Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums. Horst-Joachim Rahn
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Название: Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums

Автор: Horst-Joachim Rahn

Издательство: Автор

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783960085553

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СКАЧАТЬ wurde.155 Auch gilt: „Das vorliegende Werk zur Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums wäre ohne Fleiß nicht möglich geworden.“* Warum der Fleiß auch in der Schule heute mitunter abgewertet wird, kann ich nicht nachvollziehen. Leider haben sich auch bei manchen Lehrkräften Meinungen breit gemacht, die für die Entwicklung unserer Gesellschaft nicht gut sind. Fleiß ist nicht durch Intelligenz ersetzbar, sondern beide führen nur zusammen zum Ziel.

      Auch das Auswendiglernen (z. B. von Vokabeln, Wendungen, Gedichten oder Formeln), hat durchaus seinen Sinn. Es wird von Betroffenen häufig kritisiert, ist aber zum Training der Merkfähigkeit notwendig und lässt sich nicht durch bequemes, reines verstehen Wollen ersetzen. „Wer es sich in der Gesellschaft von Anfang an bequem machen will, wird schon früh scheitern.“* Zum Schluss die wahre Erkenntnis: „Der Fleiß bringt Brot und die Faulheit Not!“ (Sprichwort). „Leider gibt es zum Thema Fleiß wenig gute deutsche Literatur: Auch hier zeigt es sich, dass der Fleiß nicht den Stellenwert besitzt, der ihm eigentlich zukommt.“*

      Die Bescheidenheit156 ist eine Tugend des Menschen, die sich in einem genügsamen, zurückhaltenden bzw. anspruchslosem Verhalten äußert. „Bescheidenheit ist der Anfang aller Vernunft“ (L. Anzengruber). Was ist sie nicht? „Bescheidenheit ist nicht ärmliches Verhalten, sondern Zufriedenheit mit dem Wenigen“ (G.P. Bischoff). Bescheidenheit ist der Verzicht auf etwas zugunsten anderer Menschen. Bescheidene Menschen beanspruchen von etwas Gegebenem nur wenig für sich selbst, selbst dann, wenn die Möglichkeit der Vorteilnahme besteht: „Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt“ (F. von Schiller). Demut ist demgegenüber eine Verhaltensweise gegenüber Gott. „Alle Pietät geht von der Bescheidenheit aus“ (J. Ruskin). Auch gilt: „Tiefe schafft Bescheidenheit“ (J.V. von Scheffel). Das Gegenteil von Bescheidenheit ist Größenwahn, beispielsweise im Rahmen kapitalistischer Völlerei: Grenzenlose Wachstumserwartungen befördern die Gier nach Kapital, während arme Menschen das teilen, was sie haben.157 Ein harter Tadel der Habgier ist hier angebracht.158

      ► Erfreulich ist, dass es bescheidene Menschen auch heute noch gibt. „Glück ist Selbstgenügsamkeit“ (Aristoteles). „Bescheidenheit ist das Einmaleins zum Glück“ (E. Baschnonga). Und: „Weisheit ist bei den Demütigen“ (Sprüche 11,2). Woher kommt dieses Verhalten? „Die Bescheidenheit glücklicher Menschen kommt von der Ruhe, welches das Glück ihren Gemütern verleiht“ (La Rochefoucauld). Diese Gemüter müssen keineswegs große Lichter sein: „Kleine Lichter leuchten auch“ (M. Wichor). Die Jugend ist seit jeher anspruchsloser, muss aber in der Regel auch nicht für den eigenen Lebensunterhalt sorgen: „Bescheidenheit ziert den Jüngling“ (Plautus). Aus Bescheidenheit kann durchaus Respekt erwachsen: „Du möchtest respektiert werden? Sei bescheiden!“ (P. Kosorin). Und beachte: „Schuster, bleib bei deinen Leisten“ (G.S. Plinius). Selbstlos sagt der geniale Maler P. Cézanne: „Die Erkenntnis der eigenen Kraft macht bescheiden.“ Manche werden Menschen deshalb bewundert, aber auch nicht registriert: „Bescheidenheit ist eine Eigenschaft, für die der Mensch bewundert wird, falls die Leute je von ihm hören sollten“ (E.W. Howe). Und Gottfried Keller sagt: „Ich bin noch gar nichts, und muss erst werden, was ich werden will.“ Zum Schluss: „Wenn jemand bescheiden bleibt, nicht beim Lobe, sondern beim Tadel, dann ist er es“ (J. Paul).

