Götterhämmerung & Walkürentritt. Olaf Schulze
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Название: Götterhämmerung & Walkürentritt

Автор: Olaf Schulze

Издательство: Автор

Жанр: Историческая фантастика

Серия:

isbn: 9783944180458

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СКАЧАТЬ ein Sterblicher, der doch ohnehin nichts mit ihm beginnen kann und sehr wahrscheinlich einer von denen, die du hier empfangen hast.“

      Odin saß auf einem Felsvorsprung und Huginn flatterte aufgeregt mit den Flügeln. Thor war die ganze Geschichte sichtlich peinlich und er dachte angestrengt nach, was zu tun sei, ohne allerdings dabei irgendein brauchbares Ergebnis zu erzielen.

      „Dann werde ich ausziehen und ihn zurückholen wie einstens, da ich als junges Weib verkleidet den Riesen narrte“, warf er sich schließlich in die Brust, weil er fest daran glaubte, dass Angriff die beste Verteidigung sei. „Wie ein Sturmwind werde ich über die Sterblichen hinwegfegen und alle töten, die sich mir entgegenstellen“, legte er in heroischem Tonfall nach, als er sah, dass sein Vater nicht reagierte und angestrengt schwieg.

      „Und was wirst du tun, wenn sich dir gar kein Sterblicher entgegenstellt?“, hakte Odin ein. Thor meinte, einen leicht aggressiven Unterton aus der Replik seines Vaters herausgehört zu haben und beschloss, lieber nicht nach Widerworten zu suchen.

      „Es hat keinen Sinn, wild um sich zu schlagen und Wut bringt uns hier nicht weiter“, fuhr der Göttervater unbeirrt fort. „Ganz im Gegenteil müssen wir listig vorgehen. Ich habe schon deine Söhne Magni und Modi in Bewegung gesetzt und unweit der Stelle, an der wir hier sprechen, operiert Freya inkognito.“

      „Sie tut was?“, fragte Thor bestürzt.

      „Sie ermittelt im Verborgenen!“

      „Oh, da bin ich aber beruhigt“, atmete Thor auf.

      „Du wirst dich ebenfalls in diese Stadt Nordhausen begeben, wo wir den großen Donnerhammer vermuten. Ihr holt ihn auf die gleiche Weise wie damals zurück. Verkleidet euch und erregt möglichst wenig Aufsehen. Das können wir momentan nicht gebrauchen und es darf aus dieser Aktion nicht das Ragnarök, die Götterdämmerung, entstehen.“

      Thor stand da wie ein mit verdorbenem Met begossener Bär und brummte zustimmend.

      „Du weißt, dass der Zeitfaden an einem Spinnrad der drei Nornen entsteht. Manchmal kann er sich verhaken und dann kann es passieren, dass sich bereits geschehene Ereignisse wiederholen. So ist es nun mit dem Raub Mjöllnirs passiert. Ich hoffe nur, die Heimholung Mjöllnirs gehörte nicht zu den ewig zyklisch wiederkehrenden Dingen“, seufzte der oberste Gott.

      Der tiefschwarze Rabe Huginn setzte sich wieder auf Odins rechte Schulter und steckte den Kopf ins Gefieder, wie es sein Artgenosse Munnin schon seit einer ganzen Weile auf der linken tat. Thor erahnte, dass ihr Gespräch damit beendet war und ihm eine anstrengende und aufregende Zeit bevorstand. Er griff sich seine eisernen Handschuhe und beeilte sich, seinem Vater aus der Höhle zu folgen.

      Frieda glaubte anfänglich, das Gewand sei nicht in ihrer Größe vorrätig gewesen und sie müsse deshalb ein so kurzes Teil anziehen. Die Haarschneiderin nannte es erst Minikleid und später, recht anzüglich grinsend, „das kleine Schwarze“. So konnte Frieda nun nicht nur ihre eigenen Knie sehen, sondern auch einen Großteil ihrer Oberschenkel. Aber, so stellte sie wohlwollend fest, die konnten es mit allen anderen Frauenbeinen, die hier in der Vorhalle des Theaters herumliefen, ohne weiteres aufnehmen. Ihr blieben die bewundernden Blicke vieler Männer nicht verborgen. Auch nicht die neidvollen und hasserfüllten von deren Eheweibern. Neben ihr schwitzte Lothar Lehmann in einem hochgeschlossenen, schwarzen Zweireiher. Er hatte eine rote Fliege um seinen fetten Hals gewürgt und trug ein schneeweißes Oberhemd. Allerdings roch er schon jetzt entsetzlich nach Schweiß und Frieda mochte nicht daran denken, wie das später im prall gefüllten Zuschauerraum sein würde. Die Friseurin hatte ihr den ganzen Ablauf und alle Räume wahrhaft haarklein beschrieben, sodass Frieda sich nur wundern konnte, wie exakt alles stimmte. Jetzt bogen sie in den Saal ein und hier staunte Frieda über die imposante Bühne, die von einem schweren, samtroten Vorhang verhüllt war, auf dem verschiedenfarbige Scheinwerfer faszinierende Lichtspiele zauberten. Die Bühnenportale waren in schlichtem Grau gehalten und ragten hoch in den Raum. Zwei Ränge überdachten das Parkett zur Hälfte und in der Mitte der Saaldecke prangte ein beeindruckender, gläserner Kronleuchter. Die Sitzreihen waren mit ebenfalls samtigen, in bordeauxrot gehaltenen Sesseln versehen, die man nach unten klappen musste, wenn man darauf sitzen wollte. Von allen Seiten strömten Menschen in festlicher Garderobe zu ihren Plätzen. Der Raum war erfüllt von Getuschel und Gewisper, hin und wieder erklang ein lautes Lachen.

