Beziehungen. Galina Hendus
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Название: Beziehungen

Автор: Galina Hendus

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742703521

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СКАЧАТЬ Ihr Männer seid ein untreues Volk: Heute liebt ihr die eine, morgen die andere. Du hast Aranka aus einem anderen Land hierhergebracht. Sie musste auf ihre Verwandten und Freunde verzichten. Jetzt sind wir ihre Familie, und man lässt sich von der Familie nicht scheiden. Man muss lernen, Verantwortung für seine Taten und Handlungen zu übernehmen. Du weißt, dass ich mein Vermögen zwischen dir und deinem Bruder Stefan aufgeteilt habe. Und damit ich mich nicht aus schlechtem Gewissen im Grab umdrehen muss, teile ich deine Hälfte zwischen dir und Aranka auf. Weil du aber mein leiblicher Sohn bist, überlasse ich dir das Vormundschafts- und Entscheidungsrecht, wann du ihr diese Erbschaft übergibst: sofort, nach fünf oder nach zehn Jahren. Das ist deine Sache. Wie du und Aranka entscheidet, so soll es auch sein.“

      „Mama, ich werde ihr sowieso, wie ein Vater, meinen Teil der Erbschaft überlassen, wozu musst du ihn aufteilen?“

      „Hast du sie denn schon als Tochter adoptiert?“

      „Eigentlich nicht, aber …“

      „Also, solange du sie nicht adoptiert hast, bleibe ich bei meiner Entscheidung. Und es gibt noch etwas: Ich möchte, dass in der Familie alles so bleibt wie früher. Weihnachten und Geburtstage werden in meinem Haus gefeiert.“

      „Wenn Aranka nichts dagegen hat …“

      „Das denke ich nicht. Hast du ihr übrigens schon gesagt, warum du nicht mit ihr schläfst und welche Gefühle du ihr gegenüber empfindest?“

      „Bis jetzt noch nicht.“

      „Und weshalb nicht?“

      „Ich wollte zuerst mit dir reden.“

      „Das ist gut, mein Sohn. Danke, dass du mir dein Herz ausgeschüttet hast. Aber jetzt ist deine Frau an der Reihe. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie auf diese Neuigkeit reagieren wird. Mir würde so etwas im schrecklichsten Albtraum nicht einfallen, aber Leben ist Leben, es ist nun mal so. Ich habe großen Respekt vor dir, dass du Aranka in der Familie behältst. Du bist für sie weiter verantwortlich, was du auch selbst weißt. Aber nun geh, und bleib gesund! Deinem Bruder erzählst du alles selbst, das könnt ihr unter euch Männern regeln.“

      Gertrud blieb sitzen, während Michael ihr einen Kuss zum Abschied gab und sich auf den Weg machte...

      „Und so ging ich nach Hause, um meiner Frau zu sagen, dass ich sie wie eine Tochter liebe …“

      „Wie hat Aranka reagiert?“, fragte ich.

      Michael und ich waren schon längst in unser Abteil zurückgekehrt. Ich saß unten auf meinem Liegeplatz, er auf dem Klappstuhl am kleinen Tisch zwischen uns, auf dem eine Flasche Mineralwasser stand.

      „Wie soll eine Frau auf die Ablehnung des Mannes reagieren, den sie liebt? Sie hat meinen stammelnden Worten zugehört und die ganze Zeit liefen ihr Tränen über die Wangen. An diesem Abend sprach sie kein Wort. Als ich am Morgen aufwachte, war sie nicht mehr da. Dann rief meine Mutter an und sagte, dass Aranka für ein paar Tage bei ihr bleibe, bis ich eine geeignete Wohnung für sie gefunden hätte. So war das … “

      Ich schwieg und hing in Gedanken Michaels Geschichte nach …

      Am nächsten Morgen, nachdem wir mit der Morgentoilette fertig waren, sahen wir uns beide mit ganz anderen Augen an. Ich hatte sehr viel über sein Leben erfahren. Er war erleichtert, dass er seinen Schmerz mit mir hatte teilen können. Und dass dieser Schmerz noch nicht geheilt war, war mir längst klar.

      „Wohnst du jetzt alleine?“, fragte ich vorsichtig, als wir schon angezogen auf unseren Plätzen lagen und auf die Ansage der Ankunft warteten.

