Название: Die Macht der Pharaonen
Автор: Peter W.F. Heller
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783954882595
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Abb. 10: Von Flinders Petrie angelegte Skizze eines von ihm gefundenen Grabes aus der Badari-Kultur.
Wie stark das ägyptische Engagement im Sinai war, bezeugt der 1868 entdeckte „krumme“ Tempel von Serabit el-Chadim, etwa auf halber Höhe der Westküste und rund 10 Kilometer nördlich von Wadi Mughara in der Nähe der Sinaihauptstadt El Tur (Abb. 13).
Hier wurde vor allem die Göttin Hathor verehrt und das ganz offensichtlich nicht nur von Ägyptern.
Abb. 11: Keramik der Badari-Kultur
Zeichnung von W.M. Flinders Petrie
Hathor ist die Schutzherrin der Türkise und ganz in der Nähe liegen Türkisminen, aus denen die Pharaonen einen Großteil der begehrten Schmucksteine von Sklaven aus dem Sandstein schlagen ließen.
Ungewöhnlich an diesem Tempel ist nicht, daß er nach heutiger Kenntnis der am weitesten vom ägyptischen Kernland entfernteste ist, auch nicht sein abgewinkelter Grundriß, dessen ältester Teil aus der 12. Dynastie stammt, sondern daß die Forscher neben den ägyptischen Hieroglyphen Texte mit unbekannten Schriftzeichen finden, die jedem Übersetzungsversuch widerstehen.
Auch Flinders Petrie scheitert bei seinen Grabungen im Jahr 1904 und 1905 an den geheimnisvollen Zeichen. Erst seinem Landsmann Sir Alan Gardiner gelingt 1916 die Entzifferung.
Gardiner findet heraus, daß die Schriftzeichen ganz offensichtlich aus der ägyptischen Hieroglyphenschrift übernommen worden sind, aber, anders als die Hieroglyphen, reine Alphabetzeichen darstellen. Eine stets wiederkehrende Zeichenfolge soll der Schlüssel werden: beth, oajin, lamed und taw, die hebräischen Buchstaben B, A, L und T2. Der Text ist in einer semitischen Sprache abgefaßt, denn baoalet ist das semitische Wort für „Herrin“; gemeint ist Hathor (Abb. 14). Nach dem Fundort benennt Alan Gardiner die „neue“ alte Schrift als protosinaitisch.
Ägypten war durch und durch landwirtschaftlich geprägt und die Landwirtschaft war der eigentliche Reichtum des Landes. Unbeschadet aller großartigen Leistungen in Kunst, Architektur und Wissenschaft waren die Ägypter ein Volk von Bauern.
Zur Zeit der Römer galt Ägypten als die Kornkammer des Römischen Reiches und Getreide gehörte neben Leinen zu den wichtigsten Produkten der Landwirtschaft. Unter Kaiser Augustus hatte Ägypten ein Drittel des römischen Getreidebedarfs zu decken, rund 135 000 Tonnen pro Jahr.
Gemüse wie Lauch (j#qt), Knoblauch (HTn) und Zwiebeln (HDwt) wurde in Gärten gezüchtet, ebenso Bohnen (jwryt), Erbsen (tHw#t), Linsen (orSnt) und Kichererbsen (Hrw-bjk). Salat wurde angebaut und gedieh genauso prächtig wie Gurken (bndt.wt) und Melonen (dngw); Obstbäume brachten reiche Ernten und im Delta wuchs der Papyrus.
Hauptnahrungsmittel waren Brot und Bier, zu beider Herstellung bedarf es des Getreides, dazu gab es meist Fisch, Gemüse und Früchte, vor allem Datteln, Sykomorenfeigen und Granatäpfel. Auch Weintrauben wurden gerne verspeist, doch war die Lese in erster Linie dem Keltern von Wein vorbehalten.
Wer in der Nähe der Sümpfe lebte, aß die Blüten der Lilie sowie die Stängel der Lotosblumen und des Papyrus.
Fleisch wurde zwar geschätzt, doch war es eine Frage des Geldbeutels, wer täglich Fleisch essen konnte; die Masse der Bevölkerung konnte es nicht. Zubereitet wurde Rind, Schwein, Schaf und Ziege und ergänzte den Speiseplan um das in der Wüste erjagte Wild, wie zum Beispiel die Hyäne.
Auch Geflügel wurde gerne auf dem Tisch gesehen, wobei selbst der Kranich nicht vor Kochtopf oder Spieß verschont blieb.
Als Nachtisch wurden auf der Grundlage von Honig oder den Beeren des Johannisbrotbaums zubereitete Süßigkeiten genossen.
