The Rolling Stones. Stanley Booth
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Название: The Rolling Stones

Автор: Stanley Booth

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783854456353

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СКАЧАТЬ dass ich annahm, er würde die Wahrheit sagen; ein Mann mit blauem Zahnfleisch hat es nicht nötig zu lügen.

      „Was soll damit sein?“ fragte er und spielte keine erkennbare Melodie. „Ich brauche einen Brief.“

      „Ich dachte, Jo hat dir einen Brief geschickt.“

      „Viele Briefe, aber alle nicht das, was ich brauche. Sie sagt, ich benöti­ge Allen Kleins Zustimmung.“

      „Du brauchst von niemandem die Zustimmung. Alles was du brauchst, sind wir. Jo! Hey, Jo!“

      Aus den Tiefen des verschlungenen Gebäudes tauchte Georgia Berg­man auf. Sie war die Sekretärin der Stones, ein angloamerikanisches Mädchen in den Mittzwanzigern mit schrulligem, schwarzem Haar, das in der damaligen Mode wie elektrisch zurechtgemacht war und rundherum wie eine grässliche Perücke abstand.

      „Was ist mit diesem Brief?“ fragte Keith. Er spielte noch immer nichts, was man hätte erkennen können.

      „Wir haben ihn abgeschickt“, sagte Jo. „Aber er war nicht in Ordnung, es hat nicht funktioniert, es ähmmm -“

      „Ich werde mit Mick darüber sprechen“, sagte Keith. Das war zwar ein schwacher Trost für mich, aber ich sagte „fein“, und Jo nahm mich auf einen Spaziergang über das Grundstück mit, das man zusammen mit der Villa für viel Geld von einem Mitglied des Chemie-Clans der Du Ponts gemietet hatte. Wir schlenderten nach hinten hinaus zur entferntesten Ecke des Besitzes, wo es für die Kinder ein kleines Haus zum Spielen, eine Rut­sche und Schaukeln gab. Ich ging mit gesenktem Kopf und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.

      Kaum länger als ein Jahr vorher, im September 1968, war ich nach England gefahren, um die Stones zu besuchen. Ich hatte mir dabei gedacht, dass mir noch diese eine Story fehlte, um eine Sammlung von Artikeln über Musik zu veröffentlichen. Fast drei Jahre lang, seit Mick, Keith und Brian wegen Drogenbesitz in Haft gekommen waren, hatten sich die Stones aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und nur ein einziges Mal waren sie öf­fentlich aufgetreten. Ich traf die Stones, war bei Brians Gerichtsverhand­lung dabei und schrieb eine Story – aber ich hatte nur ein flüchtiges Auf­blitzen des Mysteriums der Rolling Stones in Brians Augen erhascht, als er kurz von der Anklagebank aufblickte. Im Frühling, nach Veröffentli­chung der Story, fragte ich an, ob sie beim Schreiben eines Buches über sie mit mir zusammenarbeiten wollten. Es wurde Juni, und ich wartete noch immer auf eine Antwort, als Brian, der die Band gegründet hatte, ausstieg, wegen „musikalischer Differenzen“ mit den anderen Stones, wie er sagte. Weniger als einen Monat später rief mich Jo Bergman mitten in der Nacht an, um mir mitzuteilen, dass man Brian tot aufgefunden hatte, ertrunken in seinem Swimmingpool.

      Einige Wochen später schickte mir Jo einen Brief im Namen der Sto­nes, in dem sie ihre Zusammenarbeit anboten – allerdings auf der Basis eines Vertrags zwischen ihnen, den Verlegern und mir. Aber es ist un­möglich, unter solchen Umständen gute Arbeit zu leisten. Man muss so gut wie möglich schreiben und darf keinerlei Kontrolle über irgendwelche Dinge mit irgend jemandem teilen, weder hinsichtlich des Manuskripts noch bezüglich des Geldes. Bei jedem anderen Arrangement kommt Publicity, aber nicht Literatur heraus. Schließlich übergab Jo die Sache mit dem Buch, in Vertretung von Allen Klein, an Ronnie Schneider, der weit­hin als der mächtigste Agent im Showbusiness galt. Als Akt der Selbstver­teidigung heuerte ich ebenfalls einen Agenten an, der auf dem Gebiet der Literatur das Gegenstück zu Klein darstellte. Er schickte Schneider einen Brief, den die Stones unterschreiben sollten. Aber Keith wiederum sagte, dass ich Klein überhaupt nicht brauchen würde. Warum erzählte Jo dann aber Klein oder seinem Neffen Schneider von meinem Buch?

