Dindra Drachenreiterin. Manfred Lafrentz
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Читать онлайн книгу Dindra Drachenreiterin - Manfred Lafrentz страница 13

Название: Dindra Drachenreiterin

Автор: Manfred Lafrentz

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847615316

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СКАЧАТЬ dachte an ihren Traum. An das Gefühl, dass jemand nach ihr suchte.

      Die Dunkelheit, in die Maquons erste Berührung sie versetzt hatte, ähnelte der in ihrem Traum: bedrohlich und unheimlich, als käme sie aus einer anderen Welt, einer Traumwelt vielleicht, die Dindra für einen kurzen Augenblick betreten hatte. Der Gedanke kam ihr, dass das, was in der Dunkelheit war, auch der Grund gewesen sein könnte, warum Maquon an jenem Tag, als Ryll, mit ihm auf der Ebene landen musste, so verstört gewesen war. Er war ruhig geworden, als ihr Leuchten die Dunkelheit vertrieben hatte, und es kam ihr nun vor, als wäre er dankbar dafür gewesen. Er hatte ihr Schönes gezeigt: die Welt aus der Sicht eines fliegenden Drachen. War das die Gabe der Drachenzähmer, von der Ryll gesprochen hatte? Dass sie Maquons Gedankenbilder empfangen und die Traumwelt betreten konnte? Und hatte sie eine Spur in jener Welt hinterlassen, in der sie von einem Leuchten umgeben war? Eine Spur, die jemand verfolgte, so verstohlen, tastend und schnüffelnd wie ein Tier, das nichts Gutes im Sinn hatte. Aber welche Verbindung gab es zwischen der unheimlichen Traumwelt und ihren eigenen Träumen? Wenn es etwas gab, wovor sich sogar Drachen fürchteten, dann war es kein Wunder, dass die Träume ihr Angst machten. Und ausgerechnet an der Stelle, wo sie jenes seltsame Erlebnis mit Maquon hatte, sollte, laut Godru, ein Drache gelandet sein. War er es vielleicht, der sie in ihren Träumen suchte? Möglicherweise gab es Drachen, von denen Dindra nichts wusste. Gefährliche Drachen, die ganz anders waren als Maquon.

      Etru hatte gesagt, ihm sei es manchmal vorgekommen, als ob ihre Mutter vor etwas geflohen wäre. Wovor? Vor etwas, das in dunklen Träumen lauerte?

      All diese Fragen beunruhigten Dindra. „Vielleicht“, dachte sie, „kann ich in Goldfels mit den Drachenzähmern darüber reden.“

      Als es Zeit wurde, aufzubrechen, war sie in bedrückter Stimmung, nicht nur weil es galt, Abschied zu nehmen.

      Der alte Anso aus dem Dorf, ein grauhaariger, aber rüstiger Mann mit einem zauseligen langen Bart und einer roten Nase, die wie eine Erdbeere aussah, sollte einen Wagen mit Getreide und eine kleine Herde Schafe nach Goldfels bringen, eine Aufgabe, die er mehrmals in jedem Mond erledigte, und Dindra sollte mit ihm fahren. Sie mochte ihn. Er war immer freundlich zu ihr gewesen. Als er auf den Hof fuhr und sie sah, schlug er die Hände über dem Kopf zusammen.

      „Dindra Etrustochter, wie siehst du aus?”, rief er. “Wo sind deine langen Haare, deine Zöpfe?” Er lachte, und seine Augen sahen aus, als wären sie in einem Spinnennetz gefangen. Während er in seinem singender Tonfall fortfuhr, vertieften sich die Falten noch. „Du warst die schönste Tochter der Ebene weit und breit. Immer wenn du über das Grasland gerannt bist und dein Haar hinter dir her wehte, sagte ich, seht nur, was für ein hübscher Vogel über die Ebene fliegt, mit schwarzem Köpfchen und buntem Gefieder. Dindra, Vögelchen, warum willst du uns verlassen? Warum hast du dir die Haare abgeschnitten?”

      Dindra lachte. „Das Geflatter macht die Drachen unruhig, Väterchen.”

      Anso lächelte wehmütig. „Du warst immer ein fremdes, seltsames Vögelchen. Und nun wirst du die Drachen oben am Himmel reiten und uns vergessen.”

      Dindra spürte einen Stich. Sie schaute zu Etru, der das Verladen des Getreides beaufsichtigte, aber zunächst waren da noch Intri und Mondri, die vor der Tür des Hauses standen und todunglücklich aussahen. Die dicke Köchin tupfte mit einem Zipfel ihrer Schürze an ihren Augen herum und machte ein gekränktes Gesicht, als wäre Dindras Entschluss, fortzugehen, eine persönliche Beleidigung für sie. Mondri hatte einen Daumen in den Mund gesteckt und kaute darauf herum, während ihre runden Augen voller Tränen standen. Dindra umarmte die beiden. In den letzten Tagen hatte sie sie nach Kirin gefragt, aber Mondri war kaum älter als sie selbst und Intri war, wie die meisten anderen Mägde, erst vor wenigen Jahren auf den Hof gekommen. Es schien, als ob sich auf dem Hof niemand außer Etru an ihre Mutter erinnerte.

