Название: Abenddämmerung im Westen
Автор: Wieland Becker
Издательство: Автор
Жанр: Философия
isbn: 9783957448095
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Auch hier gilt, was schon immer galt: Gibt man Militärs neue Waffen, dann werden sie diese bedenkenlos einsetzen, um den „Feind“ zu besiegen.
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1953 begann der Koreakrieg, als das kommunistische Nordkorea mit Unterstützung Chinas Südkorea angriff und zu großen Teilen besetzte. Mit dem Mandat der UNO griffen die USA und weitere Staaten auf der Seite Südkoreas ein und beendeten in einem blutigen Kampf diesen Krieg zu Gunsten Südkoreas. Was bestehen blieb, war die Teilung Koreas bis heute. Kaum Beachtung fand dagegen das erbarmungslose, für die nordkoreanische Zivilbevölkerung folgenschwere Flächenbombardement des Nordens mit dem ersten Einsatz von Napalmbomben, die unvorstellbare Schäden sowohl bei der Zerstörung der Hütten auf dem Lande als auch in den Städten anrichteten und die Ernten vernichteten. Nach heutigen Erkenntnissen wurde mehr als ein Viertel der nordkoreanischen Zivilbevölkerung zu Opfern dieser Flächenbombardements.
Um die Dimension dieses Sterbens deutlich zu machen: um im II. Weltkrieg einen ebenso großen Verlust unter der Zivilbevölkerung anzurichten, hätten durch die Luftangriffe der Alliierten 20 Millionen Deutsche ums Leben kommen müssen.
Wer heute die Zustände des von Diktatoren beherrschten Nordkoreas kritisch oder gar fassungslos verurteilt, sollte bedenken, dass es sich um ein schwer traumatisiertes Volk handelt, dessen drei Diktatoren genau das skrupellos ausnutzen. Nicht zufällig gelten die Tiraden der Vergeltung den USA, denn genau das verfängt bei den Opfern von damals und bei ihren Nachfahren und führt zu einer, von außen gesehen, scheinbar absurden Instrumentalisierung.
Im Vietnamkrieg wiederholten die USA den Einsatz von Napalm. Durch pausenlose Flächenbombardements und den Einsatz von Giftgasen wurden Südvietnams Dörfer und die Landwirtschaft systematisch vernichtet, die Böden kontaminiert, sodass noch lange nach Kriegsende Menschen starben und Missgeburten zum Alltag gehörten. Als die USA 1974 den Krieg als Verlierer beendeten, hatten weit über eine Millionen vietnamesischer Zivilisten den Tod gefunden. Es war ein Krieg, der so grausam und mitleidlos geführt wurde, dass viele der heimkehrenden US-Soldaten schwer traumatisiert waren. Vietnam, das war auch der erste totale Krieg ohne Fronten, aber nicht der letzte. Im Gegenteil.
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Nach dem Ende der Kolonialherrschaft in Afrika sprach man von den jungen Nationalstaaten. Ein verhängnisvoller Glaube. Denn ihre Grenzen waren die künstlichen Grenzziehungen der Kolonialzeit und trennten ethnische und religiöse Gruppen oder Stämme, die nun in zwei oder mehr der neuen Staaten lebten – eine der Ursachen für die bis heute konflikthaltigen Spannungen, Verfolgungen und Bürgerkriege in afrikanischen Staaten wie auch massenhaftes Elend, Existenz bedrohende Armut, innere Kämpfe um Macht und Besitz, die von mörderischer Gewalt gegen alle und jeden begleitet sind
1960 fand im Kongo, zuvor belgische Kolonie, die erste Parlamentswahl statt. Die neugewählte Regierung unter Patrice Lumumba entschied sich für eine Verstaatlichung der in ausländischer Hand befindlichen Industrieanlagen. Der Kongo galt damals als das Land mit den meisten natürlichen Reichtümern des Kontinents. Deshalb war dieser Schritt für die einstige Kolonialmacht nicht hinnehmbar. Mit Hilfe der CIA und politischer Gegner Lumumbas im Kongo wurde er entmachtet, mit zwei Gefährten verhaftet, gefoltert und im Beisein belgischer Offiziere erschossen. Am folgenden Tag wurde sein Leichnam wieder ausgegraben und mit Säure zersetzt und „verstreut“. Es war ein unmissverständliches Signal des Kapitals. Der Kongo war – wie schon gesagt – ein an Bodenschätzen und Industrieanlagen reiches Land. Schon lange ist das seither von Bürgerkriegen und Machtkämpfen zerrissene Land eines der Ärmsten in Afrika.
