Götterhämmerung & Walkürentritt. Olaf Schulze
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Название: Götterhämmerung & Walkürentritt

Автор: Olaf Schulze

Издательство: Автор

Жанр: Историческая фантастика

Серия:

isbn: 9783944180458

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СКАЧАТЬ wie ein Fisch auf dem Trockenen.

      „Der Kaiser liebte das Schwimmen. Ja, ich kann sagen, er konnte vorzüglich schwimmen. So verabredete er also mit Thor ein Wettschwimmen. Gewänne der Kaiser, so hätte Thor ihm göttliche Macht verleihen müssen und bei einem Sieg Thors wollte der Kaiser den alten Göttern wieder huldigen. Beim ersten Hahnenschrei stürzten sie aus der Burg, in der sie auf der Reise genächtigt hatten, und begaben sich zum nahe gelegenen Fluss. Thor war damals als Getreuer des Kaisers unterwegs und niemand weiter begleitete die beiden. Und sie warfen sich in die wilden Fluten des reißenden Stroms, dessen Name mir momentan entfallen ist – warte, ich komm gleich drauf … “, grübelte der Rotbärtige.

      „Es ist mir sehr egal, wie diese verwunschene Brühe geheißen wird!“, fauchte sein Zuhörer.

      „Na gut, wie du meinst“, beschwichtigte der kleinere Recke, „Sie hatten sich also einen bestimmten Punkt ausgemacht, den es zu erreichen galt. Wer als Erster einen rauen Felsvorsprung erklomm, der deutlich sichtbar aus dem brodelnden Fluss ragte, der sollte der Sieger sein. Odin hatte getobt, als er von dieser Wette hörte, aber da war es schon zu spät. Und es war auch nicht die befürchtete Blamage eines Göttersprosses gegenüber einem sterblichen Menschen die eintrat, sondern das Ende aller religiösen Hoffnungen. Kaiser Barbarossa erlitt einen Herzanfall und ertrank in den Wellen. Salef!“

      Der Erzähler machte eine Pause und schaute den anderen triumphierend an.

      „Was, Salef?“, fragte der große Kämpfer verständnislos, „Was soll das heißen?“

      „Der Fluss. Er heißt Salef und liegt in Kleinasien“, memorierte jetzt der Erzähler.

      „Aha“, brummte der Große, ohne sonderliche Begeisterung.

      „Thor gewann das Rennen locker und zieht heute noch den rotbärtigen Kaiser mit seinem Sieg auf. Der staunte anschließend nicht schlecht, als er nach seinem Tode nicht bei seinem Wüstengott landete, sondern direkt in Walhalla, wie all die anderen germanischen Fürsten auch. Um aber die Hoffnung nicht vollends aufzugeben, dass die alten Götter eines Tages zurückkehren würden, schuf Odin den Mythos vom schlafenden Kaiser, der einstmals erwachen wird, wenn das Reich ihn braucht. Mit Reich meint Odin aber nichts anderes als Walhalla. Thor sollte diese Rolle spielen und als Barbarossa in einer Höhle liegen. Das war Odins harte Strafe für seinen albernen Schwimmwettkampf. Und deshalb sind wir wahrscheinlich auch hierher geschickt worden, um zu sehen, ob die Zeit nun reif ist.“

      „Ja, nur wann sind wir hergeschickt worden?“, knurrte der blonde Riese wieder. Der rothaarige Kämpfer gewann langsam den Eindruck, dass sie sich im Kreis zu drehen begannen. Und das nicht unbedingt räumlich.

      Frieda, wie sie sich nun selbst nannte, lief anfangs ziellos durch die alten Straßen der merkwürdigen Stadt und dachte über die Worte des dicken Mannes nach. Von streng geflochtenen Zöpfen hatte er gesprochen und dass ihr Kleid wie ein Nachthemd aussähe. Nun ja, es war schlicht, das stimmte, aber Nachthemd, das ging ihr entschieden zu weit. Die Frauen, die ihr begegneten, hatten nicht solche Kleider an. Einige trugen sogar zerrissene Obergewänder und andere hatten Beinkleider wie Männer an. Dann gab es noch welche, die außer einem breiten Gürtel gar nichts an den Beinen trugen. Und die Haarfrisuren waren ganz anders, das stimmte. Doch Frieda hatte auch schon Mädchen mit Zöpfen gesehen. Die waren nicht so dick wie ihre, aber immerhin. Sie suchte nach einem Marktstand, an dem sie eventuell etwas anderes zum Anziehen bekommen konnte, als ihr Blick durch ein Fenster fiel und sie mehrere Frauen sah, die auf Stühlen saßen und sich offenbar von anderen Frauen die Haare schneiden ließen. Spontan betrat sie das Haus. Im Eingangsbereich erwartete sie eine junge Frau mit hellblauen Haaren.„Hallo“, flötete sie. „Was kann ich für Sie tun?“

      Frieda schaute sich nur um und schwieg, denn sie hatte keine Ahnung was diese Person für sie tun konnte.

