Название: Die Macht der Pharaonen
Автор: Peter W.F. Heller
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783954882595
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Zur Herstellung von Bronze mußte das Kupfer im ungefähren Verhältnis zwischen 6 : 4 und 9 : 1 mit Zinn (DH#) legiert werden, welches weder in Ägypten noch im Sinai vorkommt und ebenfalls importiert werden mußte.
Woher das Zinn stammte, ist ungeklärt, es gibt aber ernsthafte Hinweise, daß es nicht nur in zypriotischen und mittelasiatischen, sondern auch in spanischen oder englischen Minen gefördert und von Phöniziern nach Ägypten gebracht wurde.
Abb. 14: Eine stets wiederkehrende Zeichenfolge wird der Schlüssel zur protosinaitischen Schrift: beth, oajin, lamed und taw, die hebräischen Buchstaben B, A, L und T.
Legierten die Ägypter nicht selbst, kauften sie Bronzebarren von asiatischen Völkern. Sicher ist, daß unterschiedliche Legierungen mit Zugaben wie beispielsweise Arsen zur Härtung bekannt waren, welche im Neuen Reich das Kupfer zunehmend ersetzten.
Die sogenannte Schwarzbronze zählt allerdings nicht zu den Legierungen, bei ihr handelt es sich um „normale“ Bronze, deren Oberfläche nach der Fertigstellung des Objekts mit einer Verbindung verschiedener Metalle oder durch Silbersulfid, eine Silber-Schwefel-Verbindung, schwarz patiniert wurde.
Eine Legierung hingegen ist das „schwarzes Kupfer“ (Hmtj-km), welches durch das Legieren von Kupfer mit Gold und Silber entsteht und eine schwarzviolette bis dunkelblaue Patina erzeugt.
Abb. 15: In Leinen gewickelte Käseklumpen in ursprünglich mit Öl gefüllten Tongefäßen, wie sie in einem Grab aus der 2. Dynastie in Saqqara erhalten geblieben sind.
Eisen war in Ägypten nicht unbekannt und lange ist überlegt worden, warum die Ägypter das Eisen nicht waffentechnisch nutzten.
In vorgeschichtlichen Gräbern wurden eiserne Schmuckperlen und in einzelnen Gräbern des Alten Reiches kleine Eisenbarren gefunden; das Werkzeug für die rituelle Mundöffnung der mumifizierten Toten, netjeri (nTrj), war ebenfalls aus Eisen hergestellt.
Der älteste eiserne Gebrauchsgegenstand ist eine Lanzenspitze, mehr als 30 cm lang und sich auf 8 cm verbreiternd, welche in einem Grab in Buhen als Beigabe neben dem Toten gefunden wurde und nachweislich aus der 12. Dynastie stammt. Allerdings kann mit Sicherheit angenommen werden, daß es sich um ein Einzelstück handelt, welches auf Grund des Materials den Rang einer „gebrauchsfähigen Prunkwaffe“ gehabt haben dürfte.
Der ägyptische Name des Erzes lautet bjaa-ne-pet (bj#-n-pt) und bedeutet „Himmelserz“. In Ägypten gibt es keinerlei Eisenvorkommen und so ist das Wort „Himmelserz“ ein Hinweis, daß es sich um Eisen aus Meteoren handelt, die in den Wüsten aufgelesen wurden. Metallurgische Analysen haben diese Annahme inzwischen bestätigt. Das in späterer Zeit aus dem syrisch-palästinensischen Raum eingeführte Eisen wurde dagegen als „Eisen aus Retschenu“ (bj#-n-pt n RTnw) bezeichnet.
Einer der beiden Dolche aus dem Grab Tutanchamuns, sie befanden sich in seinen Mumienbinden, besitzt eine eiserne Klinge (Abb. 16), welche aus Meteoreisen geschmiedet ist.
Abb. 16: Der nichtrostende Dolch Tutanchamuns.
Das beweist nicht, daß der so jung verstorbene König besonders kriegerisch war, sondern vielmehr, daß dieses in Ägypten seltene Erz zu den besonderen Kostbarkeiten gezählt wurde.
