Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué. Friedrich de La Motte Fouque
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Название: Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué

Автор: Friedrich de La Motte Fouque

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027207022

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      Ich weiß, sagte dieser, daß Ihr ein alter Diener Balderichs seid, treu wie Gold, wo es auf Eure Rechnungen ankommt, nicht allzu streng in Liebessachen, Eurer jungen Jahre eingedenk, und ein Freund aller Baarschaft, weil Ihr ein hülfloses Alter vorausseht.

      Ihr solltet Euch nicht immer halb spottend ausdrücken, sagte Ulrich. Das thut Euch Schaden, und besonders, wenn, nach Eurer eignen Aussage von der wichtigsten Angelegenheit Eures Lebens die Rede ist. Was bringt Ihr?

      Anselmo und Alwin leerten ihre Taschen vor ihm aus, und fragten, ob er damit zufrieden sei.

      Nein, erwiederte Ulrich, sich wiederum kalten Blutes an seine Arbeit wendend.

      Ich habe aber nicht mehr, rief Anselmo, bei Gott und allen Heiligen, und auch hier mein Freund nicht.

      Das glaube ich ungeschworen, sagte Ulrich.

      Wie könnt Ihr denn also noch mehr von uns erpressen wollen?

      Das will ich auch nicht, viel lieber aus Gefälligkeit für Euch meine Handlungsweise und meine Gründe nochmals auseinander setzen. Ich weiß, daß es schlecht ist, verdammenswürdig, hinter meines Herren Rücken, den Kuppler seiner Tochter zu machen, und habe es doch gethan, weil Euer Gold mich in Verblendung hielt. Nun ist mein Gewissen von neuem aufgewacht; jedoch liebe ich genugsam den Gewinnst, um die Last noch länger auf meinem Herzen zu tragen, wenn's der Mühe werth ist; das ist's aber nun Eures beiderseitigen Erbietens Willen nicht, und ich sage daher, wie ein jeder Packträger in der Stadt bei ähnlichem Fall: die Wucht ist für's Geld zu groß; könnt ihr nicht mehr zahlen, so werf' ich sie von hier an ab.

      Werft Ihr? Hund! rief Anselmo, und hatte ihn im selben Augenblick mit außerordentlicher Gewandheit beim Kragen, einen blitzenden Dolch auf seiner Gurgel. Alsdann fuhr er höchst gelassen fort: daß die leiseste Bewegung mein Gewehr in Eure Luftröhre rennt, seid Ihr wohl selbst klug genug zu bemerken. Ich will Euch also ruhig auseinandersetzen, weshalb Ihr den Tod verdient habt: erstlich wegen des Betrugs an Euerm Herrn, zweitens wegen Eurer Grobheit gegen mich und meinen Freund, Jünglinge aus so edelm Blut entsproßen, daß Eures viel zu hoch geehrt wird, indem es wegen einer Beleidigung fließt, die uns traf, drittens weil Ihr frech genug seid, einen Engel verrathen zu wollen. Aller guten Dinge sind drei, und doch sollt Ihr Euer Schurkenleben behalten, solang Ihr schweigt – versteht Ihr, so lange, aber keinen Augenblick länger. Die erste Beleidigung Balderichs gegen seine Tochter zapft Euer Herzblut ab, das erste Stadtgespräch über sie desgleichen. Und nach meiner Abreise übernimmt dieser die Verpflichtung. – Und, fuhr Anselmo fort, wir schwören's bei unsrer ritterlichen Ehre, keine Gefahr soll uns abhalten, ja nicht der unvermeidliche, nicht der schmähliche Tod, unser Wort an Euch zu erfüllen. – Wir schwören, wiederholte Alwin. – Erbarmen, ächzte der Hausverwalter zwischen den beiden zornglühenden Jünglingen. Sie wandten ihm den Rücken, indem Anselmo zurück rief: merk' Dir's Männlein, und Alwin die angebotenen Kostbarkeiten über ihn warf, als zum Andenken dieser Stunde.

      Er bewahrte das Geheimniß, und Anselmo reiste bald darauf ab, von Alinens still geweinten Thränen begleitet, seinen Freund als Vermittler bei der lieblichen Braut zurücklassend.

       Inhaltsverzeichnis

      Beatrix und Alwin galten überall für Verlobte. Was man früher als artige Jugendtändelei betrachtet hatte, gewann jetzt, unter dem Schutze der Aeltern und Verwandten ein ernsthaftes Ansehn, so daß der junge Mensch, von jeder Seite Bräutigam genannt, sich zuletzt selbst einbildete, er sei es und müsse es sein. Und endlich, fragte er sich selbst, was habe ich für Gründe gegen diese Heirath? Ich liebe und werde geliebt; welche erbärmliche Weltklugheit, die solchen heiligen Trieben den Weg versperren wollte! Noch dazu redet Jedermann von unserm Verhältniß, Beatrix glaubt daran, ich müßte mir selbst ehrlos erscheinen, wenn ich im Stande wäre, die heiligen Bande zu brechen. Worthalten macht den Edelmann; schäme Dich Alwin, wenn Du nur augenblicklich zweifeln könntest, ob das auch gegen Frauen gelte, die der Ritter vor Allem ehren und schützen soll, oder wenn Du gar Dich wie ein Jesuit entschuldigtest: es sei ja nichts mit dürren Worten gesagt! Und wie glücklich preißt Dein alter Vater die häuslich ehliche Ruhe! Wie heiter lebt er in unsrer alten Burg! Wie wird sich die Mutter auf unsre Ankunft freuen, wie liebreich meiner holden Beatrix pflegen.

