Название: Malleus Proletarum - Der Proletenhammer
Автор: Marcello Dallapiccola
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783844250473
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„Scheiße!“, brüllte der Luis so wild, dass der arg verkaterte Frasther zusammenzuckte.
„Was'n los?“
„Na, die Karre – ich kann doch nicht mit einem Van zu einem Geschäftstermin fahren!“
„Geschäftstermin?“, wunderte sich Frasther
Daraufhin erklärte ihm der Luis, weshalb er vor dem Bertl nicht hatte auspacken wollen: Der Luis war wie vereinbart beim Herrbert im Beisl gewesen und dieser hatte ihm die Adresse eines vertrauenswürdigen Waffenhändlers gegeben. Da würden sie jetzt hinfahren, um sich mit dem Kerl mal zu unterhalten; deshalb hatte der Luis ja auch unbedingt Frasther dabei haben wollen, denn wie sähe denn das aus, wenn jemand wie er ohne Gorilla zu einem Geschäftstermin erscheinen würde.
„Und wo is' jetzt das Problem? Wir werden den Van doch eh brauchen, um die Waffen zu transportieren – oder willst' das im Benz machen?“, hakte Frasther, der keinen Zusammenhang zwischen all diesen Informationen sah, nach.
„Na, man fährt nicht mit einem Van zu so einem wichtigen Treffen! Da braucht man ein anständiges Auto, man kann doch nicht erwarten, von einem Geschäftsmann Ernst genommen zu werden, wenn man mit einem Lieferwagen vorfährt!“, entrüstete sich der Luis. „Und vor allem fahre ich doch nicht selber mit heißer Ware durch die Gegend! Nein, mein Guter, heute wird nur über Preis und Ware verhandelt – wenn wir uns dabei einig werden, dann können wir uns Gedanken darüber machen, wie wir die Ware hierher bekommen.“
Frasther verkniff es sich, den Kopf über dieses komplizierte Vorgehen zu schütteln. „Fahr'n wir halt beim Zurnl vorbei, der hat deinen Benz sicher schon repariert!“, schlug er stattdessen pragmatisch vor.
„Und dann haben wir den Transporter an der Tanke stehen?!?“
„Is' doch egal, dort wird er wenigstens nicht geklaut und nix, und wenn wir zurückkommen, dann holen wir ihn! Mann, kannst du kompliziert sein…“, erklärte Frasther leicht genervt.
Wenige Minuten später saßen sie im Transporter. Es musste so gegen Mittag herum sein, der Himmel zeigte die übliche ungute, gräuliche Industrieabgasfärbung und auf der Straße waren jede Menge Autos unterwegs, die es allesamt nicht besonders eilig zu haben schienen. Der Prag-Luis zündete sich einen Tschick an und kurbelte das Fenster einen Spalt breit auf. Frasther riss sich eine Bierdose auf und ließ sich genussvoll den ersten Schluck des Tages die Gurgel hinunterrinnen. Das tat vielleicht gut! Schon in wenigen Minuten würde er sich wieder wie ein Mensch fühlen, dachte er und nahm gleich noch einen großen Schluck.
So fuhren sie schweigend bis zur Tankstelle, wo sie ein breit grinsender Zurnfried hinter dem Verkaufstresen in Empfang nahm. Der Luis wollte die Arbeit nicht einmal begutachten – Frasthers Versicherungen, dass die Reparatur garantiert in Ordnung wäre, reichten ihm vollauf – bevor er, ohne mit der Wimper zu zucken, ein abenteuerliches Sümmchen für die schnelle Behebung des Schadens hinblätterte. Dann erklärte Frasther dem Chef der Tanke kurz die Lage, nämlich dass sie mit dem reparierten Ersatzbenz zu einem geschäftlichen Termin mussten und daher den Van ein wenig bei ihm stehen lassen würden; Zurnfried versprach, Luis' Transporter wäre bei ihm an der Tanke so sicher wie in Abrahams Schoß.
Frasther kaufte sich noch ein Bier und eine Packung Tschick für die lange Fahrt, bevor sie im Ersatzbenz Platz nahmen. Die Mechaniker hatten tatsächlich ein kleines Wunder bewirkt: „Sieht ja wirklich aus, als ob nie was gewesen wär'“, brummte der Luis, sichtlich zufrieden.
„Hab' ich doch gesagt – wenn's wer draufhat, dann diese Jungs hier“, bestätigte Frasther.
