Der Engel mit den blutigen Händen. D. Bess Unger
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Название: Der Engel mit den blutigen Händen

Автор: D. Bess Unger

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741882692

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СКАЧАТЬ Bruder Christos schüttelte den Kopf vor so viel Naivität. »Nein, wir geben ihn weg! Ein dreijähriges Kind! Ich muss mich jetzt um das Geschäft kümmern und du mit deinen achtzehn Jahren schaffst das auch nicht! Im Herbst willst du mit dem Studium angefangen! Mit diesem Klotz am Bein kannst du das vergessen!«

      »Mit der Zeit werden die Männer glauben, dass das dein Kind ist«, gab eine entfernte Verwandte zu Bedenken. »Sie werden dich meiden wie die Pest! Wer wird schon eine Frau mit Kind heiraten wollen!«

      Zornbebend funkelte Atridi ihre Verwandte an. »Ich weiß, was meine Eltern gewollt hätten und ich weiß, was mein Wildfang will«, sagte sie. »Das Kind bleibt bei mir! Meine Kinderfrau Stavroula wird mir helfen. Basta!«

      Zur gleichen Zeit fand noch eine Beerdigung statt. Hinter einem Sarg schritt eine verhärmte Frau.

      Die Trauergemeinde der Papalukas schielte hinüber.

      »Grässliche Sache, sehr tragisch.«

      »Die arme Mutter! Wer soll sich jetzt um sie kümmern?«

      »Was genau ist passiert?«

      »Haben Sie nicht davon gehört?«

      »Nein.«

      »Ein Lehrling, achtzehn Jahre alt.«

      »War er erkrankt?«

      »Nein, Selbstmord, er hat sich aufgehängt. Auf dem Dachboden.«

      »Wie furchtbar? Warum?«

      »Schulden, Liebeskummer? Wer weiß.«

      »Er hieß Marios«, wusste jemand. »Arbeitete in einer Autowerkstatt.«

      Als der Sarg des Jungen vorbeigetragen wurde, senkte eine blond gelockte Frau in einem schwarzen Kleid den Kopf. »Marios, du Schwächling«, flüsterte sie. »Hab Dank für diesen letzten Dienst an mir.«

       18. Oktober, Freitag, Piliongebirge

      Gelangweilt saß Athina am Küchentisch und starrte nach draußen in den trüben Herbstmorgen. Ein Mann in einer lilafarbenen Weste eilte vorbei. War das nicht Biglia? Ihr Herz begann zu klopfen. Aufgeregt lief sie in den Flur. Es klingelte, sie riss die Haustür auf, Biglia, ihr heiß geliebter Zauberer, stand vor ihr!

      Athina stieß Freudenschreie aus, Biglia strahlte sie an. Begierig fanden sich ihre Lippen zu einem sinnlichen Kuss. Er schob sie zurück in den Flur, mit dem Fuß warf er die Tür ins Schloss. Ihrer beide Hände waren überall, Gesicht, Brust, Rücken, Po, vergewisserten sich der zurückliegenden Vertrautheit ihrer Körper.

      Sie unterbrach den Kuss. »Mein Zauberer, endlich, endlich bist du bei mir.« Ihre Stimme zitterte, prüfend fixierte sie seinen Stern, hoffte an der Intensität zu erkennen, ob Biglia ihr die Treue bewahrt hatte. ›Eifersüchtiges Ding‹, schalt sie sich. ›Das ist total belanglos.‹

      »Mein Engel, du hast mir gefehlt.« Biglia strich ihr eine Locke aus dem Gesicht. »Endlich, finden unsere Liebesnächte eine Fortsetzung.«

      »Wieso Nächte? Das geht auch am Tag!« Athina schmiegte sich an ihn, spürte seine erwachende Männlichkeit. »Komm«, flüsterte sie und zog ihn in ihr Schlafzimmer. Hastig streifte sie die Kleider ab und ließ sich rücklings aufs Bett fallen. Mit sehnsüchtiger Erwartung sah sie zu, wie er das T-Shirt über den Kopf zog, Jeans und Shorts abstreifte. Sie streckte die Arme nach ihm aus, zog ihn zu sich herab, sein Glied, prall und pulsierender Vorfreude, fand sofort das Ziel seiner Bestimmung.

