Wohin die Flüsse fliessen. Frederik Hetmann
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Название: Wohin die Flüsse fliessen

Автор: Frederik Hetmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783862871377

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СКАЧАТЬ zu bestellen, wollten sie lieber sterben als noch einmal so Fürchterliches erleben.

      Während sie sich über unsere Gesellschaft zu freuen schienen, erfuhren wir, dass die Indianer, die näher zur Grenze hin lebten, sich vielleicht an uns rächen würden. Als wir aber dorthin kamen, empfingen diese uns mit derselben Achtung und Zuvorkommenheit wie die anderen auch, ja sie waren sogar noch freundlicher, was uns erstaunte. Es ist klar, wenn man diese Menschen für das Christentum gewinnen und sie dazu bringen will, unsere kaiserliche Majestät anzuerkennen, so kann dies gewiss nur durch Freundlichkeit geschehen ...

      Am Tag darauf holten wir vier von ihnen (den Christen) ein, die zu Pferde waren. Sie waren völlig verblüfft, als sie mich sahen, ohne Kleider und in Gesellschaft von Indianern. Sie starrten mich lange Zeit an und dachten vorerst gar nicht daran, mich zu begrüßen, näher zu kommen oder Fragen zu stellen.

      »Bringt mich zu eurem Kapitän«, sagte ich schließlich, und wir liefen zusammen eine halbe Meile zu einem Platz (nahe Ocoroni), wo wir ihren Kapitän, Diego de Alcarez, trafen. Als wir miteinander sprachen, gestand er mir ein, dass er überhaupt nicht wisse, wo er sei. Er habe keinen einzigen Indianer mehr einfangen können. Er wisse nicht, wohin die Indianer sich verkrochen hätten. Seine Männer seien hungrig und erschöpft.

      Danach hatten wir eine heftige Auseinandersetzung mit ihm, denn er wollte die Indianer unseres Zuges als Sklaven nehmen. Wir wurden so zornig, dass wir uns fortmachten und uns nicht darum scherten, dass dabei viele Bogen türkischer Machart, Beutel und die fünf diamantenen Pfeilspitzen verlorengingen. Und sich dann auch noch vorzustellen, dass wir diesen Glaubensgenossen einen Vorrat an Kuhhäuten und anderen Dingen gegeben hatten, die unsere Träger so weit hatten schleppen müssen!

      Alcarez hatte seinen Dolmetscher angewiesen, den Indianern klarzumachen, dass wir Angehörige einer vor langer Zeit untergegangenen Rasse seien, seine Gruppe aber die Herren des Landes, denen man gehorchen und dienen müsse, während man sich um uns nicht zu kümmern brauche.

      Die Indianer achteten nicht darauf. Sie berieten sich und erwiderten dann, die Christenmenschen seien Lügner. Wir waren von Sonnenaufgang gekommen, die anderen von Sonnenuntergang. Wir hatten Kranke geheilt, sie Gesunde getötet. Wir seien nackt und barfuß gewesen, sie bekleidet, zu Pferde und mit Lanzen bewaffnet. Wir hätten nichts versteckt, sondern das geteilt, was man uns gegeben habe, während die anderen raubten und niemandem etwas schenkten.

      Nur mit größter Überredungskunst gelang es mir, sie zu veranlassen in ihre Dörfer heimzukehren. Ich redete ihnen zu und sagte ihnen, sie sollten ihre Ortschaften wieder aufbauen und keine Furcht haben.

      Obwohl man der Landschaft die Vernachlässigung schon anzumerken beginnt, ist dies ohne Zweifel eine der fruchtbarsten Gegenden in ganz Indien. Hier wachsen drei Ernten im Jahr. Die Bäume tragen viel Früchte. Schöne Flüsse und üppige Quellen gibt es überall. Es gibt auch gold- und silberhaltiges Erz. Die Menschen sind gutwillig und bereit, jenen Christen, die sich als ihre Freunde erweisen, zu helfen. In diesem Land mangelt es, kurz gesagt, an nichts. Man kann wahrlich sagen: Es ist gesegnet.

       Fray Marcos de Niza

       Die sieben Städte von Cibola

      Bei der Expedition des Mönchs Marcos de Niza, die nach Norden zog, um nach Gold zu suchen, befand sich auch ein schwarzer Negersklave der Spanier aus Marokko. Esteban hatte die lange Wanderung de Vacas von Louisiana nach Mexiko mitgemacht. Von daher kannte er sich bei den Indianern gut aus. Das war auch der Grund, weshalb der spanische Vizekönig dem Mönch den schwarzen Sklaven mitgegeben hatte.

      Aber Esteban entfernte sich vom Haupttrupp. Unter den Indianern trat er als Zauberer und Wundertäter auf. Er versammelte bald ein Gefolge von über hundert Männern und Frauen um sich. Erst in Cibola (Zuñi) endete sein Zug, als er nämlich von dem Kaziken oder Hohepriester der Ortschaft Unterwerfung forderte. Die Zuñi fielen auf den angeblichen Zauberer nicht herein. Sie setzten ihn gefangen. Seine Anhänger stoben davon. Nach sorgfältigem Verhör wurde er totgeschlagen und seine Leiche vor der Stadt den wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen.