      Er schrieb seinen Aeltern, und betrachtete die Angelegenheit als beschlossen, denn von Seiten der Anverwandten seiner Braut wußte er, daß ihm keine Schwierigkeit bevorstand.

      Heitre Tage der ersten glücklichen Liebe! Mit den keimenden Blüthen draussen an den Bäumen und Gebüschen, erwachten auch in Alwins Herzen die süssesten Gefühle. Täglich sah er sein freundliches Mädchen, und wenn er mit ihr hinausfuhr, oder neben ihren Wagen hinausritt, in die stille, friedliche Gegend um Braunschweig, wie gedachte er dann so gern des Abends, an welchem er hier zuerst eingezogen war. Seinen kühnsten Träumen hatte Erfüllung gelächelt, fertig war ja das Gedicht, nur schöner in frischer Wirklichkeit, als er es damals in Reime zu bringen gedachte, die ersehnte Liebe hielt ihn in mütterlichen Armen, lächelte ihn gütig an aus Beatrix blühenden Zügen. Die Wandrer, denen er begegnete, mußten so fühlen, schien es ihm, wie er an jenem Abend, er konnte sie recht herzlich bemitleiden, wenn sie fremd und mit fragenden Blicken, ungewissen Schritten an ihm vorüberzogen, ohne auf den vertraulichen Gruß aus zwei holden Augen zu treffen.

      Aline war öfters in Beatrix Gesellschaft. Die holde, hinwelkende Blume sandte vergebens ihre süßen Seufzer dem Fortziehenden nach. Es liefen nur selten Nachrichten von ihm ein, und wenig günstige für seine Liebe. Im Umgange mit Alwin fand die Verlaßne den Trost der Erinnrung, und vertraute ihm gern ihre Klagen, denen er mit zuversichtlichen Worten begegnete, von der festen Redlichkeit Anselmo's überzeugt.

      Nach einiger Zeit erhielt er folgende Antwort von seinem Vater:

      Daß Du zu heirathen gedenkst, mein lieber Sohn, habe ich aus Deinem Brief ersehn. Die Mutter freut sich sehr darüber, und ich habe nichts dagegen. Wir bereiten uns auf alle Weise zu Deiner Ausstattung vor. Du würdest hier bereits Mancherlei verändert finden. Ob Du gleich Dein Zimmer behältst, meint doch die Mutter, es werde der jungen Frau mißhagen, wenn sie nicht ein paar Gemächer neben einander habe. Dazu wird nun der große Saal eingerichtet, gleich neben Dir an, worin Du als Kind so gern spieltest, und Deine Freude hattest, an den vielen alten Waffen, und an den lebensgroßen Bildern auf der Wand. Die Helme und Harnische und Schwerdter sind schon herausgenommen, und auf einen Haufen in die verfallne Schloßkapelle gebracht, von den großen Ritterfiguren fällt häufig die Farbe ab, und wird auch Manches verdeckt, indem man zwei neue Wände zwischendurch zieht, welche übrigens dünn genug sind, so daß sie der starke Fußboden wegen des Gewölbes drunter gar leichtlich trägt. Die Mutter wird Alles schon ordentlich und bequem zurecht machen. Ich komme jetzt nicht viel dahinein; ich hatte mich so an den alten Saal gewöhnt, und seit die Waffen heraus sind, und die Handwerksleute drin herumklappern, sieht er höchst wüste aus und verstört. Bei der nähern Einrichtung wird sich's vielleicht besser ausnehmen.

      Sage mir aber doch Keiner mehr was von Ahnungen, Prophezeihungen und dergleichen! Die Mutter meinte so gewiß, die Geschichte des jungen Kunraths, welche wir damals zu lesen anfingen, hätte auf Dich gedeutet, und mir selber ward beim Abschiede wunderlich zu Muth, als schickte ich Dich hinaus in Blut und Sieg auf Nimmerwiedersehn. Nun kommst Du nach einem halben Jahre mit einer jungen Frau zurück. Gott seegne Dich! Es ist eigentlich besser gekommen, als ich dachte, aber ich kann mich noch nicht recht darein finden.

      Vor einigen Tagen war hier ein tapfrer Kriegsoberster, Balderich, der im Halberstädtischen Truppen wirbt, und mir viel vom nahen Feldzuge zu erzählen hatte. Mit der Deutschen Ritterschaft ist es aber doch wohl aus.

      Fahr СКАЧАТЬ