Weiter als der Ozean. Carrie Turansky
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Читать онлайн книгу Weiter als der Ozean - Carrie Turansky страница 17

Название: Weiter als der Ozean

Автор: Carrie Turansky

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783961224623

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СКАЧАТЬ richtete sich auf seinem Stuhl auf. „Es muss aber etwas unternommen werden, um diesen Kindern zu helfen. Statt gemütlich am Tisch zu sitzen und über das Problem zu diskutieren, wurde Dr. Barnardo aktiv und hat Tausende arme und mittellose Kinder von den Straßen geholt. Du musst doch zugeben, Vater, dass das eine lobenswerte Sache ist, die wir unterstützen sollten.“

      Das Gesicht seines Vaters verriet dessen Gereiztheit. „Ich sehe nur einen selbstgerechten Mann, der versucht hat, seinen eigenen Ruf zu fördern, indem er diese Kinder vor einem zahlungskräftigen Publikum vorführte. Er hat kein anderes Ziel verfolgt, als genug Geld zu sammeln, um Werbung für sich zu machen.“ Sein finsterer Blick richtete sich auf seine Frau. „Der Mann war ein Scharlatan. Ich will nicht, dass du mit seiner Stiftung noch irgendetwas zu tun hast.“

      „George, du hast diesen Mann doch nie selbst gesehen. Wie kannst du ihn so scharf verurteilen?“

      „Ich weiß genug über ihn und seinesgleichen. Und ich verbiete dir, solche Veranstaltungen zu besuchen!“

      Seine Mutter öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber sein Vater hob die Hand. „Das Thema ist erledigt. Ich will nichts mehr davon hören!“

      Andrew biss die Zähne zusammen. In ihm kochte der Zorn. Er hatte genug davon, seinem Vater zuzuhören. Zu diesem Thema und zu jedem anderen. Je früher er Bolton verließ und sich der Kontrolle seines Vaters entzog, umso besser. Er bedauerte nur, dass er seine Mutter im Stich ließ und sie sich allein mit seinem Vater auseinandersetzen musste.

      Wie hatte sie es geschafft, schon so viele Jahre seinen Egoismus und seine zornigen Ausfälle zu ertragen? Sie hatte ihre Freundinnen, ihre Kirchengemeinde und die wohltätigen Organisationen, die sie unterstützte. Darauf konnte sie ihre Energie verwenden. Und sie hatte ihren Glauben, der ihr Kraft gab. Aber genügte das? Andrew würde so oft wie möglich herkommen müssen, um sie aufzumuntern und ihr zu versichern, wie viel ihm an ihr lag.

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      Laura versuchte, sich mit ihrem Schirm vor Wind und Regen zu schützen, während sie durch die Rushley Lane eilte. Sie hob den Blick und suchte die Gebäude nach Haus Nummer 326 ab. Ob vor dem Grangeford-Kinderheim für arme und mittellose Kinder wohl ein Namensschild hing? Allein schon bei diesem Namen wurde ihr schwer ums Herz. Ihre Familie war zwar nicht vermögend, aber sie waren reich an Liebe. Und sie hielten fest zusammen.

      Regentropfen spritzten um ihre Füße und machten ihren Rocksaum und ihren Mantel nass. Bei dem stürmischen Wind war ihr Schirm fast nutzlos. Sie wischte sich das Wasser von der Wange, einige kalte Tropfen liefen ihr hinten in den Kragen. Sie erschauerte und marschierte entschlossen weiter. Trotz der Kälte und Nässe wollte sie sich durch nichts davon abbringen lassen, ihre Geschwister zu suchen und sie zu erinnern, dass ihre Familie sie liebte und nicht vergessen hatte.

      Nach dem Besuch bei ihrem Bruder und ihren beiden Schwestern wollte sie auf die andere Seite der Stadt fahren, um ihre Mutter im Krankenhaus zu besuchen. Eine Nachricht von Garth, Katie und Grace würde die Stimmung ihrer Mutter sicher aufhellen und deren Genesung beschleunigen.

      An der Seite eines dreistöckigen Ziegelgebäudes entdeckte sie ein verblasstes Schild mit dem Namen des Kinderheims. Sie fasste neuen Mut, der jedoch sofort wieder schwand. Ein einschüchternder Eisenzaun mit einem geschlossenen Tor umgab das Gelände. Sie nahm ihren Schirm in die andere Hand und zog am Griff, aber das Tor ging nicht auf.

      Ihr Blick fiel auf eine kurze Schnur, an deren Ende eine Glocke befestigt war. Sie zog daran. Als niemand kam, zog sie noch einmal an der Schnur, während sie unter ihrem tropfenden Schirm vor Kälte bibberte.

