The Rolling Stones. Stanley Booth
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу The Rolling Stones - Stanley Booth страница 11

Название: The Rolling Stones

Автор: Stanley Booth

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783854456353

isbn:

СКАЧАТЬ dachte an mein heutiges Abendessen, an versäumte Abendessen und an andere Dinge – und auch an manche Dinge, die ich nicht verpasst hatte. Alles aufgrund dessen, was ich in den Augen ihres Sohnes gesehen hatte. „Gut, danke, gern“, sagte ich. Dann fing ich an, Fragen zu stellen.

      Mr. und Mrs. Jones lernten einander in Südwales kennen, wo sie noch bei ihren Eltern gelebt hatten. Die Eltern von Mr. Jones waren Lehrer. Sein Vater sang in Gesellschaften von Opernfreunden und leitete den Kirchenchor. Der Vater von Mrs. Jones war über fünfzig Jahre lang Baumei­ster und Kirchenorganist in der Nähe von Cardiff. Ihre Mutter hatte, da stets kränkelnd, keinerlei Ausbildung genossen, war jetzt aber mit drei­undachtzig recht gut beisammen. Die Eltern von Mrs. Jones lebten noch, seine waren bereits tot.

      Mr. Jones studierte Maschinenbau an der Universität von Leeds, hei­ratete dann und begann für Rolls-Royce zu arbeiten. Bei Kriegsbeginn 1939 wurde er nach Cheltenham versetzt, wo er seither mit Mrs. Jones lebte. Er arbeitete als Flugzeugingenieur, sie gab Klavierstunden.

      Brian erblickte am letzten Februartag des Jahres 1942 als erstes Kind das Licht der Welt. Das zweite Kind, eine Tochter, starb mit ungefähr zwei Jahren.

      „Wie ist sie gestorben?“ fragte ich so rücksichtsvoll wie möglich.

      „Sie ist gestorben und mehr sage ich dazu nicht“, antwortete Mr. Jones. Ich versuchte ein weiteres Mal zu erklären, warum ich solche Fragen stell­te, aber Mr. Jones war zu oft von gedruckten Lügen und Wahrheiten ver­letzt worden und nicht einmal annähernd bereit, einem Schreiberling zu vertrauen. Er erklärte mir, dass das jüngste Kind, Barbara, 1946 geboren wurde und jetzt Turnlehrerin sei und dass sie überhaupt nichts mit Brian zu tun haben wolle, und er bat mich, sie in Frieden zu lassen. Wieder mahl­te er mit seinen Zähnen. Aber er konnte sich trotzdem nicht davon ab­bringen, zu erzählen und Alben mit den Familienfotos hervorzuholen.

      Ein Foto zeigte Brian im Alter von ungefähr fünf Jahren, wie er mit einer grau getigerten Katze spielte.

      „Eines Tages, beide, Brian und die Katze, waren noch sehr jung, hat er erklärt, ihr Name sei Rolobur“, sagte Mrs. Jones. „‚Das ist Rolobur‘, hat er gesagt. Keine Ahnung, ob er etwas anderes sagen wollte und es nur als Rolobur herausgekommen ist. Einmal hat er sie blau bemalt.“

      „Die Katze?“

      „Ohne ihr wehtun zu wollen“, sagte Mrs. Jones. „Was er auch nicht getan hat. Er verwendete Lebensmittelfarben, die sich bald wieder aus­wuschen und die Katze lebte noch ungefähr sechzehn Jahre bei uns.“

      „Brian war ein eigenartiges Kind“, sagte seine Mutter.

      Sie gab ihm seine ersten Klavierstunden, als er sechs Jahre alt war, und er lernte das Instrument bis zu seinem vierzehnten Lebensjahr. „Aber er war nicht gerade stark daran interessiert“, sagte sie. „Dann begann er, Kla­rinette zu spielen.“

      „Was seinem Asthma auch nicht gerade gutgetan hat“, sagte Mr. Jones. „Brian hatte den Krupp mit vier und das chronische Asthma blieb davon zurück. Er hatte fürchterliche Asthmaanfälle. Es war immer besonders arg, wenn er in den Ferien an den Strand ging und er hatte unten in Cotchford Anfälle, schlimme Anfälle, kurz vor seinem Tod.“

      Cotchford Farm war einmal das Zuhause von A. A. Milne; Pooh, der Bär, lebte in den Hefalump-Wäldern. Es schien irgendwie stimmig, dass Brian Eigentümer dieses Besitzes wurde, wo er so früh starb, weniger als ein Jahr nachdem er ihn erstanden hatte. Er war bis dahin schon durch vieles verletzt worden und Mr. Jones konnte nicht aufhören, diese Ereig­nisse zu rekapitulieren, um herauszufinden, wo die Dinge falsch gelaufen waren und wer oder was daran schuld hatte. „Ich war mit ihm dort unten in Cotchford, in so einer Art Rumpelkammer, kurz bevor er starb. Als ihm da ein Foto von Anita in die Hände fiel, stand er für einen Augenblick ein­fach nur da und starrte es an. Er sagte ‚Anita‘ – fast so, als würde er zu sich selbst sprechen, als hätte er vergessen, dass ich da war. Dann legte er das Foto beiseite und wir redeten weiter, was immer uns gerade beschäf­tigte. Der Verlust von Anita hat ihm schrecklich zugesetzt. Danach war für Brian nichts mehr so wie vorher. Dann die Drogenprozesse, all diese Schwierigkeiten. Ich wusste nicht, wie ich ihm helfen sollte. Wir waren ein­ander sehr nah, als er jung war, aber später hatten wir … nun ja … Mei­nungsverschiedenheiten.“

