Wohin die Flüsse fliessen. Frederik Hetmann
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Название: Wohin die Flüsse fliessen

Автор: Frederik Hetmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783862871377

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СКАЧАТЬ aus Leder über den Hals, die zwei starke mexikanische Indianer langsam zuzogen. Der »Türke« starb einen qualvollen Tod.

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       Madoc oder die weißen Indianer

      Prinz Madoc war der Sohn des letzten unabhängigen Fürsten von Wales, Owen Gwynned. Als Owen starb, begann zwischen seinen beiden Söhnen Hywell und Davyz eine blutige Fehde um die Thronfolge. Es gab aber noch einen dritten Sohn, und ihn ekelte es vor dem blutigen Streit unter Verwandten. Also entschloss er sich, Wales zu verlassen und irgendwo anders zu siedeln. Mit drei Schiffen voller Gefährten segelte er nach Westen und landete schließlich in der Neuen Welt. Amerika gefiel Madoc so gut, dass er eine Gruppe Kolonisten dort zurückließ, noch einmal nach Wales zurückkehrte und ein zweites Mal mit 3000 Auswanderern aufbrach. Diesmal befehligte er eine Flotte von zehn Schiffen.

      Madocs Kolonie gedieh. Die Menschen waren rege, aber auch kriegerisch gesinnt. Bald breiteten sie sich aus und hielten nach neuem Land Ausschau. Voller Wild sollte es sein. Sie durchquerten den Kontinent. Sie gelangten bis nach Mexiko. Sie suchten Trails, bauten Befestigungen, befuhren den Mississippi und andere große Flüsse mit ihren kleinen Booten. Sie gaben ihre Sprache und ihre Religion an die Indianerstämme weiter, denen sie begegneten. Nicht alle Indianer waren den Fremden wohlgesinnt. Endlich schlossen sich mehrere Stämme zusammen und zogen gegen die weißen Männer ins Feld. Eine blutige Schlacht fand im Mittelwesten statt. Madocs Truppen wurden aufgerieben. Er selbst fand den Tod. Ohne Anführer verwilderten die Auswanderer in ihren Sitten mehr und mehr. Endlich war ihnen überhaupt nicht mehr bewusst, dass ihre Vorfahren aus Europa herübergekommen waren. Sie hatten sich in ihren Lebensgewohnheiten ganz und gar denen der Indianer angeglichen. Aber sie hatten weiße Haut, und sie sprachen immer noch ihre Muttersprache.

      Jahrhunderte später reiste Pfarrer Morgan Jones von Virginia nach South Carolina und fiel unterwegs Indianern in die Hände. Sie gaben ihm zu verstehen, er möge sich zum Sterben bereit machen. Jones in seiner Todesfurcht verfiel in seine Muttersprache. Auf Walisisch beklagte er sein Schicksal und begann in dieser Sprache seine Gebete zu sprechen. Zu seinem Erstaunen antwortete einer der Indianer in seiner Muttersprache, und im Augenblick waren sich alle Krieger darin einig, dass man den Pfarrer am Leben lassen wolle. Jones blieb mehrere Monate bei diesem Stamm und versuchte, die Indianer durch Predigten, die er in Walisisch hielt, zum Christentum zu bekehren.

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       Ein Schöpfungslied der Navajos

      Ihr sagt, da waren keine Menschen.

      Rauch breitete sich über der Erde aus.

      Ihr sagt, da waren keine Menschen,

      nur Rauch.

      Der erste Mensch, so sagen sie, trat aus dem Rauch hervor.

      Er brachte mit sich verschiedene Kleider und kostbare Dinge.

      So sagen sie.

      Rauch hing ausgebreitet über der Erde.

      Er brachte mit sich weißen Mais und gelben Mais.

      So sagen sie.

      Rauch hing überall.

      Er brachte mit sich die verschiedenen Tiere und die Dinge, die wachsen.

      So sagen sie.

      Rauch war da, ausgebreitet.

      Die erste Frau war die erste, die hervortrat.

      So sagen sie.

      Sie brachte mit sich verschiedene kostbare Dinge und Kleider.

      So sagen sie.

      Rauch hing da.

      Sie brachte mit sich den gelben Mais und den mehrfarbigen Mais.

      So sagen sie.

      Rauch hing ausgebreitet.

      Sie brachte mit sich die verschiedenen Tiere und die Dinge, die da wachsen. So sagen sie.

      Rauch hing überall, so sagen sie.

      Da gab es noch keine Menschen.

      Rauch war ausgebreitet überall.

      Es gab noch keine Menschen.

      Nur über allem hing Rauch.

       Ehe der weiße Mann kam

      Ein Weißer wollte von einem Indianer wissen, wie Amerika genannt worden sei, ehe der Weiße Mann es entdeckte. »Es wird wohl ein schwieriges Wort sein«, fügte er hinzu, »bitte, sprechen Sie es langsam und deutlich aus, damit ich es mir notieren kann.«

      Der Indianer schüttelte den Kopf. »Es ist ganz einfach«, antwortete er, »wir nannten es unser!«

       Roter Saynday trifft weißen Saynday

       Eine Wintergeschichte der Kiowa

      Die Kiowa-Indianer lebten im südwestlichen Oklahoma. Saynday ist einer jener Trickster-Helden, die in vielen indianischen Mythen auftauchen. Alice Marriott, die die Sommer- und Wintergeschichten Mitte der dreißiger Jahre unseres Jahrhunderts bei den Kiowa gesammelt hat, meint von der Gestalt des Saynday: »Noch am ehesten lässt sich Saynday in der europäisch-amerikanischen Literatur mit Till Eulenspiegel oder mit Merlin vergleichen ... wie viele Saynday-Geschichten es in der Welt der Büffel gibt, wage ich gar nicht zu schätzen. Es mögen hundert sein, vielleicht aber auch tausend ...«

      Saynday kam daher, und wie er so seines Weges ging, sah er einen weißen Mann. Der weiße Mann trug einen 20-Gallonen-Stetson-Hut, eine Wildlederweste mit allerlei Schnickschnack daran. Er hatte Wildlederhandschuhe mit langen Fransen an, seine Hosen waren aus Wildkatzenfell, und an den Beinen trug er ein Paar Cowboystiefel. Er ritt ein gutes Pferd mit weißer Mähne und weißem Schwanz, von der Rasse, die man Palomino nennt. Und der weiße Mann und sein Pferd wussten, dass sie eine gute Figur machten.

      Saynday blieb stehen und musterte sie genau.

      »Ja«, sagte er bei sich, »ein solches Pferd und solche Kleider hätte ich auch gern.« Also ging er auf den weißen Mann mit dem schönen Palomino-Pferd und den eleganten Kleider zu und fragte: »Wie heißt du?«

      »Saynday««, sagte der weiße Mann.

      »Saynday? Nein, das kann nicht sein. Saynday, das bin ich. Saynday, das ist ein Indianername.«

      »Ich bin der weiße Saynday.«

      »Wirklich«, sagte der rote Saynday, »nun, ich bin der Saynday der Indianer.« – »Tja«, sagte der andere, »wenn das so ist ... von dir habe ich schon viel gehört. Aber ich habe mir dich ganz anders vorgestellt. Du siehst nicht wie jemand aus, der den Leuten ständig etwas zu reden gibt.«

      Er musterte den Indianer-Saynday, der nur ein Paar СКАЧАТЬ