Malleus Proletarum - Der Proletenhammer. Marcello Dallapiccola
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Название: Malleus Proletarum - Der Proletenhammer

Автор: Marcello Dallapiccola

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844250473

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СКАЧАТЬ zusammen!“

      „Darf man wissen, was ihr vorhabt?“

      „Na, was schon, wir finden raus, wer diese Typen sind und wo sie sich verkrochen haben, dann marschieren wir dort auf und schon bald herrscht wieder Ruhe in der Stadt. Dann geht alles wieder seinen gewohnten Gang.“

      Bertl nahm nachdenklich einen großen Schluck Bier. „Wie wollt ihr das machen, verdammt? Der Prag-Luis und du – das sind Tschetschenen oder Russen, verdammt! Wir wissen doch nicht mal, wo die sich genau verkrochen haben, geschweige denn, wieviele Leute die haben und wie gut bewaffnet die sind – alles wichtige Details! – und du redest schon vom Beseitigen!“

      Frasther zündete sich einen Tschick an und sagte beschwichtigend: „Scheiß dich nicht an, Bertl, so dramatisch wie du tust, ist das doch alles nicht…“

      „Wenn ihr euch da nur nicht täuscht, du und deine Qualle von einem Boss“, stieß Bertl verärgert hervor. „Denn wenn wir ehrlich sind, Frasther, dann konnte der Luis bisher nur darum den großen Macker hier in der Stadt spielen, weil er keine ernsthafte Konkurrenz hatte und man ihn in Ruhe gelassen hat! Aber jetzt ist die Ost-Mafia mit Killertrupps und teuren Autos in der Stadt. Von denen man noch nicht mal weiß, wo sie ihr Hauptquartier haben, die also praktisch unsichtbar sind…“

      Jetzt sah Frasther sich aber wirklich genötigt, einzugreifen: „Bertl, jetzt denk doch mal logisch nach! Wenn hier schräge Typen von egalwoher auftauchen, dann fallen die über kurz oder lang auf. Die gehen mal wo essen, müssen sich irgendwo 'ne Bude mieten, kommen also mit Leuten in Kontakt. Also werden wir sie viel früher finden als sie uns, weil wir hier mehr Leute kennen, das ist doch logisch. Und von wegen Killertrupps – eine von diesen Eliteeinheiten haben wir praktisch im Vorbeifahren ausgelöscht, wohlgemerkt. So gut können die also nicht sein. Also warten wir, bis wir wissen, wo wir sie finden, und dann werden wir sie höflich auffordern, sich gefälligst zu verpissen.“

      Bertl, der eben noch mit immer größer werdenden Augen Frasthers Erläuterungen gelauscht hatte, sah überrascht zur Seite, als auf einmal Charleys Körper aus seiner Ohnmachts-Starre erwachte, über den Tresen zu Boden rutschte und klirrend und scheppernd ein paar Gläser und etwas Geschirr mit sich riss. Dann sah er wortlos zu Frasther, der das Schauspiel ebenfalls fasziniert verfolgt hatte.

      „Sieht so aus, als ob wir uns langsam trollen sollten – der Charley wird nicht gut drauf sein, wenn er erstmal mitkriegt, was hier so vor sich gegangen ist…“

      „'schätze, du hast Recht. Nimmst du mich mit?“ Bertl zog seine Geldbörse und ließ ein paar Kröten auf den Tresen klimpern – für die Bier, die Frasther und er gerade getrunken hatten. Dann wandte er sich dem Ausgang zu.

      „Wie bist du denn hierhergekommen?“, fragte Frasther mit Blick auf Bertls eingegipste Haxe.

      „Na, mit dem Auto, wie sonst? Ich kann schon fahren, aber ehrlich gesagt, wär's einfacher wenn du fährst…“

      Bertls Karre war ein uralter japanischer Sechszylinder und innen drin genauso vergammelt wie außen herum. Während Bertl umständlich auf dem Beifahrersitz Platz nahm, versuchte Frasther die Zusammensetzung des Gestanks, der in der Karre herrschte, zu analysieren: Benzin, Motoröl, verschüttetes Bier, Tschick-Qualm. Und er hätte viel darauf gewettet, dass irgendwo unter einem Sitz ein Döner oder etwas ähnliches stumm vor sich hin gammelte.

      Nach kurzer Beratschlagung entschied man sich, noch auf ein Trankerl zur Chefin zu fahren; Frasther wollte den Bertl in seinem aufgewühlten Zustand nicht sich selbst überlassen und er selber konnte auch noch ein Bierchen vertragen.

      Die Beiz war ein winziges, aber sehr gemütliches Stehcafé genau in der Mitte zwischen Stadtkern und 'Charley’s Kneipe'. Eigentlich hieß das Ding 'Chicago Café', wie die schon längst erloschene und ausgebleichte Neonschrift über dem Eingang verkündete, doch man sagte allgemein nur, dass man „zur Chefin“ ging.

