Schlussstein. Peter Gnas
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Название: Schlussstein

Автор: Peter Gnas

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741809613

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СКАЧАТЬ war nicht mehr auszumachen, von wem die Nachricht ursprünglich kam – im Rathaus machte plötzlich das Gerücht die Runde, dass es zu einer Explosion in einer privaten Schule im gehobenen Bremer Stadtteil Schwachhausen gekommen sei. Die Medienvertreter versuchten im Rathaus sofort einen derjenigen zu erwischen, die eben noch die Pressekonferenz abgehalten hatten.

      Die Journalisten probierten mit ihren mobilen Geräten im Internet herauszubekommen, um welche Schule es sich handeln könnte. Andere versuchten direkt die Pressestelle der Polizei oder des Innensenators zu kontaktieren. Der Vertreter der regionalen Zeitung schien etwas über die Redaktion herausbekommen zu haben und nannte den Kollegen die Adresse.

      Der Medientross machte sich auf den Weg zum möglichen neuen Ort eines Anschlags. Im Grunde musste man nur den Martinshörnern folgen, die plötzlich überall zu hören waren. In der Umgebung der Schule lag Rauch in der Luft. Die Polizei hatte aber bereits mit quergestellten Einsatzwagen die Straßen verengt und ließ nur noch Fahrzeuge der Feuerwehr oder Krankenwagen passieren.

      Wer sich nicht als Anwohner ausweisen konnte, wurde nicht herangelassen. Es gab einige Journalisten, die versuchten Anlieger, die gerade aus dem Gebiet kamen, zu bestechen. Sie wollten, dass die Anwohner nochmals umkehrten und sie mit hineinnahmen. Die Polizei ließ aber niemanden passieren der keinen Ausweis hatte.

      Diese Anweisung kam direkt vom Polizeipräsidenten – er wollte keine Bilder von Toten oder Verletzten in den Medien sehen. Die Journalisten waren auf die Informationen angewiesen, die sie von den Grundstücksnachbarn erhielten.

      *

      Rotberg saß mit dem Polizeipräsidenten gerade im Nebenraum des Ratssaales, als ihn der Anruf aus dem Präsidium erreichte. Nur Sekunden später klingelte auch das Telefon des Polizeipräsidenten. Beide hörten zu und sahen gegenseitig an ihrer Mimik, dass der andere gerade dieselbe Nachricht bekam.

      Als sie fast zeitgleich aufgelegt hatten, sagte von Berghausen: „Kommen Sie, draußen wartet ein Fahrer auf mich, wir fahren gleich hin. Rotberg und von Berghausen verließen das Rathaus über einen Nebenausgang, an dem die dunkle Limousine mit einem aufgesetzten Blaulicht wartete. Die Straßen waren verstopft, sodass der Fahrer trotz Blaulicht und Martinshorn nicht überall zügig passieren konnte.

      Der Polizeipräsident rief noch vom Auto aus den Innensenator an – der hatte bereits davon erfahren. Er sagte, er wolle später auch hinzukommen. Rotberg rief Sabrina Hamm an und fragte, ob sie und die anderen vom Team unterwegs seien.

      Der Fahrer fuhr die Limousine so dicht an den Explosionsort heran, wie es ging. Die Straße war übersät mit Bruchstücken und Scherben. Es lagen einige zugedeckte Körper auf der Straße, viele davon waren offensichtlich Kinder.

      Rotberg kannte Bremen eigentlich sehr gut. Er versuchte sich zu erinnern, ob er das Gebäude, das hier gestanden hatte, schon einmal bewusst wahrgenommen hatte. Es fiel ihm nicht ein. War es ein Neubau inmitten dieser feinen Gebäude vom Anfang des letzten Jahrhunderts oder war es ein altes Bauwerk? Er sah sich auf der Straße nach Trümmerteilen um und bemerkte an einigen Bruchstücken, dass es ein altes Haus gewesen sein musste.

      Er wollte den Rettungskräften nicht im Wege stehen und näherte sich dem Ruinenfeld von der gegenüberliegenden Straßenseite. Er wollte sehen, wie weit nach hinten das Gebäude gereicht haben musste. Es war, soweit er es beurteilen konnte, ein recht großes Haus gewesen.

