The Rolling Stones. Stanley Booth
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу The Rolling Stones - Stanley Booth страница 6

Название: The Rolling Stones

Автор: Stanley Booth

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783854456353

isbn:

СКАЧАТЬ Es ist dringend.“

      „Ich weiß“, sagte Ronnie mit der Stimme eines teuflischen Unholds, der jungmädchenhaftes Entzücken nachäfft. Er schenkte mir ein breites Lächeln, so als hätte er mich gerade am Angelhaken. „Will denn keiner hier Tennis spielen?“

      „Ich spiele“, sagte Wyman.

      „Der hier ist verzogen.“ Ronnie gab ihm einen Schläger von der Form eines Schuhlöffels und sie gingen über die Veranda und das saftige Saint-Augustine-Gras hinaus zum Tennisplatz. Ich beobachtete durch die Glastüre, wie sie gingen; dann fiel mir auf, dass ich meinen Hut in der Hand hielt und ich beschloss, mich wieder hinzusetzen und zu versuchen, mich zu entspannen.

      Serafina, die achtzehn Monate alte Tochter der Watts, kam mit ihrer Kinderschwester herein und Shirley nahm sie mit in die Küche, um etwas zu essen. Astrid ging auch mit, vielleicht um den Orangensaft kaltzustel­len. Die Kansas City Six spielten „Pagin’ The Devil“.

      „Was genau hat Gleason behauptet?“ fragte mich Charlie.

      „Er hat geschrieben, dass die Tickets zu teuer und die Sitzplätze schlecht sind, dass die Vorgruppen nicht genug bezahlt bekommen – und dass das alles beweist, dass die Rolling Stones ihr Publikum verschaukeln. Kann sein, dass ich etwas ausgelassen habe. Richtig. Er hat auch gemeint: ‚Sie ziehen eine gute Show ab.‘“

      Die Hintertür ging auf und eine Gang kam hereinspaziert. Groß und hager und langhaarig standen sie einen Moment lang mitten im Raum, als würden sie für eine verblasste, sepiafarbene Fotografie posieren, für jene Art von Fotos, die ihre Bestimmung letztlich auf an Bäume genagelten Pla­katen fanden. „Die Stones Gang: Wanted Dead Or Alive“, obwohl im Mo­ment nur Mick Jagger, der wie ein Model dastand und seinen schmalen Hintern seitwärts gereckt hatte, eine Gerichtsverhandlung erwartete. Neben ihm Keith Richards, sogar noch dünner und gar nicht wie ein Model, son­dern wie eine irre Werbung für einen gefährlichen, sorglosen Tod ausse­hend – schwarze zottige Haare, aschfahle Haut, mit einem Pumazahn an seinem rechten Ohrläppchen und einer Marihuanazigarette zwischen sei­nen verrottenden, gefletschten Hauern. Und mit blauem Zahnfleisch, der einzige Weiße auf der Welt mit blauem Zahnfleisch, giftig wie eine Klap­perschlange.

      Von den Fotos her erkannte ich den Ersatzmann für Brian Jones, Mick Taylor. Er wirkte rosig, blond und hübsch wie ein Püppchen neben Jag­ger und Richards, die, seit ich sie vor einem Jahr zum letzten Mal gesehen hatte, um mehr als nur ein Jahr gealtert waren. Einen der anderen, dessen schwarzes Haar mit blassgoldener Farbe wie von Reif bedeckt war und der klassische Country-&-Western-Bekleidung von Nudie, dem Rodeo-Schnei­der, trug, hatte ich, so erinnerte ich mich, im Fernsehen und auf Platten­hüllen gesehen – es war Gram Parsons und er stammte, wie ich gehört hatte, aus meiner am Rande des Okefenokee-Sumpfes gelegenen Heimat­stadt Waycross in Georgia. Wir waren einander noch nie begegnet, aber ich hatte eine Kritik über „The Gilded Palace Of Sin“, das neue Album seiner Band Flying Burrito Brothers, geschrieben. Dass er die Stones kann­te, darauf wäre ich nicht gekommen. Ihn hier zu sehen, einen anderen Kna­ben aus Waycross in diesen höheren Sphären anzutreffen, ließ mich so etwas wie ein vorgezeichnetes Muster erahnen, irgendeine Bestimmung, die ich nicht klar erkennen konnte, und ich stand auf, um mit Gram Parsons zu sprechen – als wäre er ein Prophet und ich ein Erleuchtung su­chender Pilger.

      Aber als ich um den Tisch herum ging, drehte sich Jagger in meine Richtung, und zum ersten Mal, seit er den Raum betreten hatte, standen wir einander von Angesicht zu Angesicht gegenüber, und zwar viel zu nahe; seine Augen waren wie die eines Wildes, groß, dunkel, überrascht.

