Beziehungen. Galina Hendus
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Название: Beziehungen

Автор: Galina Hendus

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742703521

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СКАЧАТЬ Mühe auch Deutsch lernen … Verzeih, ich bin etwas undiplomatisch. Aber ich habe nicht vor, dich aus der Familie zu entführen. Obwohl du mir auf den ersten Blick sympathisch bist.“

      Nach diesen Worten fiel ihm wahrscheinlich meine Anspannung auf, deshalb drückte er leicht meine Hand und fügte sanft hinzu: „Verzeih, ich hatte nichts Schlechtes im Sinn. Ich kann dir von meinem Leben erzählen, wenn du daran Interesse hast.“

      Natürlich interessierte mich das sehr, und so erklärte ich mich sofort bereit, ihm zuzuhören und seinen Lebensweg zu verfolgen.

      Michael wurde in der Nähe von Frankfurt am Main geboren. Nach dem Studium an der Technischen Universität Berlin arbeitete er als Verkaufsmanager in einer großen Firma. Er liebte seine Arbeit, in der er gut vorankam und erfolgreich war. Als 1989 die Berliner Mauer fiel und sich das Tor zu Osteuropa öffnete, war er als Spezialist für die neuen Märkte sehr gefragt. Da er recht gut die russische Sprache beherrschte, war er in der Lage, im Osten die Politik des Westhandels zu fördern. In dieser Zeit, in der er in der ehemaligen Sowjetunion tätig war, hatte er die außergewöhnliche Schönheit der russischen Frauen kennen und bewundern gelernt, mit denen er dienstlich zu tun hatte.

      Eines Frühlings kam Michael nach Kischinew in Moldawien zur Industriehandelsmesse, über die er einen ausführlichen Bericht schreiben musste. An einem unauffälligen Stand mit dem Buchstaben „i“ an der Seite sah er ein junges sympathisches Mädchen stehen, das den Interessenten Auskünfte gab. Und weil es auf der Messe nicht viele Besucher gab – und die meisten von ihnen sich gut auskannten –, war es offensichtlich, dass das Mädchen Langeweile hatte. Michael ging zu ihr, und Wort für Wort kamen sie ins Gespräch. Das Mädchen hieß Aranka, sie war Studentin des zweiten Kurses an der Universität für Fremdsprachen. Sie arbeitete auf der Messe als Aushilfe, indem sie Prospekte und Messepläne an die Besucher verteilte oder mit den Firmenvertretern telefonierte, um Treffen zu organisieren. Aranka war achtzehn, schlank, hübsch, hatte langes blondes Haar und strahlte einfach vor Jugend und Glück. Diesem Charme konnte Michael nicht widerstehen, deshalb verbrachte er die drei Tage, während die Messe lief, an Arankas Stand. Abends lud er sie ins Café oder Restaurant ein.

      Die Zeit verging recht schnell. Als Michael wieder zu Hause war, erzählte er seiner Mutter und seinem Bruder mit Begeisterung von dem jungen wunderschönen Wesen, dem er seine gesamten Gedanken widmete.

      „Heirate sie doch“, riet ihm sofort die Mutter. „Du bist schon vierundvierzig und immer noch Junggeselle. Es wird Zeit, eine Familie zu gründen.“

      „Mama, ich kenne sie erst drei Tage, wie kann ich sie denn so einfach heiraten?“ Michaels klang verzweifelt. „Man muss sich doch erst näher kennenlernen.“

      „Dann heirate sie und lernt euch, bitte schön, danach besser kennen“, griff der Bruder grinsend in das Gespräch ein. „Beeile dich aber, sonst entführt noch jemand diese Schönheit vor deiner Nase und du gehst leer aus.“

      Michael liebte seine Mutter und seinen Bruder sehr, deshalb entschloss er sich nach kurzen Überlegungen, ihrem Rat zu folgen, umso mehr, da Aranka ihm nicht aus dem Kopf ging.

      Weil aber Michael nichts unternahm, ohne vorher alles gründlich zu durchdenken, beschloss er, sich in seiner Entscheidung nochmals vergewissern. Er wollte das hübsche Mädchen wiedersehen: Es konnte ja sein, dass sie ihn schon vergessen oder einen anderen, jüngeren Mann kennengelernt hatte. Zudem gab es zwischen ihnen einen stolzen Altersunterschied – mehr als zwanzig Jahre. Michael nahm eine Woche Urlaub und flog nach Kischinew. Bereits ein halbes Jahr später, nachdem alle Formalitäten erledigt worden waren, holte er Aranka nach Deutschland.

      „Möchtest du ein Glas Wein mit mir trinken?“, wandte sich Michael an mich, indem er seine Erinnerungen unterbrach.

      „Ja, gerne“, antwortete ich, ohne mich zu zieren.

