Название: Die Macht der Pharaonen
Автор: Peter W.F. Heller
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783954882595
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Entlang des Stromes erstreckt sich das Fruchtland, das fruchtbare Land, taa (t#), aus bis zu 12 Meter dicken Schichten schwarzen Nilschlamms, welches kemet (kmt) genannt wurde, schwarzes Land, gleichzeitig auch die Bezeichnung für Ägypten. Wie eine langgestreckte Oase durchzieht das Fruchtland die karge Wüstenlandschaft, heute an keiner Stelle breiter als 20 Kilometer.
Jenseits des Fruchtlandes begannen die Fremdländer, schasut (X#st), die von barbarischen Völkern bewohnt wurden. Die schasu (S#w) waren die direkten und ungeliebten Nachbarn der Ägypter, nämlich die nomadisierenden Beduinen der Wüste.
Über weite Strecken der ägyptischen Geschichte waren die Kenntnisse über diese Fremdländer selbst bei gebildeten Ägyptern mehr als beschränkt.
Rechts vom Nil, also im Westen, liegt die libysche Wüste, deren Oasen von den Libyern bewohnt wurden. Dieser Teil der Sahara ist als flachwelliges Kalksteinmassiv ausgebildet und geht in Oberägypten in das Tafelland des Nubischen Sandsteins über.
Im Süden grenzte Nubien, gern als „das elende Land Kusch“ bezeichnet, an Oberägypten, welches dem heutigen Sudan entspricht. Links vom Nil beginnt die arabische Wüste, die sich am Ostrand des afrikanischen Kontinents zu einem Granitgebirge aufwölbt, welches sich über einen Grabenbruch bis in den Süden des Sinai fortsetzt.
Jenseits dieser Wüstenei befindet sich das Rote Meer, eben jener Grabenbruch, über welches man zu sagenumwobenen Regionen vorstoßen konnte, wie zum Beispiel dem geheimnisvollen Gold-und Weihrauchland Punt.
Weit im Norden, soviel wußte man, irgendwo im „Großen Grünen“, wie das Mittelmeer genannt wurde, verbarg sich keftiu (Kftjw), die Insel Kreta. Zu späterer Zeit erweiterte sich der Horizont um die „Inseln inmitten des Meeres“, die Ägäis.
Im Nordosten, jenseits des Sinai, begann Asien, welches aus ägyptischer Sicht von so unerfreulichen Völkern wie den Assyrern, Babyloniern, Hethitern und Syrern bewohnt wurde. Im Neuen Reich wurde der Sinai angegliedert und damit wurden Phönizier und Kanaaniter Bewohner des Ägyptischen Reiches, wenn auch ungefragt und nicht ganz freiwillig.
Abb. 3: Der Schlangenhalspanther.
Die Lebensader Ägyptens war und ist der Nil, der mit seiner alljährlichen Flut den fruchtbaren Schlamm brachte, der die Wüste entlang des Stromes überhaupt erst zu Ackerland machte, zumindest bis zum Jahre 1968. Danach fielen die Fluten wortwörtlich flach, weil sie seither vom großen Stausee bei Assuan abgefangen und nur noch in dosierter Menge und völlig schlammfrei weitergegeben werden.
Der Nil ist mit fast 6700 Stromkilometern der längste Fluß der Erde. Er entsteht aus dem Zusammenfluß des Blauen und des Weißen Nils auf der Höhe des sudanesischen Khartum, beide von weiteren Zusammenflüssen gespeist, von denen einer den Victoria- und Albertsee durchfließt und im zentralafrikanischen Burundi entspringt.
Die Ursache für die alljährliche Nilüberschwemmung ist das zeitliche Zusammenfallen der Schneeschmelze im äthiopischen Hochland mit der Regenzeit im subtropischen Schwarzafrika.
In der Antike teilte sich der Nil in fünf Mündungsarme auf, die in breiter Fächerung und verzweigt in zahlreiche Kanäle und Nebenkanälen ein fruchtbares Delta bewässerten, bevor sie sich in das Mittelmeer ergossen (Abb. 7). Heute sind, bedingt durch Verschlammung, Landsenkung und Nachlässigkeit, nur noch zwei Arme übrig.