      Wenige Schritte von ihm entfernt sah er den Einsatzleiter Günter Timm. Der gab seinen Männern Anweisungen und lauschte in sein Sprechfunkgerät. Rotberg überlegte, ob er ihn kurz begrüßen sollte. Er nutzte einen Augenblick, in dem Timm dem Geschehen zusah und ging auf ihn zu.

      „Mensch, Herr Rotberg“, sagte er, „sagen Sie, dass das alles nicht wahr ist. Wenn ich nicht so beschäftigt wäre, würde ich mich hier hinsetzen und weinen.“

      „Haben Sie geschlafen in der vergangenen Nacht?“, fragte Rotberg.

      „Drei Stunden in der Feuerwache. Ich bin gerade vom Erdbeerweg wieder zurück in der Wache gewesen und hatte mich geduscht, da kam der Alarm.“

      „Wissen Sie schon was?“

      „Ne, noch gar nichts. Die Verletzten, die nicht unter den Trümmern begraben wurden, sind noch nicht ansprechbar. Vielleicht gucken Sie mal rum, ob Sie jemanden sehen, der etwas darüber sagen kann, wie viele Menschen im Gebäude waren“, meinte Timm.

      „Mach ich“, sagte Rotberg und sah sich um, ob es Personen gab, die nur leicht verletzt aussahen und gerade ärztlich versorgt wurden. Knappe zehn Meter von ihm entfernt saß ein junger Mann auf einem Trümmerstück. Vor ihm hockte ein Sanitäter und versorgte die kleineren Wunden.

      „Guten Tag“, sagte Rotberg zu dem Sanitäter, „ich bin von der Kriminalpolizei. Kann ich mit dem jungen Mann mal reden, wenn Sie fertig sind.“

      „Da müssen Sie den jungen Mann fragen“, antwortete der Angesprochene.

      „Geht das?“, fragte Rotberg den Verletzten.

      „Ja, wird schon gehen“, meinte der.

      „Du kannst auch Nein sagen.“

      „Ne, ne, geht schon.“

      Der Sanitäter klappte seinen Koffer zu und ging zum nächsten Verletzten.

      Rotberg setzte sich neben den jungen Mann: „Ich heiße Sebastian Rotberg und bin von der Bremer Kriminalpolizei. Ich habe vor einer halben Stunde von der Explosion hier erfahren und bin gleich hergekommen.“

      „Kriminalpolizei?“, fragte der junge Mann, war das hier kein Unfall?“

      „Das weiß ich nicht – ich hatte gehofft, du könntest mir irgendetwas sagen“, meinte Rotberg. Er holte einen kleinen Rekorder aus der Tasche. „Darf ich das aufnehmen, was wir sprechen?“

      Der junge Mann zuckte mit den Schultern, was Rotberg als Zustimmung wertete.

      „Bevor wir uns unterhalten, sag’ mir doch bitte deinen Namen.“

      „Dominik.“

      „Und der Nachname?“

      „Falter.“

      „Dominik Falter. Du gehst hier zur Schule?“

      „Ja, zwölfte Klasse.“

      „Wie alt bist du Dominik?“

      „Ich bin achtzehn.“

      „Kannst du mir sagen, wie du das hier erlebt hast?“, fragte Rotberg und machte eine undifferenzierte Handbewegung über das Trümmerfeld.

      „Ich weiß das auch nicht so genau. Das ging alles so schnell.“ Er überlegte. „Ich hatte einen Kurs in Kunst und war der Erste, der das Haus verlassen hatte, ich habe jetzt eigentlich Handballtraining.“

      Rotberg schwieg und beobachtete ihn von der Seite. Dominik hatte sich vornüber gebeugt und stützte die Ellenbogen auf die Beine. Er drückte an seinen Fingern und brachte den ein oder anderen zum Knacken. Der Junge war voller Anspannung und Trauer.

      „Ich war gerade vorn am Tor, als es knallte. Zwei Sekunden später ein zweites Mal“, fuhr Dominik fort. „Ich habe mich total erschrocken und im Reflex meine Hände an den Hinterkopf gehalten. Dann СКАЧАТЬ