Название: Die Macht der Pharaonen
Автор: Peter W.F. Heller
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783954882595
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So reich das alte Ägypten mit Nahrung gesegnet war, so arm war es an Bodenschätzen. In el-Kab und im Wadi Natrun wurde Natronsalz, netscheri (nTrj), abgebaut, welches für die Mumifizierung unerläßlich und außerhalb Ägyptens völlig wertlos war.
Das in Ägypten vorkommende Salz unterscheidet sich durch bestimmte Beimengungen deutlich von unserem Speisesalz und ist für den menschlichen Genuß ungeeignet. Dieses Natronsalz hat nichts mit unserem Kochsalz, dem Natriumchlorid, zu tun, obwohl Spuren davon im natürlich vorkommenden Natron Ägyptens enthalten sind. In reiner Form besteht Natronsalz aus Natriumkarbonat, auch als Soda bekannt, sowie Natriumhydrogenkarbonat und im ägyptischen ist neben dem Kochsalz auch noch ein geringer Anteil von Natriumsulfat vorhanden.
Ägyptisches Natronsalz sorgte vor der Balsamierung für die Austrocknung der Körper und war somit der für die Mumifizierung ausschlaggebende Bestandteil in diesem für die Ägypter so wichtigen Prozeß der Jenseitsausrichtung7.
Es gab Gold, nub (nbw)8, nach ägyptischer Meinung jedoch viel zu wenig, und ansonsten so gut wie keine Metalle, außerdem noch Gips, kedsch (QD), und Kalk, jener chedsch (jnr HD) sowie unendliche Mengen des so vielseitig verwendbaren Nilschlamms (q#H).
Auch der Weihrauch, senetscher (snTr), mußte importiert werden. Es mag gut möglich sein, daß der Weihrauchstrauch, der Lieferant des begehrten Harzes, noch zu Beginn des Alten Reiches im Süden Oberägyptens wuchs, doch wurde er durch Klimaveränderung und vor allem Raubbau in Ägypten völlig ausgerottet.
Diese Situation weckt Begehrlichkeiten, sowohl innerhalb als auch außerhalb Ägyptens, und führte im Neuen Reich schließlich zur Einverleibung des kupferreichen Sinais, in dem sich außerdem noch Malachit und Türkis finden ließ.
Gold und Silber, hedsch (HD), mußte seit dem Alten Reich von Expeditionen beschafft werden, die mehr Ähnlichkeit mit geordneten Raubzügen als mit Handelsexpedition hatten, denn das heimische Gold reichte nicht aus und Silber mußte von den Syrern gekauft werden.
Die ägyptische „Einkaufsliste“ war lang. Der für die Tempelbauten begehrte Rosen- und Graugranit wurde aus Nubien herbeigeschafft; Feuerstein (k#f), Kristallquarz (Mnw HD) und Obsidian (mnw km) wurden benötigt und ebenso das vielseitig verwendete Bleiglanz (Htm) sowie der für schmuckvolle Dekorationen unentbehrliche Lapislazuli (XsbD).
Das Holz der heimischen Bäume, gleich ob das der Akazie oder der Palme, war für Bauzwecke kaum brauchbar, beiden mangelte es an der nötigen Festigkeit. So mußte auch „Fremdlandholz“ (Xt X#s.wt) eingeführt werden, daß den Ansprüchen von Tempel- und Schiffsbauern genügte.
Abb. 12: Kupfergegenstände aus der Periode Naqada II.