      So vielversprechend … ein Chorknabe … erster Klarinettist … und dann sagen die alten Freunde, na ja, ist wohl an der Zeit, dass du dich zur Ruhe setzt, oder? Er starrte ins kalte Feuer, biss die Zähne zusammen, re­dete dann weiter.

      „Brian lehnte jegliche Disziplin ab. Er wurde zweimal der Schule ver­wiesen. Einmal, in der sechsten Klasse, verwendeten er und ein paar an­dere Jungs ihre Akademikermützen als Boomerangs und ließen sie durch die Luft segeln. Die von Brian ging dabei kaputt und er weigerte sich, sie zu tragen. Sie haben ihn suspendiert. ‚Eine äußerst heilsame Erfahrung‘ für Brian, eine Woche Suspendierung, zumindest aus der Sicht dieses Trottels von Rektor. Brian verbrachte die ganze Woche unten am Strand von Cheltenham, ging schwimmen und kam für die anderen Jungen als Held zurück. Ich wusste kaum noch, wie ich ihn behandeln sollte. Der Rektor pflegte sich immer wieder über ihn zu beklagen, woraufhin ich jedesmal sehr ernst wurde und mir Brian für ein Gespräch vornahm. ‚Warum schreibt uns der Rektor immer Briefe mit Beschwerden? Warum bist du denen gegenüber so ungehorsam?‘ Und Brian sagte dann immer: ‚Schau, Dad, das sind nur Lehrer. Die haben nie was geleistet. Du willst, dass ich alles so mache wie du, aber ich kann nicht sein wie du. Ich muss mein eigenes Leben leben.‘ Er war diesbezüglich schrecklich konsequent. Ich bin kaum auf einen grü­nen Zweig gekommen, wenn ich mit ihm zu diskutieren versucht habe.“

      Und er erzählt weiter: „Für Brian war die Schule ganz einfach ein Gräu­el, die Prüfungen, die Disziplin, all das. Er schaffte aber seine guten Noten trotzdem. Mit achtzehn ging er von der Schule ab, einen Besuch der Uni­versität zog er gar nicht erst in Erwägung. Ihm graute vor dem Gedanken, zur Universität zu gehen, und er konnte es sich nicht vorstellen, jahrelang zu studieren, bevor er auf eigenen Füßen stehen würde. Er hasste die Vor­stellung, nicht vor fünfundzwanzig oder sechsundzwanzig seinen eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Eine Zeitlang fand er den Zahnarztberuf sehr interessant, aber nach der Schule beschloss er, in London für eine Augenoptikfirma zu arbeiten. Es gab da ein angeschlossenes College für Opht­halmologie, wo Brian eine Weile studierte, während er gleichzeitig arbei­tete. Die Firma hatte eine Filiale in Newport, aber Brian wollte nach Lon­don. Er wollte das Nachtleben von London kennenlernen, die Jazzclubs, das alles. Er liebte Jazz, Stan Kenton, diese Art von Musik.“

      Mr. Jones begleitete ihn zum Vorstellungsgespräch bei der Augenop­tik-Firma in London. „Er zog eine ziemlich gute Show ab, und als wir gin­gen, fragte ich: ‚Welchen Zug sollen wir nehmen, den um fünf?‘ Aber er sagte: ‚Nein, Dad, ich möchte in ein paar Jazzclubs gehen, bevor wir heim­fahren, möchtest du mitkommen?‘ Ich antwortete: ‚Nein, nein, ich mag nicht.‘ Also sagte Brian: ‚Ich komme mit einem späteren Zug nach Hause.‘ Er war schon öfter ohne mein Wissen nach London getrampt, um diese Clubs zu besuchen. Ich kehrte also heim und Brian blieb in London. Er kam um ungefähr sechs Uhr früh nach Hause. An diesem Abend in Lon­don kaufte er mir übrigens einen Hamburger. Ich weiß nicht, warum ich mich gerade an so etwas erinnere. Aber ich glaube, es war das erste Mal, dass er mir ein Essen gekauft hat. Brian war besessen von Musik. Er spiel­te immer diese Platten vom, wie heißen sie noch gleich, vom Modern Jazz Quartet …“

      „Der Krach hat mich immer verrückt gemacht“, sagte Mrs. Jones.

      „Diese Platten liefen am Morgen, zu Mittag und am Abend“, sagte Mr. Jones. „Ich sah das als etwas definitiv Schlechtes in seinem Leben, das eine ziemlich gute Karriere unterminiert hat. Vielleicht war die Musik letztlich sein Untergang, aber schon damals habe ich sie als etwas Schädliches be­trachtet, weil er so davon besessen war. Musik hatte ihm alle СКАЧАТЬ