Wenn die Götter auferstehen und die Propheten rebellieren. Oliver Glanz
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Название: Wenn die Götter auferstehen und die Propheten rebellieren

Автор: Oliver Glanz

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783815026182

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СКАЧАТЬ Leben wird, wenn es bewusst gelebt wird, von Lethargie und fehlenden Idealen geprägt sein. Wenn du bereit bist für ein weiteres Experiment, deine Regierung dich verlassen hat oder du nach etwas Besserem Ausschau hältst, dann versuche es einmal, so wie der eben erwähnte Markus, mit dem Gott der Bibel: JHWH. Regierungen kann man abwählen – es besteht also keine Gefahr. Aber gib JHWH als Regent zumindest eine Legislaturperiode Zeit. Es besteht die Möglichkeit, dass das Land in dir sich dann bessern wird.

      Aber bevor du mit JHWH in der Gottesrolle experimentierst, solltest du dir im Klaren darüber werden, wer du bist. Wie schon erwähnt: Nur wer sich kennt, kann sinnvoll den Gott identifizieren, der das eigene Leben erklärt. Und so bieten sich folgende Übungen an:

      → Finde heraus, wer dich regiert und wo du den Ursprung deines Lebens lokalisierst:

       Was sagst du und was denkst du, wenn Bekannte dich fragen, wie die Welt entstanden ist?

       Welche Funktion hat für dich die Tatsache, dass Menschen Kinder zeugen können?

       Warum denkst du, dass Menschen sich verlieben? Was denkst du über die Ursachen für ihre Begründung, die sie fürs Verliebtsein geben? Wende die Frage auf dich selbst an.

       Welche Perspektive auf die Zukunft der Weltgeschichte gibt dein Gott? Leben wir in einer Geschichte des Fortschritts, nähern wir uns einer Apokalypse, oder wiederholt sich die Geschichte in ewigen Kreisläufen? Woher kommt es, dass du so denkst wie du denkst?

       Was sagt dein Gott über die Tatsache, dass jedes Lebewesen einmal stirbt? Ist Leben und Sterben ein normaler Prozess chemischer Reaktionen von Biomasse? Gibt es eine Reinkarnation? Überlebt die Seele den Tod?

       Gibt es Mächte, die einige der oben genannten Fragen besser beantworten als andere? Welche Mächte kämpfen da um die Gottesrolle?

      → Wenn du weißt, welcher Gott bzw. welche Mächte sich in deinem Leben um die Gottesrolle bemühen, ist zu klären, ob diese Mächte wichtige Phänomene des Lebens sinnvoll erklären können. Ein paar beispielhafte Fragen sollen dir helfen:

       Krankheiten und Epidemien bedrohen den Menschen und andere Lebewesen immer wieder. Warum?

       Die Wissenschaft lässt unser Leben immer fortschrittlicher werden. Warum?

       Babys, die genug Nahrung, Ruhe und Wärme bekommen, aber keinen menschlichen Kontakt erleben, sterben. Warum?

       Können die Phänomene Tafelrücken und Pendeln naturwissenschaftlich erklärt werden? Warum?

       Warum hast du deinen Beruf, dein Studium oder deine Ausbildung gewählt?

       Wie passt die Tatsache des Holocaust in dein Wirklichkeitsverständnis?

      → Der Philosoph Charles Taylor hat in seinem Buch Sources of the Self deutlich gemacht, dass der moderne Mensch an verschiedene Götter gleichzeitig glaubt. Ansonsten würde sich nicht erklären lassen, dass ein Evolutionist sich auch gleichzeitig für Menschenrechte einsetzt. Kannst du diese Beobachtung auch an dir selber feststellen? Lies Kapitel 1 (»Inescapable Frameworks«) und Kapitel 25 (»Conclusion: The Conflicts of Modernity«) von Taylor, C. Sources of the Self: the making of the modern identity. Cambridge: Harvard University Press, 2006.

       Die Einheit der menschlichen Seinsweise, welche die Mannigfaltigkeit der unterschiedlichen Seinsarten, an denen sie teilhat, überbrückt, also die Überbrückung von Gegensätzen wie Soma und Psyche, werden wir vergebens in den Ebenen suchen, in die wir den Menschen projizierten. Vielmehr ist sie einzig und allein […] in der Dimension des spezifisch Humanen zu finden.

      (Frankl, V. E. »Der Pluralismus der Wissenschaften und die Einheit des Menschen«. In Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn: Eine Auswahl aus dem Gesamtwerk, 20 – 29. München: Piper, 1998, 26.)

