Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums. Horst-Joachim Rahn
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums - Horst-Joachim Rahn страница 29

Название: Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums

Автор: Horst-Joachim Rahn

Издательство: Автор

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783960085553

isbn:

СКАЧАТЬ Franz von Sales sagt: „Die Besonnenheit steht in Verbindung mit der Tugend des Stillschweigens, was allzeit besser sei, als eine lieblose Wahrheit zu verkünden.“ „Zur Besonnenheit gehört auch, die rechten Pläne zu fassen, das Gute und Schlechte und alles, was im Leben zu erstreben und zu meistern ist, beurteilen zu können, alle wirksamen Güter recht zu benutzen, den nötigen Umgang zu pflegen, überall den rechten Zeitpunkt zu erkennen, geistesgegenwärtig zu sein in Wort und Tat, in allen nützlichen Dingen erfahren zu sein“ (Aristoteles). Aber: „Hüte Dich, alles zu begehren, was Du siehst, alles zu glauben, was Du hörst, alles zu sagen, was Du weißt, und alles zu tun, was Du kannst“ (Inschrift an einem Kloster in Lyon). Vor allem, wenn man etwas von Anderen verlangt, sollte man sehr vorsichtig sein: „Überlege einmal, bevor du gibst, zweimal bevor zu annimmst, und tausendmal, bevor du verlangst“ (M. von Ebner-Eschenbach).

      Die Hilfsbereitschaft ist die Bereitwilligkeit zur Hilfe durch einen Menschen für einen anderen. Der Hilfe geht beispielsweise eine Bitte des Hilfsbedürftigen voraus oder eine davon unabhängige Entscheidung durch hilfsbereite Menschen. In den zwischenmenschlichen Beziehungen ist die Hilfsbereitschaft ein besonderer Bestandteil der Kooperation: Menschen handeln unter spezifischen Bedingungen mehr oder weniger altruistisch.144 Echt gläubige Menschen betrachten Hilfe als eine natürliche Pflicht, die sich als Aufgabe aus ihrem Glauben ergibt. Viele nicht gläubige Menschen folgen ihrem Gewissen und sehen die Hilfsbereitschaft ebenfalls als eine vorrangige Aufgabe. Nicht wenige Personen denken im Leben nur an sich selbst und helfen anderen kaum. Eine funktionsfähige Gesellschaft kommt aber ohne Hilfsbereitschaft nicht aus. Man kann vorsorgende Hilfe (z. B. Vorsorgeuntersuchungen, Nutzung von Versicherungen), nachsorgende Hilfe (z. B. Rehabilitation), Soforthilfe (z. B. Erste Hilfe) und humanitäre Hilfe unterscheiden, z. B. Beistand in Not. Auch die Hilfsbereitschaft hat zwei Seiten.

      ► Thesen zur Hilfsbereitschaft: „Man muss sich gegenseitig helfen, das ist ein Naturgesetz“ (J. de la Fontaine). Auch: „Es kennt der edle Mann nicht eine schönere Pflicht, als die zu helfen, mit allem, was er hat und was er kann“ (Sophokles). Oder ermutigend: „Wer einen Blinden vierzig Schritte führt, dem werden seine früheren Sünden vergeben“ (Mohammed). Oder: „Dem Mann kann geholfen werden“ (F. von Schiller). Das Genie J.W. von Goethe fordert überzeugend: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.“ Der österreichische Schriftsteller F. Grillparzer stellt unumwunden fest: „Es ist so schön, für andere zu leben.“ Dazu passt: „Nach „lieben“ ist „helfen“ das schönste Zeitwort der Welt“ (B. von Suttner). Grundsätzlich gilt: „Anderen Menschen helfen zu können erfüllt mit höchster Zufriedenheit.“*

      ► Es gibt auch Antithesen zur Hilfsbereitschaft: „Jeder überschätzt seinen Wohltätigkeitssinn“ (E. Wertheimer). Oder anders: „Es gibt eine Art Hilfsbereitschaft, die einfach nur widerlich berührt, weil sie nichts so sehr wie der Eitelkeit des Helfenden dient“ (P. Rudi). Nicht immer endet Hilfsbereitschaft positiv: „Elende Helfer, … die nicht helfen können, ohne zugleich zu schaden“ (G.E. Lessing). Oder: „Wer nicht im Augenblick hilft, scheint mir nie zu helfen“ (J.W. von Goethe). Nachdenklich macht: „Ein Wohltäter hat immer etwas von einem Gläubiger“ (C.F. Hebbel). Auf der Autobahn ist leider folgendes nicht selten: „Auf einen Helfer kommen fünf Dutzend Gaffer“ (aus Italien).

