Götterhämmerung & Walkürentritt. Olaf Schulze
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Название: Götterhämmerung & Walkürentritt

Автор: Olaf Schulze

Издательство: Автор

Жанр: Историческая фантастика

Серия:

isbn: 9783944180458

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СКАЧАТЬ sie setzte keine Falschmeldungen in die Welt. Für Sabrina war sie eine Arbeitskollegin, von der sie etwas lernen konnte. Und viel konnte sie bei diesem kleinen Wurstblatt nicht lernen. Henriette streifte sich ihren Mantel über und verabschiedete sich zu einer Pressekonferenz im Landratsamt. Auch Enrico nutzte diesen Termin, um aus dem muffigen Büro zu entkommen.

      Sabrina hatte den Aufbruch der beiden kaum registriert und starrte immer noch aus dem Fenster, als ihr Telefon klingelte. „Kreisanzeiger, Donath, guten Tag“, sagte sie freundlich. „Was kann ich für Sie tun?“

      „Mein Name ist Häusler und ich bin Mitarbeiter der unteren Denkmalbehörde im Landratsamt Nordhausen. Wir sind gerade bei einer hobbymäßigen, archäologischen Untersuchung im Kyffhäuser und haben dort eine bemerkenswerte, offensichtlich sehr alte Streitaxt gefunden. Genauer gesagt sieht das Ding aus wie ein Hammer. Sind Sie daran interessiert?“

      Sabrina war auf dem besten Weg in die Hörmuschel zu kriechen, sie hegte mehr Interesse an dieser möglichen Story, als sie für einen Sechser im Lotto gezeigt hätte. Dennoch bemühte sie sich eine routinierte Professionalität auszustrahlen und antwortete so kühl und nüchtern sie nur konnte: „Das klingt interessant. Wann und wo kann ich den Fund sehen?“

      „Wie wäre es mit sofort?“, fragte der Denkmalpfleger Häusler zurück.

      „Das passt mir prächtig“, sprudelte Sabrina viel zu schnell hervor. „Ich bin auf dem Weg. Wo finde ich Sie?“

      Am anderen Ende entstand eine Pause, die Sabrina im Bereich einer jungen Unendlichkeit ansiedelte, aber in Wahrheit nicht länger als fünf Sekunden währte. Dann hörte sie klare, detaillierte Instruktionen, wo sie sich einfinden sollte.

      Gernot Hübner schaltete sein Handy aus. Er war zufrieden. Schon viele Jahre hatte er seit dem Umsturz der Konterrevolution und dem damit verbundenen Untergang der DDR mit sich gerungen, was er mit dieser merkwürdigen Axt anfangen sollte. Seitdem er sie Anfang der Achtzigerjahre von dem Spezialauftrag aus der Höhle im Kyffhäusergebirge mitgebracht hatte, drängte es ihn regelrecht physisch, sie wieder los zu werden. Dabei würde er immer noch seine gesamte Ordensammlung hergeben, wenn er erfahren könnte, was damals in dieser stürmischen Oktobernacht eigentlich passiert war. Gemeinsam mit zwei anderen Genossen hatte er einem anonymen Hinweis aus der Bevölkerung nachgehen sollen, nachdem sich in den Bergen ein Mann verbarg, der wie der rotbärtige Kaiser Barbarossa aussah und sich verdächtig benahm. Sie hatten tatsächlich einen versteckten Höhleneingang gefunden und waren hinein gegangen. Seine nächste Erinnerung war, wie er wieder in der Einsatzzentrale stand und sein höchst zufriedener Oberstleutnant ihn auszeichnete für die ehrenhafte Ausführung seines Auftrages. Als er schließlich nach Hause gekommen war, hatte er diese riesige Axt auf dem Rücksitz seines Moskwitschs gefunden. Er hatte sie in einem alten Öllappen im Garten vergraben, doch über die Jahre wurde um diese Stelle das Terrain immer größer, auf dem einfach nichts wachsen wollte. So hatte er das Ding schließlich an einem alten, stillgelegten Kiesschacht nahe der Kreisstadt Nordhausen vergraben, wo ohnehin nichts wuchs.

      Als die Westdeutschen dann wie die Vandalen über seine sozialistische Heimat herfielen, begann sein eigentlicher, innerer Kampf. Gernot wusste wohl, dass er das Gerät gewinnbringend verkaufen könnte. Nein, nicht an die Holländer, die alles mit sich schleppten, was über dreißig Jahre alt war und dafür nur ein Spottgeld bezahlen wollten. Er würde auf die passende Gelegenheit warten, beschloss er. Lieber schlug er sich noch einige Jahre so schlecht und recht durch. Dieses garantiert sehr wertvolle, alte Stück sollte seine Rentenversicherung sein. Schließlich hatte er seine Knochen immer hingehalten zu DDR-Zeiten und niemand hatte es ihm gedankt.

