Название: Abenddämmerung im Westen
Автор: Wieland Becker
Издательство: Автор
Жанр: Философия
isbn: 9783957448095
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Ein haltbarer Friedensschluss und die Schaffung eines Palästinenserstaates scheinen in noch weitere Ferne gerückt …
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Waren es einst die Briten, so sind es seit Jahrzehnten die USA, die in der erdölreichen Region dominierten. Bis 1979 konnten sie sich auf drei der großen Staaten stützen. Zum einen auf den Iran mit seiner überwiegend schiitischen Bevölkerung, zum anderen auf den Irak, in dem Saddam Hussein, eine diktatorische Herrschaft der sunnitischen Minderheit über die schiitische Bevölkerungsmehrheit sicherte und schließlich auf Saudi-Arabien, ein sunnitisches Königreich, ein repressiver Staat, in dem die Wahhabiten als extremistische religiöse Gruppierung für die Sicherung feudaler Machtverhältnisse stehen. Die Feindschaft zwischen Schiiten und Sunniten gehört zur Geschichte des Islam.
1979 verloren die USA mit der Machtergreifung der Ayatollahs im Iran ihren einzigen schiitischen „Partner“ und sahen sich mit einem zunehmenden Anti-Amerikanismus konfrontiert, der sich weiter verschärfte, als sie den Irak unter Saddam Hussein dazu „bewegten“, den Iran militärisch besiegen zu wollen. Der Krieg begann 1980 und endete nach furchtbaren Verlusten in den Wüstengebieten 1988. Ausgerechnet in Saudi-Arabien, dem letztlich einzig verbliebenen Bündnispartner der USA, wurde in diesen Jahren ein terroristisches Netzwerk gegründet, das „El Quaida“ genannt wurde und sich in einer Vielzahl von Gruppen und Gruppierungen über die Welt ausbreitete. Mit Selbstmordattentaten und Bombenanschlägen auf Militäreinrichtungen und öffentliche Gebäude versuchen religiös motivierte Fanatiker und manipulierte junge Männer Angst und Schrecken zu verbreiten und für islamische „Gottesstaaten“ zu kämpfen. Als Saddam Hussein nach dem gescheiterten Irankrieg Kuwait besetzte, griff sein einstiger Bündnispartner, die USA, unterstützt von Truppen anderer NATO-Staaten ein, befreiten mit einem Mandat der UN Kuwait und stießen nach Bagdad vor, zogen sich dann aber zurück. Der Irak wurde weiter als Gefahr für den Weltfrieden gesehen und mit Sanktionen belegt, die – wie immer – vor allem die Bevölkerung trafen. Dann folgte der 11. September 2001 mit der Zerstörung der Twintowers in New York. Die Bush (jr.)-Administration entschied sich für einen Militärschlag gegen den Irak mit dem Ziel, Saddam Hussein zu entmachten, dem Irak die Demokratie zu bringen, Husseins BC-Waffenarsenale zu vernichten und „El Quaida“ zu zerschlagen. Das Resultat: Hussein wurde gehängt, BC-Waffen nicht gefunden; ebenso ging der Schlag gegen “El Quaida“ ins Leere, die, von Hussein bekämpft, im Irak nicht existent war. Und die Zielsetzung, dem Irak die Demokratie bringen zu wollen verlor sich sehr schnell im Wüstensand. Dafür begann ein bis heute andauernder Bürgerkrieg zwischen Schiiten und Sunniten…
Das alles muss im Zusammenhang mit dem Desaster der USA in Afghanistan gesehen werden, als nach dem Einmarsch der sowjetischen Armee die Widerstandsgruppen der Mudjahedin mit modernsten Waffen versorgt wurden. Als die Sowjetunion ihre Armee zurückzog, sah sich die US-Administration außerstande, die blutigen Machtkämpfe der verschiedenen Gruppen zu verhindern, die ganz Afghanistan verwüsteten. Als schließlich die Taleban mit ihrer radikalen Auslegung des Koran die Oberhand gewannen, sahen sich die USA und weitere NATO-Staaten in der Pflicht, deren Herrschaft zu beenden, nicht zuletzt auch deshalb, weil „El Quaida“ in Afghanistan wie in Pakistan eine Operationsbasis aufgebaut hatte. Irgendwann werden die Soldaten des westlichen Bündnisses Afghanistan verlassen, ohne die Macht der Taleban gebrochen zu haben.
