Selbstgespräche. Charles Fernyhough
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Название: Selbstgespräche

Автор: Charles Fernyhough

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

Серия:

isbn: 9783831269525

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СКАЧАТЬ der »ruhige Optimist« (ein entspannter Gesprächspartner, der mit positiven, selbstgenügsamen Emotionen in Verbindung gebracht wird).

      Eine Schwäche dieser Eingangsstudie bestand darin, dass sie nicht die ganze Bandbreite der inneren Stimmen berücksichtigte, mit denen die Teilnehmer sprachen, deshalb wurde sie mit Freiwilligen wiederholt, die aufgefordert wurden, die beiden häufigsten Gesprächspartner sowie zwei andere, die unterschiedliche Emotionen repräsentierten, zu beschreiben. Die ersten drei Kategorien traten wieder durch die statistische Analyse zutage, aber dieses Mal wurde der »ruhige Optimist« von einer Kategorie ersetzt, die »hilfloses Kind« genannt und von negativen Emotionen und sozialer Distanz charakterisiert wurde.

      Ob wir nun eine dieser Rollen einnehmen, um uns selbst Ratschläge zu erteilen, uns zu trösten oder zu ermuntern, es hat jedenfalls den Anschein, als spiele es eine Rolle, wie wir den Teil des Selbst ansprechen, der zuhört. Bei seiner Aufmunterung vor dem Spiegel sprach Andy Murray sich tatsächlich selbst als andere Person an und sagte bei seinen Ermahnungen »du« anstelle von »ich« oder »mir«. Wenn Menschen aufgefordert werden, von sich mit ihrem Namen oder in der zweiten Person zu sprechen, scheinen sie eine Art Distanz zu dem Selbst zu gewinnen, die sie nicht einnähmen, wenn sie von sich als »ich« sprechen würden.

      Dies wurde mithilfe einer Reihe von experimentellen Studien43 untersucht, die von Ethan Kross an der Universität von Michigan in Ann Arbor geleitet wurde und der Frage nachging, welche Wirkung es hat, wenn man in der ersten Person von sich spricht, während man sich auf bestimmte Aufgaben vorbereitet und diese durchführt. Bei einer dieser Aufgaben, ausgedacht, um soziale Ängste hervorzurufen, wurde den Teilnehmern nur eine beschränkte Zeit eingeräumt (fünf Minuten), um sich auf eine öffentliche Rede vorzubereiten – genauer gesagt, um eine Reihe von »Experten« (tatsächlich Mitglieder des Forschungsteams) davon zu überzeugen, dass der Teilnehmer für einen Traumjob qualifiziert sei. Verglichen mit denjenigen, die gebeten wurden, sich auf die Aufgabe vorzubereiten, indem sie davon sprachen, was »ich« tun sollte, schnitten die Freiwilligen, die nicht angewiesen worden waren, von sich in der ersten Person zu sprechen, in ihrer Rede besser ab, sie schätzten ihre Leistung positiver ein und grübelten im Anschluss weniger darüber nach. Das Vermeiden der Bezugnahme durch die erste Person schien den Teilnehmern eine Distanz zu sich selbst zu vermitteln, die es ihnen ermöglichte, ihr Verhalten effektiver anzupassen und vor allem mit Emotionen, wie zum Beispiel sozialen Ängsten, besser umzugehen.

      Es scheint klar zu sein, dass der Nutzen bestimmter Arten von Selbstgesprächen sich nicht nur auf den Sport beschränkt. Eines tritt bei all diesen Studien zutage, nämlich dass das Sprechen mit sich selbst viele unterschiedliche Dinge bewerkstelligen kann.

      Für einen Sportler kann das Selbstgespräch eine Rolle bei der Regulierung von Handlung und Erregung übernehmen, wenn man sich selbst unter herausfordernden Leistungsbedingungen anspornt und so die Aufmerksamkeit erhöht.

      Für alle anderen gilt, dass die an uns selbst gerichtete Rede es uns ermöglicht, uns aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und eine gewisse kritische Distanz zu dem, was wir tun, einzunehmen.

      Wie kommt es, dass flüchtige – sogar stumme – Wörter ihre Sprecher so stark beeinflussen können? Um zu verstehen, wie die Wörter in unserem Kopf eine solche Macht gewinnen können, müssen wir uns fragen, wie sie überhaupt dorthin gelangt sind.

      KAPITEL 4

      ZWEI AUTOS

      Ich baue eine Fahrstrecke. Papa, ich baue eine Fahrstrecke.«

      Hier spielt ein kleines Mädchen mit seinem Spielzeug. Es sitzt auf dem Teppich in seinem Zimmer neben einer großen Tüte voller blauer und roter Plastikteile. Das sind die Bestandteile eines Baukastensystems mit dem Namen »Happy Street«, das zusammengesetzt und umgebaut werden kann, um eine Spielzeugstadt mit Geschäften, einem Flughafen und einer Polizeistation zu bauen. Wir haben stundenlang mit Vergnügen gespielt, wir wären Städteplaner, und haben Städte gebaut, in denen alte Damen in Rettungsfahrzeugen herumsausen und die Brötchen beim Bäcker immer schön frisch sind.

