Beziehungen. Galina Hendus
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Название: Beziehungen

Автор: Galina Hendus

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742703521

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      „Sag mir bloß nicht, dass sie was Schlimmes angestellt hat. Das werde ich dir sowieso nicht glauben und mir nicht einmal anhören.“

      „Sie hat nichts angestellt. Ich bin der Schuldige“, sagte Michael, setzte sich an den Tisch und reichte der Mutter seine Tasse.

      „Was hast du denn getan, was Aranka nicht wissen darf?“, fragte Gertrud, während sie ihm schwarzen aromatischen Tee eingoss.

      „Mama, hör mir bitte aufmerksam zu, ich brauche deinen Rat. Ich bin in eine Falle geraten, die ich mir selbst ahnungslos gestellt habe.“

      Die Mutter schaute ihren Sohn schweigend an und machte sich bereit, ihm zuzuhören. Michael trank in kleinen Schlucken seinen Tee und schaute aus dem Fenster, um sich etwas zu entspannen. Endlich drehte er sich zu seiner Mutter um, stellte seine Tasse auf den Tisch und begann:

      „Mama, du weißt doch, wie sehr ich Aranka liebe. Leider habe ich kein sexuelles Interesse mehr an ihr.“

      „Bist du krank?“, fragte seine Mutter beunruhigt.

      „Nein, körperlich ist bei mir alles in Ordnung. Ich habe mich untersuchen lassen, als Mann bin ich völlig gesund. Es gibt einen anderen Grund. Ich kann nicht mehr mit Aranka schlafen, weil ich Angst habe.“

      „Wovor hast du denn Angst?“ Gertrud verstand überhaupt nichts mehr. „Erkläre dich doch und quäle mich nicht länger.“

      „Aranka möchte ein Kind und ich nicht.“

      „Und warum möchtest du nicht? Kannst du nicht?“

      „Ich kann, aber ich möchte nicht. Vor zwei Jahren habe ich mich sterilisieren lassen, aber sage es niemandem. Bitte.“

      „Na gut, wenn du diese Entscheidung getroffen hast …“, erwiderte Gertrud Stein etwas unsicher. „Aber ich verstehe nicht …“

      „Das ist nicht alles. Das Wichtigste habe ich dir noch nicht gesagt.“ Michael wurde still, um seine Kräfte zu sammeln. Nach kurzer Pause schaute er entschlossen seine Mutter an und atmete tief durch.

      „Ich möchte mich scheiden lassen.“

      Am Tisch herrschte Stille. Ab und zu wurde sie vom Lärm der am Fenster vorbeifahrenden Autos und das leise Rauschen eines beginnenden Regens unterbrochen.

      „Jetzt erzähl mal, was wirklich passiert ist. Das Märchen über Kinder möchte ich nicht hören – aus diesem Grund lässt man sich in deinem Alter nicht scheiden.“

      Man sah, dass die ältere Frau nervös war. Sie spürte, dass im Leben ihres Sohnes ernsthafte Probleme aufgetreten waren.

      „Mutter, du weißt sehr gut, wie viel Kraft und Energie ich in Aranka hineingesteckt habe. Ich gab mir Mühe, ihr all das zu geben, was ich selbst weiß und kann. Sie spricht mehrere Sprachen, hat zwei Berufe erlernt. In der Zukunft erwartet sie eine gute Karriere. Als ich ständig auf Dienstreisen war, lief zwischen uns alles perfekt: Wir sahen uns nicht oft, deshalb hatte ich nicht viel Zeit, um zu sehen, wie frappant sie sich verwandelt hat. Erst jetzt, wo wir vierundzwanzig Stunden am Tag zusammen sind, habe ich verstanden, dass sich meine Frau aus einem provinziellen Mädchen in eine selbstbewusste Lady verwandelt hat. Sie fordert, nicht grundlos, dass ich mein ihr vor Jahren gegebenes Versprechen einhalte. Ich habe dieses Mädchen gehegt, ihr gute Manieren beigebracht, ihr die schönen Seiten des Lebens gezeigt, sie träumen gelehrt und all meine Lebenserfahrung und Begeisterung in sie investiert. Aber vor einiger Zeit wurde mir klar, dass diese junge, attraktive und stolze Frau nicht mehr meine Ehefrau sein kann. Auf einmal dachte ich darüber nach, dass sie erst zur Welt kam, als ich schon fünfundzwanzig war. Zwischen uns liegt eine Kluft, die die Länge einer Generation hat. Indem ich den großen Altersunterschied zwischen uns wahrgenommen und gefühlt habe, begannen diese Gedanken, mir das Leben zu verderben. Ich sah in Aranka keine Frau mehr. Ich sah in ihr meinen Erfolg und einen Teil meines Lebens. Mit diesen Gedanken ging ich schlafen und wachte ich auf. Und eines Tages sah ich sie mit den Augen eines Vaters, der stolz darauf ist, dass seine Tochter ihn übertroffen hat. Und ich konnte … ich kann nicht meine eigene Tochter berühren.“

