Der Engel mit den blutigen Händen. D. Bess Unger
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Название: Der Engel mit den blutigen Händen

Автор: D. Bess Unger

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741882692

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СКАЧАТЬ zerstoßen. Der Magier hieß Athina die Teile so zusammenbinden, dass drei Beine mit nach oben weisenden Krallen die Organe umgaben. Ein Bein mit nach unten weisenden Krallen sorgte für die Standfestigkeit der Monstrosität. Blut, Asche und die Knochenreste gab sie in einen Topf und steckte den Klumpen in den widerlichen Brei.

      Am Nachmittag machten sie sich mit Biglias Auto auf, den Topf im Piliongebirge zu vergraben. An der Kirche Agios Nikolaos parkten sie und schlugen sich in die Büsche. Der Himmel hatte sich eingetrübt, von den Bergen her wehte ein kalter Wind.

      Als sie einen steilen Berghang hinaufstiegen, kreuzte ein Hirte mit zwei schwarzen Hunden ihren Weg. Den Hunden sträubte sich das Fell, da sie in Kali den Wolf erkannten, die Ziegen hetzten in Panik den Hang hinunter. Der Rüde stellte sich der Wölfin in den Weg, senkte den Kopf und zeigte mit einem gefährlichen Knurren die Zähne.

      Ohne Regung blieb Kali an Biglias Seite, ihre gelben Augen fixierten nur den Hirten.

      »Hierher Nestor!« Ein langgezogener Pfiff, der Hund wandte sich ab und trottete den Ziegen nach. Ein frostiger Blick des Hirten traf Biglia. Grußlos folgte er mit der Hündin der Herde.

      Von dieser Begegnung an war die Wölfin beunruhigt. Ständig ließ sie ihre Blicke über Täler und Höhen gleiten. Weit lief Kali voraus, mit hochgerecktem Kopf witterte sie in alle Himmelsrichtungen, kam zurück, schaute zu ihrem Herrn empor und schien ihm Bericht zu geben.

      »Was hat Kali? Spürt sie die Anwesenheit ihrer Wolfsbrüder hier im Gebirge?«

      »Nein, das ist es nicht. Sie fühlt die Anwesenheit einer gewaltigen magischen Kraft.«

      »Geht sie von dem Hirten aus?«

      »Er ist daran beteiligt, ist aber nicht der Träger der Macht. Merkwürdig ...«

      Schweigend irrten die Drei auf der Suche nach einer geeigneten Stelle umher. Jählings gab Kali einen warnenden Laut von sich. Ein heißeres Kraa, Kraa, Kraa war in den Lüften zu hören, es folgte ein scharfes Rak, Rak, Rak. Die Wölfin blickte zum Himmel empor, drehte ihren Kopf hin zu einer Bergkuppe, die mit Bäumen und Büschen bewachsen war. Obwohl windstill, bogen sie sich wie unter einer Windbö. Eingeschüchtert strich Kali ihrem Herrn um die Beine.

      »Verdammt, ein Rabe kreist über uns! Das ist kein gewöhnlicher Rabe. Sieh dir die Spannweite der Flügel an, zwei Meter zum Allermindesten.«

      »Was ist an einem Raben so besonders? Im Gebirge sieht man sie oft«, wollte Athina ihn beschwichtigen. So aufgeregt hatte sie Biglia noch nie erlebt.

      »Er ist der Bote, unter Umständen der Ausgangspunkt der magischen Macht, die Kali spürt, ich weiß es!« Für Minuten stand Biglia bewegungslos da, blickte misstrauisch zu dem Raben hin, der immer noch sein Kraa, Kraa, Kraa schrie.

      Endlich flog der Vogel nach Westen und verschwand hinter einem Berg.

      »Die Gegend gefällt uns nicht«, sagte Biglia, ließ im Weitergehen misstrauisch die Augen wiederholt zur Bergkuppe und zum Himmel schweifen.

      Endlich fand der Magier, was er suchte. An einem karg bewachsenen Südhang stand der abgestorbene Stamm einer Robinie. Biglia zog ein Messer aus seinem Rucksack und grub zwischen den Wurzelsträngen ein Loch in die harte Erde, tief genug, um den Topf mit dem unheimlichen Inhalt aufzunehmen.

      »Das wird genügen. Stell das Gefäß hinein.« Sorgfältig bedeckte er den Topf mit Erde, füllte den Rest in den Rucksack und verwischte mit den Händen alle Spuren.

