Götterhämmerung & Walkürentritt. Olaf Schulze
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Название: Götterhämmerung & Walkürentritt

Автор: Olaf Schulze

Издательство: Автор

Жанр: Историческая фантастика

Серия:

isbn: 9783944180458

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СКАЧАТЬ Tourismus-Amt oder irgendwen sonst, den er überzeugen würde. Und dass er die Leute überzeugen würde, daran bestand für Horst Kindler überhaupt kein Zweifel. Schließlich wusste er mit Qualität zu begeistern, das war allgemein bekannt. Und er war in diesem Provinzkaff hier mit Sicherheit der beste Filmemacher.

      Jedenfalls der beste, den er kannte.

      Einen Haufen Geld würde er damit verdienen, jawohl, einen schönen Batzen rabenschwarzen Geldes, denn Kindler plante die immensen Einnahmen weder dem Finanzamt noch dem Arbeitsamt mitzuteilen. Seine finanziellen Sorgen hätten ein Ende, seine Frau brauchte nicht mehr herumzujammern und dürfte ihm das Geld für die Kneipe nicht mehr vorzählen, nur weil sie noch eine Stelle als Verkäuferin im Supermarkt hatte und er nichts.

      Und dieses Weibsstück, von dem Lehmann dauernd gefaselt hatte, sollte angeblich genauso aussehen wie eine echte Walküre. Lehmann hatte sich ausgeschüttet vor Lachen und immer wieder gerufen: „Sieht aus wie eine echte Walküre und läuft hier so einfach durch die Stadt. Einfach so!“

      Mehr fiel ihm nicht ein, dem Spinner. Aber ihm, Horst Kindler, war etwas eingefallen. Etwas Geniales war ihm eingefallen. Man müsste die Geschichte weiterspielen, die germanischen Götter durch die Altstadt laufen lassen und dann filmen. Eine so tolle Idee ließe sich bestimmt an RTL oder SAT1 verkaufen. Und er würde Regie führen und die Stadt käme wieder zu Ansehen und landesweiter Geltung und aller Dank gebührte ihm, Horst Kindler. Jawohl, genauso würde es sein. Und dann würden sie ihn bitten, ob er nicht Bürgermeister werden wollte. Aber er würde es nicht machen. Er würde sie erst zappeln lassen und ihnen Hoffnung machen und dann würde er sagen: „Nein, ich mache euch nicht die Drecksarbeit. Lange genug habt ihr auf mir herum getrampelt, ihr alle, ihr verschlagenen Opportunisten, Weicheier, Feiglinge. Ihr könnt mich alle mal, jawohl. Horst Kindler macht euch nicht den Dummen!“

      Und dann würde er gehen, einfach so, seine Sachen packen und nach Hollywood auswandern und dort sein Glück als Filmemacher finden. Er rechnete sich in der Traumfabrik gute Chancen aus, wobei ihm die zwölf Bier kräftig halfen, die er intus hatte. Seine Hauptsorge war nur, ob er all die klugen Gedanken, die er gerade hatte, nicht morgen schon wieder vergessen hätte. Das war ihm leider schon einige Male passiert.

      „Videofilm Walküre!“, lallte er deshalb auf dem Heimweg immer wieder vor sich hin. Wer ihm so begegnet wäre an diesem Frühlingsabend, der hätte es bei seinem Anblick nicht für möglich gehalten, dass da eben ein künftiger Erfolgsregisseur an ihm vorbeigetorkelt war. Eher hätte der gewöhnliche Betrachter auf einen armen Irren getippt, der neben offensichtlich schweren Gleichgewichtsstörungen auch einen Großteil seiner Zehen durch Amputation eingebüßt hatte.

      Er schwankte wirklich sehr, der Herr Kindler.

      „Ich weiß immer noch nicht, was das alles soll. Schleppen wir die Steine hier her, nur weil dort ein früher ein Steinbruch war oder … “, der große Krieger ließ den enormen Hinkelstein zu Boden krachen und wischte sich plötzlich begreifend den Schweiß von der Nase, „Oder willst du allen Ernstes einen Steinkreis errichten?“

      „Früher oder später würdest du darauf kommen. Ich habe fest darauf vertraut“, antwortete der Rotbart und Stolz schwang in seiner Stimme. „Mein Bruder ist eben kein Dummkopf, auch wenn er sich für die astromysterischen Fragen nicht sonderlich interessiert“, sagte er zufrieden.

      „Du willst mir nur schmeicheln, damit ich die Brocken allein weiter schleppe. Daraus wird nichts, Herr Bruder. Du kommst schön mit zum Steinbruch.“ Der Große packte den Stein etwa in der Mitte mit beiden Händen, hob ihn scheinbar mühelos hoch und wuchtete ihn dann auf die Stelle, an die der Kleinere mit seinem Schwert ein Kreuz geritzt hatte.