      Ich erinnerte mich, dass ich auf dem Flug hierher im „Time“-Magazin über eine Studie gelesen hatte. Demnach würde derjenige bei einer Begegnung zweier Menschen, die sich anschauen, am wahrscheinlichsten die Situa­tion dominieren, der als erster wegschaut. Ich lächelte Mick also freund­lich zu, und er schaute weg, genau wie die dominanten Leute in „Time“. Ich fühlte mich, als hätte ich ein Spiel, das ich gar nicht spielen wollte, be­reits verloren. Dann war ich aber an Mick vorbei und sagte zu Gram: „Freut mich, dich zu sehen.“

      „Yeah“, sagte Gram mäßig begeistert, „aber wer bist du?“

      Ich erzählte es ihm und er meinte: „Hat mir gefallen, was du über un­sere Band geschrieben hast.“

      „Ich bin aus Waycross“, sagte ich. Er nahm mich kurz in Augenschein, dann gab er mir den Joint, den er gerade rauchte. Wir spazierten auf den schmalen, vor dem Haus gelegenen Rasenstreifen hinaus (als wir hinaus­gingen, sagte Keith gerade zu Charlie: „Hast du gelesen, was dein Freund Gleason geschrieben hat?“), setzten uns in das Gras neben der Hecke und sprachen über Land und Leute in Georgia. Gram sagte, er habe nicht vor, jemals zurückzukehren. Ich erinnerte mich daran, dass mir meine Mutter von der Scheidung seiner Eltern erzählt hatte. Sein Vater, ein Mann na­mens „Coon Dog“ Connor, beging danach Selbstmord und Grams Mut­ter heiratete dann einen aus New Orleans stammenden Mann namens Parsons. Erst sehr viel später, als man begann, Gram in Artikeln und Büchern späte Anerkennung für das Erfinden einer neuen Musikrichtung zukom­men zu lassen, erfuhr ich, dass seine Mutter am Tag vor seinem Highschool-Abschluss an Unterernährung infolge von Alkoholismus gestorben war. Ihr Vater hatte noch Cypress Gardens und fast alle Orangen in Zen­tralflorida besessen. Aber mittlerweile war sogar das Haus in Waycross, in dem Gram lebte, abgebrannt.

      Wie wir dort oben, dem Himmel nahe, hoch über dem Sunset Boule­vard saßen, schien es, als könnten wir in Richtung Osten bis heim nach Georgia sehen, mal abgesehen vom Smog. Aber hätte es keinen Smog ge­geben, was hätten wir dann schon zu sehen bekommen, außer den Leu­ten, die den Smog erzeugten? Gram zog am Joint und inhalierte tief. Ein silbernes Indianerarmband mit Hakenkreuzen hing an seinem Handge­lenk und seine Augen waren von undurchdringlichem Hellgrün wie Vo­geleier. „Schau es dir an, Mann“, sagte er, als hätte er meine Gedanken gelesen. „Sie nennen es Amerika, und sie nennen es Zivilisation, und sie nennen es Television, und sie glauben daran und bezeugen ihm die Ehre und besingen es in Liedern, und sie essen und schlafen und sterben, noch immer daran glaubend, und – und – ich weiß nicht“, sagte er und nahm einen weiteren Zug, „dann kommen manchmal die Mets daher und ge­winnen die ‚World Series‘ –“

      Mit all der Erleuchtung, die ich in diesem Moment verkraften konn­te, trudelte ich zurück durchs Haus auf die Veranda, wo alle, die schon dort gewesen waren, und einige Neuankömmlinge gerade ein Powwow abbrachen und Jagger zurückließen, der zu einem sehr großen, jungen Mann mit Löwenmähne und roten Bartstoppeln an den Backen aufblick­te und also sprach: „Schau, Chip“, – da wusste ich, dass es ihn wirklich gab, diesen Mann, der sich selbst Chip Monck nannte – „wir können nichts mit Publikumsbeteiligung machen. Ich meine, ich schätze deinen Vorschlag und wir möchten sie auch gerne involvieren, aber wir können nicht ‚With A Little Help From My Friends‘ spielen und – was kennen sie denn? Du kannst von den Leuten nicht erwarten, dass sie bei ‚Paint It Black‘ mitsin­gen. Rock ’n’ Roll ist jetzt eine sehr coole Sache geworden, aber die Rol­ling Stones sind keine solche coole Angelegenheit. Was wir tun, ist viel alt­modischer, und weisst du, es ist nun mal nicht so, dass die Rolling Stones fünf hingebungsvolle Musiker wären – ich meine, ich würde viel lieber in einem goldmetallicfarbenen Cadillac auf die Bühne kommen und einen goldenen Anzug tragen oder so was ähnliches –“

      Plötzlich, aber sanft und völlig ruhig, legte Chip seine Hände auf Micks Schultern und sagte in diesem weichen Bariton, der vor zwei Monaten Hunderttausende vom Dope ausgefreakte und vom Schlamm aufgeweichte Besucher des Woodstock-Festivals beruhigt hatte: „Ich möchte nur, dass du weisst, wie sehr es mich freut, mit euch zu arbeiten.“

      Mick lachte. Als Chip ihn berührte, hatte er die Hände hochgenom­men, um ihn am Schlüsselbein auf Armlänge auf Distanz zu halten. Nicht ganz sicher, ob Mick nun über ihn lachte, lachte auch Chip. Beide stan­den mit leicht gebeugten Knien СКАЧАТЬ