The Rolling Stones. Stanley Booth
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Название: The Rolling Stones

Автор: Stanley Booth

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783854456353

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СКАЧАТЬ im Falle einer Verhaftung auf sich alleine gestellt sein würde. Dann schlief er wieder ein. Ich fand sein Ge­rede zwar blödsinnig, steckte den Joint aber in meine Tasche.

      Als Keith von der Toilette zurückkam, gingen ein Mann und eine Frau hinter ihm vorbei und die Frau sagte, als sie seine struppige schwarze Mähne sah, mit einer lauten, betrunkenen Stimme: „Du wärst süß mit getönten Haaren.“

      Keith drehte sich lächelnd um und zeigte seine Hauer. „Du wärst süß mit getönter Möse“, sagte er.

      Einige Mitglieder des Grüppchens sangen, angeführt von Jo Bergman, „Happy Birthday“. Ronnie Schneider war heute sechsundzwanzig. Ich war siebenundzwanzig. Ich sang nicht. Die Stones auch nicht.

      Nach dem Essen fuhren wir mit einer Flotte von Cadillacs zu einem kleinen Club namens Ash Grove, in dem der alte Blues-Sänger Big Boy Crudup gemeinsam mit dem jungen Blues-Sänger Taj Mahal das Pro­gramm bestritt. Da das Lokal total überfüllt war, standen wir im Durch­gang herum, um besser zu sehen, als ein großer, rothaariger und som­mersprossiger Cowboyjunge an uns herantrat, sich als Tajs Roadmanager vorstellte und seiner Freude darüber Ausdruck verlieh, dass die Stones in L. A. waren. Er erinnerte sich daran, wie freundlich sie gewesen waren, als Taj sich in London aufgehalten hatte. Hinter der Bühne bekamen wir Gras, Koks, Scotch, Wein, alles was wir wollten.

      Dann bezogen wir wieder im Durchgang Stellung. Crudup sang mit der Band von Taj Mahal, in der zwei Weiße, ein Schwarzer und ein Indianer zusammen spielten, „That’s All Right, Mama“, und ich spürte ge­rade jede einzelne Schwingung der Musik mit sämtlichen spinnenartigen Verästelungen meines Nervensystems, als der Roadmanager zu mir sagte: „Weißt du, es ist schwer, für Nigger zu arbeiten.“

      Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Mit einer Kopfbe­wegung deutete er auf den Rest der Band: „Und dieser Bassist, der Gi­tarrist und der Schlagzeuger – die sehen vielleicht wie, ähm, Kaukasier aus, aber in ihren Herzen sind sie auch Nigger.“

      Ich wusste auch darauf nichts zu sagen. Dann beendete er seinen Ge­dankengang: „Aber weißt du, mit Niggern kannst du mehr Spaß haben als mit irgend jemand anderem auf der Welt.“

      2

      Musik is’ Musik. Wenn wir aber drüber reden, eine Show in New York abzuziehen, dann werd’ ich mich aufführ’n wie ’n Affe, denn ich geh’ da nicht hin. Es gibt jetzt so viele Schießereien und Morde und so Sachen. Und dann ist dort alles überfüllt, all die Leute, und man weiß einfach nicht, was als nächstes passieren wird. Stimmt’s oder hab’ ich recht? Du weißt nie, mit was für Typen du es zu tun hast, Junge. Und dann, Mann – überall Heckenschützen. Ich will mich ja nicht davor verstecken. Aber ich kann mich gut erinnern, dass drei oder vier Jungs umgebracht wurden, nur weil sie ihre Musik spielten. Ich und du, wir sind Partner – ich hab’ dich dabei – wir spiel’n zusammen – du weißt, was ich meine. Und, na ja, wir haben sie eh überlebt. Deswegen will ich jetzt keine Namen nen­nen; sie sind ja tot – einer vergiftet, der andere auch umgebracht. Die haben’s gemacht, weil er besser als sie spielen konnte. Ich sag’ dir jetzt, was ich weiß. Ich würd’ keinen umbringen, nur weil er bei irgend etwas besser ist. Jawoll. Und hab’ ich nicht recht? Aber ir­gendwer wird mich umbringen, weil ich und du ein wenig besser klarkommen als sie. Sie machen uns die ganze Zeit blöd an. Wir sie nicht. Wir geh’n; wir sagen, dass wir geh’n, also geh’n wir. Wir spielen dort drüben, und die geh’n auf uns los und geben’s uns. Sie geben’s dir, Junge. Und noch was: Wenn du dich schon in solchen Lokalen aufhältst, dann trink nicht viel. Trink vor allem nicht viel Whiskey. Spiel’ einfach weiter. Die machen dich dumm an, bevor du weißt, wie dir geschieht. Und sie haben jetzt eine Bande bei­sammen. Versuch’s nur – du wirst schon sehen, sie geben’s dir, Junge. Nimm mal zum Beispiel Buck Hobbs: Der hatte ein paar so­genannte Freunde, nein, ich werde keine Namen nennen, und er konnte spielen, wie sie es einfach nicht konnten. Der gleiche Song, den ich spiele, über Frankie und Albert, die ganzen alten Songs, „John Henry“ und so – er kriegte die alle prima auf die Reihe. Die anderen konnten ihm einfach nicht das Wasser reichen. Und des­halb hat ihm einer eines abends eine Gitarre über den Schädel ge­zogen, weil ihm das gestunken hat. Buck hat sich nicht stören las­sen. Spielt einfach weiter. Hört auf, geht von der Bühne runter, schnappt sich ’nen Drink. Und dann stirbt er. Buck Hobbs. Die haben ihn umgebracht. An so was alles denk’ ich. Ich möchte nicht weg von hier. Wir haben volles Haus. Also kämpfen. Daheim, wo ich geboren wurde, oben in Pleasant Hill, dort haben sie’s getan. Gleich in der Nähe von Pleasant Hill. Im Wäldchen.