      „Waschen, fönen, legen?“, fragte die Empfangsdame jetzt erneut und lächelte Frieda an.

      „Sie haben ja tolles Haar. Ist das alles echt?“, plapperte sie weiter. Frieda verstand nicht, was die junge Frau meinte und schluckte verwirrt.

      „Verstehen Sie unsere Sprache nicht?“, plauderte die andere fröhlich. „Leider beherrsche ich nicht allzu viele ausländische Worte. Du juh spick inglisch?“

      „Ich verstehe Sie sehr gut“, sagte Frieda. „Ich war nur in Gedanken. Empfehlen Sie mir eine andere Frisur?“

      Die Haarscheniderin konnte ihr Glück kaum fassen, an dieser prächtigen Mähne herumschnipseln zu dürfen und antwortete angesichts der sehr hohen Rechnung, die sie dafür zu stellen gedachte, freudig erregt: „Ich kann Ihnen ja mal einige Varianten vorstellen.“

      „Gut“, sagte Frieda und nahm vor einem der Bildschirme in einem bequemen Sessel Platz.

      Zwei Stunden und vier Computeranimationen später stand ihr Entschluss fest. Sie würde sich von einem Teil ihres Haupthaares verabschieden. Nebenbei bekam sie von der geschwätzigen Haarschneiderin viele Tipps, wie sie sich anziehen könnte. Auch was eine Dame im Theater tragen sollte, wusste die redselige Frau bis ins kleinste Detail zu beschreiben. Obwohl sie nach eigenen Angaben schon seit mehreren Jahren nicht mehr dort gewesen sei, kannte sie sich immer noch gut aus. Vor allem deshalb, weil sie eine Menge Kundinnen hatte, die regelmäßig die Premieren besuchten und dafür ständig auf der Suche nach neuer Garderobe und unbekannten Frisuren waren. Premieren waren Zusammenkünfte in diesem Haus, das sie hier Theater nannten, bei denen es darauf ankam, ein teureres Kleid als die Frau vom Chef ihres Mannes zu tragen und natürlich eine auffälligere Frisur. Die Frauen hüllten sich in Samt und Seide, ließen sich aufwendig frisieren und benötigten vor einem Besuch des Theaters mehr Zeit für die Pflege ihrer Fingernägel, als sie im letzten Jahr für die Erziehung ihrer Kinder aufgewendet hatten. Wenn das alles zu ihrer Zufriedenheit erledigt war, hüllten sie sich zusätzlich in eine wohlriechende Wolke feinster Düfte und gingen ins Theater. Hier gab es drei Möglichkeiten, den Abend zu genießen. Erstens bei der Ankunft, dem rituellen Ablegen des Mantels und der ersten Präsentation der Garderobe. Zweitens in der sogenannten Pause, in der sie durch das gesamte Gebäude defilierten, sich möglichst oft vor Spiegeln drehten und an einem überteuerten Glas ‚Schampanja‘ nippten und drittens nach der Aufführung, wenn der Mantel zeremoniell wieder übergestreift wurde und man im Triumphzug das Theater verließ, um beim Italiener um die Ecke zu dinieren. Verschönern konnte dieses Erlebnis noch ein gut bekleideter, sauber rasierter Mann an der Seite dieser Frauen, aber das wäre nicht zwingend erforderlich, sagte die Haarschneiderin. Frieda dachte an Lehmann und überlegte, ob seine Begleitung ein Gewinn wäre. Sie könnte ja Geschichten erzählen, beteuerte die unablässig schwatzende Frau aus dem Frisiersalon und fing sofort an, ihre Versprechung in die Tat umzusetzen, während sie das dicke, blonde Haar unter einer Brause mit lauwarmem Wasser einweichte. Frieda war es recht, dass sie nicht viel reden musste und binnen kürzester Zeit eine unglaubliche Menge wichtigster, fraulicher Informationen erhielt. Ihre Laune besserte sich von Minute zu Minute. Allmählich machte ihr dieser Ausflug Spaß. Und bei den Göttern, das war es genau, was sie haben wollte – viel Spaß.

      „Kindler, schwanke nicht so herum!“, forderte Horst Kindler sich selbst auf. Nach etlichen Stunden im Brettel-Fritz machte er sich auf den Heimweg zu seiner bestimmt schon ungeduldig wartenden Frau. Eigentlich hatte er nur am Mittag die Schuhe zum Schuster schaffen sollen. Das hatte er gemacht. Und Geld hatte er auch kaum ausgegeben. Schlimmstenfalls würde er ihr erzählen, er habe in der Kneipe Fußball geguckt. Er war stark angetrunken und allerbester Laune, denn während der diversen Gläser Bier, die der dicke Lehmann ihm spendiert hatte, war ihm eine prima Idee gekommen. Er würde seine СКАЧАТЬ