      Mit dem nachfolgenden Mönch Marcos hatte Esteban eine Absprache getroffen. Gab es gute Nachricht, so würde er an Marcos einen Boten mit einem kleinen Kreuz schicken, bei besserer Nachricht würde das Kreuz etwas größer sein. Der indianische Bote, der bei Marcos erschien, schleppte schließlich ein Kreuz, das übermannsgroß war. Natürlich fühlte sich der Spanier durch diese Botschaft ermuntert und hoffte auf große Schätze. Was er mit seiner Expedition weiter erlebte, schildert er selbst in einem Bericht für den Vizekönig nach Rückkehr von seiner Reise so:

      Es scheint mir wichtig, hier wiederzugeben, was dieser indianische Bote, den mir Esteban geschickt hat, über dieses Land erzählt. Er sagt und bleibt dabei, dass in dieser ersten Provinz sieben sehr große Städte liegen, alle unter einem Herrscher, mit großen Häusern aus Stein und Mörtel. Die kleineren Häuser sind ein Stockwerk hoch, mit Terrassen darüber, andere haben zwei oder drei Stockwerke. Das Haus des Herrschers soll gar vier Stockwerke hoch sein. Diese Häuser sind alle in ordentlicher Art miteinander verbunden. Er sagt auch, dass die Eingänge zu den besten Häusern viele Verzierungen aus Schildpatt haben, welches dort im Überfluss vorkommt, und dass die Leute in diesen Städten wohlgekleidet sind. Er erzählte mir viele andere Einzelheiten, sowohl über die sieben Städte wie auch über die weiter entfernt liegenden Provinzen, von denen er sogar behauptete, diese seien noch bedeutender als diese sieben Städte. Um herauszufinden, wie er denn zu diesem Wissen komme, haben wir ihn genau verhört, aber er wusste auf alle Fragen eine Antwort.

      Begleitet von ihm und von meinen Indianern und den Dolmetschern setzte ich meine Reise fort, bis wir Cibola vor uns sahen. Es liegt in einer Ebene am Fuße eines runden Hügels.

      Die Stadt hat ein hübsches Aussehen. Mit den Häusern verhält es sich so, wie es mir von den Indianern beschrieben worden ist: sie sind alle aus Stein mit Terrassen und flachen Dächern. Jedenfalls stellt es sich mir von einem Hügel aus so dar. Die Ortschaft ist weit größer als die Stadt Mexico. Manchmal war ich versucht, in den Ort hinabzusteigen. Ich wusste, dass ich dabei mein Leben aufs Spiel setzen würde, und ich hatte Gott mein Leben angeboten an dem Tag, an dem ich zu dieser Reise aufgebrochen war. Am Ende aber, da ich mir die Gefahren vorstellte, fürchtete ich, dass, sofern ich umkommen würde, die Nachricht über dieses Land mit mir untergehen werde, und das wäre doch schade, denn es ist bestimmt das größte und beste von allen Ländern, die wir bisher entdeckt haben.

      Als ich dem Häuptling, der mit mir war, zu verstehen gab, wie sehr ich von Cibola beeindruckt sei, sagte er mir, dies sei die kleinste der sieben Städte und Totonteac sei viel größer und schöner als die sieben. Es habe dort so viele Häuser und so viele Menschen, dass gar kein Ende abzusehen sei.

      Auf meinem Rückweg überlegte ich, ob ich nicht in jenes Tal eindringen solle, bei dem die Sierras enden.

      Ohne Gefahr für mein Leben wäre das nicht möglich gewesen, und deshalb sagte ich mir, es sei besser, wenn die Spanier erst herkämen, sich hier niederließen und das Land mit den sieben Städten beherrschten. Danach werde man das Tal ohne Schwierigkeiten auskundschaften können. Ich sah vom Eingang des Tales her sieben ziemlich große Ortschaften in einiger Entfernung und ein Stück grünes Land mit gutem Boden. Rauch stieg dort auf. Man sagte mir, es gebe dort Gold, und die Eingeborenen verarbeiteten es zu Gefäßen und zu Ohrringen. Sie formten daraus aber auch dünne Blätter, mit denen sie sich den Schweiß fortwischten. Bei dem voranstehenden Bericht, muss man zwischen den Zeilen lesen. Marcos de Niza konnte unmöglich geradeheraus zugeben, dass seine Expedition ein Fehlschlag gewesen war. Also war er bestrebt, die Legende von den sieben Städten, Goldfunden und großen Schätzen weiter zu nähren. Als sich aber 1540 Coronado auf die Suche machte, kam der Schwindel heraus, jedenfalls was Cibola anging.

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