The Rolling Stones. Stanley Booth
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Название: The Rolling Stones

Автор: Stanley Booth

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783854456353

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СКАЧАТЬ hat Nixon, im Gegensatz zu Mao, gebadet und sich die Zähne ge­putzt.

      Nichtsdestotrotz ist es eine Wahrheit, dass niemand zugleich Nixon – oder eine lange Liste von anderen historischen Arschlöchern – und die Rolling Stones sowie die Tradition, für die sie stehen, schätzen kann. Bill Clinton andererseits steht so offen und ehrlich zur Tradition der Rolling Stones, dass es geradezu ein Wunder ist, dass er gewählt wurde. Die radi­kale religiöse Rechte in den Vereinigten Staaten betet in demselben süßen christlichen Geist für seine Ermordung, in dem sie einmal die Platten der Beatles und der Rolling Stones verdammt und den Flammen der Hölle übergeben hat. Jene fleischfressenden Pflanzen namens Gier, Intoleranz, Paranoia, Selbstverherrlichung – alles Feinde des Heiligen Geistes, der durch die Poeten wie zum Beispiel Rilke und auch die Meister des Blues spricht – sterben niemals, kommen nie außer Mode. Die Phase in den Sixties, als es schien, dass Menschen tatsächlich völlig selbstlos das Beste für so viele Mitmenschen wie möglich wünschen könnten, war nur ein Me­dienspektakel. Der Impuls, der zu Altamont führte, war aufrichtig, aber die feste Absicht, etwas Neues in der Gesellschaft zu kreieren, wurde von unserer Angst vor Gewalttätigkeit überwältigt, so dass wir die Frage, wie man asoziale Aktivitäten im Zaum hält, wie man mit ihnen umgeht, un­beantwortet ließen. Fehlschlag.

      Dennoch müssen wir kämpfen. „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich“, hat Jesus gesagt. „Die, die gehen, steigen in den gottverdammten Zug“, sagte William Faulkners Boon Hogganbeck. „Die, die nicht gehen, machen den gottverdammten Weg frei.“ Die Mauer ist gefallen. Nelson Mandela ist Präsident von Südafrika. Lech Walesa … Vaclav Havel … Bill Clinton … Wir haben wieder einmal eine Chance, uns selbst zu lieben und einander als Teil derselben Familie zu akzeptieren. Werden wir sie nüt­zen? Ja und nein. Die Kreuzigung geht weiter.

      Was auch immer sie heute sind oder in der Zukunft vielleicht sein wer­den – als sie jung waren, haben sich die Rolling Stones oft schon dadurch, wer sie waren, was sie waren, wie sie lebten und woran sie glaubten, in Gefahr begeben. In jenen Jahren begleitete ich sie. Manche Zeitzeugen haben diese Ära überlebt, andere nicht. Dies ist die Geschichte jener Tage, als beide, die Welt und die Stones, noch jünger waren und als die Bedeu­tung der Dinge noch klarer war oder zumindest klarer zu sein schien.

      Vor fast einer Ewigkeit.

      Brunswick, 1995

      STANLEY BOOTH

      The Killing Ground

      See the way he walks down the street

      Watch the way he shuffles his feet

      Oh, how he holds his head up high

      When he goes walkin’ by

      He’s my guy

      When he holds my hand I’m so proud

      ’Cause he’s not just one of the crowd

      My baby’s always the one

      To try the things they’ve never done

      And just because of that they say

      He’s a rebel

      And he’ll never ever be

      Any good

      He’s a rebel

      ’Cause he never does

      What he should

      Gene Pitney: „He’s a Rebel“

      Es ist spät. All die kleinen Schlangen schlafen. Die Welt außerhalb des Autofensters ist schwarz bis auf die staubige, von den Scheinwerfern erhellte, unbefestigte Straße. Weit von der Stadt entfernt, nach den letzten Kreuzungen, wo sie in England die Selbst­mörder mit Holzpfählen durch ihre Herzen begraben haben, sind wir auf der Suche nach einer eigenartigen kalifornischen Hügellandschaft, wo wir IHM begegnen und vielleicht sogar mit ihm in seinen zerfetzten, blutigen Kleidern tanzen könnten: kommt und spielt.