      Am Mittag suchte Athina den Hexer im Wohnwagen auf. Der stand zusammen mit anderen Campern auf einem betonierten Parkplatz in der Kolokotroni 34. Vor der Tür stand ein Bambuskäfig mit zwei Hühnern. »Das sind spezielle Tiere, mein Engel«, schwärmte Biglia ihr vor. »Sie werden dir bei deinen magischen Künsten helfen.«

      »Hühner können mir in der Magie helfen?« Athina beäugte den Käfiginhalt skeptisch. Wollte er sie auf den Arm nehmen?

      »Das sind keine Hühner«, verbesserte er sie. »Das sind Hähne! Du musst wissen, nur vier Tierarten haben für uns Roma einen herausragenden Stellenwert.« Er begann aufzuzählen: »Der Wolf, der Rabe, die Taube und der Hahn.« Seine Stimme wurde eindringlich. »Für magische Rituale steht bei mir der Hahn an erster Stelle. Ein einzelnes Hühnerbein, dessen Krallen ich in eine festgelegte Form gebogen und an einem speziellen Ort hinterlegt habe, kann für meinen Feind eine schreckliche Krankheit bedeuten. Mit Körperteilen von unreifen Hähnen kann ich meinem Gegner in einen grausamen Tod schicken.«

      »Das kann man mithilfe von Hähnen bewirken?« Zweifelnd starrte sie auf die zwei Vögel.

      »Nicht nur, mein Engel«, klärte er sie auf. »Es ist die Energie, die einem Hahn innewohnt, sie unterstützt die Wirkung eines Fluches. Der Knackpunkt besteht in einer speziellen magischen Geste. Erst diese versetzt den Sternenstaub in Bereitschaft, Schicksalslinien zu verändern.« Prüfend taxierte er ihren Körper. »Du bist zwar beweglich, doch für die Ausführung der komplexen Bewegungsabläufe nicht elastisch genug. Wir müssen dir einen Träger als Verstärker erschaffen.«

      »Hilft nicht auch eine Beschwörungsformel?«

      »Abrakadabra?« Biglia lachte. »Du hast zu viele Schmöker gelesen! Einen machtvollen Träger, mit dessen Energie du dich vereinen kannst und magische Gesten, das ist alles, was du brauchst.« Er löste die Adlerkralle, die um seinen Hals hing und reichte sie ihr.

      »Was soll ich damit?« Sie ekelte sich vor der Berührung, die Farbe der scharfen Kralle ließ sie an geronnenes Blut denken.

      »Erwürge die Hähne und reiße ihnen damit die Brust auf«, befahl er. »Jetzt, auf der Stelle!«

      Ihr Mund verzog sich vor Entsetzen. »Bitte, mach du das«, flehte sie. »Ich vermag das nicht.«

      Biglia war unerbittlich. »Jeder Magier muss seinen Träger persönlich erschaffen«, sagte er. »Wenn du jetzt versagst, bleibst du ein ungeschliffener Diamant dein Leben lang.«

      Die verwöhnte Athina hatte in ihrem bisherigen Leben weder einen Kohlkopf noch ein Huhn zerlegt. Mit zitternden Händen und zugekniffenen Augen begann sie ihr grausames Werk. Als der erste Hahn verendet war und sie den zweiten an der Gurgel packte, schrie der wie aus Verzweiflung auf, er wusste, dass die Reihe an ihm war. Mit aller Kraft drückten ihre Hände zu, ein maßloses Zappeln und Flügelschlagen und es war vorbei.

      »Jetzt öffne mit der Kralle die Brust und zerlege die Körper«, kommandierte Biglia. »Sortiere vier Beine, einen Kopf und einen Magen, zwei Herzen und vier Hoden aus!«

      Als Athina das Herz herausschnitt, schoss ihr ein Blutstrahl entgegen. Sie würgte vor Ekel, rannte zur Tür des Wohnwagens, riss sie auf, stützte sich mit einer Hand an die Wand des Wagens ab und übergab sich. Ihr Mittagessen platschte auf den Asphalt.

      Sie hörte ein entsetztes Aufkreischen und sah auf. Zwei Kinder standen vor ihr. Mit aufgerissenen Augen starrten sie auf den blonden Engel mit den blutigen Händen. Schreiend liefen sie davon.

      Endlich waren die Körper der Hähne СКАЧАТЬ