Auf seinem Weg nach Ägypten legen sich dem Strom zwischen Khartum und Assuan gewaltige Granitbarrieren in den Lauf, die mit ihren schroffen Klippen, Untiefen und Stromschnellen das Passieren zu Schiff unmöglich machen, die sechs Nilkatarakte.
Schon im Alten Reich wurde daher versucht, den ersten Katarakt bei Assuan durch den Bau eines Kanals schiffbar zu machen. Lediglich vier Katarakte sind noch vorhanden, zwei sind nur noch Bodenerhebungen auf dem Grund des Assuansees.
Der Nil bestimmte das Leben der Ägypter; wie tief die Verbundenheit mit dem Strom war und wie sehr er verehrt wurde, zeigt sich aus dem Nilhymnus, den der Dichter Cheti vor rund 4000 Jahren auf einem Papyrus niederschrieb1:
Preis Dir, Nil, der Du aus der Erde entspringst, hervorkommst, um Ägypten mit Leben zu begaben.
Du Verborgener, der dunkel aus der Tiefe zu Tage kommt, Du Schlamm Oberägyptens, der die Sümpfe tränkt, von Re erschaffen, um alle Durstigen zu erquicken.
Der auch die Wüsten sättigt, die fern sind von Deinem Lauf, mit vom Himmel fallendem Tau.
Du Geliebter des Geb, Du Leiter des Korngottes, der auch die Werkstatt des Ptah versorgt.
Herr der Fische, der Du dem Flug der Zugvögel stromauf die Richtung weist, kein Vogel kommt zur falschen Zeit, der Gerste schafft und Emmer wachsen läßt, der die Tempel festlich ausstattet.
Fehlt es an Wasser, dann schnürt es den Atem ab und jedermann verarmt.
Wenn auch die Opferbrote für die Götter geschmälert werden, gehen die Menschen scharenweise zugrunde.
Ist er geizig, leidet das ganze Land.
Groß und Klein rufen: „Schreite weit voraus!“
Sobald er naht, strömen die Menschen zusammen: „Chnum hat ihn geschaffen!“
Wenn er steigt, ist das Land in Jubel, jeder Leib ist in Freude, jeder Mund lacht auf mit entblößten Zähnen.
Er ist es, der die Nahrung bringt, reiche Speisen, der Schöpfer alles dessen, was reift.
Herr des Segens, süß an Duft und gnadenreich, wenn er erscheint.
Er ist es, der den Herden Futter beschafft und damit für die den Göttern zugedachten Schlachtopfer sorgt.
Ist er auch in der Unterwelt, so hängen doch Himmel und Erde von ihm ab.
Abb. 4: Die Göttin Satis.
Er hat die Macht über Ägypten, er füllt die Speicher und weitet die Scheunen, er gibt den Armen Unterhalt.
Er ist es, der die Bäume wachsen läßt an jeder Schöpferstelle, an denen es keinen Mangel hat. Aus Stein läßt sich kein Schiff erbauen.
Er ist es, der den Papyrus gedeihen läßt durch seine Kraft.
Er ist es, der sein Werk tut, ohne daß er angewiesen werden muß, aufgezogen im Geheimen, man weiß nicht wo, niemand findet den Ort seiner Quelle in den Schriften.
Er ist das Wasser, das über die Hügel strömt und nicht durch einen Damm begrenzt, sondern ganz nach seinem Willen verläuft.
Er ist es, den die Jugend und die Kinder begleiten.
Er ist es, den man als den König begrüßt, dessen Gesetze beständig sind und der zu seiner Stunde kommt, um Ober- und Unterägypten zu füllen.
Das Auge eines jeden, der Wasser trinkt, ist auf ihn gerichtet; er ist es, der die guten Dinge im Übermaß spendet.
Der Bedrängte geht fröhlich heraus und alle Herzen freuen sich.
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