Der Engel mit den blutigen Händen. D. Bess Unger
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Название: Der Engel mit den blutigen Händen

Автор: D. Bess Unger

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741882692

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СКАЧАТЬ sagte Biglia. »Hab keine Angst. Leg deine Arme über deinen Kopf und spreize die Finger. Ja, so ist es halbwegs in Ordnung.« Er korrigierte Athinas Körperhaltung noch etwas. »Ich werde mich nun auf deinen Körper legen, und zwar so, dass unsere Körper deckungsgleich sind«, erklärte er. »Das ist eine notwendige Voraussetzung für den Austausch. Mit Sexualität hat das nichts zu tun, auch wenn mein Penis wieder in dich eindringen und ejakulieren wird. Und zwar nicht zu knapp«, fügte er mit einem Lächeln an. »Unsere Haut muss jetzt in größtmöglichem Kontakt stehen. Am besten, du schließt die Augen und öffnest sie erst wieder, wenn ich es dir sage.«

      Der Magier legte sich auf Athina: Stirn auf Stirn, Arme auf Arme, Hände auf Hände, Finger auf Finger, Brust auf Brust, Hüfte auf Hüfte, Beine auf Beine, Füße auf Füße, Schambein auf Schambein. Sein Glied füllte ihre Vagina proppenvoll aus.

      Athina schloss die Augen und konzentrierte sich auf ihre Atmung. Biglias Lippen öffneten sich. ›Sollen wir uns küssen?‹, fragte Athina sich ratlos und öffnete gehorsam ebenfalls den Mund. Sie spürte, wie sich seine Zunge in ihren Mund schob, leicht irritiert versuchte sie das Gleiche bei ihm. Schlagartig überfiel sie das seltsame Gefühl, dass ihre Zunge immer weiter in Biglias Körper hineinwuchs und seine Zunge immer tiefer in den ihren. ›Wir werden ersticken!‹, durchfuhr es sie. Panisch versuchte sie, Sauerstoff über die Nase in ihre Lunge zu pumpen. Es gelang nicht, dafür spürte sie, wie sein Glied an Größe zunahm und heftig zu ejakulieren begann. Gleichzeitig floss ihr etwas Heißes die Kehle hinunter und schien sich in ihrem Körper bis in den letzten Winkel zu verteilen.

      Sie kam, weitaus heftiger als beim ersten Mal, mit befremdlicher Intensität.

      Schlagartig eigneten sich mehrere Dinge: Biglias Körper schien sich in Luft aufgelöst zu haben, ihr eigener Körper fühlte sich leicht an, eine grausame Kälte überfiel sie, ihre Haut zog sich vor Schmerz zusammen. Entgegen seinem Ratschlag öffnete sie die Augen und schrie vor Entsetzen auf.

      Sie lag im Freien auf einem kalten Felsboden. Im Zenit eines sternenlosen, dunkelgrauen Himmels standen zwei Monde. Biglias Körper hatte einen Wolfskopf, mit gelben Augen starrte er auf sie herab. Schützend versuchte sie ihre Hände zwischen sich und das Wolfsgesicht zu bringen. Die Haut ihrer Hände war schwarz.

      Als die Finger ihre Nase berührten, erfühlte sie eine langgezogene Schnauze, Fell bedeckte das Gesicht, ihrer Kehle entwich das heißere Keuchen eines gejagten Fuchses. Verzweifelt schloss sie die Augen vor dem Grauen, fühlte unverhofft erneut die vertraute Wärme des Wohnwagens. Voller Dankbarkeit schwebte sie hinein in einen körperlosen Zustand unbegrenzter Entspannung. Tränen der Erleichterung flossen über ihre Wangen. Sie sank in einen traumlosen Schlaf.

      Unbewusst suchte Athina am Morgen den Fixierungspunkt über Biglias linken Augenlid. Erwartungsgemäß sah sie den fünfzackigen Stern aufblitzen, blau leuchtend und so kräftig leuchtend, dass sie die Augen zukneifen musste. »Was ist mit deinem Stern? Warum ist er jetzt blau?«

      »Blau leuchten sie nur zwischen uns Magiern, mein Engel«, erklärte er. Sternenprinzessin nannte er sie nie mehr, dabei hatte sie dieses Kosewort so geliebt.