      Eine Bahnüberführung öffnete sich vor uns in den freien Himmel; als wir sie hinter uns lassen, stoßen wir auf eine unbeschilderte Straßengabelung. Die Crystals sin­gen „He’s A Rebel.“ Der Fahrer blickt nach links, nach rechts, dann wieder nach links. „Der hat keine Ahnung, wo er hinfährt“, sagt Keith. „Sind Sie sicher, dass das der richtige Weg ist?“ fragt Mick. Ohne zu antworten, biegt der Fahrer nach links ab. Das Radio ist ziemlich laut. „Vielleicht hat er dich nicht gehört.“ Mick schließt die Augen. Natürlich haben wir uns verfahren, aber wir sind von vierzig Stunden ohne Schlaf so müde und mit jedem Moment weniger imstande, zu protestieren oder die Richtung zu ändern, dass wir in dieser schwarzen Cadillac-Limousine einfach weiter in die Unermesslichkeit des Raumes vordringen.

      „Da vorne ist irgend etwas“, sagt der Fahrer. Am Straßenrand parkt ein VW-Bus, ein deutscher Schäferhund ist mit einem Strick am Griff der Hintertür angebun­den. Als wir vorbeifahren, bellt er. Dann kommen weitere Autos und Busse. In man­chen halten sich Leute auf, die meisten sind aber auf der Straße, gehen in kleinen Grup­pen, tragen Schlafsäcke, Segeltuchrucksäcke und Babys oder führen noch mehr große, hässliche Hunde mit sich herum. „Steigen wir aus“, sagt Keith. „Verlieren Sie uns nicht“, trägt Mick dem Fahrer auf, der noch fragt: „Wo gehen Sie hin?“ Aber da sind wir fünf schon auf und davon, Ron „The Bag Man“, Tony „The Spade Heavy“, der „Okefenokee Kid“ und natürlich Mick und Keith, ihres Zeichens Rolling Stones. Die anderen in San Francisco verbliebenen Bandmitglieder schlafen inzwischen im Huntington Hotel, mit Ausnahme von Brian, der tot ist und deshalb, so sagen manche, nie­mals schläft.

      Die Straße fällt zwischen welligen Buckeln mit trockenem Gras ab. Es ist eine kahle Landschaft wie in den Szenen von Science-Fiction-Filmen der 50er Jahre, in denen Außerirdische den Teenager und seine vollbusige Freundin im geparkten Hot-Rod-Schlitten heimsuchen. Jetzt aber wimmelt es hier von jungen Leuten mit meist langen Haaren, die warme Kleidung, Jeans, schwere Army-Jacken anhaben – wegen der kühlen Luft der Dezembernacht, die uns wieder etwas belebt, während wir gehen. Mick trägt einen langen, burgunderfarbenen Überrock, und Keith hat einen vor lauter Schim­mel grün angelaufenen Nazi-Wintermantel aus Leder an. Morgen, oder genauer ge­sagt heute, in ungefähr sechzehn Stunden, wird er ihn in wahnsinniger, blinder Panik zurücklassen, um diesen Ort schnell zu verlassen, zu dem wir jetzt leichthin stolzieren. Mick und Keith lächeln. Es macht ihnen Spaß, dass sie die Macht haben, diese Men­schenansammlung Wirklichkeit werden zu lassen, nur indem sie ihren dementsprechen­den Wunsch artikulierten. Und noch mehr gefällt ihnen, dass sie die Freiheit besitzen, genau wie jeder andere diesen starkfrequentierten, ausgedörrten Weg entlangspazieren zu können. Man hört Gelächter und leise Gespräche innerhalb einzelner Grüppchen, aber kaum Konversation darüber hinaus, obwohl es scheint, dass niemand von uns ein Fremder ist. Jeder trägt die Zeichen, die Insignien der geschlagenen Schlachten, die uns an diesen verlassenen Ort am westlichen Abhang der Neuen Welt verschlagen haben, lange bevor die meisten von uns dreißig geworden sind.

      „Tony, besorg uns einen Joint“, bittet Keith, und bevor wir zwanzig Schritte wei­ter sind, hat sich der schwarze, hünenhafte Tony zurückfallen lassen und zu einem paf­fenden Jungen gesellt, der ihm den Joint gibt und sagt: „Behalt ihn.“ Also rauchen wir und folgen dem Pfad in einen Talkessel hinunter, wo die Buckel sich zu niedrigen Hügeln strecken, die schon von Tausenden Menschen bevölkert sind, die sich um La­gerfeuer versammeln. Manche schlafen, manche spielen Gitarre, manche reichen etwas zum Rauchen und große, rote Krüge mit Wein herum. Für einen Augenblick stocken wir; das Ganze hat die traumartige Beschaffenheit tiefstempfundener Wünsche nach dem Zusammensein mit allen guten Leuten, mit der ganzen СКАЧАТЬ