      Literatur: Bibel: Genesis 1 - 2; »Enuma Elish the Epic of Creation«, n.d., http://www.sacred-texts.com/​ane/​stc/​index.htm; Frankl, V. E. »Der Pluralismus der Wissenschaften und die Einheit des Menschen«. In Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn: Eine Auswahl aus dem Gesamtwerk, 20 – 29. München: Piper, 1998; Woudenberg van, R. Gelovend Denken: Inleiding Tot Een Christelijke Filosofie. Amsterdam, Kampen: Buijten & Schipperheijn; KoK, 2004.

      4.1 Einleitung

      In der ersten Reflexion wurde das zentrale Problem des modernen Menschen geklärt. Durch den Subjektivismus mit seiner verabsolutierten 1. Person-Perspektive (Ich) und den Objektivismus mit seiner verabsolutierten 3. Person-Perspektive (unabhängiges Es) ist er ganz unbemerkt in die sinnentleerte Enge getrieben worden. In der zweiten Reflexion wurde Descartes vorgestellt und versucht zu identifizieren, wie das moderne Problem in seinem »cogito ergo sum« seinen Anfang nahm. In der letzten Reflexion wurde erläutert wie es beim »Theoriedenken« zu den verschiedenen Varianten des Objektivismus kommt, und dass Denken, auch wissenschaftliches Denken, nicht neutral oder objektiv ist. Im Gegenteil, das Denken braucht immer da, wo es nach der Analyse wieder den Zusammenhang der unterschiedenen Phänomene sucht (Synthese), ein organisierendes Prinzip, das als Voraussetzung für die Existenz der Wirklichkeit begriffen werden muss. Dieses Prinzip wurde mit der Gottesrolle identifiziert. Die verschiedenen wissenschaftlichen Reduktionen oder »Ismen« bestehen, weil in der Wissenschaft verschiedene Prinzipien um die Gottesrolle streiten. Die Wahl des spezifischen Prinzips, das die Synthese dominiert, ist willkürlich. Wer ein Prinzip des biotischen Seins-Aspekts verabsolutiert (oft Evolutionisten), wird sehr schnell von jemandem herausgefordert, der z. B. ein Prinzip des sensorischen/​psychischen Seins-Aspekts verabsolutiert. Dann kommt es zur klassischen Debatte mind vs. brain (Gehirn vs. Verstand). Das ist der moderne Götterstreit. In der letzten Reflexion wurde gezeigt, wie der moderne Götterstreit in seiner Struktur identisch ist mit dem antiken Götterstreit. Allerdings sind die Propheten der Bibel davon überzeugt, dass dieser Götterstreit überwunden werden kann. Aus ihrer Perspektive entsteht der Götterstreit immer nur da, wo man Dinge aus der geschaffenen Wirklichkeit mit der Gottesrolle identifiziert. Da, wo aber der wirkliche Schöpfer mit der Gottesrolle identifiziert wird, entsteht ein sinnvoller Zusammenhang des Lebens, ohne dass der Mensch in einen ausweglosen Götterstreit (Dualismus) verwickelt wird, bei dem er am Ende in einer sinnentleerten Welt dasteht. Der antike Mensch würde nicht mehr in der Zwickmühle von Sonne und Berg stehen, und der moderne Mensch würde nicht mehr in der Zwickmühle von Objektivismus und Subjektivismus stehen, wenn er den wahren Schöpfer als Ausgangspunkt seines Lebensverständnisses nehmen würde.

      Fazit: Mit JHWH in der Gottesrolle würden Sonne und Berg sowie evolutionäre Prinzipien und die Gesetze der Konditionierung etc. immer noch bestehen, aber eben nicht mehr in der Gottesrolle (kein Evolutionismus, kein Psychologismus).

      Schon seit Jahrtausenden haben Menschen im Gott der Bibel und dem, was die Propheten über ihn offenbart haben, ihren Frieden gefunden und die Welt als sinnvoll erlebt. In den nächsten drei Reflexionen möchte ich versuchen, in Grundzügen zu klären, wie die Propheten der Bibel in ihrem Reden und Denken von einem Gott zeugen, der radikal anders ist als die bekannten Götter.

      Er stellt das Leben in einen solch sinnvollen Zusammenhang, dass die individuelle Freiheit (das Subjektive) und der gesetzmäßige, allgemeingültige Kontext, in dem wir leben (das Objektive) nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern sich in einem sinnvollen Gefüge verstehen lassen.

      4.2 In der Biblischen Gottesrolle: JHWH

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