       18. August, Sonntag, Volos

      Zu guter Letzt war der unvermeidliche Tag gekommen, Biglia musste mit der Sippe weiterziehen. Trauer befiel Athina, wenn sie an die kommenden Nächte dachte, die sie im Bett ohne ihn zubringen musste. Verzweiflung vor den vielen Tagen, die sinnentleert, weil ohne magische Unterweisungen, verstreichen würden. Nicht zuletzt begannen sie Zukunftsängste zu quälen. Als ihr Vater noch gelebt hatte, war sie an ein sorgenfreies Leben gewöhnt. Das war vorbei, jetzt musste sie sich höchstpersönlich um so belanglose Dinge wie Geld für das Überleben kümmern. ›Wäre ich nur an Atridis Stelle!‹, war ihr täglicher Gedanke, ›Ich könnte mein Leben ausschließlich der Magie widmen, wäre frei von allen finanziellen Sorgen.‹

      Die Ängste wurden zur fixen Idee. ›Was, wenn es mir gelänge, diese Streberin an mich zu binden? Als Busenfreundin?‹ Zwar bestand ihre gegenseitige Nichtachtung seit Schulzeiten. Nicht ohne Grund, sie hatte der angeberischen Person eins auswischen wollen und ihren Bruder angestiftet, die vierzehnjährige Atridi in ein Gebüsch zu zerren, um sie zu begrapschen. Dass eine Lehrerin dazugekommen war und ihr schwächlicher Bruder nach einer Ohrfeige sie verpetzt hatte, mein Gott, darüber war doch längst Gras gewachsen!

      Wie vorgehen? »Mit meinen magischen Künsten ist es noch nicht viel Staat zu machen«, stöhnte sie. »Ich muss an die frische Luft, um meinen Kopf freizumachen.«

      Gegen die Abendkühle, die vom Piliongebirge heranzog, warf Athina eine Jacke über die Schulter und ging hinunter zum Hafen. Sie warf einen kurzen Blick zurück. Wie erwartet erhaschte sie ihren Verfolger, der sich hastig in einen Hauseingang drückte. Er stellte ihr schon seit Jahren nach, ein Stalker war er nicht, eher ein schüchterner Verehrer. »Mein Gott, Marios! Wann kapierst du endlich, dass ich in einer anderen Liga spiele«, zischte sie. »Wie kann ein Autoklempner, der mit ölverschmierten Händen herumläuft, die Hoffnung hegen, dass ich mich für ihn interessiere?«

      Klempner in der Mercedes-Werkstatt von Volos? Blitzartig hatte sie eine Idee: Atridis Eltern besaßen ein Auto dieser Marke. Fuhren sie nicht jede Woche über das Piliongebirge, um einer Tante ihren Nachkömmling zu präsentieren? Das war doch eine gefährliche Strecke! Was, wenn die Drei dort einen tödlichen Autounfall erlitten? Langfristig wäre die reiche Erbin in Trauer versunken, zugänglich für den Annäherungsversuch einer mitfühlenden Freundin. Natürlich mit etwas Magie untermauert!

      Bei der Abreise hatte Biglia bei ihr einen Zaubertrank vergessen, der Trank der Hörigkeit, der für Tage den freien Willen in Knechtschaft zwang.

      Sie wandte sich ihrem stillschweigenden Verehrer zu. Gellend pfiff sie durch die Finger. Die Domina gebend befahl sie »Herkommen!« Zögernd verließ der Junge die Deckung, mit gesenktem Blick schlich er herbei.

      Mit unterdrückter Verachtung zwang Athina sich zu einem Lächeln. «Dein Benehmen ist unmännlich«, kanzelte sie ihn ab, wechselte sodann in eine schmeichlerische Tonlage. »Wenn du Etwas von mir willst, sag es frei heraus! Vor mir brauchst du keine Angst zu haben.«

      »Darf ich dich zum Eis einladen?«, kam es zaghaft aus ihm heraus. »Bei Jam

      »Dem vornehmen Café in der Argonauton unten am Hafen?« Da Marios nickte, fasste sie ihn, der sein Glück nicht fassen konnte, an der Hand und zog ihn die Kartali hinunter und bog in die Argonauton ein.

      Die prächtige Uferstraße war gesäumt von den beigefarbenen Sonnenschirmen der zahlreichen Restaurants und Cafés. Zwischen den Schirmen standen Palmen, die mehrstöckigen Gebäude schirmten die Flaniermeile der Touristen vor dem Lärm der quirligen Stadt ab.

      Jetzt am Sonntagmorgen war im Jam noch nicht viel los. Athina steuerte auf eine mit gelben Stoffkissen belegte Zweierbank zu. »Bitte setz dich mir gegenüber«, bat sie Marios, der neben ihr Platz nehmen wollte. »Da können wir uns besser ansehen.« Sie ließ ihren Blick zur Reede hingleiten, die von den Jachten der Reichen gesäumt war. ›Eine von denen gehört Atridis Eltern‹, dachte sie. ›Mit der werde ich bald die Ägäis unsicher machen.‹

      »Was für ein Eis möchtest du?«, fragte Marios. Erschrocken schielte er auf die Preise in der Karte.

      Athina stand auf. »Wähl du aus, ich muss mal für kleine Mädchen«, sagte sie. Im Weggehen rief sie ihm »Und bestelle zwei Aperol, die gehen auf meine Rechnung!« zu. In der Toilette streifte sie ihren Slip ab und steckte ihn in die Handtasche.

      Zufrieden löffelte Mario sein Eis. Er staunte noch immer über die Vorsehung, die ihn mit dem unfassbaren СКАЧАТЬ