      Mississippi Joe Callicott

      der 11-uhr-45-zug ab Paddington Station (3 Pfund 2 Shilling 5 Pence Retourgeld) rollte von den eintönigen Wohnblocks am Stadtrand von Lon­don gen Westen – hin zu den maigrünen Feldern rund um Reading und Didcot mit Bäumen, Hecken, rosa Schweinen, schwarzweiß gescheckten Rindern, Traktoren, strohgedeckten Scheunen und Häusern unter schwe­ren, weißen Wolken.

      Ich saß in Fahrtrichtung und versuchte die Biographie über Heming­way zu lesen, die mir William Burroughs empfohlen hatte, als wir über Brian Jones redeten und als mein Leben – genauso wie das von Brian ­auseinanderzufallen begann. Ich las, um herauszufinden, wie Hemingway es schaffte weiterzumachen, nachdem er Hadley verloren hatte. Zum er­sten Mal nach fast zehn Jahren war ich ein alleinstehender Mann, oder besser gesagt: Ich war allein. Das war 1970.

      Hinter Kemble, nach dem Umsteigen in Swindon, wurde die Land­schaft hügelig, Pferde grasten an den Abhängen in der Sonne. Auf der linken Seite der Geleise fiel das Land steil ab; die grünen Baumkronen unten im Tal erinnerten mich an die Vorberge im mittleren Georgia. Außer­halb von Stroud überquerten wir einen schnell zwischen jungen Weiden dahinfließenden Bach und ich sah eine Schar Enten aufflattern sowie Schulkinder auf einem schmalen Pfad, der unter einer kleinen Ziegelbrücke hindurchführte. Ein Junge winkte dem Zug mit einem Union Jack zu. Zwei Sitzreihen vor mir sagte eine Frau zu ihren Kindern, einem kleinen Jungen und einem Mädchen, sie sollten endlich aufhören, „Yellow Submarine“ zu singen.

      Nach Gloucester, wo das Land wieder flach ist, fährt der Zug in nörd­liche Richtung nach Cheltenham. Der offizielle Reiseführer nannte den Ort noch immer Cheltenham Spa, obwohl das „heilkräftige Mineral­wasser“, das die „Elite vieler Generationen“ angezogen hatte, schon seit einigen Jahren verunreinigt war. Aber ich kam nicht dorthin, um ein Bad zu nehmen.

      Vor der Bahnstation aus roten Ziegelsteinen parkten Taxis, aber da ich die Dinge immer auf die schwierige Art angehe, ließ ich sie mit anderen Reisenden wegfahren und zog lieber mit meiner schwarzen Reisetasche aus Nylon, die zu klein war, um Kleidung darin zu verstauen, mit meinem Tonbandgerät und dem Buch über Hemingway zu Fuß los. Das Buch trug ich, wie ein Wanderprediger seine Bibel, in der Hand. Es gibt in Cheltenham abgelegene Straßen, die wie jene in Queens, New York oder Bir­mingham, Alabama, aussehen, mit Wohnsilos aus der Zeit der Depres­sion und Häusern mit Rasenflächen, auf denen kein Gras wächst. Das Buch und die Tasche wurden mir schwer bis ich die Stadtmitte erreichte.

      Ich ging bis zu einer Seitenstraße, fand eine Telefonzelle und entschied mich anhand des Fotos im Telefonbuch für das Majestic Hotel am Park Place. Es sah aus wie das Hotel, in dem W. C. Fields absteigen würde, wenn er in der Stadt war. Außerdem lag es zwischen der Gegend, in der ich mich befand und der Hatherley Road, wo Brian Jones aufgewachsen war.

      Ich war weit genug gelaufen, um nun einer Taxifahrt etwas abgewin­nen zu können, wenn ich nicht so unvernünftig wäre. Aber ich war noch nicht bereit dafür. Ich wollte an den feinen Geschäften der Promenade und den ordentlichen Häusern unter den zurechtgestutzten Bäumen vorbeispazieren. Cheltenham wurde als netter Ort geplant, und es ist auch ein netter Ort – zumindest so lange, bis man beschließt, dass du selbst eigent­lich nicht so nett bist. Einige der nettesten Leute von Cheltenham hatten schon jahrelang nicht mit den Eltern von Brian Jones gesprochen, СКАЧАТЬ