      „Mein Gott, Micha!“

      „Mama, ich habe Angst, Aranka das Leben kaputt zu machen. Sie ist jung, möchte Kinder haben. Deshalb habe ich beschlossen, ihr die Freiheit zu geben. Sie kann einen jungen Mann treffen, ihn heiraten, ein Kind bekommen und wird glücklich sein. Das ist ihr Traum und er muss wahr werden. Ich habe kein Recht, ihn zu zerstören.“

      Gertrud stellte ihre Tasse zur Seite und schaute schweigend auf den charmanten intelligenten Mann, der ihr gegenübersaß. Sie spürte seine Ängste und fühlte seinen Schmerz. Er war ihr Fleisch und Blut, sie war seine Mutter und er ihr Sohn.

      „Und welche Rolle übernimmst du in ihrem zukünftigen Leben?“, fragte sie einige Zeit später, nachdem das Empfinden angesichts des heranrückenden Unglücks etwas nachgelassen hatte.

      „Sie bleibt für mich meine Lieblingstochter. Ich werde sie in allem unterstützen und helfen, wo ich nur kann. Glaub mir, wenn ich sie umarme, kommen in mir absolut keine sexuellen Gefühle hoch. Sie ist der Erfolg meines Lebens, mein Stolz, meine langjährige Schöpfung, und dafür liebe ich sie.“

      Schweigend stand Gertrud auf und verließ das Zimmer. Man konnte hören, wie sie langsam die Treppe hochging. Nach kurzer Zeit kam sie wieder herunter und ging in die Küche.

      „Schneide mal bitte den Kuchen auf, ich habe den wegen deiner Neuigkeiten ganz vergessen.“

      Mutter und Sohn tranken Tee mit ihrem Lieblingsapfelkuchen und wechselten ein paar unbedeutende Sätze miteinander. Für diese Pause war Michael seiner Mutter sehr dankbar. Und weil er sie sehr gut kannte, war er sicher, dass sie über das, was er ihr gesagt hatte, gründlich nachdachte.

      „Wie hast du vor weiterzuleben, nachdem du geschieden bist?“, setzte Gertrud das unvollendete Gespräch fort.

      „Ich möchte nicht alleine sein und werde versuchen, eine Frau zu finden, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen kann. Ja, ja …“ Protestierend hob er seine Hand, als er sah, dass die Mutter ihn unterbrechen wollte. „Ich weiß, was du sagen möchtest. Diese andere Frau wird in meinem Alter, vielleicht auch etwas jünger sein, und ich werde ihr alles über Aranka erzählen. Wenn ihr meine Lebensgeschichte nicht gefällt, dann werde ich nach einer anderen Frau suchen, die Aranka nicht als meine ehemalige Frau, sondern als meine Tochter betrachten kann.“

      „Mein Sohn, es wird nicht einfach, solch eine Frau zu finden, wenn es denn überhaupt möglich ist“, sagte seine Mutter weise. „Nicht jede Frau ist in der Lage, dieses Bündnis zu verstehen und zu akzeptieren.“

      „Mama, ich danke dir, dass du meine Entscheidung angenommen hast.“

      „Es ist noch zu früh, um zu danken. Ich möchte dir noch etwas sagen.“ Gertrud wurde für einen Moment still, holte tief Luft und sagte: „Als Aranka in unsere Familie kam, habe ich sie sofort angenommen, das weißt du sehr gut. Sie war für mich wie eine Tochter. Wenn du sie jetzt wie deine Tochter ansiehst, dann habe ich nichts dagegen. Aber ich sage es dir ganz ehrlich: Es wäre für mich einfacher, auf dich als auf sie zu verzichten.“

      Der Sohn schaute seine Mutter mit Erstaunen an.

      „Ja, ja, mein Sohn, ich habe mir schon immer eine Tochter gewünscht, aber der liebe Gott hat mir zwei Söhne gegeben. Und so schlage ich vor, du klärst die СКАЧАТЬ