The Rolling Stones. Stanley Booth
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Название: The Rolling Stones

Автор: Stanley Booth

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783854456353

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СКАЧАТЬ ruiniert. Er hat die Schule und seinen Job hingeschmissen und ist nach Hause zurückgekom­men. Er hatte verrückte Jobs, spielte mit einer Band und verkaufte in einer Musikalienhandlung in Cheltenham Noten und Platten. Er wurde von einem musikalischen Umfeld bis zur völligen Hingabe förmlich aufgeso­gen. Ich wusste, dass Brian musikalische Fähigkeiten hatte, aber ich habe es sehr bezweifelt, dass er damit auch Erfolg haben könnte. Für mich war das Wichtigste seine Sicherheit. Ich war nicht glücklich damit, ihn nur so dahindriften zu sehen, und ich habe es als nicht sehr wahrscheinlich be­trachtet, dass der Jazz Sicherheit und Erfolg bringen würde. Aber für ihn war es … eine Religion, er war ein Fanatiker. Mit zwanzig ging er endgül­tig nach London.“

      Ungefähr zur selben Zeit kamen zwei andere junge Männer nach Lon­don, wo sie Brian treffen sollten. Und keiner von ihnen würde jemals wie­der so sein, wie er gewesen war.

      „Brians Untergang war weder meine Schuld noch auf Drogen zurück­zuführen“, sagte Anita. „Mick und Keith waren es.“

      3

      Warum gibt es die Jass-Musik und demzufolge die Jass-Band? Jass war eine Manifestation der Niederungen des menschlichen Ge­schmacks, die sich noch nicht durch die Zivilisation ausgewaschen hat. Man könnte sogar noch weiter gehen und sagen, dass Jass-Musik die synkopierte und kontrapunktierte unanständige Story schlechthin ist. Wie auch der unschicklichen Anekdote in ihren An­fängen wurde ihr errötend hinter verschlossenen Türen und zuge­zogenen Vorhängen gelauscht, aber wie alle Untugenden wurde sie unverfrorener, bis sie sich in anständige Umgebungen vorwagte und dort wegen dieser seltsamen Gegebenheit toleriert wurde: Auf gewisse Gemüter hat ein lauter und bedeutungsloser Sound eine aufregende, fast vergiftende Wirkung, wie aufdringliche Farben und starke Parfums, der Anblick nackten Fleisches oder die sadistische Freude an Blut. Für solche Gemüter ist die Jass-Musik ein Genuss …

      „New Orleans Times Picayune“, 1918

      ich erwachte unter einem magentaroten und türkisfarbenen Bettüber­wurf, der mit Motiven aus „Wizard of Oz“ bedruckt war, mit Darstellun­gen von Dorothy und der Vogelscheuche und all den anderen in einem Ballon. Es gab zwei Einzelbetten in dem Raum, wo früher reiche kleine Chemiemagnatenerben der Familie Du Pont geschlafen hatten. David Sandison hatte die Nacht im anderen Bett verbracht, war aber schon aufge­standen. Ich duschte und zog mich an, während ich auf das unsichtbar unter einer dichten, elefantenfarbenen Wolke daliegende Los Angeles hin­ausschaute. Dann durchwanderte ich die ganze Länge des Hauses in Rich­tung Küche und inspizierte den Kühlschrank. Es war seltsam, an einem sonnigen Morgen in einem großen, gesichtslosen Haus aufzuwachen, den Rest der Welt rundherum vor lauter schädlichem Dunst nicht sehen zu können, den Kühlschrank zu öffnen und Flaschen mit gesunder, naturbe­lassener Vollmilch sowie Vollkornbrot vorzufinden. Kalifornien. Es war zehn Uhr und ich saß an der runden Frühstücksbar, aß eine Orange und Vollweizenbrot mit eingemachten Brombeeren und nahm Eintragungen in mein winziges, hochoffizielles Notizbuch vor.

      Als ich am Büro vorbeikam, wo Jo Bergman und Sandison Promotionsmaterial für die Pressekonferenz an diesem Vormittag zusammenstellten, teilte sie mir mit, dass Ronnie Schneider für ein paar Tage zurück nach New York gereist war. Das machte es natürlich leichter, ihm aus dem Weg zu gehen.

      Jo, David und ich machten uns schon früh auf den Weg zum Beverly Wilshire Hotel, wo die Pressekonferenz stattfinden würde – in einer der Limousinen, die rund um die Uhr an allen drei Dependancen der Stones in L. A. zur Verfügung standen. Außer unserem Domizil mit der Watts-Familie am Oriole Drive gab es noch das Haus im Laurel Canyon, wo sich Keith und die beiden Micks aufhielten, und das Beverly Wilshire, wo Bill Wyman und Astrid wohnen wollten, bis es Jo gelungen war, ihnen ein Haus zu organisieren.

