Wohin die Flüsse fliessen. Frederik Hetmann
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Название: Wohin die Flüsse fliessen

Автор: Frederik Hetmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783862871377

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      Am nächsten Tag erreichten wir besiedeltes Land, und wir sahen die erste Ortschaft. Das war Cibola, und derart waren die Flüche, die man gegen den Mönch Marcos ausstieß, dass ich zu Gott betete, damit er ihn beschützen möge. Es handelt sich um ein kleines, unansehnliches Dorf, wie man es überall finden kann. Es gibt Landgüter in Neu-Spanien, die aus der Entfernung stattlicher aussehen. Es ist eine Ortschaft von etwa 200 Kriegern, die Häuser sind drei, manchmal vier Stockwerke hoch, aber die Gebäude sind klein und haben nur ein paar Räume ohne Innenhof. Ein Meter in der Tiefe misst jedes Zimmer. Die Leute aus dem ganzen Bezirk hatten sich dort versammelt. Es gibt in der Tat sieben Ortschaften in der Provinz, und einige sind größer und stärker als Cíbola.

      Diese Leute warteten auf die Armee, die in Abteilungen vor dem Dorf Aufstellung genommen hatte.

      Ais sie sich weigerten, Frieden zu halten gemäß den Bedingungen, die ihnen die Dolmetscher genannt hatten, und sich erdreisteten, eine feindselige Haltung einzunehmen, wurde Santiago (Kriegsruf der Spanier, nach dem heiligen Jakob) befohlen, und sie wurden in die Flucht geschlagen. Die Spanier griffen das Dorf an. Bei der Einnahme gab es gewisse Schwierigkeiten, weil der enge und winklige Zugang gut verteidigt wurde.

      Während des Angriffs wurde der General (Coronado) mit einem großen Stein niedergeschlagen und wäre wohl gar noch getötet worden, hätten nicht Don Garcia Lopez de Cardenas und Hernando de Lavarado sich über ihn geworfen und ihn fortgezerrt, wobei sie selbst von nicht wenigen Steinen getroffen wurden. Aber dem Eifer der Spanier hielten die Eingeborenen schließlich doch nicht stand. Nach etwa einer Stunde drang man in die Ortschaft ein und besetzte sie. Man entdeckte Lebensmittelvorräte dort, und die hatte man am nötigsten. Danach war die ganze Provinz befriedet.

       Weiter nach Norden

      Aber auch Coronado war nur allzu gern bereit, Gerüchten von Goldfunden und großen reichen Städten im Norden Glauben zu schenken.

      Die besten Geschichten von Gran Quiviria, wie die Indianer dieses Goldland bezeichneten, erfuhr Coronado von einem Sklaven der Pecos-Indianer, der weit draußen in den Ebenen nach Osten von den Komantschen gefangengenommen worden und in die Dörfer der Pecos verkauft worden war. Der Sklave behauptete, er sei in Gran Quiviria geboren. Er behauptete auch, dass der Herr dieses Landes seinen Mittagsschlaf unter einem großen Baum abhalte, an dessen Zweigen eine große Zahl kleiner goldener Glöckchen hingen, deren Geläut ihn einschläfere. Die ganz gewöhnlichen Teller seien dort aus Gold gemacht und die Krüge und Schalen auch.

      Coronado hörte dem »Türken«, wie die Spanier den Sklaven getauft hatten, voller Begeisterung zu.

      Einige der Pecos-Indianer meinten, der »Türke« übertreibe, aber die Spanier glaubten ihm jedes Wort, weil sie sich wünschten, dass alles wahr sein möge. Die Indianer gaben Coronado Proviant, stellten ihm Führer und Dolmetscher, und den »Türken« schenkten sie ihm noch als Dreingabe.

      Der Plan der Indianer war es, dass der Sklave die Spanier in die Gegend der dürren Ebenen führen sollte, die man später den Llano Estacado nannte und die im nördlichen Teil des heutigen Texas liegen. Dort würden die Weißen alle samt ihren Pferden an Hunger und Durst sterben. Der »Türke« aber hatte seine eigenen Pläne. Von dem Augenblick an, da er Coronado zum ersten mal gesehen hatte, stach ihm dessen vergoldete Rüstung in die Augen. Wenn Coronado nun in der wasserlosen Ebene umkäme, würde ihm die Rüstung gehören. Er malte sich aus, wie wundervoll es sein werde, in dieses kleine Haus aus Eisen zu schlüpfen. Kein Pfeil und keine Lanze würden ihm dann etwas anhaben können.

