Götterhämmerung & Walkürentritt. Olaf Schulze
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Название: Götterhämmerung & Walkürentritt

Автор: Olaf Schulze

Издательство: Автор

Жанр: Историческая фантастика

Серия:

isbn: 9783944180458

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СКАЧАТЬ hier? So wünschte ich ihnen, dass sie schon vor langer Zeit ausgestorben wären, denn andernfalls werde ich das Ende ihres Stammes in kurzer Zeit besiegeln und zwar gründlich!“

      Sein lautstarker Zorn hatte den ganzen Waldabschnitt erbeben lassen und rund um den Steinbruch stürzten vereinzelt Steine und tote Vögel zu Boden. Der eine oder andere Hase brach auf, sein Heil in einer mehrtägigen Flucht zu suchen um diese Gewitterstimme nie wieder hören zu müssen. Ein verzweifelter Maulwurf stellte einen neuen Tiefen- und Geschwindigkeitsrekord im senkrechten Buddeln nach unten auf und stieß, als er sich so weit unten wähnte wie vor ihm noch kein Tier gewesen wäre, auf mehrere verängstigte Mäuse und Hamster, die sich aneinander klammerten.

      „Was du dich nur so aufregst“, beschwichtigte Modi nun Magni. „Wir wissen doch überhaupt nicht, ob der Eisriese damit gemeint ist. Und außerdem: Thrym hat längst sein armseliges Leben unter Vaters Hammer ausgehaucht. Erinnerst du dich nicht mehr daran?“

      „An die Geschichte, wie unser Vater Thor sich mit einer List den von Thrym gestohlenen Hammer zurückgeholt hat, erinnere ich mich sehr wohl. Ich weiß nur nicht, woher du die Sicherheit nimmst, dass dieses Ereignis in der Vergangenheit liegt, denn wir wissen ja nicht, wann wir gerade sind“, fauchte Magni seinen Bruder an.

      „Das ist wirklich ein Problem“, erwiderte Modi geduldig und bemerkte, dass es äußerst langweilig war, immer wieder auf dieses eine Thema zurückkommen zu müssen.

      „Jedoch besagt das Schild eindeutig, dass wir auf germanischem Boden stehen und diese Gewissheit erfreut mich ungemein. Wenn wir den Steinkreis benutzen können, werden wir auch wissen, wann wir sind. Dann können wir geeignete Schritte einleiten und entweder die hier lebende Bevölkerung massakrieren, weil sie Thrym anbetet oder, was wesentlich wahrscheinlicher ist, in die Zeit gehen, in welche Odin uns geschickt hat. Im Übrigen sollten wir uns beeilen fertig zu werden ehe die Sterne aufgehen, sonst sitzen wir morgen immer noch hier und fragen uns, wann wir sind.“

      Magni hievte sich wortlos einen riesigen, langen Stein auf den Rücken, der glänzend als Querstein geeignet war, und stapfte zurück zur Lichtung. Modi nahm sich ein ähnliches Exemplar vor und folgte keuchend seinem Bruder. Als sie wenig später den Bau vollendet hatten, begann Modi mit den Feinabstimmungen und kramte nach seinen Erinnerungen an die geheimen Worte, indem er mit den einfacheren Dingen begann. Er murmelte unablässig Sprüche und Reime, die ihre Existenz der Beschäftigung von Göttern und Menschen mit der Astronomie und verwandten Wissenschaften verdankten:

      „Eber, Riese, Himmelskuh zählen wir dem Winter zu.

      Hase, Wolf und Menschenpaar stellen uns den Frühling dar.

      In Hahn und Hengst und Ährenfrau

      die Sommersonne steht genau.

      Schwalbe, Hirsch und Bogenschütze

      sind des Herbstes feste Stütze.“

      war nur ein Beispiel der großen Gelehrsamkeit, die Modi nun an den Tag legte.

      Magni hatte ein Feuer entfacht und suchte nach den passenden und für die Rituale geeigneten Holzscheiten. Beziehungsweise half er einigen jungen Bäumchen dabei, sich mittels seines gigantischen Schwertes in bestens geeignete Holzscheite zu verwandeln. Modi brabbelte immer noch vor sich hin und vervollkommnete die Ausrichtung des Kreises. Er peilte mit Daumen und zugekniffenem Auge die oberen Spitzen der Felsbrocken an. Hin und wieder nickte er zufrieden oder strich sich über den Bart. Er prüfte die Abstände der Steine voneinander und verglich ihre Höhe. Er änderte gegebenenfalls, wo es noch nicht so richtig passte, und frohlockte endlich: „Nun brauchen wir nur noch auf die Dunkelheit warten“. In einem didaktischen Duktus begann er seinen, an einen Baumstamm gelehnten Bruder Magni aufzuklären: „Bei der Betrachtung des Sternenhimmels sehen wir, dass die Sterne im Laufe der Nacht zu wandern scheinen. Am Abend sieht man andere Sterne als am frühen Morgen, im Winter andere als im Sommer. Die Sterne aber, welche sich in der Nähe des Himmelspols befinden, gehen niemals hinter den Horizont und sind somit das ganze Jahr sichtbar. Der Kreis, der diese Sterne umschließt und scheinbar von anderen trennt, ist der innere Himmelskreis. Das sind diese Steine hier, siehst du?“ Modi zeigte mit dem Schwert auf die betreffenden Felsbrocken. „Diesen Bereich nannten die Menschen dann Asgard, die Götterheimat.“

