Название: Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué
Автор: Friedrich de La Motte Fouque
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027207022
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Alwin vergoß bittre Thränen über diesen Brief, dann aber trug er ihn zu Beatrix Eltern, sie waren mit Allem zufrieden, und der Tag zur Verlobungsfeier ward festgesetzt.
Zwölftes Kapitel
In einem großen Saal bei Beatrix Vater war die Gesellschaft versammelt, man erwartete nur noch die Braut, um beide junge Leute in ihrem neuen Verhältnisse vorzustellen. Da Alles, was in den ersten Cirkel gehörte, eingeladen war, hatte man Thorwald, Mathildens ernsten Freund und Berather nicht ausschließen können, so gern Alwin sich seiner belästigenden Gesellschaft überhoben gesehn hätte. Der Secretarius trat unversehens auf ihn zu, indem er in halber Verlegenheit, halber Lust auf und ab ging, und redete ihn sehr freundlich an:
Ihr seid vielleicht bös auf mich, und habt nicht Unrecht. Aber wer wird nachtragen, und vollends an einem glücklichen Tage! Ich meine es gut mit Euch, noch jetzt, da Ihr Euern eignen Weg eingeschlagen, und mir mein Concept verrückt habt. Das sei Euch Bürge für meine Liebe, denn wir Scribler pflegen sonst dergleichen Stöhrungen sehr hoch zu empfinden, auch gebührt mir ein Dank, weil ich Euch Euerm jetzigen Glück unbewußterweise entgegen geführt habe. Unbewußterweise! Ja wohl! Euer Genius hat besser gewußt, wo es mit Euch hinaus wollte, als Euer Freund. Bevor ich das recht begriffen hatte, war ich wild, störrig, so oft ich Euch in der neuen Laufbahn erblickte. Ihr seid ein Dichter, und habt Eure Freude an Schauspielen. Denkt nun selbst, wenn der Held Roland bei seinem Zuge nach Ronceval mit einem Male auf der Bühne Halt machte, und einem benachbarten Edelmann sein Gut abpachtete, um dessen Tochter zu heirathen – würdet Ihr nicht schelten auf den Dichter, die Comödianten und die beifälligen Zuschauer? So ging es mir. Nun seh' ich aber, daß ich mich nur in der Ankündigung geirrt habe, daß von gar keiner Haupt- und Staats-Action die Rede war, sondern blos von einem artigen Schäferspiel. Es ist also Alles ganz consequent, und ich bitte Euch herzlich um Verzeihung. Herzlich, wahrhaftig! fuhr er fort, als Alwin zweifelnd und schweigend vor ihm stand. Ich bereu' es, je bitter gegen Euch gewesen zu sein.
Und sagt mir doch eben, rief Alwin, die bittersten Worte, die ich noch je vernahm.
Das ist nur Eure Schuld, antwortete Thorwald. Wenn Ihr nicht mehr vorstellen wollt, als Ihr seid, könnt Ihr mit ihnen vollkommen zufrieden sein. Wer heißt Euch denn, vom Leben was Andres verlangen, als Ihr hinein legt? Beim ewigen Gott, ein frommer Hausvater ist ehrenwerth; seid es, und Niemand darf gegen Euch das Geringste einwenden. Ihr habt das Ziel bei Zeiten gefunden, kaum den Hafen verlassend, wandtet Ihr schon in den nächsten ein, und statt im Treiben der großen Welt, nach reichen, wechselnden Farben zu spähn, hat es Euch gedient, die Eine permanente für all' Eure Lust bei Zeiten auszumitteln. Baut Euch an, Ihr könnt hoffen, Eure Saaten in voller Reife und Herrlichkeit zu schauen.
Schöne Verlobungsrede, rief Alwin.
Fürwahr, sagte Thorwald, es thut mir leid, wenn Euch was darin mißfällt. Im Uebrigen schickt sie sich grade für einen zwanzigjährigen Bräutigam.
Beatrix trat herein, strahlend wie die Göttin der Jugend im frischesten Glanz der Gesundheit und Freude. Ihr Vater faßte den unwillkürlich herbeieilenden Alwin mit einer Hand, sein erröthendes Töchterchen mit der andern und zeigte das hübsche Paar allen Versammelten als Bräutigam und Braut. Beatrix drückte, nach seinem Geheiß, einen glühenden Kuß auf des Jünglings Lippen, die Gesellschaft drängte sich glückwünschend zu, auch aus Mathildens Munde tönten einige Worte. Was willst du mehr, sagte Alwin unaufhörlich zu sich selbst, und nahm bald aufs heiterste an allen Freuden der muntern Umgebung Theil.