      Schließlich kam ein alter Mann in einem Regenmantel auf sie zu. Das Wasser in den Pfützen auf dem Schotterweg spritzte unter seinen Schritten auf. „Kann ich Ihnen helfen, Miss?“

      „Ja, danke. Ich möchte meinen Bruder und meine Schwestern besuchen.“

      Der Mann zog die Brauen hoch. Dann runzelte er leicht die Stirn und warf einen Blick über seine Schulter auf das Gebäude. „Das ist ein Mädchenheim. Ihre Schwestern sind vielleicht hier, aber Ihr Bruder müsste im Jungenheim sein. Es befindet sich gleich hinter dem Zaun und diesen Bäumen dort.“ Er deutete mit dem Kopf nach links. Bei dieser Bewegung tropfte der Regen von seiner Kappe und lief an seinem bärtigen Gesicht hinab.

      Der Schmerz in Lauras Brust wurde noch größer. Sie hatten Garth von den Mädchen getrennt. Das musste sehr schmerzhaft sein, besonders für Katie, obwohl Grace ihren Bruder auch sehr gern hatte.

      Sie hob den Blick und schaute den alten Mann an. „Dann würde ich gern meine Schwestern besuchen.“

      Er nickte kurz und holte einen großen metallenen Schlüsselring aus seiner Tasche. Das Regenwasser tropfte von seiner Hand, während er den richtigen Schlüssel suchte. „Hier ist er.“ Er sperrte das Tor auf. Die Angeln quietschten laut, als er es aufzog. „Kommen Sie bitte mit.“

      Sie folgte ihm über den Schotterweg und hatte Mühe, den Pfützen auszuweichen. Dann stieg sie die Steinstufen hinauf, die zu der großen Holztür führten.

      „Wenn Sie hier klopfen, kommt jemand und lässt Sie hinein.“ Er stieg die Stufen wieder hinab, doch dann blieb er noch einmal stehen und drehte sich zu ihr um. „Ich wünsche Ihnen alles Gute. Noch einen schönen Tag, Miss.“ Dann drehte er sich um und marschierte auf dem Schotterweg davon.

      Laura drehte sich zu der Tür um und klopfte dreimal. Einige Sekunden später ging die Tür auf, und eine junge Frau mit ernsten Augen stand vor ihr. Sie schien älter zu sein als Katie, aber jünger als sie selbst. Vielleicht sechzehn oder siebzehn. Ihr hellbraunes Haar war geflochten und am Kopf zu einem Kranz hochgesteckt. Sie trug ein schlichtes braunes Kleid mit einer langen hellgrauen Schürze. Ihre abgewetzten braunen Schuhe spitzten unter ihrem Rock hervor.

      „Guten Morgen. Ich heiße Laura McAlister. Ich würde gern meine Schwestern Katie und Grace besuchen.“

      Das Mädchen zog die Brauen hoch. „Das müssen Sie mit der Heimleiterin klären. Ich weiß nicht, ob Besuche erlaubt sind.“

      Laura nickte. „Gut. Wenn Sie mir den Weg zeigen, würde ich gern mit ihr sprechen.“

      Das Mädchen zog die Tür auf. Laura klappte ihren Schirm zusammen und schüttelte das Wasser ab, bevor sie eintrat. Trotzdem hinterließ sie eine Wasserspur auf dem grauen Fliesenboden, als sie dem Mädchen durch den trüben Gang folgte. Vor der letzten Tür auf der rechten Seite blieben sie stehen. Das Mädchen klopfte.

      „Herein“, rief eine Frauenstimme.

      Das Mädchen trat beiseite, bedachte Laura mit einem kurzen ausdruckslosen Blick und ging dann weg.

      Laura nahm einen tiefen Atemzug, straffte die Schultern und betrat das Büro der Heimleiterin.

      Eine ältere Frau saß hinter einem großen Holzschreibtisch. Bücherregale füllten die Wand hinter ihr. Die schweren marineblauen Vorhänge um das Fenster sperrten den größten Teil des Tageslichts aus, das das Büro selbst an einem so verregneten Tag ein wenig erhellt hätte. Stattdessen verbreitete eine Petroleumlampe, die in der Ecke auf dem Schreibtisch stand, ein trübes gelbes Licht.

      Die Frau hob den Kopf. Ihre harte, unfreundliche Miene passte perfekt zu ihrem dunkelgrauen Kleid und ihrer teigigen Gesichtsfarbe. Ihr grau durchzogenes Haar war in der Mitte gescheitelt und zu einem Knoten zurückgezogen. Eine kleine Drahtbrille saß auf ihrer Nasenspitze. Auf einem Schild auf dem Schreibtisch stand Mrs Stafford, Heimleitung. Ohne aufzustehen, musterte sie Laura von Kopf bis Fuß.

      „Guten СКАЧАТЬ