Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué. Friedrich de La Motte Fouque
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Название: Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué

Автор: Friedrich de La Motte Fouque

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027207022

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СКАЧАТЬ Still in stürmisch nahender Wetternacht,

       Still vor sich, als wie im bangenden Leide,

       Einzig auf sein heimliches Thun bedacht.

      Greift in seiner Cither schwirrende Saiten,

       Und die Kinder sprechen einander zu:

       Höre, das ist der Spuk, aus alten Zeiten,

       Hat im heimlichen Grabe keine Ruh.

      Muß hinaus in schweigenden Nächten wandern,

       Singt sich selbst ein wunderlich Liedchen vor,

       Naht mit freundlichem Gruß keinem Andern,

       Tritt auch nimmer in eines Hauses Thor.

      Warum setzt Ihr Euch dieser Unbequemlichkeit aus? fragte Beatrix Vater, der sich unbemerkt an des Sängers Seite geschlichen hatte, Alwin sprang zurück, die Cither flog tönend um seine Schulter, am Schwerdtgriff lag seine Rechte, und heimlich wiederhohlte er sich den Schwur: lieber gestorben als den alten Mann verletzt.

      Wär's Euch nicht gefällig, sagte dieser, mit einem Abendbrod bei uns vorlieb zu nehmen?

      Darauf, und blos darauf war Alwin gar nicht vorbereitet. Nur mit einer verlegnen Verbeugung wußte er zu antworten, und der Alte fuhr fort:

      Ihr habt uns seit einiger Zeit manche recht artige Liederchen hören lassen, und ich würde meine Freude dran haben; nur daß ich eine Stöhrung empfinde, solang' ich einen jungen, galanten Edelmann wie Euch draussen in der Nachtkälte weiß. Zudem sagt man mir, Ihr fändet Wohlgefallen an meiner Tochter Beatrix. Kommt deshalb lieber in unser Haus, und besucht es öfter. Da kann Jedes merken, wie es sich und dem Andern behagt, und wir vermeiden alle lächerliche Stadtgeschichten. Habt die Güte, näher zu treten.

      Er machte ihm bei diesen Worten sehr höflich die Hausthür auf, und Alwin folgte der Einladung, fest überzeugt, hier lau're die blutigste Rache im Hinterhalt. So zu fallen, schien ihm rühmlich, ergötzlich sogar. Unter Beatrix Augen wollte er sich mit Heldenkraft vertheidigen, und es ward ihm, als höre er Verse aus einer künftigen Romanze auf diese Begebenheit.

      Aber Alles kam ganz anders. Er trat in einen häuslichen, unbefangnen Kreis. Beatrix flüchtiges Erröthen abgerechnet, sah es aus, als komme Ein Gevatter den Andern zu besuchen. Man nahm Alles wie schon längst bekannt an, und Alwin verbarg mit vieler Sorgfalt den Dolch in seinem Gürtel, wohl fühlend, wie lächerlich diese romantische Wehr unter so traulichen Umgebungen erscheinen müsse.

      Man plauderte, man sprach, man aß, man trank, als sei eben gar nichts Ungewöhnliches vorgefallen, und Alwin ward beim Abschied eingeladen, das Haus auf dieselbe Weise wieder zu besuchen, so oft es ihm gefalle.

      Als er nun draussen stand unter dem hohen Sternhimmel, dem Zeugen und ernsten Zuhörer seiner nächtlichen Lieder, nahe bei der dunkeln Bogenwölbung, die ihn so oft geschirmt hatte, da fühlte er sein dichterisches Leben wie zerstört. Er mußte über alle seine wunderlichen Anstalten lachen; und hätte die Cither gern an der nächsten Wand zerschlagen. Doch rief er sich auch wieder alle Vortheile des neuen Verhältnisses zurück, und schritt in solchem unaufgelösten Streite fort, immer eiliger und ämsiger, bis ihn ein nahes Werda? aufschreckte. Noch Gestern hätte vielleicht auf diesem Wege solch ein Anruf seine Rechte nach dem Schwerdte gedrängt, seine Linke in den schützenden Mantel gewickelt, jetzt antwortete er sehr gelassen: Gut Freund, und war im Begriff achtlos vorüber zu gehn.

      Aber nein fing die Stimme wieder an, es ist doch kein Spießbürger; er ist es wahrhaftig selbst, zum Trotz der unromantischen Antwort.