Nigeria und Biafra, der Sudan, Äthiopien, Mozambique, Ruanda, Somalia, Mali, Zentralafrika – Länder, in denen entweder Konflikte zwischen unterschiedlichen Volksgruppen oder aggressive, radikalisierte islamische Gruppierungen immer neue Bürgerkriege auslösen, die zu mörderischen Machtkämpfen und Vernichtungsfeldzügen werden, zu Massakern unter der Zivilbevölkerung, wo Millionen Menschen zu flüchten versuchen vor den todbringenden Formationen mit und ohne Uniform…
Lateinamerika oder: Der wahre Wert westlicher Menschenrechte
Der Subkontinent war nach 1945 ein Eldorado US-amerikanischer Firmenimperien, die (mit Unterstützung einheimischer Latifundienbesitzer) geradezu modellhaft die Ausbeutung der Bauern und der Arbeiter in der Weiterverarbeitung betrieben. Da die Länder aber über eine längere nationalstaatliche Geschichte verfügten, traf die Herrschaft der US-Monopole auf Kritik und Widerstand von Seiten der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter wie auch der Landarbeiter, der Intelligenz und der Kunst- und Kulturschaffenden. Dort, wo sich diese Kräfte vereinigten (unter Mitwirkung der meist kleinen kommunistischen Parteien), ihre Forderungen erhoben und damit auf die Straße gingen, geschah immer das Gleiche. Ob Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien oder kleinere Staaten von Bolivien bis El Salvador: Wuchs der Widerstand, den die bürgerlichen Regierungen nicht zerschlagen konnten oder wollten, dann war umgehend – mit dem stillen Segen oder mit Hilfe der CIA – eine Militärjunta „bereit“ die Macht zu übernehmen und diese mit größtmöglicher Brutalität zu sichern. Die „Todesschwadronen“ und die mörderischen Geheimdienste wurden zum Synonym dieser Diktaturen, willkürliche Verhaftungen, Folter und spurloses Verschwinden von Inhaftierten gehörten zum Alltag.
Mit allen Diktatoren – ob Stroeßner, Duvallier oder Pinochet –, die in ihren Ländern als „Bollwerke gegen den Kommunismus“ skrupellos, korrupt und mörderisch agierten, fühlten sich die USA, der „Hort der Freiheit“, über Jahrzehnte eng verbunden. Und so waren die alltägliche und radikale Missachtung der Menschenrechte auch für die westeuropäischen Demokratien völlig bedeutungslos. Heute will sich in der freien Welt der Industrienationen kaum jemand an die Mitschuld allein durch das Schweigen erinnern. Der Kampf gegen den Kommunismus rechtfertigte jedes Mittel. Dabei waren schließlich auch nicht wenige Angehörige des Klerus der katholischen Kirche, die sich dem mit ihrer „Theologie der Befreiung“ entgegenstellten.* Und niemand benennt die Zahl der Toten und für immer Verschwundenen oder das mörderische Schuldkonto der CIA.
Der Widerstand formierte sich in Guerillakämpfern wie den Sandinisten in Nicaragua oder einer Gruppierung wie „Der leuchtende Pfad“. In Kolumbien herrschten seit den 50er Jahren ein ständiger – nur zeitweise unterbrochener – Bürgerkrieg und ein blutiger Kampf der Drogenkartelle.
Nach 1990 schienen sich die politischen Bedingungen in Lateinamerika zu verändern, war doch die Gefahr kommunistischer „Infiltration“ gebannt und Diktaturen „nicht mehr notwendig“. Dafür sahen sich einige Staaten einer neuen Gefährdung des inneren Friedens ausgesetzt: Drogenkartelle und ihr alltäglicher Krieg untereinander und gegen die Staatsmacht führten zu Destabilisierung, Mord, Korruption. Drogenkriege machten aus einem Staat wie Mexico, einst ein ungewöhnliches Beispiel für Liberalität, kulturelle und künstlerische Vielfalt, ein Land, dessen Bürger im permanenten Ausnahmezustand überleben müssen.
Exkurs Naher Osten
Keine andere Region war nach 1945 (bis heute) derart von Konflikten – Kriegen und Bürgerkriegen – geprägt wie der Nahe Osten. Der Gründung des Staates Israel 1948, dem eine Massenflucht arabischer Einwohner Palästinas vorausging, folgte ein massiver Angriff der arabischen Staaten mit dem Ziel, den israelischen Staat zu vernichten. Weitere Kriege folgen 1956, 1967, 1973, in denen die israelische Armee siegt und bestimmte Regionen besetzte. Ungelöst bleibt das Problem der palästinensischen Flüchtlinge (bis heute). 1964 wird die PLO gegründet und unter Führung Jassir Arafats die „Al-Fatah“. Es entstehen weitere organisierte militante Gruppen, die sich als Fedajin СКАЧАТЬ