      »In einem Jahr werden der harte Winterfrost und die sengende Sommersonne die Teile verhärten, Athina. Mithilfe des magischen Trägers werde ich dich lehren, ihn für Beschwörungen zu gebrauchen.«

      Nackt kuschelten sie nach ihrem Liebesakt in gelben Kerzenlicht unter warmen Fellen. Eine Frage quälte Athina schon lange: Wenn Biglia unverbrauchte magische Energie brauchte, würde er sich – ohne auf ihre Gefühle Rücksicht zu nehmen – nach einer jugendlichen Sternenstaubträgerin umtun, um mit ihr zu schlafen. Was würde sie im gleichen Falle machen?

      »Wenn mein Sternenstaub verbraucht ist, woher beschaffe ich mir Ersatz? Und wie?«

      Der Hexer blickte sie an. »Langfristig darfst du nicht hier in Volos Wurzeln schlagen! Ziehe, so wie ich, kontaktfreudig durch die Welt. Wenn es dir an Geld fehlt, suche die Freundschaft der Reichen. Erweitere deine Suche bis in fernliegende Länder. Lege dir auf deinen Reisen eine Liste der jugendlichen Männer an, die Träger unberührten Sternenstaubs sind. Wenn du in eine Notlage kommst, ziehe die Liste zurate und wähle einen passenden Jüngling aus. Du vereinigst dich körperlich mit ihm, entreißt ihm seinen Sternenstaub und aktivierst ihn in dir. Hierfür muss in ihr zumindest noch ein minimaler Vorrat an Sternenstaub vorhanden sein. Warte deshalb damit nicht zu lange.«

      »Ich soll mit anderen Männern Liebe machen?« Athina war fassungslos. »Das macht dir nichts aus?«

      »Nein. Warum auch? Es geht dabei ja nicht um Liebe, es geht um einen rein technischen Akt, der dir helfen soll, deine magischen Fähigkeiten zu erhalten.«

      Im Geheimen beglückwünschte sie sich, die Nähe zur reichen Atridi mit dem Tod ihrer Eltern perfekt vorbereitet zu haben.

      Einen Schwachpunkt in Biglias Vorschlag fand sie sofort: »Wenn ich keinen geeigneten Spender finde, wenn mir nur Frauen und Kinder als Sternenstaubträger über den Weg laufen? Wie gehe ich dann vor?«

      Biglia zögerte mit einer Antwort, als Weißmagier hatte er seit geraumer Zeit erkannt, dass seine Geliebte trotz ihrer engelhaften Erscheinung die Anlagen zu einer Schwarzmagierin in sich trug.

      Athina sah ihn liebevoll an, ihre Hand wanderte über seine Brust, seinen Bauch entlang hinunter zu seinem Glied. Mit kräftiger Hand begann sie es zu massieren.

      Berauscht vor Wonne stöhnte er auf und stellte alle Bedenken zurück. »Es gibt noch einen anderen Weg, an unberührten Sternenstaub heranzukommen«, flüsterte er und seine Stimme erstarb.

      Athina verstärkte ihr Bemühungen.

      »Ich bin diesen schweren Weg noch nie gegangen, hoffentlich wirst auch du ihn nie beschreiten müssen«, sagte er endlich. »Du kannst einen sternenstaubträger – Mann, Frau oder Kind – auch mit einer Beschwörung exekutieren, um ihm seine innewohnende Energie zu entreißen. Der Fluch ist verdammt schwierig auszuführen, auch nicht risikofrei für den Magier persönlich! Er gelingt nur, wenn man noch einen umfangreicheren Vorrat an Sternenstaub besitzt.« Jetzt, wo er mit der Sprache herausgerückt war, bedauerte er seine Worte.

      Athina gab sich den Anschein, schockiert zu sein. »Du meinst ... Das ist nicht dein Ernst! Ich müsste ein Kind oder eine Frau umbringen?«, stammelte sie.

      »So ist es. Dir bleibt keine andere Wahl. Du musst einen Mord begehen!«

      ›Ich will mein Leben als Magierin enden, nicht als gewöhnlicher Mensch‹, nahm Athina sich vor. ›Jemanden den Tod zu bringen, was ist schon dabei? Ich habe es längst getan und kann es wiederholen.‹ Sie versuchte, ihrer Stimme einen gleichgültigen Ton zu geben. »Gehört der Fluch zu meiner Ausbildung?«

      »Ein Magier muss alle Flüche kennen, auch solche, die er nie anwenden wird.«

      Athina war mit der Antwort zufrieden. СКАЧАТЬ