      Alwin erkannte seinen Freund Anselmo, der ihm erzählte, wie ihn sein langes Aussenbleiben beunruhigt habe, wie er ihm nachgelaufen sei, um ihn aus einem muthmaßlichen Ehrenkampf loszuwickeln, und nun so unerwartet auf einen Gut Freund stoßen müsse. Wie hartnäckig auch Alwin über seine Begebenheit schweigen wollte, es mußte doch zuletzt Alles erzählt werden, und Anselmo brach in ein unauslöschbares Gelächter aus.

      Junger Ehemann, rief er, sie haben dich. Wann ist die Hochzeit? Bald, wo möglich, damit ich noch vor meiner Abreise dabei paradiren kann, eine Citrone in der Rechten, ein seidnes Tuch in der Linken. O Du Flatterhafter, Der Du noch Heute erst tausend Erobrungen im Sinn hattest! Unsre Mädchen sind fortan gesichert vor Dir.

      Alwin bat seinen Freund sehr ernsthaft diesen Neckereien ein Ende zu machen, und ging unmuthig nach seiner Wohnung.

       Inhaltsverzeichnis

      Wie oft auch Anselmo über Alwin's neue Lage spotten mochte, fand er dennoch nur allzufrüh Ursach, ihn zu beneiden. Eines Morgens trat er bleich und zerstört in seines Freundes Gemach. Ich bin verloren, rief er aus, und damit Du mein ganzes Unglück verstehn kannst, so höre. Schon seit längrer Zeit genügte es mir nicht mehr, vor Alinens Fenstern Serenaden zu singen, ich mußte sie sprechen, inniger, vertrauter, als es die alberne Sitte unsrer Gesellschaften verstattet, und die kleinstädtische Aufmerksamkeit so vieler Nichtsthuer. Daß mich ihr Vater nicht leiden kann, weißt Du. Es kommt beiläufig gesagt daher, daß ich bei dem was sie jetzt Religionskriege heissen, eine Stelle unter seiner Schaar ausgeschlagen habe. Er hält mich nun für einen eingefleischten Katholiken, und auch in seiner Abwesenheit wagte die Mutter nicht, mir Eintritt bei sich zu verstatten. Aline fühlte so tiefen Schmerz darüber, als ich; sie weinte, ich bat, die Mutter erlaubte mir, auf Mittel zu denken, wie ich unbemerkt, von Niemanden geahnt, ihr Haus besuchen könne. Was ich fruchtlos versuchte, phantastisch ersann, ist hier nicht an der Zeit zu erzählen; endlich gelang es mir, den alten Hausverwalter zu gewinnen, einen der jämmerlichen Menschen, die man gutmüthiger Weise für sehr ehrlich hält, weil sie außerdem gar nichts wären. Balderich vertraut ihm Alles um dieser herrschenden Meinung Willen an, und auch weil der heuchlerische Bursch bereits weiße Haare hat. Er ließ sich leicht von mir bestechen, war anfänglich mit wenigem zufrieden, aber, einmal im Geheimniß, forderte er immer mehr, ja er drohte sogar mit Verrath, so oft ich auch nur augenblicklich zögerte. Ich achtete dessen nicht; himmlische Stunden warteten mein, in frommer, engelgleicher Vertraulichkeit, und wie leicht also flog der Erdenstaub aus meinen Händen hinüber in seine schmutzigen Klauen! Jetzt aber habe ich fast nichts, Aline weint, der Elende droht, und wenn er auch aus Furcht vor mir schweigt, was soll aus dem süßen Mädchen werden, sobald ich nach Italien abgereißt bin, und er sich vielleicht ein größres Trinkgeld von Baldrichs Rachsucht verdienen will?

      Alwin hatte schon vor Endigung dieser Rede Alles zusammengesucht, was er an Werth besaß. Wird es dem Raubvogel wohl gnügen? fragte er, indem er seinem Freunde den kleinen Schatz vorhielt.

      Nein, ach bei weitem nicht, rief Anselmo.

      Alwin steckte das Gesammelte zu sich, und umgürtete sich mit Schwerdt und Dolch, flammenden Blicks ausrufend: Eins hilft, oder das Andre, Gold oder Stahl.

      Freund in Noth und Tod, sagte Anselmo, wir haben uns verstanden. Komm sogleich mit mir; es steht kein Augenblick zu verlieren. Das Nähere bereden wir unterwegens.

      Sie traten in das Zimmer des Hausverwalters, der an einem Tisch voller Geld und Papiere saß. Er zählte und schrieb wechselsweise, ohne sich nach den Eintretenden umzusehn, bis Anselmo begann:

      Wir kommen, Meister Ulrich, in der wichtigsten Angelegenheit meines Lebens, mein Freund und ich, und haben Euch neue Erbietungen zu thun.

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