      Aber die Gelegenheit kam nicht und die Jahre vergingen. Gernot wurde immer verbitterter. Sozialhilfeempfänger war er und seine geheimen Reserven neigten sich schon bedrohlich dem Ende entgegen. Da war ihm die Idee gekommen, so zu tun, als hätte er die Axt eben erst gefunden. Dann würde sich herausstellen, wer sich mit wie viel Geld dafür interessierte. Die kleine Redakteurin, die er da gerade an der Strippe hatte, war sofort auf seine Geschichte angesprungen und nun musste er sie nur überreden, das wahrscheinlich frühmittelalterliche Teil zu fotografieren. Er würde ganz ruhig abwarten, welche Reaktionen die Veröffentlichung auslösen würde. Notfalls wäre er gezwungen, die Journalistin rund um die Uhr zu beschatten, aber darin hatte er ja Erfahrung.

      In der Ferne hörte er einen Motor brummen und sah auf seine Uhr. Das konnte sie schon sein, wenn sie sich beeilt hätte. Er kletterte vorsichtig von seinem präparierten Fundort hinauf auf den kleinen Felsvorsprung, von dem aus man die Straße überschauen konnte. Ein Kleinwagen näherte sich der Haarnadelkurve und Gernot Hübner, der sich am Telefon als Häusler vorgestellt hatte, griff in seine Jackentasche. Hier befand sich ein Opernglas, womit er das ankommende Auto unter die Lupe nehmen wollte. Das Opernglas hatte sich in der engen Tasche verklemmt und Gernot zerrte wütend und ruckartig daran herum. Zu ruckartig für den vorgeschobenen, Jahrtausende alten Teil der Felsplatte, wie sich unmittelbar darauf herausstellte.

      „Verdammt“, fluchte der ehemalige Stasi-Offizier und polterte zusammen mit mehreren Zentnern lockeren Gesteins den Steilhang hinunter. Es war der letzte Fluch, der ihm in seinem siebenundvierzigjährigen Leben vergönnt war.

      Sabrina erreichte keuchend vom steilen Aufstieg den Punkt, den ihr der Anrufer beschrieben hatte. In einer kleinen Mulde lag tatsächlich ein großer Hammer oder ein Beil. Es war alles so, wie es der Mann am Telefon beschrieben hatte. Nur von dem Anrufer selbst war weit und breit nichts zu sehen. Sie hatte ihren Elektroschocker in der Hand, die in der rechten Manteltasche steckte. Wenn sie hier einer austricksen wollte oder noch Schlimmeres mit ihr vorhätte, dann würde er sich wundern.

      Nach einer Stunde Wartens war Sabrina dann klar, dass der mysteriöse Anrufer nicht nur mal eben für kleine Jungs hinter die Büsche gegangen war. Sie nahm ihr Handy und rief in der Redaktion an.

      „Wo bist du, Schätzchen?“, fragte Henriette gelassen. „Wir haben uns schon Sorgen um dich gemacht.“

      Sabrina erzählte ihr die ganze Geschichte und Henriette fing an zu lachen.

      „Da hat dich aber einer hochleben lassen, Sabrina“, prustete sie in den Hörer. „Die untere Denkmalschutzbehörde macht doch nie und nimmer hobbymäßige Ausgrabungen. Und selbst wenn, dann würden sie bei einem interessanten Fund sonst wen anrufen, aber nicht uns.“

      „Ich verstehe nicht“, sagte Sabrina, die sich darüber ärgerte, dass sie von Henriette ausgelacht wurde. „Der Hammer liegt aber hier vor mir, das wenigstens wirst du mir doch glauben?“, schimpfte sie in ihr Mobiltelefon.

      „Sei nicht sauer, Schätzchen“, sagte Henriette jetzt aus Sabrinas Hörer.

      „Ich will dich nicht beleidigen. Wenn ich es mir recht überlege, ist es das Beste, wenn du sofort von dort verschwindest. Wer weiß, was für ein Verrückter dir da einen Streich spielen will.“

      Henriette klang plötzlich wirklich besorgt und Sabrina wurde mit einem Schlag ihre heikle Situation bewusst. Ganz allein stand sie auf einem einsamen Felsvorsprung in menschenverlassener Gegend. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken und sie beeilte sich zu sagen: „Du hast völlig recht, Henriette, ich haue hier ab. Bis gleich!“

      „Bring die Axt mit, Sabrina!“

      „Wir haben es eben erst erfahren, dass der Donnerhammer verschwunden ist, während du hier schliefst. Huginn sah ihn, als er СКАЧАТЬ