Kuhmilch gehörte nicht zu den beliebten Getränken, die ägyptischen Kühe waren Fleisch- und keine Milchrinder. Getrunken wurde hingegen gelegentlich die Milch von Schafen und Ziegen, die Milch von Pferde- und Eselstuten sowohl für medizinische Zwecke als auch als Badezusatz genutzt.
Seit vordynastischer Zeit wurde Käse (Hs#) in faustgroßen Klumpen hergestellt und leinenumhüllt in ölgefüllten Tongefäßen gelagert (Abb. 15), wie sie in einem Grab aus der 2. Dynastie in Saqqara erhalten geblieben sind3.
Für das Militär von Bedeutung waren haltbar gemachte Nahrungsmittel, die auch die heißen Tagestemperatur unbeschadet überstehen und damit bei Expeditionen mitgeführt werden konnten. Das Pökeln, das Einsalzen in Gefäßen, iuf dere (jwf dr), war neben dem Trocknen die wichtigste Konservierungsmethode. So bestand die Marschverpflegung vor allem aus Getreidekörnern, Zwiebeln, Honig, getrockneten Hülsenfrüchten sowie gepökeltem und getrocknetem Fisch und Fleisch.
Getrunken wurden Wasser, meu (mw), Bier, chenket (Hngt) und Wein, Irep ((irp), wobei letzterer den Offizieren vorbehalten war.
Das Bier zeichnete sich nicht durch sonderliche Haltbarkeit aus und mußte daher in den Lagern stetig aufs Neue aus angebackenem Malzbrot (psn), getrockneten Datteln und Wasser gebraut werden.
Nach neueren Forschungen scheint es beim Bierbrauen (otX ds) eine weitere Variante gegeben zu haben, welche entweder die ursprüngliche Form des Ansetzens von Brot (psn) ablöste oder parallel Verwendung fand:
Kurz angekeimte Gerste (b#n jt) oder Emmer (bdt) wurde in einer kleinen Portion zermahlen und mit Wasser angesetzt. Eine zweite Getreideportion wurde, angekeimt oder nicht, in einem großen Bottich (otXy) warmgehalten. Wenn die Enzymbildung einsetzte, wurde die erste Portion, der Kaltansatz, in die zweite eingerührt. Bei anhaltender Erwärmung wandelten die aus den Keimen freigewordenen Enzyme die Getreidestärke in Zucker um; in die Flüssigkeit eingebrachte Hefe (t#Ht) verwandelte einen Teil des Zuckers in Alkohol. Das Bier war fertig, wurde gesiebt und in Tonkrüge (styw) abgefüllt, die mit einem Lehmkloß verschlossen wurden.
Auch der Wein war nicht besonders haltbar; konnte er nur noch als Essig, chemetsch (HmD), verwendet werden, tranken auch die Offiziere Wasser und Bier.
Was sich heute präsentiert, ist nur noch ein trauriger Rest dessen, was in der Antike eine Überproduktion land- und gartenwirtschaftlicher Erzeugnisse bescherte. Viel zu voreilig und meist aus durchschaubarem Grund wird als Ursache für diese Abmagerung der Klimawandel vorgeschoben, welcher mit dem Rückgang der letzten Eiszeit begann. Doch haben Bodensondierungen gezeigt, daß sich das ägyptische Klima in den letzten 4000 Jahren nicht maßgeblich verändert hat.
Die Verödung des Fruchtlandes ging mit dem Zerfall der staatlichen Macht einher, die bereits im 5. Jahrhundert so desolat war, daß die Gewalt von den Pagarchen, den Großgrundbesitzern, willkürlich ausgeübt werden konnte4; Teile der Bevölkerung versinken aus der Freiheit in unterschiedliche Grade der Hörigkeit.
Die südlichen Grenzvölker, allen voran die Nubier und Blemmyer, ein antiker Nomadenstamm am westlichen Nilufer unterhalb Meroe5, nutzen die Situation zu wiederkehrenden Plünderungszügen. Das von Byzanz gelenkte Reichsmilitär hat dem nichts entgegenzusetzen und steht außerdem den buccellarii, illegal angeworbenen, bewaffneten Gefolgsleuten der Großgrundbesitzer, gegenüber, was zu einem bedrückenden Problem der Bevölkerung führt6.
Es kommt zu einer Verelendung der Landarbeiter und Kleinbauern, welche sich teilweise zu marodierenden Banden zusammenschließen oder in die Städte abwandern. Das anschließende Zusammenspiel von Mißachtung der Wasserrechte, mangelnder Kenntnis der Landwirtschaft sowie einer СКАЧАТЬ