      »Was ich mache? Ich baue eine Fahrbahn und stelle Autos darauf.«

      Sie hat ein paar gebogene Straßenteile und eine Kreuzung zusammengesteckt, und jetzt könnte sie ein bisschen Verkehr gebrauchen.

      »Ich brauche Autos darauf.«

      Sie kriecht auf den Knien zur Tüte und greift hinein. Die Tüte ist riesig, doppelt so groß wie sie. Hineinzukriechen ist, als würde sie den Nikolaussack plündern. Sie holt ein weiteres Straßenstück heraus und versucht, es in das wachsende Straßennetz einzufügen, aber die kleinen Plastikstücke sind schwierig zusammenzustecken.

      »Ich baue eine Fahrbahn und stelle Autos darauf. Zwei Autos.«

      Diese letzte Feststellung legt den Schluss nahe, dass sie ein Auto zu einem bereits vorhandenen hinzufügen möchte. Aber sie hat noch keine Fahrzeuge herausgeholt. Sie ist noch immer mit dem Bau der Straße beschäftigt. Der Gedanke, dass sie zwei Autos braucht, ist nur das: ein Gedanke.

      »Dieses Stück ist schwierig.« Sie versucht noch einmal, die Teile zusammenzusetzen, und dieses Mal fügen sie sich ein. »Da!«

      Jetzt kehrt sie mit erhobenem Zeigefinger zur Tüte zurück. Ihre Miene ist lehrerhaft und streng, als würde sie versuchen, eine Klasse aufmüpfiger Schüler in Schach zu halten.

      »Noch ein Stück …«

      In gewisser Weise ist das, was meine Tochter Athena gerade macht, gar nicht so weit entfernt von dem, was Michael berichtete, an der Schlaglinie zu tun. Der Unterschied besteht darin, dass sie keine Profisportlerin und noch nicht einmal erwachsen ist. Sie ist zwei Jahre alt. Falls es sich um eine ähnliche Art von Selbstgespräch handelt, dann hat sie sehr früh damit begonnen.

      Wie beim Sportler scheint auch Athenas Selbstgespräch verschiedene Funktionen zu erfüllen. Es ist insofern selbstregulierend, als sie im Voraus plant, was sie tun wird. Sie äußert den Gedanken zwei Autos, bevor auch nur ein einziges Auto zu sehen ist. Genau wie der Schlagmann seine Innings plant, wenn er zum Schlagen auf den Platz geht oder nach dem Ausscheiden seine Lehren für das nächste Match zieht, so denkt das Kleinkind Dinge mithilfe von Wörtern, und diese Wörter formen und steuern sein Verhalten.

      Athenas Sprechen scheint darüber hinaus eine Rolle bei der Regulierung ihrer Gefühle zu spielen. Wenn das Zusammensetzen schwierig wird, muntert sie sich selbst auf. »Dieses Stück ist schwierig«, sagt sie zu sich selbst, als sie versucht, die Straßenteile zusammenzustecken, und scheitert. Als es ihr gelingt, gestattet sie sich einen kleinen Glückwunsch: »Da!«

      Im Alter von zwei Jahren sind die meisten sich normal entwickelnden Kinder Sprachexperten und nutzen die Sprache sehr häufig in dieser an sich selbst gerichteten Art und Weise. Durch die Beobachtung, wie sich das Selbstgespräch früh im Leben etabliert, können wir viel darüber erfahren, woher diese Stimmen in unserem Kopf kommen und in was sie sich verwandeln. Tatsächlich erhalten wir ein paar sehr wichtige Hinweise darauf, was die innere Sprache tatsächlich ist.

      Auch Lew spricht zu sich selbst. »Ich möchte dieses Bild da machen … Ich möchte etwas malen, genau. Ich werde ein großes Stück Papier brauchen, um das zu machen.«44

      Wir sind in den 1920er-Jahren in Genf. Lew ist eines der Kinder aus der Maison des Petits de l’Institut Rousseau, einer Vorschuleinrichtung des Institut Rousseau, die von 1921 bis 1925 von dem berühmten Entwicklungspsychologen Jean Piaget geleitet wird. Piaget interessiert sich dafür, wie Lews Monologe und die anderer Kinder die Sprache ohne soziale Absicht zu nutzen scheinen. Mit Piagets Worten: »Lew ist ein kleiner Kerl, der sehr auf sich СКАЧАТЬ