Was den langandauernden schrecklichen Bürgerkrieg in Syrien betrifft, ist es notwendig, an den Ursprung dieses Konflikts zu erinnern: Mit der Machtergreifung Hafiz Al-Assads 1971 wurde die religiöse Minderheit der Alawiten zum Träger der politischen Macht gegenüber der sunnitischen Bevölkerungsmehrheit. Der Aufstand gegen den Assad-Sohn, der als friedlicher Massenprotest begann, wird von Sunniten geführt. Mit Assad kämpfen deshalb die Alawiten nicht nur um ihr politisches Überleben. Die Hoffnung des Westens auf einen demokratischen Wandel werden sich als „Selbsttäuschung“ erweisen, denn es war und ist unwahrscheinlich, dass das Ziel der tief gespaltenen Opposition ein demokratisches Syrien ist. Dagegen spricht auch die Präsenz von Kämpfern aus dem Lager der Dschihadisten und anderer radikalisierter Gruppen, die in Syrien, oder aus dem, was dann noch geblieben sein wird, einen Gottesstaat errichten wollen. Dass von der Opposition immer wieder der Demokratiebegriff ins Spiel gebracht, ist ohne wirkliche Bedeutung. Wenn man sich der Gunst des Westens versichern will, weiß jede Opposition längst, dass man Demokratie als Ziel verkünden muss.
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Und Asien? Das Ende der britischen Kolonialherrschaft in Indien und die Dreiteilung des Landes in Indien als hinduistischen Staat, sowie in Ost-und Westpakistan als islamische Staaten führt zu wechselseitigen Massakern an den andersgläubigen Minderheiten, die zu flüchten versuchen. Mahatma Ghandi wird, als er sich gegen diese Welle der Gewalt stellt, von einem fanatisierten Glaubensgenossen ermordet. Schon 1947 kommt es zum ersten Kaschmir-Konflikt, der niemals wirklich bereinigt werden kann. Als sich Ostpakistan ab 1971 politisch unter dem Namen Bangladesch selbständig macht, führen Machtkämpfe und blutige Unruhen zu Millionen Toten und über 10 Millionen Flüchtlingen.
In Kambodscha kamen 1976 die Roten Khmer unter Führung Pol Pots an die Macht und errichteten ein Schreckensregime mit dem „Ziel“, Kambodscha radikal umzugestalten. Nahezu zwei Millionen, über ein Drittel der Gesamtbevölkerung, wurden ermordet. Erst 1979 mit dem Einmarsch vietnamesischer Truppen und kambodschanischer Rebellen endete der Terror*.
Indonesien wird 1965, als die kommunistische Herrschaft Sukarnos durch das Militär beendet wird, zum Schauplatz einer blutigen Abrechnung mit den Anhängern der PKI Sukarnos und aller irgendwie Verdächtigen. Hunderttausende werden ermordet oder in Straflager verbracht… Andere Staaten wie Birma, Malaysia oder Laos sollen an dieser Stelle genannt werden.
Und nach wie vor schwelt der Konflikt zwischen den Atommächten Indien und Pakistan…
Wenn Machthaber Mörder in und ohne Uniform, Folterknechte und Menschenjäger brauchen, dann werden sie bis heute mehr als genug finden. Man gibt ihnen die Waffen und Folterwerkzeuge, sie sind an keine Gesetze gebunden, es gilt nur der Befehl zur Vernichtung aller „Gegner“. Macht man Menschen zu gesetzlosen Herren über Leben und Tod, dann zeigt sich deren Macht ausschließlich im Tod der ihnen Ausgelieferten.
Zerfall eines Imperiums und ein neues Zeitalter des Aufbruchs zu den alten Ufern
Als 1991 die kommunistische Herrschaft im so genannten Ostblock, bestehend aus der UdSSR, Polen, der ČSSR und der DDR, Ungarn, Bulgarien und – mit „Sonderstatus“ – Rumänien, beendet wurde, löste sich der Vielvölkerstaat Sowjetunion auf und die beiden deutschen Staaten vereinigten sich mit dem Beitritt der DDR zur BRD.
Die USA und die mit ihr verbündeten Staaten hatten sich im Jahrzehnte andauernden Ost-West-Konflikt als die ökonomisch stärkste Machtgruppierung der Welt behauptet. Der „Kalte Krieg“ war zu Ende. Kam nunmehr Frieden für die Menschheit?
Genau das geschah – entgegen allen Hoffnungen – nicht. Vielmehr wurde die Politik der USA im Laufe der Jahre aggressiver und – angesichts der Gefahr des zunehmenden weltweit operierenden Terrorismus mit seinen Netzwerken – immer gewaltbereiter. Offenkundig hatte die westliche Welt angesichts des Sieges über das kommunistische System ein entscheidendes Problem nicht wahrnehmen wollen. Denn mit dem Ende des Kommunismus blieben СКАЧАТЬ