      „Übrigens habe ich am Steinbruch ein bemaltes Schild gefunden“, fügte der große Recke betont beiläufig hinzu.

      „Ach!“, sagte der kleinere Bruder erstaunt und als er sich von der Nachricht erholt hatte, säuselte er zuckersüß: „Und das beliebst du mir erst jetzt zu sagen, wo wir den Steinkreis so gut wie fertig haben. Vielleicht könnte uns das Schild ja Auskunft darüber geben, wo und wann wir hier sind. Oder glaubst du, es macht mir Vergnügen, mich an die ganzen komplizierten Anweisungen zu erinnern, wie ich diesen Steinkreis zum Arbeiten bringen kann, Bruder Magni?“

      „Ha, jetzt hast du meinen Namen gesagt, Modi. Die Götter werden uns strafen, wenn sie erfahren, dass wir unsere Namen genannt haben. Odin hat ausdrücklich darauf bestanden, dass wir dem Ingo Knito huldigen“, erwiderte der Magni genannte Riese.

      „Wem sollen wir huldigen?“, wollte Modi wissen. „Mir ist kein Mann dieses Namens bekannt.“ „Ich weiß auch nicht, wer dieser Ingo Knito ist, aber Odin hat ihn mehrfach erwähnt“, bellte Magni zurück.

      „Letzten Endes spielt das auch keine Rolle. Zürnen werden die Götter so oder so, wenn sie erfahren, dass wir unsere Namen genannt haben“, versuchte Modi seinem verwirrten Bruder eine sprachliche Brücke zu bauen.

      „Aber bloß dann, wenn sie überhaupt erfahren, wo und vor allem wann wir hier sind“, brummte Magni. Modi rollte mit den Augen und bemerkte, dass sein linkes Augenlid zu zucken begann. Das war ein schlechtes Zeichen, denn er war nervös und konnte sich nur noch schlecht konzentrieren, wenn er dieses Zucken bekam. Er bemühte sich um Fassung und schlug einen freundlichen Ton an, in dem ein gerüttelt Maß an Resignation mitschwang. „Lass uns einfach weitermachen und zusehen, dass wir hier fortkommen. Was steht denn auf dem Schild?“, begehrte er zu wissen.

      „Keine Ahnung“, antwortete Magni. „Ich konnte die Runen nicht lesen. Habe nie zuvor so entstellte Schriftzeichen gesehen.“

      „Gut, lass uns nachschauen“, schlug Modi vor und beide stiefelten in Richtung Steinbruch, weg von der Lichtung, auf der schon eine beträchtliche Anzahl gigantischer Steine einen soliden Kreis bildeten, der an die weltberühmte Anlage in Stonehenge erinnerte.

      Bald waren die beiden Brüder am Steinbruch angelangt und Magni deutete mit der Schwertspitze auf ein verwittertes, halb von Moos bewachsenes Schild.

      rztba YR RTT

      stand darauf und Modi musste seinem kräftigen Bruder zähneknirschend zustimmen, dass es keinen Sinn ergab. Immerhin erkannte er die Buchstaben, offensichtlich waren sie nicht in China oder Persien gelandet. Die Landschaft deutete allerdings auch nicht darauf hin, sondern eher auf Ausläufer eines kleineren, mitteleuropäischen Gebirges. Während er das Moos von dem rechteckigen Schild kratzte, sinnierte er über die Variante nach, dass sie in China gelandet wären und fand den Gedanken nicht erheiternd. Als er alle Buchstaben freigekratzt hatte las er

      Freizeitbad THYRA GROTTE

      und war beruhigt. Er stieß einen wohligen Seufzer aus, der einen mittleren Windstoß entfachte und um ein Haar einen Specht aus einem nahestehenden Baum schüttelte. Magni erkundigte sich neugierig: „Na und, was hast du herausgefunden?“

      „Wir sind entweder in der Nähe eines Bades oder irgendwer hat das Schild hier weit mit sich herumgeschleppt. Dann sind wir nicht in der Nähe dieses Bades. Ich gehe aber davon aus, dass niemand zum Spaß ein Schild mit sich herumträgt, auf dem steht, wie ein Bad heißt. Das ergibt ja keinen Sinn.“

      „Wie heißt denn das Bad?“, wollte Magni wissen.

      „Thyra Grotte“, antwortete Modi und nun war es an Magni tief zu seufzen.

      „Willst du damit andeuten, es hätte irgendwann Leute gegeben oder würde sie später geben, die nach dem dreimal verfluchten Thrym ein Bad СКАЧАТЬ