      Die Pressekonferenz sollte im „San-Souci-Saal“ des Wilshire stattfinden, in den wir durch ein Labyrinth aus Bars und Speisesälen gelangten. Die Los-Angelisierung von Los Angeles hatte das Beverly Wilshire, wo der „San-Souci-Saal“ im sanften Licht seiner Kristallleuchter wie im Weich­zeichner erstrahlte, noch nicht erreicht. Die grelle Sonne Südkaliforniens wurde von Vorhängen aus Damast und Brokat am Eindringen gehindert, schien aber stets präsent zu sein: Vor dem Fenster machte ein Presslufthammer einen derartigen Krach, dass es in Körperverletzung auszuarten drohte – so als würde er jeden Moment die Wand durchstoßen. „Was ist das für ein entsetzlicher Lärm?“ fragte Jo den mit einem blauen Nadelstreifanzug bekleideten Hotelangestellten, dem wir in den Saal folgten.

      „Äh, wann ist Ihr Treffen?“

      „Elf Uhr dreißig.“

      „Die hören um elf auf.“

      Fünfzig oder sechzig Klappsessel standen in Halbkreisen vor einem langen Konferenztisch; rechts davon gab es eine Bar und einen weiteren Tisch mit Tee, Kaffee, Fruchtsalat und kleinen Kuchen; die Tische waren mit großen Blumensträußen dekoriert. Ich spazierte im Saal herum und machte mir Notizen. Der Presslufthammer verstummte, Steckler kreuzte auf und die Presse begann einzutreffen. Sie schienen alle in ihren frühen Zwanzigern zu sein, die meisten trugen Notizbücher, Kameras und Ton­bandgeräte mit sich, und alle waren durchwegs in jenem aktuellen Stil ge­kleidet, den man erreicht, indem man riesige Summen dafür ausgibt, arm und ramponiert wie ein neues Geschlecht von Mittelklassezigeunern aus­zusehen.

      Kurz vor elf Uhr dreißig tauchten drei Kamerateams vom Fernsehen auf. Ihre Kleidung ging mehr in Richtung Anzug und Krawatte. Mit einem dieser Teams kam Rona Barrett, der fleischgewordene Fernsehtratsch Hollywoods, eine kleine Frau, deren riesige blondierte Frisur unter einer dicken Lackschicht aus Haarspray erstarrt war. Sie ließ sich auf einem Klappsessel nieder, eine kultivierte Perle unter all dem Wildleder und Jeansstoff.

      Am Mittag stolperten die Stones einer nach dem anderen wie betrun­kene Indianer in den Raum und platzierten sich am Konferenztisch. Blitz­lichter ploppten, Fernsehkameras surrten. Die Stones saßen da und kratz­ten sich an den Köpfen.

      Bei den Stones, neben Keith, saß ein weiterer junger Engländer, der eine burgunderfarbene Lederjacke und dunkle Gläser trug und dunkle fet­tige Locken wie ein Pirat hatte. Das war Sam Cutler, ein Neuzugang zur Entourage der Stones, dessen Funktion völlig unklar war – solange man nicht wusste, dass er alles bei sich tragen musste, womit Keith nicht er­wischt werden wollte.

      Schließlich hörte das Blitzlichtgewitter auf und für die Dauer eines langen Moments gab es keinerlei Fragen, wusste keiner, was er fragen soll­te. Die pure Konfrontation war genug: Vor drei Jahren, als die Stones zum letzten Mal eine Tour durch die Staaten unternommen hatten, waren die meisten der jetzt hier versammelten Leute Teenager gewesen, die in ver­dunkelten Arenen ihre Bewunderung für die Stones herausschrieen. Und diese Stones waren in der Zwischenzeit eingebuchtet worden, hatten Frauen getauscht und sich gerüchteweise aufgelöst, waren gestorben – und saßen jetzt dennoch hier am Tisch, die Ellbogen brav aufgestützt.

      Die jüngeren Reporter, von denen die meisten im Falle einer Razzia wahrscheinlich wegen des Besitzes von Dope hochgegangen wären, sahen nicht so aus wie alle anderen, die den Stones bei ihren bisherigen Presse­konferenzen in den Staaten begegnet waren. Aber auch diese Generation bestand zum Großteil aus ganz normalen Langweilern, die andere Leute – Berühmtheiten – brauchten, die ihr Leben ersatzweise für sie lebten. Und glücklicherweise gibt es immer ein paar solcher Berühmtheiten. Sie sind die Stars, und damals gab es keine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, die derart beliebt und verhasst war wie Mick Jagger. Schon der Name: ein Name, scharf wie ein Dosenöffner. Jagger, der Dosenöffner. Jagger saß lächelnd da. Er trug limonenfarbene Hosen und ein Seidenhemd mit grü­nen und weißen Tupfern und offenem Kragen. Ein großer Tierzahn hing an einer Kette unter seinem starken, aber wie ein Silberhalsband wohlge­formten Schlüsselbein.

      Falls man hier die gleichen Fragen stellen wollte wie die meisten, die man mich über die Stones СКАЧАТЬ