      ► Die Bescheidenheit hat aber auch eine zweite Seite: „Falsche Bescheidenheit ist die schicklichste aller Lügen“ (N. Chamfort). Auch: „Es gibt eine Bescheidenheit, die nur der Mantel des Hochmuts ist“ (C. Sylva). A. Schopenhauer traut dem Verhalten vor allem dann nicht, wenn sich große Geister bescheiden geben: „Bescheidenheit bei mittelmäßigen Fähigkeiten ist bloße Ehrlichkeit. Bei großen Talenten ist sie Heuchelei.“ F.W. Nietzsche interpretiert Bescheidenheit in eine ganz andere Richtung: „Wer sich selbst erniedrigt, will erhöht werden.“ Stimmt das denn? J.W. von Goethe meint: „Nur die Lumpe sind bescheiden, Brave freuen sich der Tat.“ Der irische Dramatiker R.B. Sheridan bringt den Liebhaber ins Spiel: „Bescheidenheit ist eine Eigenschaft, die die Frauen an einem Liebhaber mehr loben als lieben.“ Die folgende Auffassung ist ganz anders: „Bescheidenheit ist oft nur Mangel an Persönlichkeit“ (U. Löchner). Und mit Bezug zur Kunst: „Die Bescheidenheit hat keine Bretter für die Bühne“ (M. Hinrich). Das Thema ist sehr vielschichtig: „Sobald man sich seiner Bescheidenheit bewusst ist, verliert man sie“ (S. Prudhomme). Eine ähnliche Erkenntnis ist: „Die Bescheidenheit, die zum Bewusstsein kommt, kommt ums Leben“ (M. von Ebner-Eschenbach).

      ► Was lernen wir daraus? Anspruchslosigkeit und Zurückhaltung werden in unserer satten und verwöhnten Gesellschaft bei den Erwachsenen leider immer seltener. Dazu sagt Katherine Mansfield: „Manchmal befürchte ich, dass es keine Menschen einfachen Gemütes mehr gibt.“ Der bekannte deutsche Philosoph G.F.W. Hegel äußert: „Wer etwas Großes will, der muss sich zu beschränken wissen, wer dagegen alles will, der will in der Tat nichts und bringt es zu nichts.“ Der von mir verehrte chinesische Philosoph Konfuzius stellt fest: „Wer das Gefühl der Menschlichkeit und Bescheidenheit nicht hat, ist kein Mensch.“ Auch in unserer Gesellschaft wünschen wir uns mehr Bescheidenheit. Wie soll das gehen? „Zur Größe gelangt man, indem man demütig ist“ (S. Ramakrishna). Dabei gilt: „Größe und Demut schließen einander nicht aus“ (W. Dilthey).

      Wie ist es mit der weiblichen Bescheidenheit? „Das Religiöse steht der weiblichen Bescheidenheit sehr wohl; es gibt der Schönheit ein gewisses edles gesetztes und schmachtendes Aussehen“ (G.E. Lessing). Ein deutsches Sprichwort bringt es auf den Nenner: „Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.“ Dazu bemerkt F. Fellini: „Bescheidenheit ist eine große Tugend – besonders bei anderen Menschen.“ Marie von Ebner-Eschenbach treffend: „Siege, aber triumphiere nicht!“ Kritiker werfen der Bescheidenheit vor, sie sei nur eine anerzogene Verhaltensweise. Die Freiwilligkeit des Verzichts eines Menschen auf Vorteile wird unterschiedlich beurteilt: „Bescheidenheit ist für den beruflichen Erfolg und für die Selbstverwirklichung des Menschen mitunter hinderlich.“* „Falsche Bescheidenheit ist Anmaßung“ (G.E. Lessing). Und André Gide sagt: „Ich glaube, nichts lehrt einen besser Bescheidenheit, als wenn man einen wertvollen Menschen liebt.“ Und Dieter Nuhr meint dazu: „Demut und Bescheidenheit sind für mich Begriffe, die zu Unrecht vollständig ausgestorben sind.“ Ich stimme ihm zu und finde, dass sie etwas Edles beinhalten. Deshalb plädiere ich für mehr Bescheidenheit und drücke es positiv so aus: „Bescheidenheit ist der Schlüssel zur Zufriedenheit.“*159

      Die Höflichkeit ist zuvorkommendes, freundliches Verhalten im Umgang mit anderen Menschen und äußert sich in der Achtung, Wertschätzung und Respekt. „Die wahre Höflichkeit besteht darin, dass man einander mit Wohlwollen entgegenkommt“ (J.J. Rousseau). Sie ist vor allem durch gesellschaftliche Normen und Umgangsformen geprägt und äußert sich auch in der Zurückhaltung beim Ausspruch möglicherweise heikler Themen. Hier gilt das Motto: „Wahre den Anstand und verletzte niemand.“ (Sprichwort). Höflichkeit ist ein Verhalten, das zum normalen Umgang der Menschen miteinander gehört, z. B. das Anklopfen an der Tür und das Grüßen des anderen. „Höflichkeit hat auch den Zweck, die Vorzüge eines anderen Menschen indirekt in Erscheinung zu bringen“ (A. Schopenhauer). Das Gegenteil von Höflichkeit ist Unhöflichkeit, Grobheit, Rücksichtslosigkeit oder gar Barbarei.

      ► „Höflichkeit wirkt wohltuend, wenn sie aus echtem Gefühl heraus kommt“*: „Es gibt eine Höflichkeit des Herzens, sie ist der Liebe verwandt“ (J.W. von Goethe). Ähnlich: „Die Höflichkeit ist die Schwester der Liebe (F. von Assisi). Und: „Takt ist der Verstand des Herzens“ (C.F. Gutzkow). Es reimt sich: „Höflichkeit und Treue bringt nimmer Reue“ (Sprichwort). Höfliches Verhalten ist mit Wohlwollen verbunden: СКАЧАТЬ