      Als die spanische Streitmacht von den Pecos-Indianern aufbrach, ritt der »Türke« neben Coronado. Wenn dieser müde wurde und nicht so schnell weiter wollte, ließ sich der »Türke« besonders prächtige Einzelheiten einfallen. Sein Erfindungsgeist kannte keine Grenzen. Er erklärte Coronado, dass in Gran Quiviria an Gold ein solcher Überfluss herrsche, dass selbst die Ärmsten von goldenen Tellern äßen. Er erzählte, jeder der weiter nichts als Goldschmuck trage, werde verächtlich angesehen. Der einzige Gegenstand aus Gold, den der König in seinem Palast dulde, sei ein goldener Spucknapf.

      So wuchs Coronados Neugierde von Tag zu Tag auf der langen Reise, während der »Türke« hin und wieder einen Seitenblick auf Coronados Rüstung warf und fand, es gäbe nichts Prächtigeres auf Erden.

      Aber die Hoffnungen und Pläne des »Türken« wurden Zuñichte. Statt zu verhungern, stießen die Spanier in den Ebenen auf große Büffelherden. Es war ein regenreicher Sommer gewesen, und die Tiere waren deswegen weit nach Süden gekommen.

      Coronado marschierte nach Norden, bis er den heutigen Arkansas-River erreicht hatte. Er überquerte den Fluss und folgte seinem Lauf ein ganzes Stück nach Osten. Unterwegs befragte er immer wieder Indianer.

      Endlich nach fünf Monaten einer anstrengenden Reise, tauchte Gran Quiviria vor den Spaniern auf. Gran Quiviria, wo alle Häuser aus Stein waren und wo es soviel Gold geben sollte, dass die vornehmen Leute über Gold nur verächtlich die Nase rümpften.

      Was Coronado tatsächlich fand, war ein kleiner schmutziger Ort an einem sumpfigen Fluss. Die Häuser waren mit Bündeln des blauen Präriegrases gedeckt. Die Bewohner entpuppten sich als halbnackte Indianer, die Mais züchteten, von dem sie sich ausschließlich ernährten, wenn es kein Büffelfleisch gab. Coronado zog seine Abteilung zusammen. Er und seine Männer hatten 1500 Meilen im Sattel zurückgelegt. Mindestens während der Hälfte des Weges hatten sie von halbgarem Büffelfleisch gelebt, und nun stellte sich heraus, dass dieses Gran Quiviria dem schäbigsten Dorf in Neu-Mexico glich.

      Coronado war ein Mann, der es gewohnt war, behutsam vorzugehen. Er ließ den Indianerkönig holen und ihn durch andere Dolmetscher als den »Türken« fragen, ob er irgendeinen größeren Schatz besitze. Der König antwortete, ihm gehöre der größte Schatz im ganzen Land. Coronado horchte auf. Vielleicht hatte der »Türke« doch die Wahrheit gesagt. Seine Stimmung verbesserte sich erheblich. Nach einer schier endlos dauernden Zeremonie, bei der die Friedenspfeife geraucht wurde, gab der König endlich einen Befehl an einen seiner Diener. Dieser schritt zu der einen Ecke des Raumes und holte von der Decke herab einen Kasten aus einem Stück Schwarzpappelholz. Er war dort oben mit Stricken befestigt. Der König löste umständlich die Verschnürung, schob den Deckel zurück. Coronado und seine Unterführer beugten sich neugierig vor, um einen Blick in den Kasten zu werden. Der König griff in den Kasten. Der erste Gegenstand, den er hochhielt, war eine schwarze Haarlocke an einem Stück vertrockneter Haut. Dies, so verkündete er, betrachte er als seinen größten Schatz. Es war die Skalplocke und der Skalp seines größten Feindes, des Häuptlings der Leyas.

      »Und dies hier«, fuhr der König fort, »ist auch ein Schatz, der mir sehr wert und teuer ist.« Und bei diesen Worten hielt er eine Krähenklaue hoch.

      »Der Medizinmann hat sie von einem Zaubervogel abgeschnitten, und sie ist eine sehr gute Medizin gegen bösen Zauber!« Dann holte er aus dem Kasten noch ein Stück Kupfer hervor, erklärte, dies sei ein Zaubermitte! gegen Blitzschlag, und bot es großzügig Coronado als Geschenk an.

      Die Spanier hörten sprachlos zu und der König zog immer mehr seltsam geformte Steine, Knochenstücke, Muschelschalen und kleine Beutel mit farbiger Erde aus dem Kasten und gab langwierige Erklärungen dazu. Als er zu Ende war, stand Coronado auf, bedankte sich bei dem König und verließ das Haus.

      Er ging zu seinem Zelt und schickte nach dem »Türken«. Die spanischen Soldaten fanden ihn dabei, die Bevölkerung gegen die Fremden aufzuwiegeln.

      »Schlagt sie tot«, rief er gerade, »ich will euch dann auch jedem ein Stück von dem vergoldeten Haus schenken, in dem der Häuptling der Fremden herumläuft.«

      Die spanischen Soldaten rissen СКАЧАТЬ