Zeichnung: W.M. Flinders Petrie
Wie sehr Ägypten unter der Holzarmut litt, läßt sich an der Selbstverständlichkeit erkennen, altes Holz nach Möglichkeit wieder zu verwenden. Bezeichnend ist, daß sogar die Könige auch stets zu betonen pflegten, wenn sie für ihre Bauten ungebrauchtes Holz verwendet hatten. So ist zum Beispiel in einer Urkunde aus der 18. Dynastie über die Geschenke und Bauten Pharao Ahmoses an Gott Amun die Verbauung von neuem Zedernholz (Xt n oS) ausdrücklich und in einer Nennung mit Gold und Silber erwähnt9:
… Es befahl nun Seine Majestät, seinem Vater Amun-Ra Denkmäler zu machen, bestehend aus großen Kränzen (m#H) von Gold, Ketten (mS#S#wt) von echtem Lapislazuli, Amuletten von Gold, einem großen Wasserkrug (Hst) von Gold, Wassergefäße (nmÜt) und Wasserkrüge aus Silber, ein Libationskrug (QbHw) aus Gold, einen Opfertisch (dbHt-Htp) aus Gold und Silber, Halskragen (mint) aus Gold und Silber, mit Reihen aus Lapislazuli und Malachit; ein t#b-n-k# Gefäß aus Gold, sein Untersatz aus Silber; ein t#b-n-k# aus Silber, gerändert (inH) mit Gold, sein Untersatz aus Silber, Tnj -Gefäße aus Silber, Wassergefäße aus rotem Granit (m#t), gefüllt mit Ölen (mDt); große wSm aus Silber, gerändert mit Gold, ihr [unleserlich] aus Silber; eine Harfe aus Ebenholz mit Gold und Silber; Sphingen aus Silber; eine Üpt aus Gold. Es befahl meine Majestät herzustellen das große Schiff, das auf dem Strom fährt, WÜr-H#t-imn ist sein Name, aus neuem Zedernholz von dem Besten der Treppe10, um seine schöne Fahrt des Jahresanfangs zu machen. [unleserlich] ich stellte Säulen aus Zedernholz auf, das Dach und den Estrich desgleichen …
Andererseits war der Reichtum Ägyptens eine ständige Verlockung für die Beduinen der Wüsten und die nomadisierenden Asiaten, welche in dem Reich am Nil eine Art Schlaraffenland sahen. In den sogenannten Lehren, einer besonderen Form der ägyptischen Literatur, ist das Verhältnis der Ägypter zu diesen fremden Völkern oft und ausführlich dargelegt. So sind in der Lehre für König Merikare, die wahrscheinlich von seinem Vater Cheti III. verfaßt wurde, die wenig herzlichen Zeilen zu lesen11:
Gesagt wird dies vom Nomaden:
Der elende Asiat, er ist übel daran wegen des Ortes, an dem er ist; unangenehm durch das Wasser, versteckt durch viele Bäume, und seine Wege sind übel wegen der Berge. Nicht kann er an einem Ort wohnen, wegziehend aus Not und zu Fuß die Fremdländer durchstreifend. Er kämpft seit der Zeit des Re; er siegt nicht, kann aber auch nicht besiegt werden. Er meldet nicht den Tag für den Kampf an wie ein Dieb, den der Arm der Gemeinschaft ausgestoßen hat.
Solange ich aber lebte und solange ich da war, da waren die Nomaden innerhalb der Grenzmauer, da seine Festungen offen standen. Ich isolierte sie und ließ das Delta sie schlagen. Ich führte ihre Angehörigen fort, erbeutete ihren gesamten Lebensunterhalt und tötete die Leute unter ihnen, zur Schande der Asiaten gegenüber Ägypten.
Kümmere dich nicht um ihn, denn der Asiat ist ein Krokodil auf seinem Uferdamm:
Er packt wohl auf einsamen Weg, doch ergreift er nicht in der Nähe einer volkreichen Stadt.
Eine bis in die Anfänge der Geschichte zurückreichende und immer wieder aufflammende Feindschaft verband die Ägypter mit den Libyern, was sie aber nicht hinderte, seit den Zeiten des Alten Reiches, genauer seit der 6. Dynastie, libysche Söldner in ihrem Heer dienen zu lassen. Als Libyer wurden die Bewohner des schmalen Küstenstreifens westlich des Deltas sowie der Oasen der libyschen Wüste „rechts vom Nil“ bezeichnet.
In der frühen Ramessidenzeit schlossen sich verschiedene libysche Stämme zusammen, um unter der Führung ihres Fürsten Meri ins Westdelta vorzustoßen, wo sie neues Siedlungsland zu gewinnen dachten. Allerdings hatten sie in ungesunder Selbstüberschätzung vergessen, Pharao Merenptah um die entsprechende Erlaubnis zu fragen und der war mit dem Vorhaben überhaupt nicht einverstanden. Um 1209 v. Chr. wurden die Libyer südlich des heutigen Alexandria vernichtend geschlagen.
Vor dem Zusammenschluß der Stämme war Merje (Mrj) Fürst des Stammes der libu (Lbw) gewesen und mit der Koalition übertrug sich der Name seines Stammes auf die anderen Stämme und hat sich bis heute im Namen des Staates Libyen erhalten.
Aus den Kriegen mit den Libyern ist uns eine seltsam anmutende Praktik mehrfach bezeugt. So wurden noch unter Ramses III. (Abb. 17) von den beschnittenen ägyptischen Soldaten den unbeschnittenen Libyern der Penis abgetrennt und als Beweis für die Zahl der Getöteten vorgelegt.
Abb. СКАЧАТЬ