      ► Meine Synthese zur Hilfsbereitschaft: „Hilfsbereitschaft ist für jede intakte Gesellschaft ein unabdingbare Tugend.“* Grundsätzlich gilt: „Um Almosen geben zu können, muss man nicht reich sein“ (Don Bosco). Wer nicht von innen heraus dazu bereit ist: Hilfreiches Verhalten lässt sich durchaus lernen.145 Die Hilfsbereitschaft hat Folgen: „Mein Herz freut sich, dass du so gern hilfst“ (Bibel: Psalm 13,6). Ob mit positiven oder negativen Folgen: „Hilfsbereitschaft spricht sich schnell herum“ (A. van Rheyn). Und Hilfe hat ihre Begründungen: „Unglück hat mich gelehrt, Unglücklichen Hilfe zu leisten“ (Vergil). Irgendwie erstaunlich ist: „Menschen helfen lieber dem, der ihrer Hilfe nicht bedarf, als dem, welcher sie nötig hat“ (C.F. Hebbel). Eigentlich haben wir alle Hilfe nötig:

       „Wenn jeder dem anderen helfen wollte,

       wäre allen geholfen“

       (Marie von Ebner-Eschenbach)

      Zum Nachdenken: „Wir sollten alle hilfsbereit sein, aber aufpassen, dass dabei niemand zu Schaden kommt.“* Im Einzelfall trifft Hilfe auf unterschiedliche Personen: „Dem Hungrigen ist leichter geholfen als dem Übersättigten“ (M. von Ebner-Eschenbach). Im Rahmen der Entwicklungsländer ist vielen Hungernden weniger leicht zu helfen. Das ist ein ganz schwieriges Thema! Auch sollte man nicht immer nur Hilfe von außen erwarten: „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“ (Deutsches Sprichwort). Und zum Schluss das sehr wahre Wort: „Wer seine Ohren verstopft vor den Schreien des Armen, der wird selbst nicht erhört werden, wenn er um Hilfe ruft“ (Bibel: Sprüche Salomos 21.13).

      Die Barmherzigkeit ist die Tugend, das Leid anderer Menschen gewahr zu werden und sich seiner durch Hilfe anzunehmen. „Barmherzigkeit ist damit die Quelle der sozialen Gerechtigkeit.“ Deshalb gilt: „Gnade ist die Stütze der Gerechtigkeit“ (aus Russland). In den Religionen hat die Barmherzigkeit einen hohen Stellenwert. Im Christentum und Judentum ist sie eine herausragende Eigenschaft Gottes (z. B. 2. Mose 34, 6). Aus Barmherzigkeit rettet Gott die Menschen aus ihrer Verstrickung in ihre Schuld. Die von Gott erfahrene Barmherzigkeit wird für gläubige Menschen zur Motivation und steht in enger Verbindung zu Nächstenliebe, Menschenliebe, Hilfsbereitschaft und Humanität: „Selig sind die Barmherzigen, den sie werden Barmherzigkeit erlangen“ (Matthäus 5,7).

      ► Wie zeigt sich Barmherzigkeit in der Praxis? „Wohl dem, der sich des Schwachen annimmt“ (Bibel: Psalm 41, 2). Für Thomas von Aquin hat die Barmherzigkeit einen besonders hohen Stellenwert: „An sich ist die Barmherzigkeit die größte der Tugenden.“ Und: „Barmherzigkeit beginnt im eigenen Haus – aber sie sollte dort nicht enden“ (Sprichwort). Interessant ist: „Großherzigkeit ist der Klugheit keine Rechenschaft über Motive schuldig“ (L. de. Vauvenargues). Die Barmherzigkeit hat Folgen: „Wer andere in Not aufrichtet, richtet sich selber auf“ (unbekannt). Auch: „Selig, die barmherzig sind, denn sie werden Erbarmen finden“ (Bibel: Matthäus 5,7). Und: „Gott wird sich niemandem erbarmen, der sich der Menschen nicht erbarmt“ (Mohammed). Auch der heutige Papst äußert sich treffend dazu: „Die Barmherzigkeit Gottes kommt von oben. Es ist an uns, als Amtsinhaber der Kirche, diese Botschaft lebendig zu halten …“ (Papst Franziskus).

      ► Die Barmherzigkeit wird aber auch kritisch gesehen: „Barmherzigkeit ist eine überholte und eine unzeitgemäße Tugend“ (unbekannt). Typisch: „Wahrlich, ich mag sie nicht, die Barmherzigen, die selig sind in ihrem Mitleiden. Zu sehr gebricht es ihnen an Scham“(F.W. Nietzsche). Mancher hat Probleme damit: „Das Tor der Barmherzigkeit ist schwer zu öffnen und schwer zu schließen“ (aus China). Und: „Man erlaubt gern der Wohltätigkeit eine wunderliche Außenseite“ (J.W. von Goethe). Alles ist relativ: „Barmherzigkeit gegen die Wölfe ist Unrecht gegen die Schafe“ (aus Holland). Noch schlimmer: „Wenn Gnade Mörder schont, verübt sie Mord“ (W. Shakespeare). Barmherzigkeit hat Folgen: „Mitleid und Erbarmen verderben das Geschäft“ (aus Indien). Auch: „Eine allzu reichliche Gabe lockt Bettler herbei, ohne sie abzufertigen“ (J.W. von Goethe). Zu Ende gedacht: „Wird der Reiche wahrhaft barmherzig, so hört er bald auf, reich zu sein“ (L. Tolstoi).

      ► Was lernen wir daraus? Die Barmherzigkeit ist keinesfalls eine unzeitgemäße oder überholte Tugend.146 Als Schlüssel zum Leben ist sie in unserer Gesellschaft allerdings СКАЧАТЬ