Ein Fremder ward dem Hausherrn angemeldet, dessen Namen Alwin überhörte, auch wenig darauf achtete, wie diese Ankunft die ganze Gesellschaft bewegte. Er blieb an Beatrix Seite, gern versunken in das Gefühl belohnter Liebe; da gingen die Flügelthüren auf, eine hohe schlanke Gestalt trat herein im prächtigen Kriegerschmuck, nachlässig und herrlich zugleich, so in Anzug als Geberde. Feldoberster Adalbert, rief Mathilde, endlich wieder in Braunschweig. Willkommen, ob auch gewiß die nahe Unruhe in Eure Fersen tritt. Sie reichte ihm die schöne Hand zum Kuß, und ihre blitzenden Augen, ihre glühenden Wangen verriethen des hohen Kriegers belohnendstes Geheimniß.
Dreizehntes Kapitel
Ein neues Leben begann sich in Braunschweig zu entfalten. Man hörte von nahen Kriegesthaten, von schon vollendeten Rüstungen dazu. Viele junge Soldaten in Adalberts Gefolge, sprengten durch die Gassen der Stadt, mit jedem Tage ward der wackre Balderich erwartet, der seine Schaar, im Halberstädt'schen geworben, herbeiführen sollte, um unter Adalberts Anführung zu dem Heer des Herzogs zu stoßen. Und zwischendurch die glänzendsten Feste, die heitersten Gelage. Mathilde und Adalbert waren zu stolz, um die Zeichen ihrer Liebe unter ängstlichen Vorsichtsmaaßregeln begraben zu halten. Ihrer Größe bewußt, ließen sie die Welt von sich denken, wie es eben in deren Vermögen stand, zufrieden mit einem Götterleben unter wechselnder Gefahr und Seeligkeit.
An einem der fröhlichen Abende, welche der Abglanz jener Lust herbeiführte, tanzte Alwin mit Alinen. Er verlor sich Heut mit süßer Wehmuth in das Anschau'n der immer bleichern, immer lieblichern Gestalt. Hart schien ihm seine eigne Berührung, indem er sie durch den Reigen führte, zu grell der Lichtschimmer auf so milden Zügen, nichts im Saale zart genug für seine holde Gefährtin.
Da trat Friedebert, durch den Wein von aller Blödigkeit entzaubert, während einer Pause des Tanzes zu Alinen. Ihr Freund bemerkte, daß sie nach den ersten Worten gleich das Gesicht erröthend und unwillig umwandte, wodurch sich aber Friedebert gar nicht im Reden stören ließ. Alwin trat hinzu, und vernahm plumpen Spaß über Anselmo's Entfernung. Ich hoffe, Friedebert, sagte er, Ihr vergeßt die Achtung nicht, die Ihr meiner Tänzerin schuldig seid. Euer Gespräch mißfällt ihr; habt Ihr das bis jetzt noch nicht bemerkt, so macht Euch nun meine Warnung fein zu Nutze.
Freundchen, rief Friedebert, Ihr thut ja gewaltig zornig. Aber auf Euer Wort kann ich so gradehin nicht glauben, daß mein Gespräch der Dame mißfalle. Es handelt –
In der That, sprach Aline, es mißfällt mir, es beleidigt mich. Thränen füllten bei den letzten Worten ihre Augen.
Es verändert sich Alles, rief Friedebert. Man darf hier vielleicht Anselmo's nicht mehr erwähnen. Der Herr Bräutigam dort und ehemalige Vertraute ist wohl sein Nachfolger geworden.
Genug, sagte Alwin, mit unterdrückter Wuth, und flüsterte leise in des frechen Ohr: Mit hinaus! Die Nacht ist mondhell, unsre Klingen leuchten ausserdem wohl genug.
Der berauschte Friedebert wollte ihm folgen, aber andre junge Edelleute traten dazwischen, und erinnerten den zürnenden Alwin an seines Gegners Zustand, wie auch an die Ehrfurcht, die er Mathildens Feste schuldig sei. Man bestimmte daher eine Stunde des folgenden Morgens, wo man sich in der Reitbahn treffen wolle, dem Schauplatz aller ritterlichen Uebungen dieses jungen Adels, wozu man billig auch den ernstern Kampf mit scharfen Klingen zählte.
Aline hatte wohl bemerkt, weshalb der hitzige Wortwechsel so schnell verstummt war. Sie fragte jedoch ihren Freund nicht danach, eine würdige Tochter Balderichs, welche keine Frauenvermittlung in den Streit der Ehre zu bringen wagte, ob er gleich um ihrentwillen begonnen war. Auch verbarg sie die ganze Sache sehr geschickt vor Beatrix, und man ging heiter auseinander, indem sie dem jungen Ritter halb ängstlich, halb lächelnd zuflüsterte: viel Glück auf Morgen.
Die Kampffertigen СКАЧАТЬ