      „Pass auf, dass die Drachen dich nicht verbrennen, hörst du?”, sagte Intri weinerlich, und Mondri schluchzte laut auf. „Das ist doch nichts für ein Mädchen, Kind. Ich bin sicher, bevor die Zeit der kühlen Sonne vorbei ist, bist du wieder zurück.”

      Dindra lächelte. „Wer weiß?” Dann wandte sie sich Etru zu, der neben dem beladenen Karren stand, und alles zog sich in ihr plötzlich zusammen, sodass sie sich ganz zusammengezurrt und klein fühlte und kaum noch atmen konnte.

      „Vergiss nicht, Gesichter in die Balken zu schnitzen”, stieß sie hervor. „Ich werde sie mir ansehen, wenn ich zu Besuch komme. Ich will alle Geschichten dazu hören und wenn du auch nur eine vergisst, werde ich nie wiederkommen.”

      Er lächelte und nahm sie in die Arme. Dindra brachte kein Wort mehr heraus, und Etru ebenso wenig. Sie machte sich los und kletterte schnell auf den Bock des Wagens. Anso, der schon dort saß, schlug kurz mit den Zügeln und die schweren Zugpferde setzten sich in Bewegung. Die Räder knarrten im Sand, der geräuschvoll zur Seite spritzte. Dindra schaute zurück und sah zu, wie die Gestalt ihres winkenden Vaters immer kleiner wurde.

      „Nicht weinen, Vögelchen”, sagte Anso mit belegter Stimme.

      „Ich wein ja gar nicht, Väterchen”, sagte Dindra und wischte sich die Tränen ab.

      3

      Es dauerte einen guten Teil des Vormittags bis Dindras Gedanken sich endlich von Etru und vom Hof lösen konnten. Anso hatte die ganze Zeit geschwiegen und sie ihrem stillen Kummer überlassen. Allmählich aber wurde der Abschiedsschmerz geringer und sie fing an, die Fahrt durch die Ebene nach Osten zu genießen. Das sanfte Rauschen der Waldinseln, in denen sich die warme Brise der letzten Tage in der Zeit der heißen Sonne verfing, die grünen Wogen des Grasland, das Geblöke der Schafe, die neben dem Wagen her trotteten, und das Knarren der eisenbeschlagenen Karrenräder, die das hohe Gras platt drückten und schmale Spuren hinterließen, all das machte sie nachdenklich.

      „Ich werde die Ebene immer in mir haben”, dachte sie. Sie hatte sich oft fremd gefühlt, aber nun merkte sie, wie tief sie mit dem Land, in dem sie aufgewachsen, verbunden war. Ihrem Zuhause, dem Ort, an dem ihr Vater lebte und ihre Mutter gestorben war. Nichts konnte diese Verbindung auflösen, keine Berge und keine Drachen.

      Um die Mittagszeit machten sie am Rand einer Waldinsel Rast, ließen die Schafe und Pferde grasen und machten sich über den Proviant her, den Intri ihnen in prall gefüllten Leinenbeuteln mitgegeben hatte: frische Brotlaibe und riesige Käseklötze, die für zehn gereicht hätten. Dazu Obst aus den Gärten des Hofes und Trinkschläuche, die mit Wasser aus den Zisternen gefüllt waren, in denen das kostbare Regenwasser auf den Höfen gesammelt wurde. Die Flüssigkeit war so warm, dass Dindra nach dem Trinken die Nase kraus zog.

      „Ja ja, die Sonne der Ebene brennt heiß”, zitierte Anso den Drachensegen und lachte. „Du wirst in Goldfels dran denken, nicht wahr? Wirst nicht vergessen, wie sehr wir den Regen brauchen, wenn du eine Drachenreiterin bist.”

      Dindra lächelte. „Noch bin ich keine, Väterchen.”

      Er winkte ab. „Deine Mutter war eine, und du wirst auch eine, da wird kein Drache was dagegen haben.”

      „Hast du eigentlich meine Mutter gekannt?”

      Er seufzte. “Ja, weißt du, ich hab sie gekannt, das arme Ding.”

      „Warum war sie ein armes Ding?”

      Anso kaute auf einem Stück Käse und schaute nach Osten, wo sich die Gipfel der Drachenberge noch nicht viel größer abzeichneten als bei ihrem Aufbruch. „Ich glaube, sie war nicht glücklich. Es lag nicht СКАЧАТЬ