      „Im ersten Teil kann sich Wotan also am Ende dank Loges Hilfe gegen Alberich durchsetzen und sie kehren mit ihm zurück auf ihre Burg. Hier nehmen sie Alberich alles wieder ab; den Nibelungenhort, den Tarnhelm und am Ende den Ring. Jetzt verflucht Alberich den Ring und steigt hinab nach Nibelheim“, dozierte Lehmann mit feuerrotem Kopf und steifbeinig stolzierend wie ein Torero, der eben eine Wagenladung wilder Stiere in Hackfleisch verwandelt hatte. Er ging an Friedas linker Seite und war fast einen Kopf kleiner als sie, was auch an Friedas sehr hochhackigen Schuhen lag.

      „Und das kann man alles singen?“, staunte Frieda und schüttelte ihre aufwendig toupierte Löwenmähne nach hinten.

      „Nun, nicht jeder. Oder genauer gesagt: Nur gut ausgebildete Sänger vermögen Wagners genialer Musik gerecht zu werden. Wagner ist sehr schwer zu singen und für das Orchester nicht leicht zu musizieren“, antwortete Lehmann und schielte aus den Augenwinkeln selbstgefällig nach zwei jungen Männern, die ihn neidisch anstierten. Ja, so ein Superweib hatte hier niemand an seiner Seite. Lehmann war absolut glücklich.

      „Wann hat die Oh-pär denn angefangen?“, wollte Frieda wissen.

      „Angefangen, wieso angefangen?“ Lehmann war verwirrt.

      „Na, die Musiker spielen doch schon und im Übrigen nicht sehr schön, muss ich sagen“, warf Frieda ein.

      „Aber nein“, lachte Lothar Lehmann. „Die spielen noch nicht, die stimmen nur ihre Instrumente.“

      „Warum können sie das nicht in ihrer Garderobe machen, wo sie niemanden stören mit ihrem Gequietsche?“, wollte Frieda wissen.

      „Ja, nun, äh … “, machte Lehmann und bemerkte, dass er keine Antwort geben konnte. „Ich habe keine Ahnung!“, sagte er schließlich überrascht.

      Sie hatten ihre Plätze erreicht und setzten sich. Friedas Kleidchen rutschte an den Beinen hoch. Lehmann wurde es bei diesem Anblick heiß und kalt, doch gnädigerweise verdunkelte sich der Zuschauerraum kurz darauf. Das Gezischel und Gemurmel der Operngäste erstarb so allmählich, wie sich der Saal verfinsterte. Ein Mann im schwarzen Anzug rumorte im Orchestergraben herum und bahnte sich einen Weg an den Bühnenrand. Die Zuschauer klatschten und der Mann verbeugte sich in Richtung des tiefschwarzen Saals. Er wandte sich dem Orchester zu und bedrohte es mit einem kleinen Stöckchen. Bald schon fuchtelte er ausgelassen mit den Armen in der Luft und schwenkte den kleinen Stab fröhlich hin und her, während das Orchester sich tapfer durch die komplizierten Wagnerschen Noten manövrierte.

      „Der Dirigent“, hatte Lehmann Frieda zugeflüstert und sie hatte stumm genickt.

      Einige Reihen dahinter stand ein Mann von seinem Klappsessel auf und stellte sich an einen der seitlichen Ausgänge. Er hielt eine Videokamera vor seinem Gesicht. Es war Horst Kindler, der seinen hervorragenden Plan aus der letzten Nacht in die Tat umsetzen wollte. Er hatte keine Drehgenehmigung von der Theaterleitung eingeholt und sich schon vorsichtshalber zurechtgelegt, was er denen erzählen würde, die ihn blöd anmachen wollten. Er war schließlich der Einzige, der überhaupt etwas unternahm. Ohne ihn würde die Stadt und ihr komisches Theater nie in die überregionalen Schlagzeilen kommen. Und da wäre es ja wohl eine Frechheit, wenn er sich noch aufwendig vorher seine Arbeit genehmigen lassen müsste, СКАЧАТЬ