten. Mein Vater hat im ganzen Dorf geprahlt, als ich die Drachenwahl bestand. Einmal bin ich mit Maquon in die Nähe unseres Dorfes gekommen. Meine Eltern haben ein Fest veranstaltet. Ich glaube, sie gingen den anderen Dörflern ziemlich auf die Nerven.”

      Dindra schüttelte den Kopf. „Mein Vater ist anders. Er will nicht viel von Stationen und Drachen hören.”

      Inzwischen hatten sie den Mittelpunkt des Hofes erreicht, eine Wiese, die von mehreren Gebäuden umgeben war. Auf der Westseite zu ihrer Linken stand die große, aus Holzplanken errichtete Scheune mit dem Kornspeicher. Auf der rechten Seite befanden sich Gesindehäuser, Ställe und Gatter. In der Mitte stand das zweistöckige Haupthaus, wie alle Wohnhäuser der Höfe aus bearbeiteten Felssteinen errichtet, die von den Drachenbergen herbeigeschafft worden waren. Hölzerne Stützbalken zogen sich durch die Wände, einige schon recht verwittert, andere schief und krumm. Um die Läden der kleinen Fenster, die wie immer nach einem Gewitter weit offen standen, rankten sich Efeu und Kletterrosen bis zum Strohdach hinauf, aus dem sich steinerne Schornsteine erhoben, der größte über dem Kamin der Halle, die anderen weiter hinten gelegen, über den Unterkünften des Gesindes. Jenseits davon befanden sich Gärten und Gemüsebeete und rund um alle Gebäude hielten Ebenenstolze ihre Zweige wie schützende Arme über den Hof. Sie verdeckten die Sicht auf die Felder und Weiden, die zum Hof gehörten.

      Vor der Tür des Hauses stand Etru, breitbeinig, die Arme verschränkt, und schaute Dindra und den Gästen mit finsterem, unbeweglichem Gesichtsausdruck entgegen. Hinter ihm lugte Mondri aus den Schatten der Türöffnung heraus, Mund und Augen weit offen.

      Dindras Schritte verlangsamten sich unwillkürlich während sie krampfhaft überlegte, wie sie die Anwesenheit des Drachen, der auf dem Hof seltsam unwirklich und äußerst fehl am Platze erschien, erklären sollte. Maquon betrat die kleine Wiese, streckte andeutungsweise mit jenem unheimlichen klappernden Geräusch seine Schwingen aus, schüttelte einmal kurz den Kopf, legte sich dann ruhig aufs Gras und stellte seine Ohren auf, wobei sich die Haut der kleinen Flügel unter ihnen entfaltete.

      Ryll wirkte beim Anblick Etrus ein wenig verunsichert, wie Dindra bei einem kurzen Seitenblick feststellte. Ihr Vater war ein eindrucksvoller Mann, groß gewachsen und breitschultrig, und die Muskeln an seinen Armen waren hart von der Arbeit auf den Feldern. Der dichte Bart und die zerfurchte Stirn ließen ihn älter aussehen als er war. Dindra nahm an, dass niemand, der sie und Etru zusammen sah, ihn für ihren Vater halten würde. Sein drahtiges Haar war braun und er hatte die grauen Augen der westlichen Ebene, während Dindras Augen so schwarz waren wie ihre Haare. Neben ihm kam sie sich immer noch wie ein kleines Kind vor und sie fürchtete, das würde sich niemals ändern. Mit seinen großen Händen konnte er ihre schmalen Schultern ganz umspannen, und wenn er das tat, fühlte sie sich sicher und geborgen. Aber sie hatte auch von ihm einiges geerbt, denn obwohl zierlich, war sie ausdauernd und schnell, und manche der Kinder des Dorfes hatten ihre Fähigkeiten unterschätzt, wenn sie sie großspurig zu einem Wettkampf herausforderten. Etru trug die übliche Kleidung der Hofbesitzer, die sich von der der Knechte kaum unterschied: eine helle, gegürtete Tunika aus Schafswolle mit verzierten Ärmeln und Kragen, schwarze, pludrige Leinenhosen und Lederstiefel.

      „Vater, dies ist Ryll Tarmanssohn, Drachenreiter von Goldfels”, sagte Dindra.

      Etru sagte nichts, warf Dindra aber einen Blick zu, den sie gut kannte. Es war nichts aus ihm herauszulesen, weder Ärger noch Überraschung. Sie hasste diesen Blick. Wenn Etru so war, wirkte sein Gesicht wie aus Stein. Niemand, der ihn so kennen lernte, konnte es für möglich halten, dass dieses Gesicht sich zu einem herzhaften Lachen verziehen konnte. Wenn es passierte, erwartete Dindra manchmal halb, das Geräusch splitternden Steins zu hören.

      „Dies ist mein Vater Etru Etrussohn”, sagte sie zu Ryll, der sich höflich verbeugte. Etru erwiderte den Gruß mit einem knappen Kopfnicken, was fast schon einer Unhöflichkeit nahekam. Dindra knetete nervös ihre Hände, während ihr Vater seinen Blick auf den Drachen richtete, der seelenruhig auf der Wiese lag.

      „Aus welchem Grund führt Ihr einen Drachen auf meinen Hof, Drachenreiter Ryll Tarmanssohn von Goldfels?”, fragte Etru. Seine Stimme war tief und dröhnte auf eine Weise, an der Dindra erkannte, dass er kurz davor stand, die Beherrschung zu verlieren. „In Begleitung meiner Tochter.”

      „Ich kann es Euch erklären”, sagte Ryll hastig. Dindra merkte, wie er versuchte, seine Stimme tiefer klingen zu lassen, und hätte trotz der angespannten Situation fast gelacht.

      „Als ich auf dem Rückweg nach Goldfels war, wurde der Drache durch irgendetwas, das ich nicht erklären kann, aus der Ruhe gebracht, und ich musste ihn auf der Ebene landen lassen. Die Begegnung mit Eurer Tochter aber hat ihn seltsamerweise völlig zur Ruhe gebracht, wofür ich ihr sehr dankbar bin.”

      Etru sah Dindra an. „Was hattest du dort zu suchen?”

      „Sie konnte nichts dafür”, sagte Ryll bevor sie antworten konnte. „Sie war in der Nähe, als ich landete.”

      Etru schnaubte. „Ich wette, du bist sofort zu ihm gerannt.”

      „Stimmt”, sagte Dindra trotzig. Sie log ihren Vater niemals an, denn sie hielt es für unwürdig und hätte sich eher damit abgefunden, mit dem Stock Bekanntschaft zu machen, als sich bei einer Lüge ertappen zu lassen.

      Etru presste die Lippen zusammen und wandte sich wieder an Ryll. „Und weiter?”

      Ryll zögerte. „Ich halte es für besser, den Drachen über Nacht ruhen zu lassen, bevor ich nach Goldfels zurückkehre. Eure Tochter war so freundlich, mir ein Nachtlager auf Eurem Hof anzubieten.”

      Etru nickte. „Natürlich könnt Ihr hier übernachten. Und der Drache?”, fuhr er sarkastisch fort. „Kommt er vielleicht auch noch mit ins Haus?”

      Ryll lachte nervös. „Ich wollte ihn draußen auf der Ebene zurücklassen, aber er scheint Zuneigung zu Eurer Tochter gefasst zu haben und ließ sich nicht davon abbringen, uns СКАЧАТЬ