      Seine Lebensgeschichte machte mich sehr neugierig und ich wartete gespannt auf die Fortsetzung. Als der Kellner unsere Gläser gefüllt hatte und wegging, fuhr mein Vis-à-vis fort:

      „Aranka und ich liebten uns sehr. Sie war jung und schön, ich voller Energie und Leidenschaft.“ Michaels Englisch war ausgezeichnet, und ich hörte, begeistert vom Klang seiner Stimme und der interessanten Geschichte, seiner melodisch klingenden Erzählung mit großer Verzückung zu.

      Direkt zu Beginn seines Ehelebens erklärte Michael seiner jungen Frau ohne Umschweife, dass er sich bei seinem Bildungsniveau und seiner sozialen Stellung nicht erlauben dürfe, eine Ehefrau zu haben, die selbst keine gute Ausbildung genossen hatte. Aranka war zu diesem Zeitpunkt schon neunzehn und hatte vier Semester an der Hochschule für Fremdsprachen absolviert. Michael riet ihr, weiter zu studieren, indem sie zum Fernstudium wechselte, was Aranka ohne große Lust tat. Parallel meldete Michael Aranka zum Englisch- und Deutschkurs an. Seiner Meinung nach musste sie dringend ihr schlechtes Englisch verbessern und mit Deutsch sogar bei null anfangen. Michael war gegenüber seiner Frau sehr geduldig und zärtlich, und sie hatte einen weichen, nachgiebigen Charakter, daher folgte sie in allen Angelegenheiten gerne den Ratschlägen ihres Ehemannes. Er konnte sehr gut mit Frauen umgehen!

      Michael war sehr oft und lange auf Dienstreisen, auf die er nicht verzichten konnte. Das war Teil seiner Arbeit, und deshalb hatte Aranka mehr als genug Zeit zum Lernen. Zudem musste sie nicht arbeiten: Sogar im Haushalt hatte sie eine sehr tüchtige Hilfe, die schon zur Zeit des Junggesellenlebens des Hausherrn tätig gewesen war. Das war Michaels Hauptbedingung: Seine Frau musste genug Zeit für eine gute Ausbildung haben, sich nur auf das Lernen konzentrieren und keine Zeit für alltägliche Kleinigkeiten verschwenden. Allerdings bestand das Leben der jungen Frau nicht nur aus Lehrbüchern. Auf beharrliche Bitte ihres Ehemannes bemühte sie sich außerdem, auch all jene Kleinigkeiten des Lebens, die das Selbstbewusstsein fördern und eine Frau charmant machen, nicht an sich vorbeigehen zu lassen. So verbrachte Aranka die freie Zeit, die ihr nach dem Lernen blieb, mit Besuchen von Fitnessclubs, Massage- und Kosmetiksalons oder dem Einkauf nötiger wie unnötiger Dinge. Außerdem fuhr sie gerne mit ihrem nagelneuen Auto, das sie von ihrem Mann geschenkt bekommen hatte, in die nahe liegenden Städte.

      Michael selbst mochte keine Kaufhausbesuche. Er hörte lieber zu, wie abwechslungsreich und interessant seine Frau die Zeit seiner Abwesenheit verbracht hatte. Mit Stolz beobachtete er, dass sich Aranka im Vergleich zu den meisten Frauen durch ihre Jugend und Ausstrahlung, ihre stolze Haltung und ein ständiges Lächeln auf ihren schönen vollen Lippen von ihrem Umfeld abhob.

      Nach jeder Heimkehr von einer Dienstreise veranstaltete Michael mit seiner Ehefrau spielerisch eine Art kleine mündliche Prüfung, um sich ein weiteres Mal zu vergewissern, dass sie bei der schwierigen Aufgabe des Sprachenlernens den nächsten Schritt nach vorne gemacht hatte. Er war stolz auf jeden kleinen Fortschritt seiner Frau – immerhin war er das Ergebnis seiner Bemühungen, seines Engagements, und damit auch sein Erfolg!

      Die Eheleute Stein reisten sehr viel und versuchten, wenn auch nur in Ansätzen, sich die Sprache des besuchten Landes anzueignen. Aranka gewöhnte sich schnell an die besondere Art ihres Mannes, alles Neue kennenlernen und erforschen zu wollen, und teilte diese Leidenschaft gerne mit ihm. Sie fühlte sich schon längst als Europäerin und nahm es ihrem Mann übel, wenn er sie zufällig an ihre Herkunft erinnerte.

      „Ich bin keine Russin, bitte erinnere mich nicht daran. Ich wurde nur in der Sowjetunion geboren!“

      „Aber deine Mutter ist doch Russin“, widersprach Michael verlegen.

      „Ja, aber mein Vater ist Ungar, und ich habe einen ungarischen Namen, deswegen bin ich Europäerin und keine Russin!“ Aranka fühlt sich zunehmend als junge Lady, die das Recht hatte, dem erfolgreichen Ehemann ihre Launen zu zeigen.

      „Ja, ich weiß, dass dein СКАЧАТЬ