Eine weitere Besonderheit zeichnet diesen Dolch aus, die Klinge rostet nicht.
Das ist kein Wunder, sondern ein Zeugnis vom Können der frühen Eisengießer. Der glutflüssigen Eisenschmelze wurde Elfenbein (#bw) beigegeben, welches verbrannte und dabei Phosphor freisetzte. Das Resultat war ein Eisen, das für breite militärische Zwecke zu teuer und zu weich, dafür aber rostfrei war.
In unbehandeltem Zustand ist Eisen ein sprödes und hartes Metall, welches schnell bricht. Durch Schmieden und bestimmte Verfahren ändern sich aber die Eigenschaften bis hin zu denen des heutigen Stahls.
Ein Grund für die ägyptische Verweigerung mag darin zu sehen sein, daß der Schmelzpunkt von Eisen bei 1535 Grad Celsius liegt. Zum Vergleich, der Schmelzpunkt von Bronze liegt, je nach Anteil des Zinns, um die 990 Grad; wird Blei zugemischt, sinkt der Schmelzpunkt noch etwas weiter nach unten. Das von den Ägyptern reichlich verarbeitete Gold schmilzt bei 1063 Grad, Silber bei 962 Grad.
Die gefundenen Eisengegenstände bezeugen, daß in Ägypten Grundkenntnisse der Eisenverarbeitung vorhanden und die technischen Schwierigkeiten damit nicht unüberwindbar waren. Diese und die aus der Verhüttung von Kupfer und Zinn gewonnenen Erfahrungen hätten durchaus für eine Umstellung auf Eisen genügt. Der wesentliche Grund muß also woanders liegen. Tatsächlich sind es zwei Gründe:
Zum einen gibt es weder in Ägypten noch in den ägyptischen Einflußgebieten Eisenerzvorkommen, zum anderen sind die ägyptischen Heere bis zum Ende des Mittleren Reiches auf keinen technisch so deutlich überlegenen Gegner gestoßen, daß es zu einem Umdenken in der Kriegsführung und umfassenden Anschub in der waffentechnischen Weiterentwicklung kommen konnte.
Seine strategische Lage schützte Ägypten über Jahrtausende besser und vollkommener, als es eine Armee je vermocht hätte. Wer von Osten oder Westen eindringen wollte, mußte zunächst wasserlose Wüsten passieren. Zwar gab es an versteckten Orten einige wenige Brunnen und kleine Oasen, doch mußten diese erst gefunden werden und reichten dann oftmals nicht für die Versorgung eines Heeres aus.
Würde ein Mensch bei dieser Durchquerung nur drei Liter Wasser am Tag benötigen, müßte für tausend Soldaten ein Wasservorrat von 3000 Liter pro Tag mitgeführt werden; dauert der Marsch zehn Tage, sind es schon 30 000 Liter. Zusätzliches Wasser mußte zum Kochen vorrätig sein, denn die Verpflegung bestand vornehmlich aus getrocknetem Fleisch und Gemüse, Brot (t w#D) wurde täglich aus Mehl (qwnk) und Wasser zubereitet.
Das Mitführen von Schlachttieren zur Versorgung mit frischem Fleisch brachte zusätzliche Probleme mit sich; die Tiere mußten getränkt und gefüttert werden. Da das Fleisch nicht roh verzehrt wurde, hatte man auch an entsprechende Mengen von Brennmaterial zu denken, vom Kot der Tiere einmal abgesehen, den man auch noch sammeln und trocknen mußte.
Eine Armee war eine völlig auf sich gestellte Einheit, die alles mit sich führte, was sie zum täglichen Leben und zum Kampf benötigte. Nachschub gab es nicht, denn der Transport hätte vor den gleichen Schwierigkeiten wie die zu versorgende Armee gestanden und zusätzlich die wertvolle Fracht auch noch vor Angriffen nomadisierender Wüstenstämme schützen müssen.
Die Ägypter hatten frisches Wasser in ausreichender Menge im Rücken, dazu frische Lebensmittel im Überfluß. Auch ein hastig aufgestelltes Heer ist ausgeruhter als eine Truppe, welche gerade die Strapazen einer Wüstendurchquerung hinter sich gebracht hat.
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