      Jo saß in einer Schaukel und pendelte langsam hin und zurück. Es war, wie ich herausfinden sollte, typisch für die Art der Stones, Geschäfte ab­zuwickeln: dass ich, wie auch Jo selbst, nicht genau wusste, was sie eigent­lich für sie machte und dass die Stones das auch nicht wussten. Sie hatte in London einen Astrologen konsultiert, der ihr gesagt hatte, dass ich die­ses Buch schreiben, es mich aber alles außer meinem Leben kosten würde. Sie wusste die Details nicht – ich wurde, während ich dieses Buch schrieb, von den Hell’s Angels angegriffen, ich kam ins Gefängnis, wurde auf der Memphis-Arkansas-Brücke von einem Holztransporter angefahren, brach mir bei einem Sturz von einem Wasserfall in Georgia den Rücken und hatte epileptische Anfälle beim Entzug von Drogen. Aber selbst wenn sie das alles gewusst hätte, sie hätte es mir nicht erzählt. Sie erzählte mir auch nichts von dem Astrologen – bis sehr viel später, als es keine Möglichkeit zum Umkehren mehr gab. Ich erkletterte jetzt, eifrig wie ich war, nur mit meinen Händen die Kette einer Schaukel – erkletterte sie ohne Probleme, da ich monatelang nichts anderes getan hatte als Briefe in „Basic English“ an die Stones zu schreiben und Gewichte zu heben. Als ich oben war und mich wieder auf den Weg nach unten machte, flatterte mein Schal hoch und geriet zwischen meine Hand und die Kette. Die Seide war wie Öl, meine Hand bekam keinen Halt und ich krachte zu Boden, verbrannte die Hand, zerfleischte meinen kleinen Finger, schlug ihn mir bläulichweiß und große, dunkelrote Tropfen quollen dort, wo das Fleisch vom Nagel gerissen war, hervor und fielen in den Staub. „Ich dachte mir, dass dir das passieren würde“, sagte Jo, und ich dachte nur: „Wo bin ich hier eigent­lich? Was geschieht mit mir?“ Ich war in Kalifornien und wurde für das Tragen eines Schals bestraft.

      Mit einer Art psychischem Hinken ging ich vom Spielplatz weg. Al Steckler, ein Promotionmann von Kleins Büro in New York, kam am Hin­tereingang an und trug einen Diplomatenkoffer bei sich. Wir hatten ein­ander in London kennengelernt. Ich begrüßte ihn und ging hinein, um auf der Couch zu sitzen und an meinem kleinen Finger zu lutschen. Als nächstes nahm ich wahr, dass Jagger neben mir saß und fragte: „Was ist nun mit diesem Buch?“

      „Was soll damit sein?“ Ich schaute mich im Raum um. Steckler und ein paar andere Leute waren da; Jo saß mit einer Polaroidkamera auf dem Boden und machte ein Bild von Mick und mir.

      „Diese Bücher sind nie was wert“, sagte Mick.

      „Das stimmt“, antwortete ich und nahm an, dass er Bücher wie „My Story“ von Zsa Zsa Gabor, erzählt von Gerold Frank, meinte. „Aber ich werde kein solches Buch schreiben.“

      „Wovon würde dein Buch handeln?“

      „Wovon?“

      „Du weißt schon, was würde drinstehen?“

      „Wovon wird dein nächster Song handeln?“

      „Von einem Mädchen in einer Bar, Mann, ich weiß nicht. Es ist viel leichter, einen Song zu schreiben als ein Buch.“

      „Ich bin hip“, sagte ich. „Ich bin verdammt kompetent, Bucky.“ Er lachte so freundlich, dass ich sagte: „Na ja, vielleicht kann ich dir eine Idee davon vermitteln.“ Ich starrte in die Düsternis, runzelte die Stirn, und Mick sagte: „Du musst es mir nicht jetzt erzählen, denk ein wenig darüber nach, wenn du willst –“

      „Nein, wenn ich zu lange darüber nachdenke, wird es mir langweilig.“ Mick lachte wieder. Die anderen waren still und beobachteten uns. Jo wartete darauf, dass sich das Polaroidfoto entwickelte.

      „Vielleicht kann ich einen Vergleich ziehen“, meinte ich und erzählte Mick von meiner Story über einen Blues-Sänger, der mehr als vierzig Jahre lang in Memphis die Straßen gefegt hatte. „Aber er ist mehr als nur ein Straßen­kehrer, weil er niemals zu spielen aufgehört hat, wenn du verstehst, was ich meine.“ Ich schaute Mick nicht an, um herauszufinden, ob er verstand. „Man schreibt“, erzählte ich ihm, „über Dinge, die das Herz bewegen, und in der Story über den alten Blues-Sänger habe ich darüber geschrieben, wo er lebt, und über die Songs, die er singt, und ich habe die Dinge aufge­listet, die er in den Straßen zusammengefegt hat, und ich kann ihm, Furry Lewis, nicht erklären, СКАЧАТЬ