      „Ja, wir sind schon über ein Jahr nicht mehr zusammen und wohnen sogar in verschiedenen Städten“, antwortete Michael und fügte nach kurzer Pause hinzu: „Ich habe für Aranka eine neue Wohnung besorgt, in die sie in zwei Monaten einziehen wird.“

      „Wenn du so aktiv eine Frau suchst, dann hast du noch keine feste Freundin?“, fragte ich, wurde dann aber kurz unsicher und ergänzte schnell: „Entschuldige die sehr direkte Frage. Wenn du nicht möchtest, musst du sie nicht beantworten.“

      „Nein, nein“, war seine eilige Antwort: „Es ist alles gut, aber ich habe tatsächlich keine Freundin. Nachdem ich mich von Aranka getrennt hatte, machte ich mich auf die Suche nach einer anderen Frau. Ich wollte nicht alleine sein, weil mich die Einsamkeit sehr bedrückt. Unter meinen Bekannten gibt es viele attraktive, erfolgreiche, intelligente und gebildete Frauen, aber keine von ihnen wollte meine ehemalige Frau als meine Tochter annehmen. Sie alle befürchteten, dass ich zu Aranka zurückgehen könnte.“

      „Es kann sein, dass das nicht nur Eifersucht war. Vielleicht wollten sie auch nicht das zukünftige Erbschaftsvermögen teilen. Verzeih mir meine Offenheit, aber ein Mann in deinem Alter sieht ohne Kinder viel attraktiver aus als mit ihnen“, sagte ich ihm ganz ehrlich.

      „Vielleicht hast du gar nicht so Unrecht, ich habe schon selbst daran gedacht. Gerade deswegen suche ich nach einer Frau aus Osteuropa, vielmehr aus Russland – eure Frauen sind nicht so pragmatisch und berechnend wie unsere. Es kann ja sein, dass sich hier für mich etwas ergibt.“

      „Dann bist du nicht nur in Russland, weil du eine Kollegin vertrittst, sondern aufgrund privater Angelegenheiten?“, fragte ich.

      „Nein, ich bin eher geschäftlich hier. Ausnahmsweise bekam ich das Angebot, ein russisches Projekt zu vollenden. Obwohl, tief im Herzen hoffe ich, auch mein eigenes Leben zu regeln. Die Geschäfte habe ich fast erledigt und bleibe noch zwei Wochen privat in Sankt-Petersburg. Vielleicht treffen wir uns?“, wandte er sich an mich und lächelte fragend.

      „Ich fahre schon am Sonntagabend zurück, und meine Zeit ist leider auch schon verplant.“

      „Sehr schade ...“

      Der Zug wurde immer langsamer. Auf einmal öffnete sich die Abteiltür und die Zugbegleiterin kündigte an:

      „Petersburg, wir sind angekommen.“

      Michael sprang von der obersten Bank und half mir, den Mantel anzulegen. Plötzlich lächelte er, küsste mir die Hand und sagte:

      „Weißt du, Lena, ich bin dir sehr dankbar für die heutige Nacht. Du bist der erste Mensch, dem ich mein Leben ausführlich erzählt habe. Es ist, als hätte ich in dieser Nacht all diese Jahre neu erlebt. Ich hatte das seltsame Gefühl, um mehrere Jahre zurückgekehrt, nicht verheiratet zu sein und eine erwachsene Tochter zu haben. Danke für dieses Gefühl, das dank dir in mir erwacht ist. Jetzt bin ich mir ganz sicher: Ich werde alles schaffen und eine Frau treffen, die mich richtig versteht. Ich danke dir!“

      Ich stand ein wenig verzweifelt da und wusste nicht, was ich antworten sollte. Dann raffte ich mich endlich auf, holte eine Visitenkarte aus der Tasche und reichte sie ihm rüber.

      „Michael, ich danke dir, dass du so ein offenes Herz hast. Wenn du möchtest, schreib mir eine E-Mail, ich will dir gerne antworten. Alles Gute!“

      Ich ergriff mein Gepäck und begab mich schnell, ohne mich umzudrehen, zum Ausgang, um den Abschied von dem eigentlich unbekannten Mann nicht in die Länge zu ziehen. Auf dem Bahnsteig, winkend mit weißem flauschigem Handschuh, eilte mir schon Tamara entgegen. Als ich auf sie zukam, hielt ich es nicht aus und drehte mich noch einmal um. Mein zufälliger Reisegefährte stand am Fenster des Abteils und lächelte mir charmant nach.

      „Adieu, СКАЧАТЬ