      „Wieso nannten?“, unterbrach ihn Magni, „Vielleicht werden sie es erst in ein paar tausend Jahren so nennen, schließlich wissen wir nicht, wann wir sind.“

      Modi hasste seinen Bruder manchmal für seine schreckliche Sturheit, aber er wusste wohl, dass es das Beste war, solche Sticheleien einfach zu ignorieren.

      „Der Sommerhimmel bedeutete ihnen Midgard oder er bedeutet es ihnen heute noch oder er wird es ihnen einst bedeuten, nämlich ihren eigenen Wohnsitz.“ Modi richtete sein Schwert auf die besagten Steine und funkelte Magni an. Der hatte sich hingesetzt, reinigte sein Schwert mit einem Batzen Moos und machte den arglosesten Eindruck, den dieser Wald jemals gesehen hatte und noch sehen würde.

      „Der Winterhimmel ist ihnen ein Gleichnis für Utgrad, das Reich der Riesen. Der helle Stern, den man später als den Polarstern bezeichnen wird, nannten sie in früheren Zeiten Wotans Auge. Getrennt werden die Reiche der Menschen und der Riesen durch den Weltenreif Draupner, den sie heute die Milchstraße nennen und den wir hier mit den Querverbindungen dargestellt haben. Alles, was wir nun tun müssen, ist warten, dass es dunkel wird. Dann bestimme ich schnell den Stand der Sterne und leite mit Hilfe des Steinkreises die Konstellationen ab, errechne den ewigen Wert und beziehe ihn auf die Helligkeit unserer Fackeln dort hinten und schon wissen wir, wann wir sind.“

      „Hm“, brummte Magni und das Zwiegespräch war jäh beendet.

      Eine knappe Stunde später war es stockdunkel. Der Himmel über den Hügeln und Wiesen des südlichen Vorharzes war mit dicken Wolken verhangen. Und so blieb er auch, bis ein neuer Morgen graute.

      Es war nicht ganz einfach, den geheimen Eingang zur wahren Schlafstätte des Kaisers Rotbart im Kyffhäusergebirge zu finden und er befand sich nicht in der Höhle nahe Bad Frankenhausen, durch die täglich Touristenströme zogen, um den in Stein gehauenen Thron des sagenhaften Herrschers zu sehen. Die Besucher wären verwundert gewesen, wenn sie gewusst hätten, dass sie dem wirklichen Schlafplatz sehr nahe waren. Die echte Barbarossa-Höhle befand sich 30 Meter unter dem steinernen Sitz, war aber nicht mit der darüber liegenden Höhle verbunden. Ein langer, schmaler, dunkler Gang führte dort hinein. Es bedurfte vieler Anläufe, einer soliden weidmännischen Ausbildung und eines guten Auges oder einer gehörigen Portion Glück, wollte ein Mensch das Eingangsloch aufspüren. Knochen und Skelette von Menschen und Tieren säumten den Weg im Eingangsbereich, denn eine Umkehr war nicht möglich. Ein uralter Fluch war dafür verantwortlich, dass man diesen Weg nur in eine Richtung beschreiten konnte. Wer es dennoch versuchte, kam nicht weit und blieb gelähmt im Höhlengang kleben, bis zum bitteren Ende. Das war der Hauptgrund, warum der Kaiser nicht viele Besucher empfangen musste. Eigentlich waren bis heute überhaupt nur die Bauern Müntzers und diese Tschekisten zu ihm vorgedrungen. Bis jetzt.

      Im Eingangsrahmen stand ein großer, sehr herrisch wirkender Mann in einem weiten, blauen Mantel. Er trug einen breitkrempigen Hut, den er tief ins Gesicht gezogen hatte und der voller Spinnweben und staubbedeckt war. Auf jeder seiner Schultern saß ein unnatürlich großer und tiefschwarzer Rabe. Neben seinen Beinen standen links und rechts zwei furchterregend große Wölfe, welche die Lefzen hochzogen und bedrohlich knurrten. Der Mann hob den Kopf und sah aus seinem einen noch intakten Auge in den Saal.

      „Oh Gott! Oh Vater! Oh Gottvater!“, stammelte der Kaiser Barbarossa und rutschte auf seinem Empfangssessel СКАЧАТЬ