Der Luis grunzte zufrieden und fuhr los, während Frasther sich erst ein Bier aufriss und sich danach einen Tschick ansteckte.
„Wohin fahren wir jetzt genau?”, versuchte er sich in aufmunternder Konversation.
Der Luis drückte ihm eine Visitenkarte in die Hand: „Wolf-Räudiger Assl – Antiquitätenhändler”, war da eingeprägt, nebst Telefonnummer und einer Adresse in der nächsten Stadt.
„Schon mal von dem Knaben gehört?”
Frasther schüttelte den Kopf: „Sieht aber edel aus, die Visitenkarte, richtig nobel.”
„Mal sehen, ob wir das auch gleich finden dort”, brummelte der Luis.
Sie fuhren auf die Autobahn und der Luis drehte das Autoradio lauter. Frasther stöhnte – der Kerl hatte natürlich einen Radiosender drin! Nix mit Hardrock – er hätte aus seinem Jeep mindestens eine Kassette mitnehmen sollen, denn das war ja von vornherein klar gewesen, dass der Luis keinen anständigen Sound in der Karre haben würde. Was soll’s, dachte er bei sich, immerhin hab' ich ja wenigstens genug Bier.
Als sie endlich, knapp zwei Stunden Fahrzeit später, das verdammte Antiquitätengeschäft gefunden hatten, leerte Frasther gerade die dritte Dose und fühlte sich bereits wieder rundherum wohl.
„Verfluchter Mist, man kann da gar nicht ranfahren…”, schimpfte der Prag-Luis los.
Das Geschäft schien sich in einer kleinen, verkehrsberuhigten Zone zu befinden, von der Straße deutlich durch ein Kopfsteinpflaster abgetrennt.
„Doch, klar kannst, steht ja auf dem Schild – „Für Ladetätigkeiten erlaubt“ – höhö!”, scherzte Frasther.
„Zwischen sieben und elf Uhr vormittags, verdammt!”, schnaubte der Luis und manövrierte den Benz in eine viel zu kleine Parklücke, die jedoch der Fußgängerzone am nächsten lag. Dann zwängte er sich laut ächzend und fluchend aus der Karre – dass er die Tür nicht allzuweit öffnen konnte, weil das daneben geparkte Auto im Weg stand, erschwerte ihm die Sache ungemein.
Auf der Beifahrerseite entstieg Frasther langsam dem Benz, warf die geleerten Bierdosen achtlos in Richtung eines Mülleimers und trottete hinter dem Luis einher, der mit hektischen Schritten auf den Antiquitätenladen zusteuerte.
Lautes Klingeln einer über der Tür angebrachten Glocke begleitete sie, als sie den Laden betraten.
Drin herrschte gedämpfte Atmosphäre; schwere Teppiche und bedrückend alt wirkende Gemälde in mächtigen Rahmen hingen an den Wänden, der Boden war mit schweren Läufern ausgelegt und der ganze Raum mit alten Kästen und Kommoden aus dunklem Holz verstellt; edel wirkende Teile mit teils pompösen Verzierungen. Ein schrecklich konservativ gekleidetes Weibsbild mit riesiger Hornbrille stand verloren zwischen den riesigen Möbelstücken herum und rang sich gelangweilt ein Lächeln ab: „Kann ich Ihnen behilflich sein?”
Wenn sie sich nicht bewegt hätte, hätte man sie glatt für ein Stück des Inventars halten können.
„Ja… guten Tag, ich suche Herrn Assl. Mein Name ist Stritzinger, ich hab’ einen Termin…”
Jetzt hatte die Verkäuferin auch den umher schlendernden Frasther bemerkt, der sich zwar Möbel besah, aber von seinem äußeren Erscheinungsbild her so gar nicht in diesen Laden passen wollte, und bedachte ihn mit einem befremdeten Blick. „Mein Assistent…”, versuchte der Prag-Luis sich in einer Erklärung, wurde jedoch sehr schnell leise. Es war für jeden Volldeppen offensichtlich, dass Frasther sicher vieles, aber garantiert kein Assistent war. Dementsprechend machte die Eule große Augen.
„Nun, ich fürchte, Sie kommen zu einem schlechten Zeitpunkt – Herr Assl ist bei Tisch…”, piepste sie, den Blick immer zwischen Frasther und dem Luis hin- und herwandern lassend.
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