      Die Chefin hieß Grimmgrid und war eine matronenhafte Erscheinung unbestimmten Alters, aber sicherlich dem Hunderter schon weit näher als die meisten Menschen, die Frasther kannte. Sie hatte ihre von grauen Strähnen durchzogenen Haare zu einem Dutt zusammengebunden; ihre Füße steckten in Gesundheitslatschen, sie trug ihrem Alter angemessene, schlichte aber elegante Kleidung und darüber eine riesige, graue Barschürze. Frasther konnte sich nicht erinnern, sie jemals ohne diese Schürze gesehen zu haben. Dadurch, dass sie so groß und breitschultrig war, wirkte sie irgendwie wie eine weibliche Version von Göring.

      Grimmgrid war eine Institution in der Stadt, sie hatte den Status der absoluten Obermutti in der Szene und war damit sakrosankt. Um sie rankten sich wilde Gerüchte aus längst vergangenen Tagen, so hatte sie zum Beispiel einmal zwei frisch aus den Knast Entlassene, die sich nicht zu benehmen wussten, höchstpersönlich mit einem Stück Leitungsrohr krankenhausreif gedroschen. Ein anderes Gerücht besagte, dass ein Spirituosenlieferant, der die Grimmgrid um einen schönen Batzen Kohle beschissen hatte, wenig später mit aufgeschlitzter Gurgel auf der städtischen Mülldeponie gefunden worden war; wieder ein anderes Gerücht erzählte vom Besitzer des Hauses, in dem sich das 'Chicago Café' befand. Der hatte sie zwingen wollen, das Café an ihn zu verkaufen, jedoch wenige Tage, nachdem er ihr mit Kündigung und Rausschmiss gedroht hatte, wenn sie nicht an ihn verkaufen würde, war er schwerstverletzt auf der Intensivstation gelandet. Seither ging er auf Krücken und war immer ausnehmend freundlich und wohlwollend, nicht nur der Chefin, sondern auch all ihren Gästen gegenüber. So war Grimmgrid auch so ziemlich die Einzige in der ganzen Stadt, die kein Schutzgeld zahlte, weder an Bertls Konsortium noch an irgendeine andere Organisation – einfach aus dem Grund, weil sich kein Schwanz weit und breit traute, ihr mit sowas gegenüberzutreten. Trotz ihres Alters schmiss sie den Laden immer noch alleine und sie achtete streng drauf, dass es keine allzu vergammelten Bsuff in ihre gute Stube verschlug. Das Publikum bestand hauptsächlich aus Leuten wie Bertl, Taugenichtse, die sich irgendwie über die Runden brachten und jeweils die Ringpausen zwischen den einzelnen Runden des Lebens nutzten, um in solchen Beisln abzuhängen und sich wieder zu neuen Kräften zu saufen.

      Frasther und Bertl grüßten flüchtig die Anwesenden – meist bekannte Gesichter – und flegelten sich auf einen Barhocker, wobei sich Bertl mit seinem Gipsbein etwas schwer tat. Grimmgrid, die die beiden neuen Gäste vermutlich aus dem Augenwinkel heraus bemerkt hatte, kam bereits mit je einem Bier in der Hand herangeschlurft.

      „Sieh an, wer da hereinschneit: Der Bsuffowetsch Bertl und der Hauinger Frasther. Was hast denn du mit deinem Haxen angestellt, Bertlchen? Und du, Frasther, musst Babysitten weil der Arme nicht selber zum Saufen fahren kann?“, begrüßte sie die beiden und stellte ihnen ihre Biere hin.

      „War ‘n Unfall, Chefin, nix weiter. Hast' uns gleich noch zwei Klare dazu? – Damit auch was weitergeht, weißt eh“, übernahm Bertl das Antworten und grinste die Alte an wie ein Honigkuchenpferd. Frasther zündete sich einen Tschick an und schwieg.

      „Ich möcht' ja nicht wissen, was da wieder im Busch ist, wenn zwei Typen wie ihr die Nasen zusammensteckt“, bohrte die Chefin weiter, während sie ihnen ihre Schnäpse einschenkte.

      „Wir war’n grad beim Charley; der ist ausgeraubt worden, stell dir vor! Beziehungsweise sie ham’ versucht, ihn auszurauben und drum sind wir jetzt hierher gefahren. Wir wollten gleich schauen, ob bei dir noch alles in Ordnung ist, man weiß ja nie…“, warf Frasther ihr einen Brocken hin.

      Grimmgrid stutzte: „Was, der Charley ist überfallen worden? Um Herrgotts Willen – was ist passiert?“

      Bertl übernahm es, die Geschichte zu erzählen: „Na, ich sitz' da und trink mein Bier, außer dem Charley und mir nur noch der Rüscherl-Wolfi da, total im Delirium wie immer. Ich geh' schiffen und hör' auf einmal draußen einen Wirbel. Also schiff' СКАЧАТЬ